Niemand glaubt einem....

  • Seite 1 von 2
22.04.2018 12:27
#1
avatar

Meine eigene Diagnostik ist schon lange her, aber die Reaktionen waren ähnlich, selbst bei guten Bekannten. Nur meine Familie und meine beste Freundin aus Schulzeiten wunderten sich nicht.

Meine Frauenärztin und meine Hausärztin sagten beide, ich sei doch immer pünktlich und korrekt, das sei ungewöhnlich für Menschen mit ADHS. Nun, sie wissen nicht, was es mich kostet, pünktlich zu sein , und dass ich das jahrzehntelang geübt habe.

Ich wirke wohl nach außen kompetent und sortiert, aber das ist nur eine Maske, die ich in meinem Beruf und in dem jahrelangen Kampf durch die Schulzeit dreier Kinder erworben habe. Wer auffällige Kinder hat tut gut daran, Lehrkräften gegenüber so aufzutreten, dass man ernst genommen wird.

Es ist traurig, dass Erwachsene mit ADHS immer noch diese Akzeptanzproleme haben, und dass Frauen und Mädchen übersehen werden. Wir müssen also auch weiterhin aufklären und kämpfen.

Hier der Artikel:

https://broadly.vice.com/de/article/nz8g...an-weiblich-ist


 Antworten

 Beitrag melden
23.04.2018 08:42
#2
avatar

Hallo Mandelkern,
genau aus diesem Grund erzähle ich es meiner Mutter z.B. gar nicht. Sie würde es nicht verstehen. Bei meinem Kind ist es etwas anderes, da habe ich das Gefühl es wird, zum Teil nach ausführlicher Aufklärung akzeptiert, ADHS bei Erwachsenen ist immer noch ein Tabu-Thema.
Selbst mein Mann fand es anfangs "albern"... er merkt aber mittlerweile ganz genau, wann ich meine Tablette mal vergessen habe (am Wochenende passiert das schon mal)

LG Mona Lisa

Mutterglück ist das was eine Frau empfindet, wenn die Kinder abends im Bett sind.

 Antworten

 Beitrag melden
23.04.2018 11:02
#3
avatar

Liebe Mandelkern,

Dankeschön für diesen Link der Inhalt des Artikels ist leider so zutreffend.
Und eines weiß ich mit Bestimmtheit, ADHS ist ein lebenslanger Begleiter

LG
Pippilotta

 Antworten

 Beitrag melden
23.04.2018 14:01 (zuletzt bearbeitet: 23.04.2018 14:07)
#4
avatar

Zitat von Mandelkern im Beitrag #1
Es ist traurig, dass Erwachsene mit ADHS immer noch diese Akzeptanzproleme haben, und dass Frauen und Mädchen übersehen werden. Wir müssen also auch weiterhin aufklären und kämpfen.

Danke für den Link, Mandelkern. Ja, wir müssen weiterhin aufklären (die, die es sollten, tun es ja nicht) und ja, wir müssen auch kämpfen. Wir sollten aber bitte - entgegen unserem Strickmuster - zuerst denken und dann handeln.

Die Intension dieser Website ist gut gemeint. Doch wie vieles andere, das für uns ersonnen wird, ist sie nicht gut gemacht. Warum?

Das Internet vergisst nichts. Eine Frau, die sich mit Name und Foto öffentlich zu ihrer ADHS äußert, sollte das nur tun, wenn sie sicher ist, dass sie nie wieder eine Bewerbung schreiben oder eine Versicherung erwerben will. Abgesehen davon sind diese kollektiven Schilderungen von etwas selbst Empfundenen ohne das Wissen, wie die Schilderung auf Dritte wirkt und wie subjektiv (und damit für andere Betroffene nicht relevant) ihre zur Veröffentlichung bestimmten Äußerungen sind, mitunter nicht besonders sachdienlich für tatsächliche, gezielte Aufklärungsarbeit.

Das ist ungefähr so nützlich wie diese endlose und Millionen an Fördergeldern verschleudernde Forschung an "Therapien" und "Empfehlungen", die lediglich auf eine Verbesserung der Aufmerksamkeit und eine Verminderung der Impulsivität und Hyperaktivität abzielen. Uns Betroffenen nützt das nämlich überhaupt nichts.

Außerdem ... dass der Begriff "Krankheit" oder gar "Erkrankung" verwendet wird, suggeriert die Möglichkeit einer Heilung. "Störung" ist auch nicht viel freundlicher und eher negativ besetzt, doch es handelt sich nun mal um eine angeborene Störung im Neurotransmitterhaushalt, die zwar einer individuell angemessenen Therapie bedarf, damit aber nicht grundsätzlich "abtrainiert" werden kann.

