Wie spreche ich am besten mit Lehrern/ Betreuern?
Hallo, ich habe nochmal konkret Fragen, wie man am beten mit Lehrern bzw Betreuern über das Thema spricht. Anfangs habe ich noch nichts gesagt, weil ich wollte, dass mein Sohn ganz normal behandelt wird wie alle anderen Kinder. Bei einem Gespräch mit der Lehrerin über seine Probleme, sich im Unterricht zu konzentrieren bzw über seine Unruhe, Störung des Unterrichtes hatte ich erstmalig das Thema angerissen; dass wir zur ADHS- Diagnostik gehen, die Lehrerin hatte ja auch einen Fragebogen zum ausfüllen bekommen. Dann lief ja erstmal die Diagnostik und Zur zeit laufen noch psychol. Termine.
Ergebnis der ADHS-Diagnostik war ja gewesen, dass er Aufmerksamkeitsprobleme hat/ ADHS Anteile, dass die Diagnose ADHS aufgrund der vorliegenden Symptome nicht ausgeschlossen werden kann bzw der Verdacht besteht, aber es nicht eindeutig ist, weil er bestimmte Tests, wie die Logiktests sehr gut gelöst hat. Allerdings habe ich inzwischen viel gelesen darüber, dass ADHS-kinder sehr wohl zur Konzentration in der Lage sind für sie interessante Dinge. Also schliesst das eine das andere nicht aus. Auf jeden Fall liegen Probleme vor und es findet im Februar das nächste Gespräch in der Schule statt. Ich werde mit Sicherheit über das Thema sprechen, die Lehrerin will sicher wissen, wie es ausgegangen ist und es ist ja auch wichtig, dass sie bescheid weiss. Die Frage ist nur, wie man es am besten beschreibt, denn ich möchte nicht, dass er als "anders" eingestuft wird.
Des weiteren das Thema Betreute Grundschule. Er ist täglich nach dem Unterricht dort für mehrere stunden; und denen ist es natürlich auch aufgefallen, dass er kein ruhiges Kind ist, es gab schon mehrfach "Vorfälle", über die ich informiert wurde, allerdings gibt es die ja auch mit anderen Kindern, wie ich so mitbekomme; bisher habe ich dort nicht erwähnt, dass da ggf mehr hintersteckt als nur sein Temperament. Also, es waren so Infos wie " er war heute wieder ausser Rand und Band" "es gab Probleme bei der Essensausgabe, er wollte nicht warten und sich anstellen" usw. Heute gab es wohl Stress mit einem anderen Schüler, der aber wie ich weiss nicht ganz "ohne" ist, also öfter mal in Konflikte mit anderen Kindern steckt. Ich will damit nicht sagen, dass ich sicher bin, der andere habe angefangen, nur denke ich, das sich das eben nicht nur von einer Seite so ergeben hat. Fakt war wohl, dass es erstmal beim Essen so eine Unruhe gab und Streit/ Stress, dass er wohl aus dem Raum gehen sollte. Wie das genau war, weiss ich nicht. Mein Sohn erzählt mit, der andere Junge hätte ihn beschimpft und er hätte das auch zurückgesagt, dann hätte der andere zugehauen... ob das so war weiss ich nicht. Bisher sind mir auch derartige Konflikte noch nicht sooft zu Ohren gekommen; eher Verhaltensauffälligkeiten von ihm, nicht in Bezug auf andere Kinder. Die Lehrerin hatte mir auch gesagt gehabt, dass er nicht mehr Konflikte mit anderen hat als andere, es wäre im "normalen" Rahmen. Und so wie ich das mitbekomme, ist er zu anderen freundlich und aufgeschlossen. Das sagte mir auch die Lehrerin. Gewisse Konflikte unter Kindern sind ja normal.
Allerdings habe ich aufgrund der öfter vorkommenden Informationen zu mir nun heute bei einer der Betreuerinnen angerissen, dass er bei einer ADHS-Diagnostik war und wir zur zeit psych. Termine haben. Sie sagte, sie finde es sehr gut, dass ich das sage und dass sie es wichtig finden, dass sie den Eltern Auffälligkeiten mitteilen; sie sei froh, dass es mir bekannt ist und ich schon "dran" bin. Ich sagte ihr auch, dass es mir wichtig ist, dass er wie die anderen Kinder behandelt wird, allerdings weiss ich, dass Kinder mit Aufenthaltsproblemen viel Lob brauchen für Dinge, die gut waren; als immer wieder negative Konsequenzen. Vielleicht denken sie dann doch mal anders nach, bevor sie ihn des Raumes verweisen oder eine Extraarbeit vergeben. Ich weiss definitiv, dass er grosse Probleme hat, bestimmte Verhaltensweisen zu kontrollieren und dass man sich selber als Erwachsener darauf einstellen muss. Wie soll er die Extraarbeit als Anlass nehmen, sich zu ändern, wenn er es nicht schafft, das Verhalten zu ändern? Wie erklärt man das, dass er genau damit Probleme hat?
