Klinik ohne Diagnose sinnvoll?
Hallo Rumpelstilzchen,
ich glaub, du hast mich da etwas falsch verstanden. Ich sagte, dass ADHS-Kinder nicht normalerweise auf eine "Sonderschule" gehören. Heißt soviel: Im Normalfall sollte die Regelschule stehen. Nur wenn bestimmte Komorbiditäten zum ADHS dazukommen, kann die Sonderschule in Betracht gezogen werden.
Wenn ich mich richtig erinnere, kommst du aus dem Bayrischen, oder? (Bitte berichtige mich, wenn ich da falsch liege)
Deshalb will ich dir mal erläutern, was Sonderschule in unserem Raum bedeutet. Es gibt hier im Landkreis tatsächlich eine Sonderschule für geistig und/oder körperbehinderte, eine Sprachheilschule und eine E-Schule.
Die Sprachheilschule hier hat einen sehr guten Ruf. Mini-Klassen mit je 2 Lehrern. Man bekommt sehr schwer einen Platz, weil maximal 12 Kinder pro Schuljahr aufgenommen werden.
Die E-Schule hier hat bei den meisten einen schlechten Ruf. Was die Kids da noch nicht können, lernen sie spätestens, wenn sie auf diese Schule kommen. Und zwar im negativen Sinn.
Die Sonderschule. Dorthin kommen alle die, die weder in die Regelschule noch in eine der vorgenannten reinpassen. Ihr Ruf ist auch nicht wirklich gut.
Wenn jemand also ein ADHS-Kind hat, das - aus welchen Gründen auch immer - nicht die Regelschule besuchen kann und es dann in eine E-Schule schicken müßte, der kann sich glücklich schätzen, wenn eine gute solche in seiner Nähe ist.
Das Jugendamt hier versucht grade alle Kinder, die nicht ins Muster reinpassen, in die E-Schule zu stecken. Und das mit teilweise hanebüchenen Gründen und sehr massiv.
Sieh es mir bitte daher nach, dass ich so auf das Thema Sonder- bzw. E-Schule reagiert habe, wie ich reagiert habe.
Meine persönlichen Erfahrungen haben mich so geprägt.
Es ist aber auch klar, dass es Eltern gibt, die mit diesem Thema gute Erfahrungen gemacht haben und bei denen es dann aufwärts ging.
LG
Simone
Hallo Rumpelstilzchen!
Das was du da schriebst ist wirklich war.Mein Sohn(12)besucht seit diesem Sommer auch eine Sonderschule,(was jetzt Förderschule genannt wird).Wir haben lange überlegt ob wir ihn dahin schicken.Und hatten auch nur Vorurteile für die Schule.Weil da angeblich alle Soziealschichten zusammen kommen.Nach anfänglichen Problemen dort,hat sich die Schule den Problemen sehr gut angenommen.Die Grundschule wo er vorher war,hat sich nie drum gekümmert ob mein Sohn Probleme hatte.Er war dort mit seinem ADS abgestempelt.Man hatte kein Verständnis dafür.Er hatte am ende des Schuljahres sehr viele Fehlstunden.Die meisten davon ,weil er ungern zur Schule ging.Es war grausam.Dazu kam ,das er in der Grundschule sehr viel Lehrerwechsel hatte.Er hat zwei Rückgänge hinter sich,weil der erste Arzt das ADS nicht festgestellt hat.Dann haben wir ihn noch mal zum Schluß testen lassen. Und dabei kam herraus,das er an einer Förderschule sehr viel besser zurecht kommen würde.Und wir müssen sagen,es war eine gute Entscheidung.Für diesen Einsatz was die Schule da leistet,kann sich die Grundschule wo er vorher war eine dicke Scheibe abschneiden.Er hat sogar schon seine erste 2 in Deutsch geschrieben.Er hat wieder Erfolgserlebnisse.Und das brauchen die Kinder.
