plötzlich extremer Aufräumwahn...
Hallo,
kurz zu mir und meinen Jungs...
Ich heiße Melanie, bin 34 J. alt und alleinerziehende Mama von zwei Jungs (6J,2,5J).
Seit der Geburt meines 2. Kindes habe ich Depressionen und angststörungen, seit 1 J bin ich deswegen in Behandlung. Mein großer hat ADHS und geht seit 1,5 J. zur Ergotherapie seit dem 27.1. nimmt er Methylpheni TAD 10mg.Erst 5mg morgens, seit 30.1. 10mg morgens und seit dem 2.2 10mg morgens und 5mg mittags. Bissher kam er ganz gut damit klar.
Aber heute hat er ein Verhalten gezeigt das mich echt erschreckt hat und mir große Sorge bereitet.
Er hat seine Tbl. heute gegen 12 uhr anstatt um 7 uhr genommen.gegen 14:30 kam meine Mutter um ihn abzuholen, wir hatten kurz vorher angefangen aufzuräumen. Er hat ganz eifrig mit geholfen, aber plötzlich hat er sich da total rein gesteigert, musste alles aufräumen und weg legen was nicht an seinem Platz war. Selbst das Spielzeug von seinem Bruder konnte er nicht im Wohnzimmer stehen lassen als er 5 min nicht damit gespielt hat. Dann hat er geäußert das er irgendwie wütend ist. Ich wollte ihm helfen die wut los zu werden (das kennen wir schon und klappt eigentlich gut), aber er wollte nicht, er rannte mit geballten Fäusten durch die Wohnung und wollte immer weiter aufräumen. Ich hab meinen Sohn nicht wieder erkannt. Er wurde dann total blass, hat schneller geatmet und hatte auch nen komischen Blick und seine Augen wanderten wie wild durch die Gegend. Ich hab versucht ihn zu beruhigen ohne Erfolg. Ich hab ihn das fest gehalten, er hat sich natürlich gewehrt und fing dann fürchterlich an zu weinen. Er ist dann in sein Zimmer gegangen und hat sich unter seiner Decke versteckt und weiter geweint. Ich wollte ihn trösten und beruhigen was sonst immer funktioniert hat, aber er hat mich angeschrien das ich aus seinem Zimmer gehen soll. Nach 15 min hatte er sich etwas beruhig und kam aus dem Zimmer. Er schien immernoch wütend zu sein (seine Sprache,sein Blick und Körperhaltung) aber er sagte er ist nicht wütend, er wollte dann direkt weiter aufräumen. Wir sind zu meinen Eltern gefahren, waren draußen und er hat Nintendo gespielt, da war alles gut. Als wir wieder zu Hause waren wollte er direkt wieder aufräumen und konnte sich schwer hin setzen. Durch Ablenkung hab ichs dann doch geschafft und ihn ins bett gekriegt wo er dann nach 5 min eingeschlafen ist.
Jetzt hab ich Angst ihm morgen früh seine Tablette zu geben, was ist wenn sowas in der Schule passiert?
Hat jemand Erfahrung mit sowas? Ist die Dosierung vielleicht zu hoch???
LG Mel
Hallo mel,
herzlich willkommen hier!
Es gibt viele Kinder, die erst unter der Medikation MERKEN, welches Chaos um sie herum herrscht, und wollen dann diese Unordnung beseitigen - genau wie das Chaos im Gehirn sich lichtet.
Es gibt auch viele Kinder, die SEHEN schon lange das Chaos, sind aber ohne Medikamente nicht in der Lage, aufzuräumen.
Dies kann natürlich bei Deinem Sohn der Fall sein. Das vermute ich sogar, weil es NACH der Unterbrechung bei den Großeltern genau so weiterging.
Die körperlichen Symptome lassen sich vermutlich auf eine Hyperventilation zurückführen, weil er sich so hineingesteigert hat:
er "durfte" nicht aufräumen, und Du hast ihn zudem festgehalten, was Kinder mit ADHS im schlimmsten Fall als traumatisierend erleben.
Die Medikation scheint mir nicht zu hoch, aber das ist individuell sehr unterschiedlich, manche brauchen sehr viel mg, andere "kratzen nur dran".
