Spontanremission möglich?

21.04.2013 09:37
avatar  ruth66 ( gelöscht )
#1
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ruth66 ( gelöscht )

eine Frage an die Admins:

Ist eine Spontanremission von ADHS möglich, also ein plötzliches Aufhören der Symptomatik, so im Sinne einer Heilung?

Unser Sohn ist fünf. Wir hatten ja vor einer Weile kurz Medis ausprobiert, aber nach kurzem Erfolg waren die Nebenwirkungen so schlimm, dass wir aufgehört haben. Unser KiGa ist super und den Schuldruck haben wir ja noch nicht. Er hat vom kinderpsychiatrischen Zentrum hier die Diagnose "Verdacht auf ADHS". Sein Verhalten entsprach vollständig dem Muster, das haben alle Beteiligten (auch der KiGa) geäußert.

Nachdem wir mit den Medis aufgehört haben (vorher war ein halbes Jahr so schlimm, dass es kaum noch auszuhalten war), war er plötzlich "normal": etwas impulsiv und immer noch wild und lebhaft, aber im Normbereich. Ich glaube, jeder hier weiß, dass "normale" lebhafte Kinder und ADHS-Kinder ein Unterschied wie Tag und Nacht sind. Das geht jetzt so seit Januar. Wir haben drei Kinder und plötzlich ist ein normales Familienleben möglich.

Bessere und schlechtere Phasen haben sich immer abgewechselt, aber eine "normale" (entschuldigt das Wort "normal", aber ich weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll) Phase war noch nicht dabei. Vielleicht ist es ja nur eine gute Zeit, die wieder verschwindet, das ist meine Sorge. Aber gibt es eine spontane "Heilung"?

Die Ärztin meinte nur, dass sich wahrscheinlich meine Haltung gegenüber meinem SOhn verändert hat und deshalb wäre er plötzlich anders (sie kennt ihn kaum, da seine alte Ärztin weggezogen ist), aber das ist Quatsch. Wir hatten immer ein Ja zu unserem Kind und haben immer versucht uns all die guten Seiten vor Augen zu halten. Die Ärztin ist der Meinung, eine spontane Heilung gibt es nicht.


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21.04.2013 16:39
avatar  Henni ( gelöscht )
#2
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Henni ( gelöscht )

Sollte es sich tatsächlich um AD(H)S handeln, schließe ich mich der Meinung der Ärztin an.
LG, Hennis Mama


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22.04.2013 00:03
#3
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Hi ruth66,

es ist auch für Fachleute mitunter schwierig, ADHS-Symptome von einer ADHS zu unterscheiden. Das kann dann der Fall sein, wenn "Verdacht auf ADHS" dort steht, wo eine Diagnose hingehört.

Eine ADHS ist - mal ganz globalgalaktisch ausgedrückt - eine Abweichung von der Norm im Neurotransmitterbereich und ist nicht heilbar, aber therapierbar. Manchen Menschen mit ADHS gelingt es, im Leben genau die Nische zu finden, in die sie reinpassen. Mit der Zeit verbessern sich die Symptome. Dann ist die ADHS aber nicht geheilt, sondern nur kompensiert.

ADHS-Symptome sind einzelne Symptome, die auf eine ADHS hindeuten. Davon gibt es weit über hundert. Wenn man nun zehn auf einmal am gleichen Kind entdeckt, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine ADHS handelt. Die Einleitung einer ADHS-Therapie ist jedenfalls besser, als gar nichts zu tun.

Einzelne ADHS-Symptome hat jeder mal, sonst wäre er nicht normal. Diese werden auch durch Faktoren im sozialen Umfeld ausgelöst. Ändern sich solche Faktoren wieder, können die ADHS-Symptome rückläufig sein. Auch hier würde ich nicht unbedingt von einer Heilung sprechen, denn es lag ja keine Krankheit vor.

Spontanheilung bei ADHS? Nein. Abklingen einzelner Symptome? Ja. Und der Grund hierfür kann durchaus sein, dass sich eine Winzigkeit in deinem Verhalten gegenüber deinem Kind geändert hat.

Viele Grüße
Susanne

LÄCHELN! Morgen wird noch schlimmer!


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22.04.2013 10:50
avatar  ruth66 ( gelöscht )
#4
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ruth66 ( gelöscht )

Unser SOhn war von Mutterleib an mit nahezu allen ADHS-Symptomen auffällig, deswegen ist es sehr komisch. Und es liegen auch keine sozialen (familiären) Risikofaktoren vor (wobei wir natürlich alles andere als perfekt sind).

Selbst andere Menschen haben gestaunt, wie extrem sich das Kind im Mutterleib verschiebt und ich wusste schon damals, dass das Kind wohl aktiv wird. Ich hatte danach noch zwei Schwangerschaften und daher einen Vergleich.

Er war ein typisches Schreibaby und nur durch das Tragetuch war Ruhe möglich. Er war extrem aktiv, wenn er wach war und schnell von allen Reizen erledigt. Weder im Kinderwagen noch im Bett konnte er runterfahren. Schon mit 7 Mo hatte er immer den Zug zu anderen Babys und hat begonnen, diese zu beißen. Es war sehr anstrengend, aber wir haben das für Kontaktverhalten gehalten.

Mit 1,9 wurde er sozial auffällig: kein Spielplatzbesuch ohne Schwierigkeiten, permanentes im Augebehalten. Beißen, hauen, kratzen, alles bei anderen Kindern. Daueraufmerksamkeitssuche zuhause. Wir versuchten geduldig, aber konsequent zu sein. Er wurde älter und konnte die Grenzen anderer Kinder nicht spüren. Er fuhr einfach weg mit dem Laufrad (weite Strecken), war aufgekratzt und getrieben. Im Kindergarten waren sie geschult und haben uns gebeten, auf ADHS testen zu lassen.

Er bekam einen "Verdacht auf", denn erst im Schulalter gibt es eine echte Diagnose. Jeder Entwicklungsschritt war irgendwie anders und schwierig: das Sauberwerden, sprachlich ist er nicht auf dem Stand (wobei er kognitiv im guten Durchschnitt liegt) u.a..

Es gibt noch zwei Mädchen bei uns (3 und 1), die völlig normal entwickelt sind. Im Kindergarten wird unsere 3-Jährige als eines der einfachsten und fröhlichsten Kinder beschrieben, die bei allen Kindern beliebt ist, und das, obwohl es bei uns so laut und oft verrückt zugeht :-)

Letzten Herbst und Weihnachten war es so schlimm, dass wir Medikamente ausprobiert haben. Ich hatte sehr viel Hoffnung da hinein gesetzt und als auch das nichts war, bin ich in ein echtes Loch gefallen für mehrere Tage. In diesen Tagen war meine Haltung meinem Sohn gegenüber sicherlich nicht mehr gut. Aber das Kind wurde anders.

Sohni war in allen Bereichen des Kindergartenalters für ADHS auffällig, nur im emotionalen Bereich hatte er gute Werte.

Was soll das denn gewesen sein, wenn nicht ADHS. Meine Befürchtung ist eher, es ist einfach eine richtig gute Phase. Aber schön wäre schon, wenn es einfach nur Symptome wären, von denen die meisten nun verschwunden sind...


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