Habt Ihr Erfahrungen damit, wie gut Lehrer sich heutzutage mit dem Thema Aufenthaltsstörungen auskennen? Er hat auch lt Psych. eine sogenannte Regulationsstörung/ eine niedrige Frutrationstoleranz. Spreche ich das an? Im Prinzip muss er es ja wie die anderen Kinder auch lernen mit frustrierenden Situationen klarzukommen aber er hat eben damit mehr Probleme, und im Prinzip ist es doch wichtig, dass die Lehrer darüber bescheid wissen? Weiteres Thema war bei dem ersten Gespräch auch, dass er in seiner Vergangenheit mit Verlusten klarkommen musste und immer noch muss (Trennung..), ich habe das Thema kurz erwähnt gehabt und die Lehrerin sagte dann" Der Vater sollte mir ins Boot kommen", was aber unmöglich ist. Man muss schon gucken, was man erzählt, und was nicht. Er soll nicht als anders behandelt werden, aber ich möchte auch, dass er eine gute Chance bekommt. Denn vom Stoff her kommt er sehr gut mit, es ist nur das Stören im Unterricht das Problem... Könnt Ihr mir dazu ein paar Tipps geben wie ich bei den Gesprächen am besten mich ausdrücke?
Vielen Dank schonmal für Ratschläge, bisher waren die immer sehr gut
LG Laura
#2
Hallo Laura,
aus meiner Erfahrung heraus habe ich im Laufe der Jahre gelernt, mich immer bedeckter zu halten.
Anfangs war ich so offen drauf wie du. Und musste erkennen, dass pädagogisches Personal bestimmte Satzbausteine immer sagt, oder vielleicht sagen muss:
Gut, dass Sie danach schauen lassen.
Er/sie muss natürlich auch lernen, dass....
Bedenken Sie, dass in 2/3/4/100 *g* Jahren alles noch viel schwerer sein wird, da muss er/sie auch noch xy können, da müssen wir rechtzeitig gegensteuern.
Ich finde ja, es man sollte über Medikation nachdenken (ODER: das Kind ist eigentlich ganz normal, das braucht doch keine Psychopharmaka).
In Ihrer Situation (Trennung/Hausbau/neues Kind/Berufstätigkeit/keine Berufstätigkeit/neues AUto *g*...) kommt es oft vor, dass Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten reagieren, die wollen Ihnen sagen, dass....
Sprich: ich dachte als junge Mutter, pädagogisches Personal sei wie ein guter Ratgeber für mich. Erziehungspartnerschaft eben.
Nur: keines meiner Kinder passte auch nur ansatzweise zu dem Standardprogramm, dass die Pädagogen draufhatten. Und wenn denen nichts einfällt, plappern die oft genauso ratlos herum wie die Bäckersfrau.
Ich bin/war daher zunehmend zurückhaltend mit Diagnosen. Meine Kinder sind reizoffen, haben eine Reizfilterschäche, sind leicht ablenkbar, mögen keine Menschenansammlungen, brauchen ihre Routinen, sind emotional etwas labil, leicht reizbar, brauchen Rückzugsmöglichkeiten, und so weiter. Wir arbeiten mit der Therapeutin dran, Punkt.
Solche Stichwörter genügen eigentlich sehr lange. Die Schule hat kein Recht auf einen Diagnosebericht, die Lehrkräfte müssen hinnehmen, dass die Eltern sich kümmern, und aus.
Vor allem im Grundschulbereich habe ich viel zu viele unfähige Lehrkräfte erlebt (nicht einmal nur bei meinen eher unauffälligen Kindern - die "offiziellen" ADHS'ler hatten es oft richtig schwer), der Datenschutz wurde nicht gut eingehalten (nichts ist schlimmer als überengagierte Elternbeiräte mit "perfekten" Kindern, die sich einbilden, die Eltern "gestörter" Kinder zu "unterstützen"), je nach Leerkraft hat das Kind dann einen Stempel weg.
In deinem Fall würde ich mich daher beschränken auf: "Mein Kind ist reizoffen, es braucht Rückzugsmöglichkeiten. Das könnten wir so oder so oder so lösen."
"Mein Kind ist spontan und regt sich schnell auf. Provokationen durch Mitschüler sollten möglichst schon beim Entstehen unterbunden werden."
Und so weiter.
"Bitte, liebe Lehrkräfte und Betreuungspersonal, meldet jeden Vorfall zeitnah, wir werden das dann mit unserer/m Therapeutin/en besprechen."
