Ritalin - Wunderwaffe oder Pharma-Mist - Antwort

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05.10.2006 09:26
#11
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hallo christian,
das "problem" mit der appetitlosigkeit und einschlafstörungen haben wir auch, ABER: mein sohn war schon IMMER ein "schlechter esser" und schon IMMER eine "nachteule"! was haben wir uns alle gequält, um das kind mal um 20 uhr im bett zu haben?!?! mit dem ergebnis, dass er dann morgens um 4 uhr quietschfidel bei uns am bett stand und strahlend meinte "und?was machen wir jetzt??"

mittlerweile haben wir es aufgegeben und einfach akzeptiert, dass er wohl weniger schlaf braucht, als seine altersgenossen. er ist jetzt 10 jahre alt und schläft NIEMALS vor mitternacht ein, kommt aber trotzdem morgens um 7 einigermassen aus den federn! einzige bedingung: er darf abends nicht fernsehen oder computerspielen oder sowas, sondern muss im bett bleiben. dort kann er lesen oder cd hören bis er einschläft.

und das thema essen: er schafft es, einen oder mehrere tage so gut wie garnichts zu essen! ein paar kleine häppchen "muss" er aber zu sich nehmen - sozusagen als "pflichtprogramm", damit der magen sich nicht irgendwann selber verdaut. ansonsten lassen wir ihn! dafür hat er dann alle paar tage mal einen richtigen "fress-flash" und futtert unmengen in sich hinein! und das dann meistens irgendwann nachts zwischen 23 und 24 uhr ... mir wird dabei schon vom zusehen schlecht, aber wir lassen ihn mittlerweile einfach! denn ständig das thema essen zu diskutieren macht auch keinen sinn! ich hab dazu meine kleine theorie aufgestellt: er macht es wohl so wie schlangen: einmal in der woche futtern die ne maus (oder ein kalb) und den rest der woche verdauen sie das dann!

klar ist das ziemlich unkonventionell, aber mit der zeit gewöhnt man sich daran! und ich hoffe immer noch so ein klein wenig auf die pupertät, denn dann fangen die meisten jungs dann richtig zu futtern an! vielleicht wird er dann auch mal etwas mehr als 28kg auf die wage bringen und man kann nicht mehr jede rippe zählen!

aber beide problemchen sind nicht erst mit den medis aufgetreten, sondern waren schon vorher da!

ein großer schritt für uns eltern von adhs kindern ist glaube ich, akzeptieren zu lernen, dass bei unseren kindern vieles nicht nach schema-f läuft! und wir müssen damit aufhören, immer und immer wieder zu versuchen, unsere kinder in dieses schema pressen zu wollen, denn dann macht UNS fertig (weil es nicht klappt) und unsere kinder krank (weil wir ihnen etwas aufzwingen wollen).

ich wünsch dir viel erfolg bei deinem gespräch mit tim`s mum und euch beiden die nötige gelassenheit, um für euren junior das richtige zu entscheiden!


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05.10.2006 09:40
#12
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Hallo Christian,

Susanne eine Hexe? Nö, sie hat nur ein sehr fundiertes Wissen - auch wenn das vor einigen Jährchen vielleicht gereicht hätte, sie als eine solche zu ... AAAAHHHH - allein der Gedanke, wieviel Wissen die Menschheit damit zerstört hat...(Du bist ja auch kein Vampir, nur weil Du nachts ins Forum schreibst, oder? ODER?)

habe den Auftrag von meinem 16-jährigen Sohn, Dir zu sagen, dass zwischen Methylphenidat (um hier nicht schon wieder einen Markennamen wie Ritalin oder so zu nennen) und Kokain ein gravierender Unterschied besteht: Kokain betäubt und macht süchtig (hat er gelesen), Ritalin (uups) macht wach und man ist (in dem Alter jedenfalls) froh, wenn man es NICHT nehmen muß.

