Wirkung Elvanse

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09.03.2022 15:55
avatar  sabaxas
#1
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Hi zusammen,

ich bin auf der Suche nach ein paar Antworten auf dieses Forum gestoßen und hoffe, dass ich hier ein wenig weiterkomme.

Bei mir wurde kürzlich ADHS diagnostiziert und mir wurde Elvanse verschrieben.

Vielleicht kurz zu mir:

Ich war als Kind hyperaktiv und hatte damals schon irgendwelche Tabletten, weiß aber leider nicht mehr was und auch nicht mehr rauszufinden. Bis zur Diagnose dachte ich, schwieriges Kind der auch heute noch in manchen Bereichen seine Schwierigkeiten hat. Habe auch schon einige Therapien hinter mir, aber ohne ADHS Diagnose, reine Verhaltenstherapie. Das kam nun erst raus, da ich aufgrund von Corona und der "Isolation" keine direkten Ansprechpartner habe und durch die Distanz sich auch Kontakte zu Kollegen einfach nicht wirklich vertiefen. Früher hat man seinen Frust beim Kollegen abgelassen, der einen auch wieder runtergeholt hat. So konnte ich zumindest meine Impulsivität etwas regulieren.

Seit geraumer Zeit hatte ich dann doch so manche Ausraster, tigere öfter umher um irgendwie nachdenken zu können, kann keinen klaren Gedanken fassen, Konzentration extrem schlecht, sprunghaft, was für meinen Job nicht gerade förderlich ist. Auch wenn es dort anderen nicht auffällt, dennoch nicht wirklich gut.

Also eine neue Therapie begonnen (im September) und da hat sich aufgrund der besprochenen Themen der Verdacht aufgetan.

Lange Rede kurzer Sinn. Mir wurde einiges viel klarer und kann nun auch verstehen, warum ich manche Dinge mache oder auch nicht. Tatsächlich war ich erleichtert zu verstehen, dass ich als Kind nicht einfach ein AK war, sondern dass es einen Grund dafür gab.

Mir wurde nun Elvanse (nicht Adult) verschrieben. Habe ich auch genommen, aber weiß nicht so recht, wie ich das ganze einordnen soll. Ich habe eine Dosis von 20mg eingenommen und nach ca. 1 Stunde war ich extrem gedämpft, Kopf wie in Watte, etwas schummrig (ich weiß nicht wie ich es erklären soll), Tunnelblick, aber dennoch klar und ruhig, sehr ruhig sogar. Konnte mich auch gut konzentrieren und fokussieren. Meine Zappelei war auch weg. Impulsivität war weg. Aber auf die Straße hätte ich so nicht wollen.

Das ist jetzt nach ein paar Tagen besser geworden, aber ich habe noch so ein Gefühl wie Kopf in Watte, Zappeln ist wieder da (finde ich nicht so schlimm), aber gedanklich immer noch sehr ruhig, fokussiert und weniger impulsiv.

Ich frage deswegen, weil ich dieses Gefühl (Watte im Kopf) im Moment etwas komisch finde und nicht weiß, soll dass so sein oder legt sich das mit der Zeit?

Danke und Gruß,
sabaxas


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09.03.2022 22:08
#2
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Hallo sabaxas, herzlich willkommen in unserem Forum!

Gut, dass deine ADHS jetzt diagnostiziert wurde, das erklärt im Nachhinein so einiges. Und mit dem Beginn der Medikation dürfte sich das eine oder andere regeln.

Zitat von sabaxas im Beitrag #1
Mir wurde nun Elvanse (nicht Adult) verschrieben.

Es gibt keinen Unterschied zwischen den Medikamenten Elvanse und Elvanse adult.

Zitat von sabaxas im Beitrag #1
Ich habe eine Dosis von 20mg eingenommen und nach ca. 1 Stunde war ich extrem gedämpft, Kopf wie in Watte, etwas schummrig (ich weiß nicht wie ich es erklären soll), Tunnelblick, aber dennoch klar und ruhig, sehr ruhig sogar. Konnte mich auch gut konzentrieren und fokussieren. Meine Zappelei war auch weg. Impulsivität war weg. Aber auf die Straße hätte ich so nicht wollen.

Was genau hast du denn erwartet? Du warst klar und ruhig, konntest dich gut konzentrieren und fokussieren, Impulsivität war weg. Genau das wird hier oft als Wirkung erwartet. Weshalb hättest du so nicht auf die Straße wollen? Ok, gedämpft, wie in Watte, Tunnelblick gefällt dir nicht. Das gefällt mir auch nicht.

