Eindosierung/Medikation
#1
Hallo liebes Forum,
Über die Empfehlung einer anderen betroffenen Mama bin ich hier bei euch gelandet.
Unser Sohn wird seit ein paar Wochen medikamentös eingestellt und ich empfinde das als sehr schwierig, da das passende zu finden.
Wir haben mit equasym 10 retard angefangen. Anfangs war er sehr ruhig, was sich legte. Später merkte man kaum noch etwas nach der Einnahme. Nach Rücksprache mit dem kjp sollten wir auf 20mg hoch dosieren. da ich das aber Recht viel empfand und meinem Sohn auch die kurzweiligen Nebenwirkungen reduzieren wollte (anfangs hatte er oft Kopfschmerzen und Herzklopfen, was sich legte, für ihn aber unangenehm war), habe ich die Kugeln der Kapseln erst zu 1/4, später 1/2 zu einer anderen hinzugefügt (sprich erst 12,5mg, dann 15..)
Soweit so gut, meiner Empfindung nach, war 12,5mg ganz gut (mit 15 war er meiner Meinung nach, überdosiert.. war total apathisch und zeitweise nicht mehr ansprechbar).. jedoch ist die Wirkdauer immer sehr kurz, nach 4h merke ich deutlich, wie der Spiegel abfällt.. ich denke, er verstoffwechselt sehr schnell, zudem bin ich unsicher, wie die Ausschüttung bei ihm läuft (wirkhöhepunkt hat er nach 1,5 bis 2h, erste Veränderungen merke ich nach 30-60min).
Wie sind da eure Erfahrungen? Macht es mehr Sinn, den kjp nach einem unretadierten Präparat zur Dosisbestimmung zu fragen oder sinniger, ein anderes Präparat, welches länger wirken soll und idealerweise kontinuierlich Wirkstoff abgibt?
Ich würde mich echt sehr über Erfahrungen freuen.
Liebe Grüße, electrobluemchen
Hallo Electrobluemchen, sei willkommen in unserem Forum ! Wie alt ist denn dein Sohn?
Zitat von Electrobluemchen im Beitrag #1
..., habe ich die Kugeln der Kapseln erst zu 1/4, später 1/2 zu einer anderen hinzugefügt (sprich erst 12,5mg, dann 15..) ...
Das war jetzt aber Quatsch, mach das bitte nicht wieder. Warum? Equasym retard setzt den Wirkstoff mittels semipermeabler Membranen frei. Du kannst von außen nicht erkennen, welche Pellets retardiert sind und welche nicht. Wenn du Pellets umfüllst, weißt du nicht, welche es sind. Bei höheren Dosen kann sowas ziemlich ins Auge gehen.
Zitat von Electrobluemchen im Beitrag #1
.. jedoch ist die Wirkdauer immer sehr kurz, nach 4h merke ich deutlich, wie der Spiegel abfällt..
Eine zu kurze Wirkdauer ist zunächst einmal ein Zeichen für Unterdosierung. Bei passender Dosis müsste Equasym retard länger als acht Stunden wirken.
Zitat von Electrobluemchen im Beitrag #1
... zudem bin ich unsicher, wie die Ausschüttung bei ihm läuft (wirkhöhepunkt hat er nach 1,5 bis 2h, erste Veränderungen merke ich nach 30-60min).
30 % des Wirkstoffes werden sofort freigesetzt, eine Wirkung tritt nach 20 bis 60 Minuten ein. Nach einer bis zwei Stunden beginnen die retardierten Pellets, den Wirkstoff sukzessive freizusetzen. Es kommt zu einem Peak, wenn ca. 50 % des Wirkstoffes ausgeschüttet wurden. Das deckt sich also mit deinen Beobachtungen. Ab da fällt der Wirkstoff-Spiegel kontinuierlich ab, bis er nach acht bis zehn Stunden unterhalb des therapeutischen Bereiches liegt.
Boah, ziemlich wirr erklärt, sorry. Ich kanns gerade nicht besser. Wenn es zu wirr ist, sag es, ich bin ja nicht der einzige Erklärbär hier.
Zitat von Electrobluemchen im Beitrag #1
Macht es mehr Sinn, den kjp nach einem unretadierten Präparat zur Dosisbestimmung zu fragen ...
Dazu ein ganz eindeutiges JEIN. Es ist durchaus sinnvoll, mit unretardiertem MPH zu beginnen. Leider ist das aus der Mode gekommen. Jetzt, nach einem ersten Versuch mit Equasym retard, bringt es aber keinen Vorteil mehr. Besser wäre es, bei Equasym retard eine passende Dosierung zu finden. Du kannst hier bis zu 30 mg aufdosieren, das entspricht etwa 10 mg unretardiertem MPH.
