Ich soll MEDIKINET demnächst nehmen ????

17.09.2019 13:24
#1
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Hallo ihr Lieben,
Ich versuche mich kurz zu halten. Habe in gut 4 Wochen meinen nächsten Termin bei meiner Psychiaterin.
Bei diesem Gespräch wird es u.a. darum gehen, dass ich mit Medikinet eingestellt werden soll.

Die folgenden Fragen beziehen sich u.a. darauf, was ich bislang an Infos über das Medikament in Erfahrung bringen konnte:

1. Welche dieser Nebenwirkungen habt ihr auch bei euch bemerkt? (Bluthochdruck, Appetitminderung, Gewichtsverlust)
2. Habt ihr das Gefühl, dass das Medikament einen Spiegel aufbaut oder ist es eher so, dass die Wirkung nach (zum Beispiel) 4 Stunden sofort absackt?
3. Halten sich Wirkung und Nebenwirkungen in der Waage bei euch?
4. Habt ihr eher das Gefühl von Leistungssteigerung oder eher von "Nebel im Kopf"?

Mir ist bewusst, dass ihr alle mir nicht empfehlen könnt das Medikament zu nehmen oder nicht zu nehmen.
Mich interessiert lediglich eure Erfahrung damit.

Nachdem ich mich ein wenig belesen habe, bin ich zu folgender persönlicher Meinung gelangt:

Ich bin 33 Jahre ohne dieses Medikament irgendwie durchs Leben gekommen und habe mich mit meiner aktuellen Situation
nicht nur abgefunden, sondern habe es auch geschafft meine anderen Erkrankungen zu akzeptieren und habe gelernt damit zu leben.


Wenn das Medikament nur für eine bestimmte Stundenzahl am Tag wirkt, dann bin ICH DER PERSÖNLICHEN MEINUNG, dass es wie eine
Art "Droge" wirkt. Dass ich sozusagen nur darauf sehnlichst warte, endlich wieder die nächste Dosis zu bekommen. Vielleicht
ist keine physische Abhängigkeit gegeben, dafür aber eine Psychische.



Das wären jetzt erst mal so die wichtigsten Aspekte. Schreibt mir gerne auch noch mehr dazu, wenn ihr mögt/könnt/wollt


Vielen Lieben Dank für eure Zeit
eure Tindra


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17.09.2019 14:57 (zuletzt bearbeitet: 17.09.2019 15:18)
avatar  Laura S
#2
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Hallo Tindra,

ich antworte mal auf deine konkreten Fragen einzeln:

1. Ich habe keine dieser Nebenwirkungen gehabt. Ich beziehe mich jetzt mal allgemein auf den Wirkstoff Methylphenidat. Appetitminderung ist eine häufige Nebenwirkung, besonders am Anfang- muss aber erstens nicht auftreten, und ausserdem ist es in der Regel so, dass der Appetit nach der Wirkung wiederkommt. Es kann also sein, dass man abends dann dafür mehr Appetit hat- das muss aber nicht sein. Gewichtsverlust bezieht sich in dem Sinne nicht auf das Medikament selber, sondern kann dann eine Folge von vermindertem Appetit sein. Nichts wovor man nun als normalgewichtiger Erwachsener erstmal Angst haben muss.

Methylphenidat ist ein Stimulanz. Hat man bereits Probleme mit Bluthochdruck oder ähnliche Probleme, was Herz, Kreislauf angeht, sollte man dies vorher ausreichend abklären. Vor dem Beginn von MPH sollte auf jeden Fall die Blutwerte und der Blutdruck kontrolliert werden, gut wäre auch ein EKG und wenn möglich eine Untersuchung des Augeninnendrucks( letzteres habe ich allerdings auch noch nicht gemacht...). Das sollte einem aber keine Angst machen. Ich kenne mittlerweile eine Reihe Menschen, mich eingeschlossen, die schon Jahrelang MPH nehmen und keinerlei Probleme damit haben. Natürlich muss man wissen, dass MPH den Blutdruck beeinflusst und auch auch zu Bluthochdruck führen kann. Man sollte es also regelmäßig kontrollieren lassen. Ich lasse auch bei meinem Sohn 1 mal im Jahr eine Blutuntersuchung machen und ein EKG schreiben. Einfach zur Kontrolle. Das sollte man bei anderen Medikamenten ja auch machen, wenn man etwas länger nimmt. (ZB bei dauerhafter Schmerzmitteleinnahme)