Hinzu kommt noch das Durcheinandergewurschtel von korrekten Termini mit veralteten oder erfundenen Bezeichnungen und das Vermischen der Kriterien, Differenzierungen und Bezeichnungen von ICD 10 und DSM V. Soll da ein zu informierender Laie durchsteigen, wenn es schon die Betroffenen nicht tun?

Die gleiche Problematik bei der Definition besteht bei den Autisten, die wesentlich intensiver (in Blogs, Podcasts, Videos) Aufklärung betreiben und damit auch den Autismus-Verbänden auf die Zehen treten. Auch sie müssen sich selbst dadurch "outen".

Was uns mit den Autisten verbindet, ist, dass unseren Schwierigkeiten die gleiche Problematik zugrunde liegt: Reizüberflutung. Die Folgen dieser Reizüberflutung und das Bemühen um "akzeptierte Normalität" äußern sich unterschiedlich, doch was uns wieder vereint, ist das Nichtverstandenwerden durch unsere neurotypischen Mitmenschen.

Ich kann daher nur jedem empfehlen, sich zuerst mit der Selbsthilfe in Verbindung zu setzen, bevor die Gelegenheit zur individuellen Äußerung genutzt wird.

Viele Grüße vom Klugscheißer, der an allem rummeckert ...
... und dabei oft genug "nur" den advocatus diaboli spielt

Lesen gefährdet die Dummheit


 Antworten

 Beitrag melden
24.04.2018 00:15
#5
avatar

Ach ja, noch was ...

Auf Facebook hat eine Gruppe namens "Pflegekräfte sind halt so", die weitgehend auf den (durchaus notwendigen) Galgenhumor der Pflegekräfte eingeht, einen seit Monaten (Jahren?) durchs Internet geisternden Post geteilt:

"Wenn wir früher ADHS hatten, haben wir eine geknallt gekriegt und waren wieder gesund"

Für die Facebooker: Wenn wir früher ADHS hatten

Für manche ist es witzig. Ganz ehrlich? Ausschließlich "unter uns" könnte ich auch darüber lachen - schließlich sind auch wir nicht frei von Galgenhumor. Was aber die ADHSler unter den Abonnenten gerügt haben, ist, dass ausgerechnet eine Seite von Pflegekräften (denen wir - ja, auch wir - unsere Gesundheit und oft genug auch unser Leben anvertrauen sollen) öffentlich auf Facebook (ungewollt? unwissend?) ins allgemeine ADHS-Bashing einsteigt.

Ich stehe grundsätzlich hinter allen Pflegekräften, die diesen Knochenjob machen und dafür grottenschlecht bezahlt werden. Doch auch ich finde es ziemlich geschmacklos, diesen "Witz" ausgerechnet auf einer Pflegekräfte-Seite zu teilen.

Oh, ich verzettle mich . Worauf ich hinaus will, ist die Diskussion, die sich daraus entspann. Die erste Kernaussage war: Nicht witzig, aber auf Eurer Seite auch noch geschmacklos. Die einen meinten, man solle sich doch nicht über Sarkasmus beschweren. Die anderen meinten, wenn man nix davon versteht, solle man doch einfach mal die Klappe halten. So weit, so gut.

Ein paar ADHSler fühlten sich nicht nur angegriffen und unverstanden, sondern begannen, die Kommentatoren und auch die Seitenbetreiber aufzuklären. Und erst ab diesem Zeitpunkt ploppten unsere "alten Bekannten" wieder auf: Ritalin ist eine Droge und stellt ruhig, mehr Bewegung, Ernährungsumstellung, Eltern sind schuld, sogar Leon Eisenberg und sein Totenbett.

Wohlgemerkt - erst dann, erst als Kommentatoren mit fundierter Aufklärung begannen. Gut gemeint - doch eben leider nicht gut gemacht.

Lesen gefährdet die Dummheit

 Antworten

 Beitrag melden
24.04.2018 07:26
avatar  Ura
#6
avatar
Ura

Liebe Susanne, das ist ja wirklich zum Wände anraufgehen....
Ur@


 Antworten

 Beitrag melden
24.04.2018 10:48
#7
avatar

Ich vermeide es möglichst in solche Diskussionen einzusteigen, hatte das bei fb aber auch kurz überflogen.