Ich finde, ihr seid auf einem guten Weg, das wird schon werden !
LG, Mandelkern
Hallo Laura,
bittebittebitte mache mehr Absätze in Deine Beiträge, sie sind sonst nicht lesbar - am Handy schon gleich zweimal nicht. Es ist schwierig, Sinn erfassend zu lesen, wenn man ständig in der Zeile verrutscht.
Inhaltlich kann ich den Ausführungen von Mandelkern voll zustimmen. Präzise gestellte Fragen sollte man möglichst ehrlich beantworten, aber mit weiteren Informationen sollte man sparsam umgehen.
Viele Grüße
Susanne
hallo Susanne; danke für den Hinweis, das wusste ich nicht werde in Zukunft darauf achten, mehr Absätze zu machen .
Man muss also versuchen, nur das Nötigste an Infos rauszugeben... Ist ein ganz schöner Zwiespalt, denn einerseits möchte man ja, dass die Lehrer auch um die Schwierigkeiten wissen, aber es sollte ja auch nicht nach hinten losgehen.
Es geht mir zum Beispiel darum, dass die Lehrerin gerne Extraarbeiten verteilt,wenn Kinder im Unterricht stören.. Das bedeutet für meinen Sohn natürlich zuhause noch mehr Hausaufgaben und ich habe nicht das Gefühl, dass das ein Lerneffekt ist, da er es einfach als zusätzliche Hausaufgabe sieht, was mehr Stress bedeutet aber nicht dass er ruhiger sein soll im Unterricht, er weiss wohl schon, warum er die Extra Aufgabe bekommt, aber aktiv etwas daran ändern tut es nicht.
Mir wurde bei der Beratung gesagt, dass man viel mehr die guten Dinge loben sollte, besonders bei Kindern mit Aufmerksamkeitsproblemen. Also beispielsweise " Du warst jetzt 20 Minuten ruhig und hast nicht gestört, klasse" oder ähnliches. Ich weiss aber nicht, ob Lehrer für sowas ein offenes Ohr haben...
LG Laura
#6
Hallo Laura,
Zitat von Laura S im Beitrag #5
Es geht mir zum Beispiel darum, dass die Lehrerin gerne Extraarbeiten verteilt,wenn Kinder im Unterricht stören.. Das bedeutet für meinen Sohn natürlich zuhause noch mehr Hausaufgaben und ich habe nicht das Gefühl, dass das ein Lerneffekt ist, da er es einfach als zusätzliche Hausaufgabe sieht, was mehr Stress bedeutet aber nicht dass er ruhiger sein soll im Unterricht, er weiss wohl schon, warum er die Extra Aufgabe bekommt, aber aktiv etwas daran ändern tut es nicht.
Im Idealfall kapiert die Lehrerin, dass dein Sohn nicht stört, weil er schlecht erzogen ist oder sie provozieren möchte, sondern weil seine ADHS-bedingte Impulskontrollstörung zuschlägt: es geht quasi mit ihm durch.
Da könnte die Lehrerin ein Auge darauf haben und ihn schon bei den ersten Anzeichen von Unruhe ablenken.
Da er in der konkreten Situation sich nicht steuern kann, nicht schnell genug auf Erfahrungen zurückgreifen kann, wird er auch nach 100 Zusatzaufgaben eben trotzdem nicht in der Lage sein, sich anders zu verhalten. Das ist klassisches ADHS, das ist einer der Hauptgründe, weshalb die Erziehung unserer Kinder eine erhebliche Herausforderung ist *seufz*. Genau diese Verhaltensänderung zu erreichen ist eines der Ziele der Therapie.
Wenn die Lehrerin unbedingt bestrafen will, dann vielleicht mit nur sehr, sehr geringen Zusatzaufgaben. Besser aber wäre vielleicht ein Botengang als "Strafe", oder sonst irgend etwas, was er SOFORT in der Situation machen könnte.
LG, Mandelkern
- Kinder mit ADHS - Selbsthilfe für Eltern - ARCHIV
- ADHS Selbsthilfe für Eltern - 2013, 2012, 2011
- ADHS Selbsthilfe für Eltern - 2010, 2009, 2008
- ADHS Selbsthilfe für Eltern - 2007, 2006, 2005
- Medis - Archiv 2008-2010
- Medis - Archiv 2005-2007
- Bücher
- Willkommen in unserem Forum
- Kinder mit ADHS - Selbsthilfe für Eltern
- Selbsthilfe für Erwachsene mit ADHS
- Frauen und Mädchen mit ADHS
- Diagnostik, Therapie, Medikation
- ADHS und Autismus
- Plauderecke
Jetzt anmelden!
Jetzt registrieren!