Zitat von Electrobluemchen im Beitrag #1
..., ein anderes Präparat, welches länger wirken soll und idealerweise kontinuierlich Wirkstoff abgibt?
Da ist Equasym retard ganz nah dran. Concerta, Kinecteen und MPH Neuraxpharm wirken bis zu zwölf Stunden lang. Die Freisetzung beginnt ähnlich wie bei Equasym retard, der retardierte Wirkstoff wird über einen längeren Zeitraum kontinuierlich freigesetzt.
Wenn ein Medikament partout nicht passt, bin ich die Erste, die nach Medi-Wechsel schreit. Aber erst dann! Wenn der erste Versuch mit der ersten Dosierung und mit Rumgefummel an den Pellets nicht passt, ist das ein ziemlich schlechter Zeitpunkt für einen Wechsel.
Gib dem Medikament und deinem Sohn ein bisschen mehr Zeit. Nebenwirkungen wie Kopfweh und Bauchweh verschwinden in der Regel nach zwei Wochen. Dein Sohn sollte vor der Einnahme etwas essen und über den Tag reichlich trinken, das kann die Nebenwirkungen reduzieren. Appetitlosigkeit bleibt, bei allen MPH-Präparaten; da musst du eben die Mahlzeiten danach richten.
Du beobachtest sehr genau. Worauf stützt du deine Beobachtungen? Woran genau machst du es fest, ob es mehr wirkt oder weniger oder gar nicht?
So, und jetzt entspanne dich mal. Wenn du deinen Sohn allzu scharf beobachtest, siehst du möglicherweise die Wirkung deiner Beobachtung und nicht die Wirkung des Medikaments.
#3
Hallo,
Mein Sohn ist 7. 😌
Hm.. danke für deine Erklärungen. Ich denke, 20mg sind ihm zu viel. Das die Pellets demnach nicht geteilt werden sollen, aus deinen Gründen, war mir nicht bekannt. Dann danke dafür! Das werde ich dann wohl lieber nicht dem Arzt zu rückmelden 🙈🤣
Hm.. mit der Wirkdauer habe ich auch schon Mal gelesen, allerdings finde ich, dass mein Sohn total anders mit Medikamenten ist... Er lacht kaum, will nicht mehr raus, ihm ist kalt (sonst ist ihm immer heiß...). Gerade bei höheren Dosierungen war das noch extremer.
Wann würdest du persönlich denn sagen, dass ein Medikament nicht das richtige ist?
Auf jeden Fall danke für deine Antwort. Das teilen lasse ich jetzt mal definitiv 😅
Gute Nacht!
#4
Ach so... Ich mache das mit dem beobachten davon abhängig, wie er drauf ist. wenn es wirkt, ist er ruhig, reagiert sofort, ist konzentrierter.
Wenn die Wirkung nachlässt, kommt wieder die motorische Unruhe, Hunger, er zeigt mehr Freude und mehr Wut. Wenig später reagiert er wieder erst nach mehrmaliger Ansprache, ist total verpeilt. 😉
Zitat von Electrobluemchen im Beitrag #3
Das werde ich dann wohl lieber nicht dem Arzt zu rückmelden
Is besser so
Zitat von Electrobluemchen im Beitrag #3
Gerade bei höheren Dosierungen war das noch extremer.
Mal abgesehen von dem Kapsel-auf-Gefummel - welche Dosierungen hast du denn schon versucht? Und ist Equasym das erste und bisher einzige MPH-Medi?
Zitat von Electrobluemchen im Beitrag #3
Wann würdest du persönlich denn sagen, dass ein Medikament nicht das richtige ist?
Wenn Nebenwirkungen heftig und/oder nach zwei Wochen noch nicht weg sind; wenn bei linearer Aufdosierung zwischen zu wenig und zu viel kein Raum ist; wenn bei einer Dosis, die 15 mg sofort freisetzendem MPH entspricht, noch immer keine Wirkung erkennbar ist ...
#7
Equasym war bzw ist das erste Präparat.
Sein Sozialverhalten ist um einiges besser, auch die Reizverarbeitung. Konzentration auch (wobei das noch ausbaufähig ist...), genauso wie Hyperaktivität. Allerdings bei den 10mg war die Wirkung suuuuper schnell wieder weg, und nach einiger Zeit auch nicht mehr so wirklich sehr erkennbar. Dann sollten wir ja auf dosieren.
Ich habe nur halt große Probleme damit, dass er unter Mediaktion (jetzt mit unseren hochdosierten 15...🙈) total emotionslos und in sich gekehrt ist.. er sagt zwar, es geht ihm gut, aber er ist eigentlich ein anderes Kind. Das war aber bei den 10er auch und regulierte sich dann weitgehend.. wenn auch nicht so extrem.
