Was wäre, wenn die ADHS nicht ADHS heißen würde?

26.10.2016 20:48
#1
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ADHS – diese vier Buchstaben sind eine große Herausforderung für alle, die darüber sprechen oder schreiben.

Da gibt es die Vielen, die von ADHS keine Ahnung, dafür jede Menge Meinung dazu haben. Sie sagen „Ritalin“, wenn sie „Methylphenidat“ meinen und sind der Ansicht, dass Stimulanzien ruhigstellen. Ihre Leser und Zuhörer sind diejenigen, die mit ADHS nichts zu tun haben, nichts zu tun haben wollen und eine ADHS als Erziehungsfehler in einer mediengesteuerten Welt ansehen. Weshalb sie überhaupt über ADHS reden, erschließt sich mir nicht, denn … in ihren Augen ist das ja eine erfundene Krankheit – eine Krankheit, die es gar nicht gibt.

Weshalb auch immer in hohem Maße diejenigen von Journalisten interviewt werden, die bewusst Falschaussagen machen – sie erreichen ihr Ziel: Eltern und selbst betroffene Erwachsene werden verunsichert, stigmatisiert und trauen sich nicht, Hilfen anzunehmen.

Es gibt auch viele Menschen, teilweise selbst Betroffene, die sich in bester Absicht zu ADHS äußern, die ADHS selbst aber nicht verstanden haben. Man erkennt sie daran, dass sie ADHS an Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität festmachen, gerne weitere negative Verhaltensweisen draufsetzen, bei Kindern Schulschwierigkeiten in den Vordergrund stellen und damit ungewollt das Klischee der ADHS-Negierer bedienen. In dieser Gruppe finden sich auch diejenigen, die gerne mal ADHS und ADHS-Symptome gleichsetzen.

Sie meinen es gut, sagen ADS, schreiben AD(H)S, unterscheiden eine ADHS mit oder ohne Hyperaktivität durch das H, sagen auch gerne mal „ADS ohne H“ und hinterfragen leider nie, wofür das S in ADS und das S in ADHS stehen. Es geht um ADS, das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, seit 2004 um ADHS, die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Störung. ***Ironie on*** Hmmm, und welcher Artikel steht nun vor AD(H)S? Ganz klar – das Aufmerksamkeitdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom ***Ironie off***. Diesen Begriff gibt es offiziell gar nicht. Es ist verwunderlich, dass sich „das ADHS“ so hartnäckig hält, insbesondere bei den Betroffenen.

Auffallend ist, dass Menschen mit ADHS ihre Kinder und sich selbst wenig wertschätzend als ADSler oder ADHSler bezeichnen.

Es ist zu begrüßen, dass immer wieder Betroffene zu Wort kommen, die offen mit dem Thema ADHS umgehen und aus ihrem eigenen Erleben berichten. Schade nur, dass all diese Berichte nach dem gleichen Schema ablaufen:

„Mein Kind leidet an ADHS, dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom. Es war von Anfang an anders, schwierig, anstrengend, hat wenig geschlafen, konnte sich im Kindergarten nicht einfügen und als es in die Schule kam, wurde es richtig schlimm. Die Lehrkräfte beklagten sich, zitierten mich immer wieder in die Schule, die Hausaufgaben waren der Horror, die Noten waren miserabel und die Versetzung war jedes Jahr gefährdet. XY diagnostizierte ADHS und schlug eine Behandlung mit Ritalin vor. Seit mein Kind Ritalin nimmt, geht es ihm besser.“ ... oder so ähnlich ...

Das Drumherum ist variabel. Eltern berichten von – überwiegend negativen – Erlebnissen mit ihren ADHS-Kindern, Betroffene berichten von – überwiegend negativen – Erlebnissen aus ihrer Kindheit und Jugend, und wenn mal jemand von positiven Eigenschaften spricht, dann handelt es sich dabei um Kreativität und … äh … hmmm … Kreativität.

Alle reden von Hyperaktivität – ganz gleich, ob sie nun vorhanden ist oder nicht – bei Erwachsenen von motorischer Unruhe. Die Hyperaktivität ist auffällig, sie nervt die Menschen um einen herum und sie ist meistens der Anlass, einen Diagnostiker aufzusuchen.

Kaum geht das Kind zur Schule, steht die Unaufmerksamkeit im Vordergrund. „Das Kind ist unaufmerksam und kann sich nicht konzentrieren“ scheint das Hauptproblem der Lehrkräfte zu sein. „Damit du dich besser konzentrieren kannst“ ist in aller Regel die Begründung dafür, dass das Kind ein Medikament nehmen soll.

