ADS ohne Hyperaktivität

19.02.2015 10:18
avatar  Mariepiet ( gelöscht )
#1
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Mariepiet ( gelöscht )

Hallo,

erstmal: wie schön dass es dieses Forum gibt und ich endlich mal von Menschen mit ähnlichen Herausforderungen lesen konnte!!

Mein Sohn ist 8 Jahre. Seit er auf die Welt kam brauchte er besondere Aufmerksamkeit. Er hob später den Kopf, lief später, konnte später spezielle Sachen malen usw. In der Kita war er sehr beliebt und hatte viele kleine Kumpels mit denen er jeden Tag getobt hat.
Dann kam er in die erste Klasse, schon mit dem zarten Verdacht auf ADS ohne Hyperaktivität. Das ist jetzt fast drei Jahre her. Mein Sohn hat die ersten 2 Jahre in drei Jahren gemacht und soll nun in die Dritte kommen.
Er ist nicht annähernd soweit in der dritten Klasse mithalten zu können. Jetzt hat der Arzt die Diagnose festgelegt.
Nächste Woche treffe ich mich mit einer Therapeutin. Wir werden demnächst über eine medikamentöse Behandlung aufgeklärt.
Am liebsten möchte ich es allen erzählen:" Er hat ADS deshalb steht er manchmal ein wenig (oder mehr) auf der Leitung, bitte seid doch ein wenig geduldig mit ihm" Was mein Kind alles an Ungeduld, Genervtheit, Ausgrenzung, Anderssein wegstecken muss ist schon eine Menge.
Alle diese tollen Stärken die er hat sehen die Leute / kinder ja nicht. Die tolle Fantasie, das Mitgefühl, das Hilfsbereite...
Das macht mich fertig! Man sieht sich selbst doch immer ein wenig so wie andere einen sehen. Wenn jemand in einen verliebt ist findet man sich großartig usw. Wie sieht mein Junge sich denn mit all dieser "Ablehnung"
Das ist mein größtes Problem: er hat solche Schwierigkeiten Freundschaften zu schließen. Er versucht es auf seine zaghafte Art aber immer wieder. Manchmal hat er Glück und darf mitspielen, sehr oft ist er aber allein oder läuft hinterher.
Das macht ihn traurig. Er sagt:" Warum wollen die nicht mit mir spielen... ich kann alles spielen"
Meine dringendste Frage ist nun: Habt ihr mit Euren Kindern auch solche Sorgen und habt ihr eine Idee was man machen könnte?


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19.02.2015 14:13 (zuletzt bearbeitet: 19.02.2015 14:13)
avatar  FaVe
#2
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Hallo!

Ja, solche Vorkommnisse kennen wir zur Genüge, erst heute morgen wieder: Sohni hatte 3 Jungs zur Vorbereitung eines Referates (ja, in den Ferien zu Hause ...) hier, aber keiner hatte angeblich in den nächsten Tagen Zeit (... oder Lust???) sich nochmal mit ihm zu treffen, stattdessen Erzählungen davon, wer sich in den letzten Tagen mit wem wo getroffen hat.

Insgesamt ist festzustellen, dass sich viele AHDSler (ob mit oder ohne H) eher schwer tun, sich in Gruppen einzufinden, vielfach geht es im Spiel / Kontakt von zwei Kindern einfacher.

Ich habe einfach oft versucht, dass Sohni sich Kinder einlädt, selber telefoniert. Wenn dann eine Verabredung stand, habe ich alles mögliche getan, ihn wohin zu fahren, Probleme aus dem Weg zu räumen ....

Auch Geburtstage habe ich oft fast gefürchtet: er wurde eigentlich kaum eingeladen, eine Fete mit vielen Kindern an seinem Geburtstag klappte eigentlich auch nie, da für ihn eine größerer Gruppe zu anstrengend war, er zwar die Kinder gerne da hatte, aber dann leiber für sich sien wollte, z.b. alleine mit seinem neuen Spielzeug.

Dass es in der Kita auch mit vielen Kumpels gut geklappt hat, finde ich schon mal ein gutes Zeichen. Der Schuleintritt ist natürlich immer ein ziemlicher scharfer Schnitt: da kann vor lauter Schulstress die Sozialkompetenz schon mal leiden.
Wenn er die 1. und 2. in drei Jahren gemacht hat: Wiederholund einer Klasse oder waren die ersten beiden Klasssen Jahrgangsübergreifend? Egal wie: einerseits durch die Lernprobleme, andererseits durch versetztes Weiterkommen können Freundschaften und Kameradschaften schon leiden: da sind leider Kinder oft nicht sehr rücksichtsvoll.