Ich weiß nur nicht, was ich dem Arzt jetzt rückmelden soll... Wir brauchen nur dann zeitnah neue Tabletten.
#8
Zitat von Electrobluemchen im Beitrag #7
... Sozialverhalten ... Reizverarbeitung ... Konzentration ... Hyperaktivität ...
Das alles beobachtest du, auch noch mit Zeitpunkt? Oha! Lies doch mal diesen Bericht von stubbe, Beitrag #3:
Erste Ergebnisse liegen vor.
Die Art und Weise der Be(ob)achtung hängt eindeutig mit dem Verhalten zusammen - grundsätzlich. Jedes Verhalten ist situationsabhängig.
Ich würde deinem Sohn Mi, Do und Fr weiterhin Equasym retard 10 mg geben und am Samstag/Sonntag 20 mg. Je nachdem, wie es deinem Sohn am Wochenende geht, gibt's am Montag dann 10 mg oder 20 mg.
Sieh zu, dass dein Sohn ein vollwertiges Frühstück im Magen hat, wenn er das Medi einnimmt. Gib ihm reichlich zu trinken. Und höre damit auf, jedes kleinste Fitzelchen Veränderung zum Normalzustand gleich zu bewerten oder gar zu benennen.
Der Wirkstoff von Equasym retard - Methylphenidat - macht, dass im synaptischen Spalt der Neurotransmitter Dopamin nicht so schnell von der abgebenden Nervenzelle wieder aufgenommen wird. Das bewirkt, dass die exekutiven Funktionen, die Servo-Verhaltenskontrolle und die Reizfilter jetzt auf einmal ihren Job machen. Dass sich dadurch Sozialverhalten, Reizverarbeitung, Konzentration und motorische Aktivität verändern und als verbessert wahrgenommen werden, ist eigentlich ein Nebeneffekt. Wichtig ist nur, wie dein Kind sich fühlt, ob sich sein Leidensdruck verbessert hat.
Zitat von Electrobluemchen im Beitrag #7
... emotionslos und in sich gekehrt .. er sagt zwar, es geht ihm gut, aber er ist eigentlich ein anderes Kind.
Das lesen wir oft in der Anfangsphase der Medikation und hat damit zu tun, dass das Kind so sehr beobachtet wird. Ja natürlich ändert sich etwas im Verhalten des Kindes, genau deshalb bekommt es ja das Medikament! Emotionslos ist er bestimmt nicht, er äußert eben seine Emotionen anders oder gar nicht. Er realisiert, dass er in bestimmten Situationen, mit denen er jetzt gut umgehen kann, früher sehr viel Negatives erlebt hat. Das will erst mal verarbeitet werden. Genau deswegen ist es wichtig, dass man kontinuierlich bei der gleichen Dosis bleibt, bis der Arzt sagt, man solle höher dosieren. Und in weniger als einer Woche kann man nicht so wirklich beurteilen, ob die Dosis gut gewählt ist.
Mit einer höheren Dosis geht es deinem Sohn so lange gut, bis er sich hinlegen und es möglichst dunkel und leise haben will.
Deinem Arzt sagst du, dass du noch nicht auf 20 mg gegangen bist, das jetzt aber ernsthaft versuchen willst bzw. dass du ihm x Tage lang 20 mg gegeben hast und dein Sohn sich damit gut/nicht gut fühlt. Sieh zu, dass der Arzt dir erst mal noch 10 mg-Kapseln verschreibt, falls 20 mg echt zu viel sind.
#10
Hallo, danke euch allen für eure worte und vor allem die klaren von dir Susanne 😌😉
Da ich schon einen halben Roman an den Arzt geschrieben hatte, den zum Glück aber noch nicht abgeschickt hatte, bin ich jetzt ganz kurz und knapp gewesen, dass wir erst zum WE erhöht haben, er sehr müde davon war und teils etwas weinerlich, ich dies aber gern jetzt erstmal weiter beobachten möchte (es war beim eindosieren mit 10mg anfänglich auch so..).
Wir sollen nun bis Januar erstmal möglichst bei den 20mg bleiben, dann hat er nochmals eine Überprüfung von AG + VG .. notfalls (falls er gar nicht zurecht kommt) melde ich mich dann halt nochmal bei der Praxis..
Auf jeden Fall danke fürs Augen öffnen.. man macht sich als Mutter eben auch sehr viele Gedanken (und da ich selbst im medizinischen Bereich tätig bin, beobachte ich wohl auch ein bisschen zuuuu sehr 🙈🙈🙈).
Auf jeden Fall danke euch und liebe Grüße
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