Neu, aber altbekanntes Problem hier

28.11.2010 18:55
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mariendistel ( gelöscht )

Hallo,

ich bin Mutter und habe selbst ADS.
Mein Sohn geht jetzt in die 5. Klasse Gymnasium. Was sich bereits in der Grundschule - ach, was sage ich - schon im Kindergarten abgezeichnet hat, schlägt jetzt voll durch. Mein Mann wußte bisher immer eine Testung und therapeutische Behandlung zu verhindern (muß gestehen, ich war mir selbst nicht sicher, ob das wirklich notwendig ist), aber jetzt gehen wir es an.
Die Probleme sind wahrscheinlich jedem hier ein Begriff: schlampig ohne Ende, Ausraster und Schreikrämpfe, teils mit Aggressionen, Lügen usw., das volle Programm...unser Leben ist nicht glücklich und ich kann sehen, daß unser Sohn auch alles andere als wirklich glücklich und unbeschwert ist. Trotz vorhandener Intelligenz versaut er sich durch Schlampigkeit und Fahrigkeit (beim Lernen und in den Arbeiten) eine Note um die andere. Gott sei Dank scheint uns das Schicksal vom "H" im AnDersSein verschont zu haben, sonst wäre ich schon durchgedreht.

Ich selbst bin erst Anfang 30 diagnostiziert worden und habe in Therapie gute Kniffe gelernt, wie ich mein Handicap kompensieren kann. Diese Kniffe sind halt großteils eher für Erwachsene geeignet, bei einem Kind fehlt dazu weitestgehend die Einsicht. Meine Mutter hat es durch eiserne Disziplin geschafft, aus ihrem kleinen Schlampamperl eine einigermaßen annehmbare Schülerin zu machen, trotz ADS. Aber ich kann mich nicht erinnern, daß ich jemals auch nur im Ansatz so gewesen wäre, schulisch oder privat, wie mein Sohn jetzt ist.

Wie auch immer, ich möchte für mein Kind therapeutische Hilfe, doch wir wohnen auf dem Land. In diesem Landkreis gibt es keinen Kilometer Autobahn, keinen MediaMarkt, Real oder Ikea...tja, auch Kinder- oder Verhaltenstherapeuten sind sehr rar gesät. Selbst wenn ich morgen ein positives (negatives) Testergebnis hätte, machte man mir wenig Hoffnung, vor dem Sommer nächsten Jahres einen Platz zu bekommen.
Mir ist klar, daß ich als Mama keine "Eigentherapie" veranstalten kann, dazu habe ich viel zu wenig Abstand zu Situation und Kind.
Aber kann mir jemand Maßnahmen aus der Verhaltenstherapie sagen, die man daheim gut anwenden kann, die auch durchführbar sind und die aus eigener Erfahrung gut geklappt haben?


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28.11.2010 22:27
#2
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Hallo Mariendistel,

herzlich willkommen hier im Forum !

Ich finde, ihr seid auf einem guten Weg. Du hast durch deine eigene Diagnose ein Wissen um die Störung und weißt auch selbst, wie es sich "anfühlt".

Bei den ADS'lern ist Motivation sehr, sehr wichtig. Und mal ehrlich, was gibt es langweiligeres als Hausaufgaben ? Wir sind mit Punkteplänen ganz gut gefahren, dabei ist vor allem bei Kindern, die das noch nicht aus der Therapie kennen, folgendes wichtig:

- Kurze, überschaubare Zeiträume, also nicht: "wenn du im Dezember alle Hausaufgaben machst, dann.... ". Da ist dann die Belohnung zu weit weg, das hält er nicht durch. Besser, je nach Leidensdruck: "Wenn du heute nachmittag alle Hausaufgaben schaffst, dann...., oder "für die Erledigung der Mathehausaufgaben bis soundsoviel Uhr gibt es einen Punkt".

Die Belohung soll anfangs auch recht schnell erreichbar sein, beispielsweise gibt es bei fünf Punkten einen DVD-Nachmittag oder was auch immer.

- Klare Ansagen, also nicht "wenn du die Hausaufgaben zügig und ohne Theater machst, dann...", sondern: "wenn du die Hausaufgaben A, B und C bis XY ohne Brüllen machst, dann..."

- immer positiv formulieren, nicht "du hast heute sowieso so viel auf, fang endlich an", sondern "jetzt mach mal XY, dann ist schon mal was weggeschafft".

Ich fühle mit dir, es ist soooo nervig , wenn meine Kinder die Schule hinter sich haben, gibt es hier eine dreitägige Party !

LG, Mandelkern


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