ADHS-Mini-Notschule

17.09.2010 18:11
#1
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Zweiter Versuch ...

Die Eltern, deren Kinder seit Montag auf der Straße sitzen, weil die Mini-Notschule ihre Pforten schließen musste, wollen sich wehren. Und das sollen sie auch! Ich bitte Euch, ihnen zu helfen. Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten - hier im Forum fallen mir auf Anhieb schon mal drei ein.

Man kann eine pm an Krümel schicken und nachfragen, was genau denn hilfreich wäre ...
Man kann sich in Krümels Thread (Eltern der Kinder auf der Straße) mal kräftig Luft machen ...
Und man kann seine Bestürzung über die Schließung der Mini-Notschule und die Frage nach dem "Was nun?" hier in diesem Thread anonym veröffentlichen. Wie das geht? Ganz einfach: Schreibt eine Mail an mich, ich stelle Euren Text mit meinem Nick ein.

Die Texte, die mir geschickt werden, sind damit für eine anonyme Veröffentlichung (zunächst hier im Forum, dann durch die Eltern in geeigneten Medien) freigegeben.

Ich zähle auf Euch ...
Susanne


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17.09.2010 18:12
#2
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Mein Kind hat 2,5 Jahre lange die Mininotschule besucht. Inzwischen besucht dieses Kind, das damals nur noch ein Häufchen Elend war, ein ganz normales staatliches Gymnasium und hat dort trotz schwieriger Umstände – ADS’ler mit Komorbiditäten haben es bekanntlich nicht gerade leicht an staatlichen Schulen – schon drei Jahre geschafft.

Damals aber sah die Welt noch anders aus. In der dritten Klasse bekam mein Kind eine problematische Lehrerin, eine Frau, die schon eine dicke Akte hatte aufgrund vieler Vorfälle in der Vergangenheit. Die bisher sehr gut funktionierende Klasse kippte, es herrschte ziemliches Chaos, worauf die überforderte Lehrerin mit heftigen Ausrastern reagierte und kaum noch normalen Unterricht hielt.

Die Schulleitung reagierte trotz mehrfacher Beschwerden einzelner Eltern und durch den Elternbeirat nicht weiter. Eine Gruppe von Eltern, darunter auch wir, schaltete dann das Schulamt ein und wurde danach von dem Schulleiter massivst angegangen. Das Ganze ging über Monate, viele Kinder litten unter psychosomatischen Beschwerden, aber unser Kind, das durch das ADS in Verbindung mit weiteren Komorbiditäten sehr sensibel ist, brach komplett zusammen. Es konnte nicht mehr essen, nicht mehr schlafen, zeitweise vor lauter Panik das Haus nicht mehr verlassen, hatte Kopf- und Bauchschmerzen und konnte absolut nicht mehr zur Schule gehen.

Damals äußerte das Kind mehrfach, nicht mehr leben zu wollen, und wir hatten große Angst, dass es tatsächlich vor den Zug springen würde.

Die Mininotschule war für unser Kind die Rettung. Ich erinnere mich gut an die ersten Tage: da gab ich ein vollkommen verängstigtes und abgemagertes Kind in die Hände der Mininotschulmitarbeiterinnen, manchmal gab es sogar Tränen, weil mein Kind nicht bleiben wollte, aber es klappte.

Nach relativ kurzer Zeit konnte dieses Kind wieder lachen. Es lernte unbeschreiblich viel in der Zeit auf der Mininotschule. Keine Therapie kann diese intensive psychologische Betreuung und Schulung des Selbstmanagements so vermitteln wie die Mininotschule, denn eine ambulante Therapie findet in der Regel einmal wöchentlich für eine Stunde statt, die Mininotschule bietet ein Vielfaches davon. Auch heute noch profitiert mein Kind von den Verhaltensstrategien aus der Mininotschulzeit.

Für mein Kind hätte es keine Alternative zur Mininotschule gegeben. Das Jugendamt behauptete zwar zunächst, dass Hausunterricht auch in einer anderen Form möglich gewesen wäre, musste dann aber zugeben, dass hierfür überhaupt kein Personal vorhanden ist. Ein stationärer Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie wäre bei der Gesamtdiagnose unseres Kindes eher kontraproduktiv gewesen, weil die unfreiwillige Trennung vom Elternhaus ein weiteres Trauma ausgelöst hätte und ein Training unter den realen Lebensbedingungen gar nicht möglich gewesen wäre. Abgesehen davon wäre ein stationärer Aufenthalt um ein Vielfaches teurer gewesen als der Hausunterricht an der Mininotschule.

So gesehen erspart die Mininotschule den Kostenträgern sicher einen sechsstelligen Betrag pro Jahr an Ausgaben.

Bei meinem Kind ist das Ziel der Rückintegration vollständig gelungen. Es wird voraussichtlich ein gutes Abitur machen und in einem Beruf bestehen können, somit auch den Sozialkassen Einnahmen bringen. Es nimmt trotz seiner Einschränkungen am normalen Leben teil und liegt in keiner Weise einem Kostenträger „auf der Tasche“.

Ohne Mininotschule würde mein Kind möglicherweise nicht mehr leben.

Es darf nicht sein, dass dieses Projekt stirbt, weil Beamte – Staatsdiener immerhin – die Mininotschule bewusst kaputtsparen. Ich wünschte, alle Verantwortlichen müssten auch nur eine Woche lang in meinen damaligen Mokassins leben, oder in denen der aktuellen Mininotschulfamilien. Nur eine lächerliche Woche lang das ertragen, was diese Familien, diese Kinder und die Eltern, erdulden, erleiden, aushalten. Sie würden nie wieder in den Spiegel schauen vor Scham, dass sie das Leid nicht gelindert haben.