2. Medikinet ist kein Spiegelmedikament. Es gibt Medikamente, auch einige Antidepressiva, die erst mal einen Spiegel aufbauen müssen, das ist bei MPH nicht so. Es gibt verschiedene MPH- Präparate, die eine unterschiedliche Wirkart haben, was Einsetzen, Wirklänge und Nachlassen angeht. Sprechen wir also erstmal über Medikinet adult ( was Medikinet retard enstpricht). Ein Retardmedikament ist grundsätzlich ein Medikament, was nicht nur über eine kurze Zeit wirkt, sondern über einen längeren Zeitraum wirken soll. Es gibt Retardpräparate, die dies in 2 Schritten sozusagen tun, wozu das Medikinet adult gehört. Man nimmt eine Kapsel, nach einer relativ kurzen Zeit beginnt die Wirkung, entsprechend der halben Dosis als umretardiertes Medikament. Also als Beispiel: Du nimmst 1 Kapsel Medikinet adult 10mg- dann hast du zunächst eine Wirkung von 5mg, und später nochmal eine Wirkung von 5mg. So soll es zumindest sein. Die angegebene Wirklänge soll laut Hersteller 6-8 Stunden sein. Das Besondere bei Medikinet adult ist, dass es sehr vom Mageninhalt abhängt. Man sollte vor der Einnahme ausreichend essen. Tut man das nicht oder passt der Mageninhalt nicht so gut, dann kann die Wirkung beeinflusst werden. Nüchtern sollte man das Medikament nicht nehmen, da es dann nicht so wirkt, wie es soll.

Hinsichtlich der Wirkung und Wirklänge kann man aber keine allgemeingültigen Aussagen treffen, da es einfach bei jedem individuell ist. Ich kenne Leute, bei denen Medikinet gut passt, andere sind später auf andere Präparate umgestiegen. Ich selber habe eine ganze Zeit lang Medikinet adult genommen, die Dosis wurde mehrfach angepasst und bin dann später auf Ritalin adult umgestiegen, da mir die Wirklänge nicht ausreichend war, was aber einfach bei mir so war. Bei anderen kann es gut passen.

Nochmal zum Thema Spiegel: MPH wirkt solange wie es wirkt, also bei Medikinet adult ist nach spätestens 6-8 Stunden keine Wirkung mehr, oder früher, das muss man einfach austesten. Nach einer weile hat man es raus, es zu spüren, wenn es nachlässt und nimmt dann ggf die 2. Dosis ein. (Aber anfangs fängt man ja erstmal mit einer Dosis an.) Wenn die Wirkung weg ist, ist sie weg. Es baut keinen Spiegel im Blut auf, sondern du kannst mit einer bestimmten Zeit rechnen und dann ist Ende. Somit brauchst du also keine Angst zu haben, falls du mit der Medi dann nicht zurecht kommst, dass du dann ewig warten musst, bis es nachlässt. Man muss natürlich etwas Geduld haben, bis man für sich eine passende Tagesdosis gefunden hat und die Zeiten, wann man es nachnimmt. Auch das Gefühl des Nachlassens ist bei jedem individuell.

3. Ich habe keine wirklichen Nebenwirkungen gehabt, weder bei Medikinet, noch bei Ritalin. Wenn die Dosis nicht passt, dann fühlt es sich halt nicht richtig an, es kann sich nicht ausreichend anfühlen oder auch zuviel. Grundsätzlich würde ich sagen: Wenn es sich unangenehm anfühlt- und zwar auf Dauer- dann haut entweder die Dosis oder das Präparat nicht hin. Aber bevor man da gleich wechselt, sollte man erstmal die Dosis versuchen anzupassen. Ich betone das so "auf Dauer"- denn obwohl MPH kein spiegelaufbauender Wirkstoff ist, kann es trotzdem sein, dass es sich anfangs "komisch" anfühlt und man denkt, es passt nicht. Es ist für den Körper erstmal neu und eine gewisse "Gewöhnung" ist schon dabei. Bei vielen anderen Medikamenten ist es ja ähnlich. Als ich auf Ritalin umgestiegen bin, da war es einige Tage lang komisch, und ich dachte, ich vertrage es nicht. Hatte so einen Druck auf den Ohren/ auf dem Kopf, was recht dominant war,(aber nicht schmerzhaft) dass ich dachte, das Med, haut nicht hin. Aber das war nach wenigen Tagen verschwunden. Man sollte also schon ein bisschen Geduld haben, bevor man sagt, das haut nicht hin.