Alles KÖNNTE ganz harmlos sein, wenn Du ihn erstmal alles aufräumen lässt - es relativiert sich meisten schneller als der Mama lieb ist
Es kann allerdings auch Anderes dahinter stecken, was ich nicht beurteilen kann.
Deshalb würde ich an Deiner Stelle unbedingt heute den Arzt anrufen und die Hintergründe abklären.
Gruß
mama4kids
#3
Hallo Mel,
habe ich das richtig verstanden:
Momentan nimmt dein Sohn erst 10 mg, dann noch einmal 5 mg ? Und in der beschriebenen Situation hatte er die 10 mg-Tablette genommen, ungefähr 2,5- 3 Stunden vor dem Vorfall ?
Dann könnte es sich um den sogenannten Rebound handeln. Das ist die Viertelstunde (so zumindest die Erfahrung mit meinen Kindern), in der die Wirkung nachlässt und man sich etwas "verwirrt" fühlt. Viele Kinder haben gar keinen Rebound, manche recht stark, was aber durch die Reduzierung der Dosis gut aufgefangen werden kann, also genau so, wie ihr es eigentlich macht: nach den 10 mg noch einmal die geringere Dosis geben (natürlich mit dem üblichen zeitlichen Abstand !), damit das Kind "sanfter" aus der Wirkung herausrutscht.
Am besten lässt man das Kind in dieser Situation einfach in Ruhe sich abreagieren, der Spuk geht wieder vorbei. Festhalten ist absolut kontraproduktiv, das können ADS'ler in der Krise meistens gar nicht ertragen, daher wird dann alles nur noch schlimmer.
Konntest du denn schon ein Elterntraining machen ? Deine Kinder sind noch recht klein, du wirst das sicher noch brauchen können.
Alles Gute, viele Grüße
Mandelkern
Hallo Mama4kids,
vielen Dank für deine Antwort.
Das gleiche dachte ich auch erst, ich war nur so irritiert weil er sowas vorher nicht hatte und weil es so plötzlich und so heftig war. Es hat ihn wirklich jeder Krümel gestört und ich hätte ihn ja nicht fest gehalten aber er war echt weiß wie die Wand und die Atmung wurde immer schneller, ich hatte einfach Angst das er Hyperventiliert wenn ich ihn nicht zur Ruhe bringe.
Er hatte vor der Medikation öfter Wutausbrüche mit Gegenständen schmeißen,beißen, treten usw. da hat immer nur die Festhaltetherapie geholfen.
Heute morgen ging es ihm wieder gut, aber er hatte komischerweise immernoch das Bedürfnis alles aufzuräumen, er sagte es soll alles ordentlich sein.
Ich werd gleich mal den Putzlappen schwingen und gucken wie es nachher ist wenn alles aufgeräumt ist.
Den Arzt konnte ich heut leider nicht erreichen, aber wir haben morgen zum Glück einen Telefontermin.
Gruß
Mel
Guten Morgen Mandelkern,
vielen Dank auch für deine Antwort.
Es tut gut mal Meinungen von 'Gleichgesinnten' zu haben.
Du hast das richtig verstanden, nachdem ich hier gelesen hab hab ich auch an Rebound gedacht, aber es irritiert mich halt so das er ja abends weiter machen wollte mit ordnung schaffen und heut morgen hätte er auch gern wieder aufgeräumt.
Es war ja das erste Wochenende mit der Dosirung, wie es bissher in der Schule war wenn die Wirkung nachlies weiß ich leider nicht genau, werd nachher nochmal mit der Lehrerin sprechen.
Ein Elterntrainig mach ich diesen Monat mit der Ergotherapeutin. Ich dachte bissher ich hätte mich ganz gut über ADHS informiert, aber ich denke ich muß da noch einiges lernen.
Ich werd mir jetzt auch einen Gesprächskreis oder sowas suchen, ich glaub der Austausch ist ganz wichtig.
Ich tue mich etwas schwer damit die Diagnose zu akzeptieren, weil es immmer wieder Tage gibt an denen alles 'normal' ist und super läuft.
Liebe Grüße
Mel
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