Zitat von sabaxas im Beitrag #1
Ich frage deswegen, weil ich dieses Gefühl (Watte im Kopf) im Moment etwas komisch

Die ADHS-Medikamente wirken bei allen unterschiedlich. Man kann also nicht mit Sicherheit sagen, dass die Watte im Kopf demnächst verschwindet. Ich vermute aber, dass @Apollinaris mehr dazu sagen kann.

Lesen gefährdet die Dummheit


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09.03.2022 22:33
avatar  sabaxas
#3
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Zitat von SusanneG im Beitrag #2
Hallo sabaxas, herzlich willkommen in unserem Forum!


Danke!


Zitat von SusanneG im Beitrag #2
Was genau hast du denn erwartet? Weshalb hättest du so nicht auf die Straße wollen?

Ich hatte nicht erwartet, dass ich mich irgendwie "dicht" fühle, sondern lediglich ruhiger. Ich denke, es hängt auch viel damit zusammen, dass ich mich im Moment sehr genau beobachte und mir dementsprechend Gedanken mache. Der Tunnelblick, wenn Elvanse zum wirken anfängt, ist auch erstmal heftig, was den Eindruck "dicht" zu sein verstärkt. Arbeiten geht gut, aber so einen Zustand kenne ich nicht und bin daher verunsichert. Man kann zwar viel über die Wirkung lesen, aber man findet kaum Erfahrungsberichte, wie sich die Leute tatsächlich fühlen.

Evtl. muss man sich auch einfach an den Zustand gewöhnen, denn so kenne ich mich natürlich nicht. Mein Therapeut meinte, ich muss erstmal versuchen mich damit auseinandersetzen und kennenlernen, wie Elvanse wirkt.

Genau deswegen hätte ich nicht rauswollen, nicht dass ich aufgrund des Tunnelblicks dann irgendwas nicht gecheckt und Mist gebaut hätte. Seit Montag ist es besser, aber ich merke heute z.b. dass meine Impulsivität wieder ausgeprägter ist, dafür weniger Watte im Kopf..


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09.03.2022 22:36
#4
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Hallo sabaxas,

dass Elvanse ein Gefühl von Watte im Kopf erzeugt, habe ich noch nicht gehört. Vielleicht meinst du eher damit, dass sich durch die Medikation eine gewisse Leichtigkeit einstellt, und du in eine Art „Flow“ kommst?


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09.03.2022 22:43 (zuletzt bearbeitet: 09.03.2022 22:54)
avatar  sabaxas
#5
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Hi Apollinaris,

Leichtigkeit nicht. Eher gedrückt. Als ob man mir ein Kissen um den Kopf wickelt. Wie schon geschrieben, ich fühle mich irgendwie "dicht". Schwer zu beschreiben. Vielleicht, wie bekifft, aber total klar. Ich hätte mich auch hinlegen können und schlafen. Deswegen bin ich ja so irritiert.

Vielleicht überkompensiere ich auch, weil die Wirkung völlig unerwartet ist. Oder ich interpretiere zu viel hinein. Ich weiß es eben nicht. Ich habe keinerlei Euphorie oder ähnliches.

Edit:
Ich versuche das Gefühl weiterhin zu beschreiben.

Wie wenn man angetrunken ist, aber total ruhig, konzentriert und völlig da. Das Reaktionsvermögen weiterhin da. Mir ist was vom Tisch gefallen und habe es im fallen aufgefangen.

Evtl. liegt es einfach an dem Tunnelblick, denn das macht sich natürlich massiv bemerkbar.


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09.03.2022 23:00
#6
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Zitat von sabaxas im Beitrag #5
Ich hätte mich auch hinlegen können und schlafen. Deswegen bin ich ja so irritiert.


Das mit dem Schlafen erstaunt mich auch. „Normalerweise“ ist es eher so, dass man massive Einschlafprobleme bekommt.

Das Gefühl mit dem „Kissen um den Kopf“ könnte damit zusammenhängen, dass alles Nebensächliche ausgeblendet ist, und du dich voll auf eine Sache konzentrieren kannst.

Weil wir aber alle verschieden sind, reagiert auch jeder etwas anders bzw. nimmt es anders wahr.


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10.03.2022 10:32 (zuletzt bearbeitet: 10.03.2022 11:00)
#7
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Hallo sabaxas, auch von mir ein herzliches Willkommen! Deine Geschichte ist leider nicht so ungewöhnlich, viele von uns erhalten ihre Diagnose erst als Erwachsene. Jemand war ein "schwieriges Kind" und muss da halt jetzt mal endlich raus wachsen - wenn man das oft genug zu hören bekommt, glaubt man es irgendwann selbst. Und fragt sich dann, warum es nicht so richtig klappt. Ob man vielleicht wirklich einfach faul, gleichgültig oder cholerisch ist, denn eine andere Erklärung scheint es ja nicht zu geben.