Konzentriere dich nicht so sehr darauf, was passiert, wenn du es nimmst. Das kann zu Hineinsteigern und Fehlinterpretationen führen. Diesbezüglich habe ich eine Menge bzgl meines Sohnes gelernt. Nicht jedes Symptom ist einer Nebenwirkung oder einen unzureichenden Wirkung des MPH zuzuordnen. Am besten merkt man es , wenn man gar nicht daran denkt und dann plötzlich merkt, hey ich habe das jetzt gerade in den letzten Stunden viel besser hinbekommen/ ausgehalten etc als sonst, war ruhiger etc....

Zitat von Tindra86 im Beitrag #1
Mir ist bewusst, dass ihr alle mir nicht empfehlen könnt das Medikament zu nehmen oder nicht zu nehmen.Mich interessiert lediglich eure Erfahrung damit


Tindra, nur einer kann entscheiden, ob du das MPH probierst, oder nicht, Du selber. Niemand zwingt dich dazu. Wenn Dein Arzt es Dir empfiehlt, dann kannst du diese Empfehlung annehmen oder nicht. Es ist wie eine Empfehlung zu einer Operation. Man kann es machen, oder nicht machen. Die Frage ist doch eher- warum nehmen oder warum nicht? Was spricht denn dagegen, es auszuprobieren?

Zitat von Tindra86 im Beitrag #1
Nachdem ich mich ein wenig belesen habe, bin ich zu folgender persönlicher Meinung gelangt:Ich bin 33 Jahre ohne dieses Medikament irgendwie durchs Leben gekommen und habe mich mit meiner aktuellen Situationnicht nur abgefunden, sondern habe es auch geschafft meine anderen Erkrankungen zu akzeptieren und habe gelernt damit zu leben.Wenn das Medikament nur für eine bestimmte Stundenzahl am Tag wirkt, dann bin ICH DER PERSÖNLICHEN MEINUNG, dass es wie eineArt "Droge" wirkt. Dass ich sozusagen nur darauf sehnlichst warte, endlich wieder die nächste Dosis zu bekommen. Vielleichtist keine physische Abhängigkeit gegeben, dafür aber eine Psychische.


Wo hast du dich zum Thema MPH belesen?

Wenn ein Medikament nur eine bestimmte Stundenzahl wirkt, dann sieht du es als Droge an? Dazu eine Frage: Was hast du für eine Erwartung an das Medikament? Für Erwachsene sind bisher nur Retardpräparate von der Kasse zugelassen, die eine Wirklänge von ca 6-8 Stunden abdecken. 12 Stunden-Präparate gibt es, aber die kann man sich als Erwachsener nur auf Privatrezept verschreiben lassen. Damit anzufangen wäre aber auch Quatsch, schließlich willst du erstmal herausfinden, wie es bei dir wirkt, wie lange und welche Dosis.

Wenn man mal von Wirkstoffpflastern und Depotspritzen i etc absieht (im Allgemeinen, nicht auf MPH bezogen, das gibt es hier nämlich in der Form ja nicht...... welche Medikamente fallen dir so ein, die wirklich den ganzen Tag wirken ohne dass man etwas nachnehmen müsste? Das würde dann heißen, dass alle Medikamente , die einige Stunden wirken und dann nachlassen, als Drogen anzusehen wären, Schmerzmedikamente etc.

Das Wort Droge bedeutet:

- In der Pharmazie spricht man von "Arzneidroge": haltbar gemachte Teile von Pflanzen, Pilzen, Tieren oder Mikroorganismen

- Im normalen Sprachgebrauch wird unter Droge eine rauscherzeugende Substanz verstanden.