Meine Aktionen außer einzelne Kinder einladen: Sportgruppen ( bei uns Karate, im allgemeinen sind Manschaftssportarten für ADHSler eher ungünstig), sonstige Gruppen wie z. b. Jungschar, Pfadfinder, ... wo man in der Gruppe was tut, aber nicht als Mannschaft aufeinader angewiesen ist, einen Wettkampf zu gewinnen.

Mich lässt aber doch deine Schilderung stark eine Entwicklungsverzögerung denken.Bitte denkt mit der Therapeutin in alle Richtungen. Sind bei der Diagnose auch die Lehrer per Fragebogen einbezogen worden? Welche Tests sind denn mit ihm gemacht worden?

Und die tollen Seiten dieser Kinder: tja, auch das kenne ich nur zu gut: diese tollen Seiten sind halt leider oft nicht schulkompatibel, und leider ist es das, was man heute bei den Kindern als erstes bewertet. Und gerade die Lehrer sind ja so viel Zeit mit unseren Kindern zusammen, müssen ihre Klasse gemeinsam vorwärts bringen, da fällt eben ein Nicht-Stino-Kind noch mehr auf.

Viel Kraft für euch!
Fave

Wahnsinn ist erblich,
.... man kann ihn von seinen Kindern bekommen


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20.02.2015 09:40
avatar  Mariepiet ( gelöscht )
#3
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Mariepiet ( gelöscht )

Vielen Dank für deine Rückmeldung!!

Ja, ich finde ihn auch entwicklungsverzögert. Ist das ungewöhnlich? Ich hab das mit dem ADS in Zusammenhang gebracht.
Mein Sohn hatte eine Gehirnblutung während der Schwangerschaft. Vielleicht ist es das?
Ich kenne mich einfach noch nicht genug aus....

Was wäre wenn man ADSler zusammenbringen würde. Gäbe es da nicht ein Gefühl des verstanden werdens? Müssten die sich nicht ganz gut verstehen?


Liebe Grüße

Mariepiet


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20.02.2015 22:41 (zuletzt bearbeitet: 20.02.2015 22:43)
avatar  FaVe
#4
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Hey!

ADHSler unter sich: kann natürlich zu Zusammengehörigkeitsgefühl führen. Aber ich würde mal aus meiner Sicht sagen: muss aber nicht.

Ich habe zwar keine Diagnose, entdecke aber an mir doch einzelne ADHS-Züge, einige stärker, andere schwächer.

Ich war in den letzten Jahren regelmäßig auf Fortbildungen und Treffen rund um ADHS: da gab es Leute, die waren mir sofort sympthisch, andere erst auf den zweiten Blick, und es gibt auch welche, mit denen ich nicht warm werde. Denke mal, das geht den Kindern genauso. Also da den Schwerpunkt zu legen, eher schwierig. (Da waren zwar oft undiagnostizierte Eltern, aber ich bin mir sicher, dass es meist vererbt wird, also Eltern sind immer betroffen, wie auch immer!!)

Ich bin kein Arzt, aber wenn du schreibst, Dein Sohni hatte eine Hirnblutung in der Schwangerschaft, scheint mir die logische Folge eher zu sein, dass er auf Grund in seiner Entwicklung mehr Zeit braucht und ADHS-Anzeichen zeigt, als umgekehrt.

Lese gerade nach, dass Kinder mit AHDS häufiger als andere Kinder Lernstörungen oder Teilleistungsschwächen haben. ADHS führt auf alle Fälle dazu, dass es den Kindern schwer fällt, strukturiert vorzugehen. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Schulleistungen. Klassenwiederholungen, Schulabbruch u.ä. sind in den entsprechenden Biographien eher normal als die Ausnahme.

Auskennen: hier im Forum und auf der Homepage unseres Verbandes ADHS Deutschland e.V. viel lesen, und eher nicht den gägingen Medien glauben!!

Grüße FaVe

Wahnsinn ist erblich,
.... man kann ihn von seinen Kindern bekommen


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