Auch erfolglose Therapien, bei denen die korrekte Diagnose nicht gestellt wird, sind geradezu ein Klassiker. Das finde ich immer besonders bitter, man erkennt, dass man Hilfe braucht, sucht diese Hilfe auch an der richtigen Stelle, bekommt sie aber trotzdem nicht. Man merkt, dass man bestimmte Dinge einfach nicht oder nur unter größter Anstrengung hinbekommt, die anderen Leuten leicht zu fallen scheinen. Aber man versteht es nicht und bekommt von anderen ständig zu hören: "Wie kann das angehen?" Es ist leicht, da irgendwann zu resignieren und dem Selbsthass nachzugeben, mir ging es auf jeden Fall so, bis ich mit 43 das erste Mal hörte, ich könnte ADHS haben. Ich kann daher sehr gut nachvollziehen, dass du über die Diagnose erleichtert warst. Du weißt jetzt, was los ist, und damit kannst du arbeiten. Du kannst mehr über die Funktionsweise deines Gehirns lernen und deine Energie in sinnvolle Bahnen lenken. Sicher wird es nicht jeden Tag gleich gut funktionieren und es wird auch Rückschläge geben, aber du hast jetzt den richtigen Weg gefunden und kannst ihn gehen.

Manchmal ist es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn man durch eine äußere Krise wie Corona an den Punkt gebracht wird, wo die wirklichen Probleme dann so deutlich hervortreten, dass man sie nicht mehr verstecken kann. Du schreibst nicht, wie alt du bist, was du arbeitest oder wie deine Lebenssituation sonst so ist, aber es klingt für mich so, als hättest du dich bisher doch immer noch irgendwie durchgebissen, es doch irgendwie immer noch hinbekommen. Und deine Coping-Mechanismen könnten den Blick darauf verstellt haben, was wirklich los ist. Coping ist so eine Sache, es hilft dabei, irgendwie klar zu kommen, aber nicht jedes Coping ist gesund und zielführend. Wenn deine Kollegen täglich deinen Frust aushalten und dich wieder runter bringen müssen, hilft dir das vielleicht zu funktionieren, aber es belastet mit Sicherheit auch die Beziehung zu deinen Kollegen.

Neulich hatten wir im Urlaub eine Reifenpanne. Noch vor zwei Jahren wäre ich da total ausgerastet. Heute, dank meiner Behandlung, bin ich ganz entspannt geblieben, habe den Kofferraum ausgeräumt, das Reserverad rausgeholt, das Rad gewechselt, alles wieder eingepackt, und wir sind weitergefahren. Meine Frau meinte dann zu mir, dass sie bei solchen Situationen immer noch die Luft anhält und sich instinktiv auf einen krassen Wutausbruch einstellt. Ja, wir können nichts für unsere Impulsivität, aber das heißt nicht, dass sie unser Umfeld nicht belastet. Und das besser in den Griff zu bekommen, kann unsere zwischenmenschlichen Beziehungen so viel besser machen! Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg dabei.


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10.03.2022 12:16
avatar  sabaxas
#8
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Hi Frank,

Danke!

Ich habe bewusst nicht so viel über mich geschrieben um zu vermeiden, dass man Rückschlüsse ziehen könnte. Klingt vielleicht paranoid, aber ich bin selbständig und das könnte evtl. Auswirkungen haben. Ich bin Mitte 40, bin in der IT tätig als Lead. Ansonsten glücklich verheiratet, keine Kinder.

Als ich Anfang 20 war wurde Borderline diagnostiziert. Ich habe mich damals geritzt und war auch eine Belastung für Freunde und Bekannte. Der Therapeut damals war nicht wirklich eine Hilfe und habe mich mehr oder weniger dann durchgebissen. Mir wurde damals ein SSRI verschrieben, was auch gut geholfen hat, nur die Therapie nicht. Eine weitere Therapie habe ich dann abgebrochen, weil ich nicht das Gefühl hatte, dass sich was tut.

Jetzt bin ich erneut bei einem Therapeuten der mir vor ein paar Jahren schon geholfen hat, aber da hatte er den Verdacht noch nicht, auch weil die Themen einfach andere waren, die jetzt nicht unbedingt darauf hingedeutet hätten.