Beides trifft auf MPH nicht zu. Nimmst Du eine normale Dosis MPH oral ein, wirst du keine berauschende Wirkung haben. Für so eine Wirkung müsste man ein Vielfaches der Dosis nehmen, was dann natürlich dem Missbrauch von Medikamenten bedeuten würde . Das kann aber auch bei vielen anderen Medikamenten so sein, wenn man eine viel zu hohe Dosis nehmen würde. Lies dir ZB mal etwas zu dem Medikament Vomex im Internet durch. Es wurde ursprünglich als ein Medikament gegen Allergien eingesetzt. Heutzutage wird es hauptsächlich nur noch als Medikament gegen Übelkeit und Erbrechen gegeben. Würdest du auf die Idee kommen, dass es Leute gibt, die sich damit berauschen?? Ja die gibt es. Denn in Vomex ist ein Stimulans enthalten, da der Hauptwirktsoff so müde macht. Dies nur als Beispiel zum Thema Medikamente und Rausch.

Du willst eine positive Wirkung des MPH erreichen, also nimmst du eine empfohlene Dosis. Diese wird Dich nicht berauschen und auch nicht abhängig machen. Liest man sich die Packungsbeilage durch, dann wirst du natürlich etwas zum Thema Abhängigkeit lesen können. Aber da sind wir wieder beim Thema Missbrauch von Medikamenten. Optimal eingestellt solltest du keine dominante Wirkung merken, sondern einfach merken, dass es funktioniert.

Zitat von Tindra86 im Beitrag #1
Ich bin 33 Jahre ohne dieses Medikament irgendwie durchs Leben gekommen und habe mich mit meiner aktuellen Situation
nicht nur abgefunden, sondern habe es auch geschafft meine anderen Erkrankungen zu akzeptieren und habe gelernt damit zu leben


Nochmal meine Frage: Was erwartest du von dem Medikament? Wovor hast du Angst? Eine Entscheidung triffst du. Ob Du es nimmst, ob du es nicht nimmst, ob du es wieder absetzt. Du wirst kein anderer Mensch. Du kannst es versuchen, du kannst es aber auch sein lassen. Überlege Dir, welche Gründe du hättest, es zu versuchen. Wenn du mit all den Erkrankungen super zurecht kommst, dann wäre ja alles super. Aber es gibt ja scheinbar schon Dinge, an denen du etwas ändern möchtest. MPH kann ein Pfeiler sein, muss es aber auch nicht. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass ich in der Verhaltenstheraie mit MPH für mich wesentlich mehr erreichen konnte, als ohne.

Wir können versuchen, Dir Deine Fragen bestmöglich zu beantworten, Dir Tipps geben. Niemand hier aber wird Dir zu MPH raten oder abraten. Das kannst nur du gemeinsam mit Deinem Arzt besprechen. Lass Dich aber bei Deiner Entscheidung nicht von den ganzen Negativberichten in den Medien abschrecken oder beeinflussen. Setz Dir Deine eigenen Ziele und überlege mit dem Arzt, wie sich am besten angehen lassen. Wenn eine med. Therapie empfohlen wird, kannst du es versuchen. Vielleicht wird es Dir helfen.

LG Laura

Jedes Ende ist ein neuer Anfang.


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17.09.2019 15:09
#3
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Zitat von Tindra86 im Beitrag #1
1. Welche dieser Nebenwirkungen habt ihr auch bei euch bemerkt? (Bluthochdruck, Appetitminderung, Gewichtsverlust)

Der Blutdruck erhöht sich durchschnittlich um 4 mmHg. Appetitminderung ist in der Regel der Fall, damit geht ein Gewichtsverlust einher. Sofern das ein Problem ist, lässt es sich ganz einfach dadurch lösen, dass man die (Haupt-) Mahlzeiten zu den Zeiten einnimmt, wenn kein MPH (mehr) wirkt.

Zitat von Tindra86 im Beitrag #1
2. Habt ihr das Gefühl, dass das Medikament einen Spiegel aufbaut oder ist es eher so, dass die Wirkung nach (zum Beispiel) 4 Stunden sofort absackt?

