Kindertagesklinik
Ich schließe mich Susanne an.
Unser Zwerg war in einer Tagesklinik. Da war er 8 Jahre. Ihm hat es gefallen die 7 Wochen. Es war eine enge Betreuung. Nur beim Essen (du musst etwas essen, sonst gibt es keinen Nachtisch - Antwort Zwerg: Na den will ich auch nicht oder es wird wenigstens probiert) haben sie Zwerg regelmäßig in Overload/Meltdown gebracht.
Gebracht hat es....nichts! Keine Diagnose. Nur das die Eltern Erziehungsprobleme haben und die Mutter, aufgrund von zurückliegenden Erfahrungen, zum Psychologen sollte. Da würden psychische Probleme diagnostiziert wo keine waren. Ich war dann auch tatsächlich bei der Psychologin. Was soll ich sagen, wir haben die Therapie abgebrochen, weil die Psychologin fragte, was sie denn überhaupt machen sollte.
Was war. Mein Kind wurde in einer ambulanten Praxis diagnostiziert. Richtig mit ADOS etc. Er ist Autist mit ADHS. Und beides kratzt er nicht nur am Rand dran, sondern liegt mitten im Spektrum.
Ich fang mal an mit der Langversion:
Wann ist eine Tagesklinik gut? Meiner Ansicht nach bei angeborenen und erworbenen Störungen, Krankheiten und Behinderungen, denen keine Neurodivergenz zugrunde liegt.
Wann ist eine Tagesklinik nicht gut? Bis auf wenige Ausnahmen bei Neurodivergenz.
Da es bei den Antworten auf deine Frage um Meinung geht und nicht um wissenschaftliche Erkenntnisse, möchte ich dir ein Beispiel schildern, das mir beide Eltern des betroffenen Kindes so berichtet haben. Das Mädchen hat eine ADHS und "noch andere Störungen, die bislang nicht diagnostiziert wurden". Ich vermute ASS, die Eltern vermuten das u.a. auch, aber auch das erklärt nicht alle Symptome. Das Mädchen war nicht regelbeschulbar und ging auf eine Schule für Kranke, die auf ADHS spezialisiert war.
Die medikamentöse Einstellung war nicht einfach; damals war es ein zeitlich ausgeklügelter Plan mit nicht retardiertem MPH und einigen anderen Medikamenten - und wer auch immer davon abgewichen ist, hat es später bereut. Irgendwann hatten die Eltern die Diagnostiker im Umkreis durch, keiner wollte sich festlegen, keiner gab irgendetwas Schriftliches her. Das Jugendamt verlangte einen Aufenthalt in der Tagesklinik. Die Familie hatte nicht wirklich eine Wahl.
Die Eltern gaben der Klinik u.a. den Medikamentenplan und betonten mehrfach, man möge sich unbedingt an diesen Plan halten. Jaja, sagte man in der Klinik. Abends war die Tochter ziemlich durch den Wind. Eines Tages erhielten die Eltern einen Anruf - ihre Tochter hätten sie in die zuständige Kinder- und Jugendpsychiatrie bringen müssen; dort könne sie abgeholt werden, sobald sie sich beruhigt hätte .
Was war passiert? Die Klinik hielt sich natürlich nicht an den Medikamentenplan der Eltern (schließlich weiß man das in einer Klinik ja besser als die Eltern - Ironie off). Sie gaben die Medis nach Gutdünken und in einer Kombination, die nie und nimmer funktionieren konnte. An jenem Tag dann habe das Mädchen durchgedreht und nur noch geschrien, so dass sie sie in die KJP bringen lassen mussten. Dort wurde sie stationär aufgenommen. Die Eltern kamen in die KJP; ihre Tochter war ganz ruhig und ging ohne Diskussion mit ihnen nach Hause.
Ich war gerade auf der Website jener Tagesklinik. Auf der Startseite steht:
Zitat
Die Tagesklinik ... ist eine teilstationäre Einrichtung der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Wir behandeln Kinder und Jugendliche mit Intelligenzminderungen, insbesondere geistigen Behinderungen, und schweren Kommunikationsstörungen.
Was auch immer unter schweren Kommunikationsstörungen verstanden wird - einen Klick weiter werden die behandelten Krankheitsbilder beschrieben:
Zitat
Tiefgreifende Entwicklungsstörungen aus dem Autismusspektrum
Störungen des Sozialverhaltens und selbst- oder fremdschädigendes Verhalten
Hyperkinetische Störungen, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom
Psychotische Störungen
Störungen der Persönlichkeitsentwicklung
Emotionale Störungen wie Ängste, Depressionen oder Zwänge
Belastungs- und Anpassungsstörungen
Psychosomatische Störungen
Probleme wie Einnässen/Einkoten
Bei so viel angeblicher Kompetenz in einer psychiatrischen Tagesklinik verwundert es dann schon, dass man ein vermutlich autistisches Kind beim ersten Meltdown gleich in die KJP stationär einweisen muss.
Zitat von mi-le im Beitrag #8
Wann schaltet sich eigentlich das Jugendamt ein? Wenn jemand die Probleme meldet?
Kommt aufs Jugendamt und die Sachbearbeitenden an.
Entweder wenn von außen etwas kommt oder wenn man Leistungen möchte.
Dabei muss ich betonen, dass wir, bis jetzt, immer gut mit dem Jugendamt zusammengearbeitet haben und die Sachbearbeiterin uns schon oft sehr gut unterstützt hat. Unser Zwerg hat einen Integrationshelfer und die Autismustherapie läuft auch übers Jugendamt.
Zitat von AndreaA im Beitrag #4
Ich schließe mich Susanne an.
Unser Zwerg war in einer Tagesklinik. Da war er 8 Jahre. Ihm hat es gefallen die 7 Wochen. Es war eine enge Betreuung. Nur beim Essen (du musst etwas essen, sonst gibt es keinen Nachtisch - Antwort Zwerg: Na den will ich auch nicht oder es wird wenigstens probiert) haben sie Zwerg regelmäßig in Overload/Meltdown gebracht.
Gebracht hat es....nichts! Keine Diagnose. Nur das die Eltern Erziehungsprobleme haben und die Mutter, aufgrund von zurückliegenden Erfahrungen, zum Psychologen sollte. Da würden psychische Probleme diagnostiziert wo keine waren. Ich war dann auch tatsächlich bei der Psychologin. Was soll ich sagen, wir haben die Therapie abgebrochen, weil die Psychologin fragte, was sie denn überhaupt machen sollte.
Was war. Mein Kind wurde in einer ambulanten Praxis diagnostiziert. Richtig mit ADOS etc. Er ist Autist mit ADHS. Und beides kratzt er nicht nur am Rand dran, sondern liegt mitten im Spektrum.
Klingt 1 zu 1 nach unserem Werdegang.
8 Wochen Kinderklinik und kamen dann nur halb mit mph eingestellt nach Hause.
Nachbetreuung war ein Witz.
Und die aus meiner Meinung wichtige Autismus Diagnose wurde quasi "verweigert".
Ich empfehle es rückblickend auch nicht weiter.
Aber wenn man als Mutter mit seinem Latein am Ende ist, greift man nach jedem Strohhalm, der irgendwie Hilfe verspricht....
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