Viele Grüße Gabi
Hi Gabi,
hi Rumpelstilzchen,
hi Ihr alle,
bevor wir jetzt mit nassen Lappen auf uns einschlagen, lasst uns bitte etwas klarstellen:
Neben den Regelschulen gibt es auch noch "Sonderschulen", die nicht mehr so heißen. Für Kinder, die geistig behindert sind (Down-Syndrom, Angel-Eyes-Syndrom u.a.) gibt es Schulen für geistig Behinderte; für Körperbehinderte (sehbehindert oder blind, schwerhörig oder gehörlos usw.) gibt es Schulen für Körperbehinderte; für Kinder, die Probleme mit dem Sprechen haben, gibt es Sprachheilschulen und für Kinder, die minderbegabt sind, gibt es Förderschulen. An allen diesen Schulen machen die Lehrer einen hervorragenden Job, jeder einzelne in dem Bereich, für den er ausgebildet wurde. An diesen Schulen sind auch ADS-Kinder, denn ADS schließt nicht aus, dass man auch andere Beeinträchtigungen haben kann. Und ich vertraue darauf, dass ADS-Kinder, die aufgrund ihrer zusätzlichen Beeinträchtigung an diesen Schulen unterrichtet werden, dort wirklich gut aufgehoben sind.
Neben den Schulen für körperlich oder kognitiv beeinträchtigte Kinder gibt es auch Schulen für Erziehungshilfe. Die Lehrer an den E-Hilfe-Schulen machen ebenfalls einen hervorragenden Job - wenn man sie lässt. Doch inzwischen entsprechen ihre Schüler teilweise nicht mehr der Sorte Kinder, für die die Lehrer für Erziehungshilfe ausgebildet wurden. Und andersherum: Für diese neu hinzugekommene Art von Kindern erhalten die Lehrer an den E-Hilfe-Schulen keine entsprechende Ausbildung. Und so bildet sich an den E-Hilfe-Schulen (zumindest hier bei uns im Ländle) eine hochexplosive Mischung.
Erschwerend kommt hinzu, dass man inzwischen dazu übergegangen ist, E-Hilfe-Schulen und Förderschulen räumlich zusammenzulegen. Wer ab und zu mal in die Zeitung guckt, kann lesen, wie sehr diese räumliche Nähe sich zum Nachteil aller entwickelt. Dies ist der Punkt, an dem ich Simone vollumfänglich zustimme. Denn das, was unsere Kinder (und damit meine ich sowohl unsere ADS-Kinder als auch die Förderschul-Kinder) vorher noch nicht kannten, das lernen sie dort. Auch die E-Hilfe-Schüler leiden unter dieser Situation, denn auch sie können nicht mehr so beschult werden, wie es ihren Bedürfnissen entspricht.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass seit geraumer Zeit alle Kinder, die an den Regelschulen - aus welchem Grund auch immer - nicht beschult werden, in "anderen" Schulen ghettoisiert werden. Und zwar nicht unbedingt, um ihnen zu helfen und sie ihren Bedürfnissen entsprechend bestmöglich zu beschulen, sondern um die Regelschulen von ihnen zu ******* (zensiert) - ok, um die Regelschulen zu entlasten.
Dem letzten Zeitungsbericht über eines solche zusammengelegte Förder- und E-Hilfe-Schule konnte man entnehmen, dass der E-Hilfe-Zug seit geraumer Zeit ohne Rektor ist, weil für diese Aufgabe niemand zur Verfügung steht. Der Rektor des Förderschulzuges hat diese undankbare Aufgabe übernommen und wendet sich seit Monaten an die zuständigen Stellen mit der Bitte um Unterstützung, z.B. durch Sozialarbeiter. Doch er bekommt keine Unterstützung.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine solche Umgebung für ADS-Kinder die richtige ist.
Wer unter diesen Umständen dennoch für sein Kind eine Förderschule oder E-Hilfe-Schule gefunden hat, in der das Kind sich wohlfühlt und wo auch das Umfeld stimmt, den kann ich nur beglückwünschen. Wer sicher ist, für sein Kind die richtige Schule gewählt zu haben, sollte sich bitte auch nicht verunsichern lassen - auch nicht von uns, die wir ganz klar dafür eintreten, dass ADS-Kinder auf der stinknormalen Regelschule beschult werden. Und auch wir werden uns nicht verunsichern lassen und weiter dafür eintreten, dass unsere Kinder die Regelschulen besuchen dürfen. Wie sonst sollen sie lernen, sich zu integrieren?
Viele Grüße
Susanne
Hallo Susanne!