MPH baut keinen Spiegel auf. Es hat eine sehr kurze Halbwertszeit von allerhöchstens vier Stunden. Bei sofort freisetzenden Präparaten ist dies auch die maximale Wirkdauer. Um die Wirkdauer zu verlängern, werden viele Präparate in retardierter Form angeboten. Die Halbwertszeit ändert sich dadurch nicht - die verzögerte Freisetzung sorgt lediglich dafür, dass nicht der gesamte Wirkstoff auf einmal, sondern sukzessive freigesetzt wird.

Zitat von Tindra86 im Beitrag #1
3. Halten sich Wirkung und Nebenwirkungen in der Waage bei euch?

Welche Nebenwirkungen? Jo, man sollte schon drei, vier mal im Jahr den Blutdruck messen lassen - das sollte man auch ohne MPH. Eine Kontrolle des Augeninnendrucks bei Beginn der Medikation und dann jährlich oder alle zwei Jahre ist bestimmt nicht verkehrt.

Die Appetitminderung ist für mich keine Nebenwirkung, sondern eine zu erwartende Wirkung. Wenn man nicht abnehmen, sondern eher zunehmen möchte, sollte man die Essenszeiten anpassen.

Von Nebenwirkungen, die unmittelbar auf MPH zurückzuführen sind, seien sie nun im Beipackzettel beschrieben oder auch nicht, habe ich in zwanzig Jahren ADHS-Selbsthilfe nur ausgesprochen selten gehört. Bei Nebenwirkungen, die auf die Galenik zurückzuführen sind, empfiehlt sich ein Wechsel des Präparats.

Zitat von Tindra86 im Beitrag #1
4. Habt ihr eher das Gefühl von Leistungssteigerung oder eher von "Nebel im Kopf"?


Weder - noch. Es herrscht etwas Ruhe im Bienenkorb und der Verzicht auf eine erwünschte Tätigkeit zugunsten einer ungeliebten Tätigkeit fällt nicht ganz so schwer.

Zitat von Tindra86 im Beitrag #1
Nachdem ich mich ein wenig belesen habe, ...

Oha! Wo hast du dich denn belesen? Magst du uns die Quellen nennen?

Zitat von Tindra86 im Beitrag #1
Wenn das Medikament nur für eine bestimmte Stundenzahl am Tag wirkt, dann bin ICH DER PERSÖNLICHEN MEINUNG, dass es wie eine Art "Droge" wirkt. Dass ich sozusagen nur darauf sehnlichst warte, endlich wieder die nächste Dosis zu bekommen.

So ein Schmarrn! Nur um jetzt - nachdem die Wirkung von MPH alle ist - noch die Fenster geputzt oder die Rechnung bezahlt zu kriegen wirft sich niemand MPH ein - sooo geil ist das nun auch wieder nicht (weder Fenster und Rechnung noch die Befindlichkeit unter MPH).

"Droge" ist ein weiter Begriff, der vieles mit einschließt. Grünen Tee zum Beispiel, der ist auch ein Droge. Falls du bewusstseinsverändernde Drogen meinst ... nein, dein Bewusstsein verändert sich nicht unter MPH; auch dann nicht, wenn es in den Medien und an Stammtischen wieder und immer wieder behauptet wird.

Zitat von Tindra86 im Beitrag #1
Vielleicht ist keine physische Abhängigkeit gegeben, dafür aber eine Psychische.

Siehe oben - Schmarrn. Zeig mir einen, der sein MPH noch nie vergessen hat, nur einen. Was glaubst du denn, weshalb wir sämtliche Tricks anwenden, nur um ja nicht die Einnahme des Medikaments zu vergessen? Abhängigkeit sieht anders aus.

Zitat von Tindra86 im Beitrag #1
Schreibt mir gerne auch noch mehr dazu, wenn ihr mögt/könnt/wollt

Wozu? Du tust deine persönliche Meinung in Versalien kund. Das sagt mir, du bist nicht gewillt, sie zu ändern. Also darfst du sie gerne behalten, ich will sie nicht haben. Und nein, dazu mag ich nicht noch mehr schreiben.

Lesen gefährdet die Dummheit


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17.09.2019 15:31 (zuletzt bearbeitet: 17.09.2019 15:33)
avatar  Laura S
#4
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Zitat von SusanneG im Beitrag #3
Oha! Wo hast du dich denn belesen? Magst du uns die Quellen nennen?