Klar ist es in erster Linie ein guter und verständlicher Gedanke, wenn Du nach Alternativen suchen willst. Nur: es wird keine Alternative geben, die wirkungsvoll und dauerhaft Erfolg zeigt. - Es gibt genug Leute im Bekanntenkreis, die diverse "Mittelchen" aus verschiedenen Gebieten der "Heilkunst" ausprobiert haben. Die fast einstimmige Meinung dieser Leute: VERGISS ES! Es gab zwar immer wieder mal kleine Veränderungen, aber nichts anhaltendes außer ein Loch im Geldbeutel.
Nicht alle Kinder mit ADS brauchen Medis - eine meiner Töchter kommt gut zurecht ohne Medi - ABER WENN Dein Sohn Medis braucht, probier nicht lange rum - es vergeht zu viel wertvolle Zeit! Wenn Du einen erfahrenen Arzt hast, wird er schon langsam anfangen mit den Medis, das ist der normale Weg. Man steigert dann bis zum gewünschten Erfolg, und den sehen in erster Linie die Eltern und die Lehrer, auf deren Rückmeldung der Arzt angewiesen ist, um die richtige Dosierung zu finden.
Und Deine Sorge wegen der Nebenwirkungen kann ich vielleicht relativieren mit dem Hinweis: (ich weiß, Du bist der VATER, aber vielleicht kennst Du ein weibliches Geschöpf, das die PILLE nimmt?) guck doch mal den Beipackzettel der sg. PILLE an - wenn das alles eintreten würde, würde ja keine Frau mehr.....

Freu Dich wenn es regnet - Es regnet auch, wenn Du Dich nicht freust!


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05.10.2006 10:19
#13
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Hallo Christian,

die anderen haben schon super kompetent geantwortet, da würde ich nur wiederholen. Bei zwei Sachen aber möchte ich einhaken:

Appetitlosigkeit:

Im Gegensatz zu Käferles Sohn ist meine Tochter von Geburt an ein unglaublicher Vielfraß . Nur - sie ist extrem zierlich und dünn, man meint echt, der Wind würde sie wegwehen. Ich werde sehr oft gefragt, ob sie denn genug esse - wenn ich anfange, aufzuzählen, werden die Augen des Gegenübers immer größer. Glauben kann es nur jemand, der dieses Kind einmal beim genüßlichen Essen erlebt hat - NIEMAND weiß, wo sie das hinfuttert.

Als sie erstmals Medis bekam - anfangs kam sie mit Therapie alleine aus - war sie in einer schweren Krise, sah dadurch auch noch bleich und unglücklich aus. Und - sie hörte auf zu essen . Wir Eltern waren echt in Panik, abgesehen davon, dass vor allem ich nächtelang mit mir gerungen habe - Psychopharmaka für mein Kind, und das, wo ich allgemein extrem vorsichtig mit Medikamenten bin ? Das dünne Kind wurde noch dünner, Hilfe ! Meine "schlauen" Eltern sahen sie in der Zeit (wir haben wenig Kontakt) und fuhren prompt schwere Geschütze auf, dass wir quasi das Kind um die Ecke bringen, weil wir einer dubiosen Psychologin vertrauen - es ging rundherum ab bei uns !

Mühsam haben wir durchgehalten, um ehrlich zu sein vor allem deshalb, weil OHNE Medis unsere Tochter so durchdrehte, dass nichts mehr ging. Und plötzlich, nach ca. 4 Wochen, kam der von der Psychologin angekündigte Tag - unsere Tochter hatte Hunger . Sie aß und aß und aß.... und fortan aß sie auch unter Medikamenteneinfluss. Tagsüber ißt sie zwar weniger als früher, aber abends und nachts *winke@Käferle* ist bei uns in der Küche die 4. und 5. oder auch 6. Kinderfütterung des Tages.

Vielleicht hilft Dir das in Sachen Nebenwirkung ?

Erwachsene ADS'ler:

Ich wurde mit über 30 erst diagnostiziert. Gerade im Umgang mit meinen Chaoten ist mir das eine große Hilfe. Verwachsen hat sich bei mir übrigens gar nichts, im Gegenteil, manchmal habe ich das Gefühl, es bricht immer mehr aus . Irgendwann kam bei mir auch die Zeit, Medis zu nehmen. Auch wenn ich immer nur phasenweise Chemie einwerfe - ich bin sehr froh über diese Hilfe, denn ADS ist halt mehr als nur "ein bißchen Chaot sein".

Ach, und übrigens: Willkommen im Forum !

Viele Grüße,
Mandelkern



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