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17.09.2010 18:15
#3
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Warum geht unser Sohn in den Hausunterricht mit besonderer Betreuungsform (Mini-Notschule, die man so nicht nennen darf)?

Vor 2 Jahren wurde unser Sohn in eine Grundschule eingeschult. Trotz vorheriger Ablehnung des Schulleiters, der unsern Sohn auf Grund seiner ADHS Erkrankungen mündlich ablehnte. Hier war der Weg der Schulleitung inkl. der Lehrerin vorgezeichnet. Sie wollten nie, dass unser Sohn in diese Grundschule geht. Daher wurde angefangen unseren Sohn so unter Druck zu setzen und zu mobben, dass er stark depressiv wurde. Nach drei Monaten mussten wir unsern Sohn krankschreiben, da er diesem Druck der Pädagogen nicht mehr standhielt. Hier kam dann das Schulamt ins Spiel, mehrere Versuche mit massivem Einschüchterungen vom Schulamt unsern Sohn in eine E-Schule abzuschieben scheiterten an unserm Widerstand der nur mit Rechtsanwalt durch zu setzten war.

Nach dieser Odyssee, die nur ein kleiner Ausschnitt der Auseinandersetzung von 4 Monaten mit dem Schulamt war, haben wir es geschafft unsern Sohn nach Esslingen zur bringen.

Wir hatten das Glück, dass das Jugendamt die Kosten nach § 35 übernommen hat. Dieses Jugendamt spielte bisher als Partner mit. Das Schulamt versuchte mit allen Mitteln, das System und deren Angehörige zu schützen.

Nach mehreren Wochen in Esslingen stellten sich die ersten positiven Resultate ein. Unser Sohn überwand seine Depressionen und gewann mit jedem Tag mehr Freude am Leben zurück. Die Betreuung für unsern Sohn war ADHS gerecht und er schaffte es auch wieder Freude am Lernen zu entwickeln.

Von Anfang an war die Lehrerversorgung in Esslingen katastrophal. Im zweiten Schuljahr genehmigte das Schulamt Esslingen für unseren Sohn 1 Schulstunde nach § 21 des Schulgesetzes Baden-Württemberg. Üblich bei Erkrankungen im Hausunterricht sind pro Schüler 6-8 Stunden/Woche. Dies würde sich entsprechend potenzieren mit der Anzahl der Schüler.
Rechnerisch käme man dementsprechend bei der jetzigen Anzahl der Schüler auf 18-24 Wochenstunden, die ein Lehrer hier unterrichten müsste.

Das Schulamt Esslingen hat, seit unser Sohn nach Esslingen geht, nicht annähernd die Stundenanzahl durch Zuteilung von Lehrkräften erbracht. Man könnte das Gefühl bekommen, dass bei einer Wochenstunde das Schulamt das geltende Gesetz bricht.

Bisher haben die eigentlichen Betreuer diese Leistung erbracht, die laut Schulgesetz die Öffentliche Hand leisten müsste. Diese massive Unterversorgung mit Lehrkräften ist einer der Gründe für die Schließung; ebenso die schlechte Zahlungsmoral von einigen Landkreisen, die nach § 35 a SGB VIII hierzu verpflichtet sind.



Erhaltet die Mini-Notschule!!!


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17.09.2010 18:16
#4
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Hilfe gesucht ...

Wir (Eltern von ADS/ADHS Kindern) suchen dringend Mithilfe und Unterstützung im Kampf für unsere Kinder. Sie sitzen seit vergangenen Freitag ohne Schule da, weil irgendjemand meint, er müsse das Superprojekt "ADHS-Mini-Notschule" kaputt machen.

Die Mini-Notschule ist eine Schule für Kinder mit ADS/ADHS (Hausunterrichtsgruppe der besonderen Betreuungsform), wo die Kinder den ganz normalen Unterrichtsstoff lernen und gleichzeitig aber auch gestärkt werden.

Mein Sohn war nun 3 Jahre dort. Er war, als er dort ankam, sehr stark traumatisiert und selbstmordgefährdet. In den 3 Jahren hat er solche Fortschritte gemacht, hatte wieder sehr viel Spass am Leben und vor allem am Lernen. Die Kinder der Mini-Notschule werden so behandelt wie sie wirklich sind. Als Kind – als Mensch. Sie werden nicht als Monster etc. hingestellt. Wirklich super.

Und das soll jetzt alles vorbei sein?

Nein!!!! Das darf nicht sein. Ich - und ich denke, ich spreche so manchem Elternteil aus der Seele - lasse mein Kind / unsere Kinder der Mini-Notschule nicht mehr kaputt machen, nicht in ein Heim stecken weil es bequemer ist für das Jugendamt. Die zahlen lieber 4000,- €uro im Monat für ein Heim wie 500 - 1000,- €uro für eine Schule. Unsere Kinder haben genauso ein Anrecht auf eine vernünftige Schulbildung wie Kinder aus der Regelschule.

Für alles hat man Geld aber unsere Kinder werden hängen gelassen.

Wir Eltern suchen ganz dringend Hilfe. Hilfe für unsere Kinder.

Es kann nicht sein, dass unsere Kinder jetzt so hängen gelassen werden, nur weil sie anders sind.


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