Nochmal dazu: Wir fragen deshalb so genau, weil es nicht sehr produktiv ist, sich überall quer durch zu lesen, wenn es um solche Dinge geht. Es gibt grundsätzlich zu jedem Medikament Für und Wider, Medikamente sind ja schließlich keine Bonbons.

Informieren ist sehr wichtig. Sich selber verstehen lernen und möglichst viel über das Thema, die Medikamente etc zu wissen, ist sehr hilfreich, besonders, wenn es um eine Entscheidung geht.

Dabei solltest du aber grundsätzlich deine Quellen sorgfältig auswählen. Wenn du Grundsätzliches zu MPH Medikamenten wissen willst, gibt es hier im Forum alleine eine Menge Informationen. Tipps über gute Websites und Literatur ebenfalls ausreichend.

Berichte, in denen MPH-Präparate mit "Drogen" gleichgesetzt werden oder in denen von "Ruhigestellen" die Rede ist solltest du grundsätzlich als kritisch ansehen. Davon sollte man seine Entscheidungen nicht abhängig machen. Eine neutrale Auseinandersetzung mit dem Thema hingegen hilft, das Für und Wider für sich selbst abzuschätzen.

Wenn du unsere Erfahrungen hören möchtest, solltest du auch bereit sein, dich damit auseinander zu setzen und evtl auch deine Meinung darüber zu ändern. Wissen ist Macht. Das trifft auf jeden Fall zu. Es vermittelt einem selber mehr Sicherheit und auch Selbstbewusstsein, wenn man gut Bescheid weiss.

LG Laura

Jedes Ende ist ein neuer Anfang.


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23.09.2019 18:19
avatar  Marge_S
#5
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Zitat von Tindra86 im Beitrag #1
1. Welche dieser Nebenwirkungen habt ihr auch bei euch bemerkt?
2. Habt ihr das Gefühl, dass das Medikament einen Spiegel aufbaut o
3. Halten sich Wirkung und Nebenwirkungen in der Waage bei euch?
4. Habt ihr eher das Gefühl von Leistungssteigerung oder eher von "Nebel im Kopf"?

Hallo Tindra,

zu 1. keine
zu 2. kein Spiegel
zu 3. keine Nebenwirkung, aber viel Wirkung
zu 4. weder noch - bei mir ist es subjektiv so, dass die Uhren langsamer gehen und ich das schaffe, was ich mir vorgenommen habe - ohne Medis trödel ich viel mehr

Zitat von Tindra86 im Beitrag #1
Wenn das Medikament nur für eine bestimmte Stundenzahl am Tag wirkt, dann bin ICH DER PERSÖNLICHEN MEINUNG, dass es wie eine
Art "Droge" wirkt. Dass ich sozusagen nur darauf sehnlichst warte, endlich wieder die nächste Dosis zu bekommen. Vielleicht
ist keine physische Abhängigkeit gegeben, dafür aber eine Psychische.

Die Begriffe "Droge" und "Abhängigkeit" kommen aus einer Szene, die sich nicht rational mit ADHS auseinandersetzt sondern lieber Ängste schürt.
Medikamente sind keine Drogen und Abhängigkeit ist keine Sucht.

Ich habe ein Kind mit Epilepsie, das IST abhängig von seinen Medikamenten, ohne rechtzeitige Einnahme wäre ein Grand Mal die Folge. Dennoch ist dieses Kind nicht süchtig und wir haben Mühe, immer an die pünktliche Einnahme zu denken.
Bei den Epilepsiemedikamenten konnte ich auch sehen, was psychoaktive Substanzen für Nebenwirkungen haben können, nämlich erhebliche. Dagegen ist die Wirkung von Methylphenidat die eines milden Stimulanz.

Wenn ich schlecht gucken kann und deshalb eine Brille aufsetze, und das jeden Tag aufs Neue, dann ist das normal und keine Abhängigkeit. Warum soll das bei Medikamenten, die die Selbststeuerung normalisieren und verbessern, etwas anderes sein?

Ich wünsche dir, dass du zu einer gut überdachten Entscheidung ohne Vorurteile findest.

Liebe Grüße,
Marge


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23.09.2019 20:09 (zuletzt bearbeitet: 24.09.2019 07:50)
avatar  Zottel
#6
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Hallo Tindra,

mein Sohn nimmt schon seit vielen Jahren MPH. Begonnen haben wir in Klasse 1. Inzwischen ist er volljährig.