Ich habe es evtl. falsch geschrieben, dass ich den Frust an den Kollegen ausgelassen habe, eher, ordentlich ausgekotzt, bevor ich ausgeflippt wäre. Der ein oder andere Kollege hat mich in diversen Projekten begleitet, da hat sich auch eine Art Freundschaft entwickelt. Die wussten mit mir umzugehen und haben mich entsprechend wieder eingefangen. Allerdings habe ich immer wieder zu hören bekommen, ich nehme alles zu persönlich und ich nehme es immer mit nach Hause. Ja, ist so, wobei sich das mit Elvanse auch gebessert hat. Mein Stresslevel war extrem hoch, weil ich auch einfach nicht abschalten kann. Auch ist es im aktuellen Projekt etwas schwierig, da man hier kaum Möglichkeiten hat „Beziehungen“ aufzubauen (da alle zu 100% Remote arbeiten) und sich dann auch mal über diverse Themen auszukotzen. Da spielt eben Corona rein. Bei meiner Frau brauch ich mich nicht auskotzen, denn sie versteht die Hälfte von dem was ich erzähle nicht (sie hat nichts mit der IT zu tun).

Auf Kritik reagiere ich nun deutlich ruhiger und geh innerlich nicht gleich an die Decke und bekomme Selbstzweifel, sondern denke stattdessen über eine Lösung nach. Oder wenn was nicht so läuft, wie ich es erwarte, reagiere ich überlegter. Das ist schonmal ein sehr guter Fortschritt. Nur das Gefühl im Kopf passt da noch nicht so ganz. Das muss ich erstmal rausfinden und schauen wie sich das gibt.

@Apollinaris

Bei der ersten Einnahme war ich komplett geplättet, Tunnelblick (Sichtfeld war tatsächlich etwas eingeschränkt, bzw. sehr nach vorne gerichtet und fokussierter und am Rand ausgeblendet). Ich habe gegähnt und musste mich erstmal hinsetzen. Ob ich auch schlafen hätte können weiß ich nicht, gefühlt ja. Abends schlafe ich sogar recht gut ein. Aber das kann natürlich am Tunnelblick liegen, dass ich das Gefühl hatte müde zu sein. Wie gesagt, ich hatte keine Ahnung wie Elvanse wirkt und das hatte ich nicht erwartet.

Mir ist durchaus bewusst dass Medikament unterschiedlich wirken können. Ich wollte das nur irgendwie einsortieren, da ich in dieser Hinsicht keinerlei Erfahrungen habe und gerade so viele Dinge mit mir passieren und nicht weiß, soll das so sein oder nicht. Natürlich habe versucht Infos zu finden, aber leider habe ich nur generelle Infos zur Wirkung/Nebenwirkungen gefunden. Ich habe einfach einen enormen Respekt, wenn man erstmal so geplättet ist und keinen hat, mit dem man die Erfahrung austauschen kann. Da geht einem eine ganze Menge durch den Kopf, wie man sehen kann.


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10.03.2022 13:38
#9
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Zitat von sabaxas im Beitrag #8
Ich habe es evtl. falsch geschrieben, dass ich den Frust an den Kollegen ausgelassen habe, eher, ordentlich ausgekotzt, bevor ich ausgeflippt wäre. Der ein oder andere Kollege hat mich in diversen Projekten begleitet, da hat sich auch eine Art Freundschaft entwickelt. Die wussten mit mir umzugehen und haben mich entsprechend wieder eingefangen.


Ja, so hatte ich es auch verstanden. Trotzdem werden deine Kollegen sicherlich sehr froh sein, wenn sie dich nicht immer wieder einfangen müssen. Meine Wutausbrüche haben sich auch nie gegen meine Frau gerichtet, trotzdem war es für sie eine große Belastung. Vor ein paar Jahren hatte ich eine Chefin, die sich quasi täglich bei mir ausgekotzt hat mit teilweise irrationalen Sachen, ich konnte sie auch meist wieder einfangen aber irgendwann hat es mich echt belastet, wie sehr, das habe ich erst gemerkt, als sie weg war. Versteh mich bitte nicht falsch, ich will dir hier nichts unterstellen. Es war nur eine Assoziation, die mir sofort in den Sinn kam und von der ich dachte, dass sie vielleicht zum Thema passt.

Zitat
Allerdings habe ich immer wieder zu hören bekommen, ich nehme alles zu persönlich und ich nehme es immer mit nach Hause.



Oh ja, das habe ich früher auch verdammt oft von wohlmeinenden Menschen zu hören bekommen. Natürlich hatten sie recht, aber auf dem Ohr war ich lange taub.


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10.03.2022 14:36
#10
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Hallo saxabas,

frage morgen Abend mal in meiner Erwachsenen Selbsthilfegruppe, ob jemand unter der Medikation von Elvanse ähnliche Wahrnehmungen/ Erfahrungen gemacht hat.
Bin gespannt und werde dann berichten.


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