Da war doch noch was … waren es nicht drei Hauptsymptome? Was ist denn das dritte? Aaaah, die Impulsivität! Weshalb ist eigentlich so gut wie nie die Rede von Impulsivität?

Was wäre, wenn die ADHS nicht ADHS heißen würde, sondern …?

Dysregulation der Servoverhaltenskontrolle
Impulskontrollstörung
Dysregulation der exekutiven Funktionen
Schwierigkeiten beim Altspeicherabgleich
Mangelnde Kontrolle der Emotionen

... fragt sich
Susanne

Was wir brauchen sind ein paar Verrückte; denn seht nur, wohin uns die Normalen gebracht haben. (George Bernard Shaw)

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05.12.2016 15:36
avatar  Tonks
#2
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Liebe Susanne,
vielen herzlichen Dank für Deinen Beitrag
Du sprichst mir aus dem Herzen.

Wenn Dir Steine in den Weg gelegt werden: Draufstellen… Balance halten… Aussicht genießen und Weitergehn

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10.02.2017 12:19
#3
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Bei uns heißt es nicht adhs, unser Sohn ist ein Querdenker :-)


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10.02.2017 13:19
#4
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Querdenker gefällt mir ;)

LG Mona Lisa

Mutterglück ist das was eine Frau empfindet, wenn die Kinder abends im Bett sind.

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17.05.2019 22:35
avatar  _E_V_A_
#5
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Ich hab immer gesagt mein Sohn ist Verhaltenskreativ...und finde bis heute, das trifft den Nagel auf den Kopf.

Übrigens waren bei uns in den Anfängen der Auffälligkeiten, weit vor der ADHS Diagnostik
' Emotionskontrollschwierigkeiten' und 'fehlende Impulskontrolle ' häufig genutzt, sowohl von uns als auch von Ärzten und anderen Personen um uns herum.

...wenn selbst ein Kind nicht mehr lacht wie ein Kind...

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26.05.2019 15:08
#6
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Verhaltenskreativ hab ich auch schon gehört bekommen


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26.05.2019 17:29 (zuletzt bearbeitet: 26.05.2019 17:30)
avatar  _E_V_A_
#7
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Hallo Michael !

Zitat von MichaelZ im Beitrag #6
Verhaltenskreativ hab ich auch schon gehört bekommen


Und, findest du nicht, dass es das irgendwie trifft? Bei uns passt es bestens...

Und da kreativ im allgemeinen eher positiv besetzt ist, dachte ich immer das geht ok, bzw. hoffe es, lasse mich aber auch gerne eines besseren belehren.

Übrigens herzlich willkommen ich bin auch noch recht neu hier

...wenn selbst ein Kind nicht mehr lacht wie ein Kind...

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27.05.2019 17:06
#8
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danke ja also das hört sich auch auf alle fälle besser an.


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05.06.2019 21:41 (zuletzt bearbeitet: 05.06.2019 21:41)
avatar  _E_V_A_
#9
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Was wäre wenn man ADHS einfach 'Stoffwechselstörung' nennen würde...? Das wäre doch ziemlich passend, oder?
Ich hab neulich mal im Pseudo Reality Hausfrauen TV eine Szene gesehen, wo jemand für die Medigabe an Sohni schwer verurteilt wurde, da dachte ich mir, warum hat sie überhaupt gesagt, dass er die Medikamente zur Behandlung von ADHS bekommt...hätte sie einfach gesagt er benötigt diese wegen einer Stoffwechselstörung, hätte sie nicht ewig erfolglos mit jemanden Diskutieren müssen, der gar nicht verstehen will....

...wenn selbst ein Kind nicht mehr lacht wie ein Kind...

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06.06.2019 13:34 (zuletzt bearbeitet: 06.06.2019 21:35)
avatar  JaNi
#10
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Zitat von _E_V_A_ im Beitrag #9
Was wäre wenn man ADHS einfach 'Stoffwechselstörung' nennen würde...? Das wäre doch ziemlich passend, oder?


Ja


Zitat von _E_V_A_ im Beitrag #9

der gar nicht verstehen will....

„nicht verstehen will“ ganz genau! Wozu, sich seine vorgefertigte Meinung durch wissenschaftlich fundierten Argumente nehmen lassen...

Umwege erhöhen die Ortskenntnis.

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