Er hat und hatte bisher keinerlei Nebenwirkungen. MPH macht ihn nicht schlauer und es baut auch keinen Spiegel auf.

Zitat
Ich bin 33 Jahre ohne dieses Medikament irgendwie durchs Leben gekommen und habe mich mit meiner aktuellen Situation
nicht nur abgefunden, sondern habe es auch geschafft meine anderen Erkrankungen zu akzeptieren und habe gelernt damit zu leben.

Wenn das Medikament nur für eine bestimmte Stundenzahl am Tag wirkt, dann bin ICH DER PERSÖNLICHEN MEINUNG, dass es wie eine
Art "Droge" wirkt. Dass ich sozusagen nur darauf sehnlichst warte, endlich wieder die nächste Dosis zu bekommen. Vielleicht
ist keine physische Abhängigkeit gegeben, dafür aber eine Psychische.



Ich würde meinem Sohn niemals "Drogen" geben. Und nein, auch nach all den Jahren mit MPH hat mein Sohn weder eine physische noch eine psychische Abhängigkeit entwickelt. Er würde das Medikament sogar häufig vergessen, wenn wir Eltern ihn nicht dran erinnern würden.

Diese Frage hast Du in einem anderen Thread gestellt:

Zitat
2. Habt ihr auch ein Suchtverhalten wie z.B. Zigaretten rauchen o.ä.? (Ich rauche sehr viel)



Viele ADHS-ler therapieren sich selbst mit Zigaretten (Nikotin wirkt aufs dopaminergene System). Mir ist es 1000x lieber, dass mein Sohn MPH einnimmt und dafür Nichtraucher bleibt (als Raucher ist man nämlich ganz sicher physisch und auch psychisch abhängig...).

Ich zitier jetzt einfach mal, was MPH bei Sohni macht:

Zitat
ZitatZitat Susanne:
Das erste, was sich unter Medikation ändert, ist das Sozialverhalten, gefolgt von der Selbststeuerung. Wenn man eine Wirkung nur daran festmacht, wie still das Kind hinsitzen und sich mit uninteressanten Aufgaben beschäftigen kann, ist die Erwartungshaltung zu hoch.


ZitatZitat Zottel:
Ja, das bringt es auf den Punkt. Sohni hat vor geraumer Zeit mal gemeint, er wäre mit Medi irgendwie gelassener. Stimmt.


Ohne MPH war Sohni vorrangig diskussionsfreudig. D.h. er sinnierte z.B. eher über den Sinn und Unsinn von Hausaufgaben nach statt einfach damit zu beginnen. Mit MPH konnte er sich überhaupt erst auf Dinge, die ihm schwierig (oder unnötig) erschienen, einlassen. Das hat mit MPH aber keinesfalls von allein funktioniert. Mein zweiter Vorname ist Kameltreiber ... In den Jahren vor MPH hat Sohni seine Vermeidungshaltung geradezu perfektioniert. Nur mit MPH war es möglich ihn da nach und nach rauszuholen. Das hat aber echt viele Jahre gedauert und war mit sehr viel Arbeit verbunden.



Schule ohne MPH hätte bei Sohni nicht wirklich geklappt. Kinder mit einer ADHS haben Probleme mit der intrinsischen Motivation. Heutzutage sollen sich die Schüler aber den Stoff zum größten Teil völlig selbstständig erarbeiten ...

Dank MPH ist mein Sohn auf einem sehr guten Weg in ein selbstbestimmtes, eigenständiges Leben mit Freunden. Ich bin heilfroh, dass sich bei ihm dadurch keine weiteren Komorbiditäten auf die ADHS aufgesattelt haben und Sohni in der Schule nie gemobbt wurde. Ohne MPH sähe das heute bei ihm garantiert ganz anders aus. In Klasse 1 war es nämlich schon "fünf vor zwölf".... ohne MPH wäre eine begabungsgerechte Beschulung wohl auch nicht möglich gewesen. Er erfreut sich trotz/ dank MPH bester Gesundheit. Seine Fehltage der letzten Jahre kann ich an einer Hand abzählen.

LG
Zottel


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