Frage zu Medikation
Hallo zusammen,
wir haben ja noch keine gesicherte Diagnose. Die Psychologin hat ihm zusätzlich aber autistische Züge bestätigt.
Er hat starke Wahrnehmungsstörungen.
Die Frage ist jetzt, ob Ritalin etc auch seine Wahrnehmung verbessern würde.
Was habt Ihr da für Erfahrungen?
Liebe grüße
#2
Methylphenidat wirkt häufig wie eine Art innere Brille auch auf die bessere Selbstwahrnehmung bzw. Selbstkontrolle. Das Kind (oder auch Erwachsene) nehmen dann aber manchmal auch erst die Begleitprobleme wie Entwicklungsverzögerungen, andere Wahrnehmungsstörungen wie eine sensorische Integrationsproblematik / Bewegungs- oder Koordinationsprobleme etc wahr. Anders ausgedrückt : Methylphenidat führt dann nicht immer zu einer Wunderverbesserung, für das Kind (und häufig auch die Therapeuten bzw. Eltern) wird aber deutlicher, was eigentlich neben dem ADHS noch so vorliegt.
Für viele Psychologen bzw. Ergotherapeuten etc ist derzeit "Autismus" ein In-Thema. Nur wenige verfügen aber wirklich über profunde Kenntnisse in diesem Bereich bzw. können allgemeine Entwicklungsverzögerungen bei ADHS bzw. weitere Wahrnehmungs- und Teilleistungsstörungen sicher dann dem Autismus- oder ADHS-Spektrum zuordnen. Häufig geht das ja auch erst im weiteren Verlauf.
Mein jüngerer Sohn hat beispielsweise die Diagnose Dyspraxie (Entwicklungs- und Koordinationsstörung). Er hat aber sicher auch Sensorische Störungen, ritualisiertes Verhalten bzw. Sprachprobleme wie bei Autismus. Dafür weniger ADHS-Anteile als sein älterer Bruder. Selbst mir als "Experten" fällt es dann schwer zu sagen, was das eigentlich ist oder nicht. Bei der bisherigen Therapeuten bin ich eher skeptischer geworden, weil die meist weit weniger von der Thematik wussten als ich oder eine durchschnittliche Leiterin einer ADHS-oder Asperger-Selbsthilfegruppe.
Danke für Deine Antwort. Du sprichst mir aus der Seele! Wir als Eltern sind uns sehr unsicher, was denn die Ursache für sein Verhalten ist.
Die Ergotherapeutin ist sich sicher, daß er die Probleme aufgrund seiner Wahrnehmungsstörung (vestibulär) hat. Die Psychologin ist sich sicher, daß es ADHS ist.
Die Logopädin, die über 1 Jahr mit ihm gearbeitet hat, sieht keine ADHS-typischen Probleme, mit der Konzentration hätte er keine Probleme.
2 Konzentrationstest ( Ergo/Psychologin) lagen im altersdurchschnittlichen Bereich.
Es ist wirklich schwierig.
#4
In diesem "Fall" würde ich mal der Psychologin Glauben schenken. Eine reine vestibuläre Wahrnehmungsstörung gibt es quasi gar nicht. Wäre mir jedenfalls noch nicht untergekommen. Eine Logopädin sollte heute soweit sein, dass sie den Zusammenhang von ADHS mit Sprache bzw. Sprechen / Sprachentwicklung von sich aus anspricht und nicht in Frage stellt. Die Logopädin würde ich gerne mal auf einer Fortbildung antreffen, denn ADHS hat nun mit Rumzappeln oder Konzentrationsmangel an und für sich wenig zu tun. Das ist in etwa so, wie wenn man nun Hamburg allein mit auf Mc-Donalds Hamburger in Verbindung bringt und selber noch nie da war. Nicht besonders sachkundig...
Selbst wenn sich dann in 3 bis 6 Monaten der ADHS-Verdacht nicht weiter bestätigt, so wäre es doch für die Therapie nebensächlich, wer denn Recht hat.
Er hat auch im auditiven Bereich Probleme, ebenso ist sein Geruchssinn beeinträchtigt. Er ist in diesem Bereich so empfindlich, daß er sich wegen eines Geruchs übergeben hat.
Er dreht sich oft im Kreis, ist einfach motorisch unsicher. Zumindest empfinde ich es so. Er mag sich auch nicht selbst anziehen, obwohl er es kann. Es scheint ihm tatsächlich Probleme zu bereiten. Oft ist die Kleidung störend, die Socken zwicken, die Hose kratzt etc.
Die Logopädin hat seine Sprachprobleme unter "verbaler Dyspraxie" zusammengefasst, die Pädaudiologin hat den Verdacht auf AVWS geäussert.
Es ist zum Verrücktwerden...
,,
Die Frage ist, ob ihm Medikamente bei der Reizverarbeitung helfen würden?!
Da wäre es doch im Prinzip egal, ob man es ADHS oder sonst wie nennt, oder hab ich da jetzt einen Denkfehler?
Ich möchte noch hinzufügen, daß er in der Kita (Ganztagskind) keine Auffälligkeiten zeigt. Zumindest bekomm ich das als Rückmeldung.
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
Zitat
die Socken zwicken, die Hose kratzt
Das kenne ich auch, von klein auf. Nur meine Omi konnte mich so anziehen, dass alles faltenfrei an der richtigen Stelle saß.
Und selbst heute kann ich es nicht haben, wenn ein Schuh etwas fester zugebunden ist als der andere.
Einen guten Geruchssinn habe ich ebenfalls. Ich rieche einen Tag eher als der Rest meiner Familie, wenn Wurst schlecht wird.
Übringens: Ich habe ADHS, obwohl ich mich konzentrieren kann, wenn etwas interessant ist, und ich keine Leistungsprobleme in der Schule hatte.
Nimmst Du Medikamente? Wenn ja, "empfindest" Du dann anders? Wo liegen denn dann Deine Probleme? Falls die Frage zu privat ist, ignorier sie einfach.
Ich war als Kind auch so. Ich habe diese kratzigen Strumpfhosen immer links angezogen. Mein Geruchssinn ist auch gut, aber nicht so extrem, daß ich mich übergeben muß.
Ich frag mich schon, ob ich ebenfalls betroffen bin...vielleicht eröffne ich da gleich ein neues Thema :-)
Hallo Lilly,
zur Zeit nehme ich keine Medikamente (wegen des Blutdrucks).
Als ich sie genommen hatte, hatte ich subjektiv das Gefühl, dass die Uhren langsamer gehen und mir die Zeit nicht so davonrennt.
Ich hatte mein Zeitmanagement besser im Griff und habe das geschafft, was ich mir vorgenommen habe.
Zeitmanagement ist eines meiner Probleme, Termine versemmeln meine Spezialität.
Gerade heute früh habe ich es versäumt, einen ICE rechtzeitig zu verlassen und durfte anschließend eine knappe Stunde in die andere Richtung fahren.
Es war schon immer etwas teurer, ADHS zu haben.
Zitat von Martin Winkler im Beitrag #2
..., weil die meist weit weniger von der Thematik wussten als ich oder eine durchschnittliche Leiterin einer ADHS-oder Asperger-Selbsthilfegruppe.
Im Namen aller ehemaligen und derzeitigen Selbsthilfegruppenleiterinnen und -leiter: D A N K E für diese Aussage aus dem Mund (oder aus den Fingern?) eines Fachmannes !
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