Was du da schreibst ist natürlich alles richtig.Auch auf der Förderschule bei meinem Sohn ist jetzt seit Schuljahrs beginn alles zusammen gelegt worden.Die E-Schule ist mit auf diese Förderschule gelegt worden.Da graut es mir jetzt schon vor.Weil ich meinem ältesten Sohn mit seinem Tourette Syndrom probeweise damals auf diese E-Schule hatte.Da beschulten sie noch alleine.Er verkroch sich morgens schon unter den Tisch und sagte:"Mama bitte schick mich da nicht mehr hin".Er bekam morgens im Bus schon Prügel.Zum Glück kam er dann auf eine Behindertenschule.Bei meinem Jüngsten(ADS´LER)auf der Förderschule kommt es natürlich auch öfters zu Streitigkeiten oder Prügeleien.Aber es gibt auf der Schule eine Paten Partnerschaft mit älteren Schülern,die sich für solche Sachen einsetzen.Wenn Streitigkeiten entstehen.Nur ist mein Sohn noch nicht so weit.Er versucht immer sich selbst zu wehren.Was auch eigendlich ja nicht falsch ist.Nur das das bei solchen schwiriegen Kindern (wie´s auf der Schule viele gibt)oft noch mehr eskaliert.Aber ansonsten fühlt er sich wohl auf der Schule. Viele Grüße Gabi
hallo an alle eifrigen beitragschreiberinnen,
wirsehen alsodas es mal wieder keinen goldenen mitelweg -oder DIE richtige schule gibt.
in münchen e-und förderschulen noch nicht zusammengelegt. dafür sind aber sehr oft grund- und hauptschulen ineinem schulhaus was auch nicht besser ist. wer deas so bestimmt hat, hat nicht alle tassen im schrank.
natürlich ist ADHS kein grund für eine andere schulart als die regelschule. aber wie gesagt, wenn jeder sagt bloß nicht auf was anderes, als die regelschule find ich das halt auch nicht gut. man soll sich die möglichkeiten ansehen - vor allem die in frage kommende schule. und dann ohne "bloß nicht" schranken im kopf entscheiden. und weil wir gute erfahrungen mit der e-schule unseres sohnes gemacht haben, möchte ich andere eltern bestärken, diese möglichkeit nicht von vorne herein auszuschließen. natürlich ist bei der schule von J. auch einiges dabei, was mir mißfällt. aber unterm strich, geht er gerne zur schule, ist ein eifriger schüler mit erfolgserlebnissen. trotz seiner schwierigkeiten ist er gut in die klasse integriert und keine außenseiter und was ich nie für möglich gehalten habe - er himmelt sogar seine lehrerin an. die ist auch super nett und engagiert. ich habe auch ihre privatnummer, so dass ich bei fragen immer anrufen kann.
so jetzt muß ich schnell aufhören, denn opa bringt grad den sohnemann vom kurzurlaub zurück
auf bald rumpelstilzchen
Hallo,
eigentlich wollte ich hier gar keine Diskussion für oder gegen Sonderschulen entfachen. Für meinen Sohn kam diese Schule aus diversen Gründen nicht in Frage. Sehr wohl habe ich mir darüber Gedanken gemacht. Ich halte es aber für sehr wichtig, dass diese Kinder nicht schon bereits vor Schulbeginn abgeschoben werden, weil sie evtl. unbequem werden könnten. Hat nicht jedes Kinder erst einmal eine Chance verdient?
Ich weiß, auch Ihr wollt für Eure Kinder das Beste, macht Euch viele Gedanken und Sorgen. Leider gibt es die 100%-Lösung wohl nicht und jeder muß für sein Kind nach Abwägung der Vor- und Nachteile eine Entscheidung treffen. Man kann dann nur hoffen, das es die Richtige ist.
Vielen Dank für Eure Unterstützung und Grüße
Sabrina
=> Die Liebe, die wir geben, ist die einzige die wir behalten.
hallo simone,
noch kurz antworten: ja ich bin aus bayern und wohne sogar noch in einer "großstadt" aber auch hier hat man leider nicht viel möglichkeiten, wenn man ein kind hat, das aus dem rahmen fällt.
kann schon sein, dass auch bei uns versucht wird, unbequeme kinder in e- schulen abzuschieben, ich habe es vielleicht nur noch nicht mitbekommen. aber ich habe auch schon durch meinen großen erlebt, wie wenig lust zum engagement manche lehrer haben - oder wie schlicht unfähig sie sind.
und zum schlechten ruf von schulen. auch von der schule meines sohnes wird natürlich schlechtes berichtet. aber ganz ehrlich, ich wette das 90 % derer die so was sagen, bestenfalls wissen wo die schule liegt. mehr nicht. die haben die schule doch noch nicht mal von innen gesehen und plappern nur nach. ein schlechter ruf hält sich ewig. gilt ja leider auch für auffällige kinder!
aber ich denke, jetzt ist genug der diskussion. jeder entscheidet sich da nach bestem wissen und gewissen und das ist gut so.
weiß blaue bayerngrüße rumpelstilzchen
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