Das Schlimme daran ist ja, dass die "Leugner/Gegner" mit keinerlei Argumenten, Beweisen, Erklärungen erkennen, dass sie eben auf dem Holzweg sind. Sie haben Recht und wer da was anderes sagt, ist blöd. Sie werden ausfallend, kommen mit freier Meinungsäußerung (da ist dann 2+2 eben 5 - meine Meinung und wehe es versucht mich wer zu überzeugen, dass das 4 sind - alles Lügner). Und leider geht das durch alle Bereiche - ob Politik, ob Kindererziehung (insbesondere Impfung) oder Hunde. Jeder scheint es besser zu wissen, manchmal kann über so viel Blödsinn der verbreitet wird nur Lachen oder Weinen... Kommentieren sollte man das besser nicht, man kann nur verlieren :(

LG Mona Lisa

Mutterglück ist das was eine Frau empfindet, wenn die Kinder abends im Bett sind.

 Antworten

 Beitrag melden
24.04.2018 12:53
#8
avatar

Zitat von Ura im Beitrag #6
..., das ist ja wirklich zum Wände anraufgehen

Jepp, isses. Mir ist das schon öfter aufgefallen, dieses Mal habe ich es jetzt genau beobachtet.

Anderes Beispiel: Eine schon etwas ältere Bekannte von mir, auch bei Facebook, teilt gerne mal so "von oben herab-Bemerkungen", meistens zu Themen, von denen sie nicht allzu viel versteht, aber irgendwie für witzig hält. Da ist auch reichlich ADHS-Bashing dabei. Einmal hatte ich das "aufklärend kommentiert" und was kam - von ihr und ihren FB-Freunden - zurück? "Wieso meinst du, dass ausgerechnet du das weißt? Man sollte einfach mal die Klappe halten, wenn man etwas nicht versteht" - und dann kamen "die üblichen Verdächtigen" (Koks für Kids, Alm, Eisenberg ...).

"Wenn wir früher ADHS hatten ..." und "Der Erfinder der ADHS ..." habe ich dann jeweils mit "So ein Schmarrn!" kommentiert. Und was kam zurück? Nix!

Beobachtet es mal! Das ADHS-Bashing der Unbedarften beginnt erst, wenn jemand aufklärend zu ADHS Stellung nimmt. Traurig, aber isso.

Zitat von Mona Lisa im Beitrag #7
Ich vermeide es möglichst in solche Diskussionen einzusteigen, ...

Zitat von Mona Lisa im Beitrag #7
Kommentieren sollte man das besser nicht, man kann nur verlieren :(

Ja, das sollte man wirklich vermeiden! Manchmal kann ich nicht widerstehen, aber da kommt in der Regel nix Gutes bei rum.

Kommen wir nach dieser Erkenntnis mal wieder zum Ausgangspunkt zurück: über ADHS insbesondere bei Frauen aufklären. Zielgruppen, die nichts mit dem Thema zu tun haben und allenfalls das darüber zu wissen glauben, was die Sensationsberichterstattung so hergibt, sollten wir nicht aufklären wollen - das bringt uns bestenfalls kein Stück weiter.

Aufklärung ist wichtig und richtig bei (interessierten) Betroffenen - nichts anderes machen wir hier im Forum - und bei all denen, die an (oder mit) uns neurodiversen Menschen Geld verdienen und/oder über uns entscheiden. Letztere finden sich in so vielen Berufsgruppen (und Körperschaften des Öffentlichen Rechts), dass auch der ADHS Deutschland trotz intensiver Bemühungen hier bisher "nur an der Oberfläche kratzen" konnte.

Deshalb: Wann immer sich einem von uns die Chance eröffnet, mehrere Zugehörige solcher Berufsgruppen bzw. Mitarbeiter über ADHS informieren zu können ... Bitte zuallererst Kontakt mit der ADHS-Selbsthilfe aufnehmen! Dort gibt es nicht nur Basisinformationen und Tipps zu Schwerpunkten und Sprachregelungen, man bekommt oft auch entsprechendes Infomaterial und mitunter sogar personelle Unterstützung.

Selbsthilfe, wer ist das?

Bundesweite und regionale ADHS-Selbsthilfe-Vereine und -Verbände sowie deren angeschlossene Selbsthilfegruppen, unabhängige ADHS-Selbsthilfegruppen, bei NAKOS gelistete ADHS-Selbsthilfegruppen, seriöse ADHS-Selbsthilfe-Foren und ein paar wenige, jedoch seriöse ADHS-Facebook-Gruppen.

Lesen gefährdet die Dummheit

 Antworten

 Beitrag melden
24.04.2018 16:17
#9
avatar

Zitat
"Wenn wir früher ADHS hatten, haben wir eine geknallt gekriegt und waren wieder gesund"



Wenn es damit wirklich getan wäre, würden mindestens 85% freiwillig die Backe hinhalten ....


 Antworten

 Beitrag melden
25.04.2018 09:15
#10
avatar

und ich wäre geheilt :(

LG Mona Lisa

Mutterglück ist das was eine Frau empfindet, wenn die Kinder abends im Bett sind.

 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!