Long Covid, Brainfog und ADHS

06.10.2022 11:09
#1
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Falls ihr dazu irgendwelche Infos habt, bitte her damit!

Ich kämpfe immer noch mit dem blöden LC. Meine Hauptprobleme sind Fatigue (Erschöpfungsanfälle in einem Ausmaß, das ich früher nicht für möglich gehalten hätte), Brainfog (mein Hirn streikt, ich habe schlimme Wortfindungsstörungen) und deutlich geringere Belastbarkeit.

All das gibt es ja aber bei ADHS ähnlich. Vor anstrengenden Aufgaben haben wir manchmal eine plötzliche Ermüdung und bekommen nichts mehr hin. Das streikende Hirn ist Serie, und die Belastbarkeit ist nicht immer im Normalbereich.

Eigentlich müssten die Strategien, die wir bei ADHS anwenden, auch bei Long Covid helfen, und umgekehrt, oder wie seht ihr das?

Bei Long Covid hilft momentan wohl nur Pacing, das bedeutet, dass man nicht über die persönliche Belastungsgrenze gehen darf, sondern immer knapp darunter bleiben muss, sonst bekommt man einen Crash und im blödesten Fall eine Gesamtverschlechterung. Das "durfte" ich leider selbst schon mehrmals erleben am Anfang, als ich viel zu schnell viel zu viel gemacht habe in der Annahme, dass jetzt das Thema durch ist. Mitteltochter, die ja auch autistische Anteile hat, kennt sich damit besser aus und hat mir erklärt, dass sie nur durch Pacing Meltdowns verhindert.

Ich muss mir inzwischen alles in kleine Portionen einteilen und Schritt für Schritt abarbeiten. Das macht den Hypie in mir wirklich wahnsinnig, aber so wie es aussieht, muss der sich noch lange zurückhalten, menno.


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06.10.2022 12:11 (zuletzt bearbeitet: 06.10.2022 12:12)
#2
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Erst mal: Scheixx Long Covid! Braucht kein Mensch. Wobei ... grübel ... man müsste den Medizinern dankbar sein, dass sie recht schnell einen Begriff gefunden haben für ein Phänomen, das nun mal so ist, wie es ist. Bei ADHS hat das ja ziemlich lange gedauert und die meisten wissen mit dem Begriff immer noch nichts anzufangen, außer ins Lächerliche ziehen, leugnen oder einfach mal draufhauen auf den, der hier schon am Boden liegt.

Philosophische Betrachtungen - du hast es herausgefordert, Mändelchen , denn ...

Zitat von Mandelkern im Beitrag #1
All das gibt es ja aber bei ADHS ähnlich.

Jo, gibt es - die Betonung liegt aber auf "ähnlich". ADHS "findet im Kopf statt", rein körperlich ist man ja in der Regel fit und gesund. Bei Long Covid liegen Erkrankungen vor, man ist körperlich geschwächt.

Mitunter kommt es infolge der ADHS aber auch zu körperlichen Einschränkungen - ich denke da an Hämatome an Stellen, wo man sich nur wundern kann, an Schrammen und andere Gebrauchsspuren, an Schürfwunden, an Folgen kleinerer Unfälle, wegen derer man schon mal einen Arzt aufsucht ... ich kann dann noch einen Kreuzbandriss und einen Außenbandriss bieten. Wenn du solche körperlichen Auas auf deine ADHS draufsetzt, schränkt dich das schon erheblich ein.

Bei Long Covid reden wir von deutlichen körperlichen Einschränkungen, wenn auch die Symptome denen der ADHS ähneln. Belastest du dich zu sehr, nimmst du körperlich Schaden (iSv Zusammenbruch).

Zitat von Mandelkern im Beitrag #1
Eigentlich müssten die Strategien, die wir bei ADHS anwenden, auch bei Long Covid helfen, und umgekehrt, ...

Nein. Bei ADHS kämpfen wir vorwiegend mit unserem inneren Schweinehund (und nein, hier steht kein "nur"!), bei Long Covid geht es um körperliche Beschwerden, Einschränkungen. Fatique und Brainfog kannst du mit unseren "Schweinehund-Strategien" nicht besiegen; denn die zielen ja allesamt darauf ab, deinen gesunden Körper ins Handeln zu bringen.

Zitat von Mandelkern im Beitrag #1
Bei Long Covid hilft momentan wohl nur Pacing, ...

Japp, sehe ich auch so. Pacing ist hier als "Sack mit den Energieperlen" sehr gut beschrieben: Apotheken-Umschau. Ein anderes Beispiel ist die Löffeltheorie. Erst wenn du sie ganz gelesen hast, weißt du, was die Tafel Schokolade in deiner Handtasche bedeutet .

Zitat von Mandelkern im Beitrag #1
Ich muss mir inzwischen alles in kleine Portionen einteilen und Schritt für Schritt abarbeiten. Das macht den Hypie in mir wirklich wahnsinnig, aber so wie es aussieht, muss der sich noch lange zurückhalten, menno.

Grüß den Hypie ganz lieb von mir und drück ihm eine Tasse heiße Schoki in der Mandelkern-Tasse in die Hand.

Lesen gefährdet die Dummheit


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06.10.2022 13:44
#3
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Hallo Mandelkern, das klingt ja alles ziemlich besch... ich drücke die Daumen, dass sich eine Besserung einstellt!

Bei ADHS gibt es ja eine sehr spezifische neurologische Ursache, die Exekutivfunktionen und Gedächtnis beeinflusst. Wir sind in spezifischen Hirnregionen "anders gepolt" und haben nicht genug Dopamin in den Synapsen verfügbar. Wir kennen die dadurch entstehende Primärsymptomatik und können uns erklären, wie diese zu Sekundärsymptomen wie z.B. niedriger Belastbarkeit führt. Unsere Coping-Strategien tragen aber immer der Ursache / Primärsymptomatik Rechnung.

Soweit ich verstehe, hängt Long Covid ja höchstwahrscheinlich mit einer Entzündung / Autoimmunreaktion im Gehirn zusammen. Wie sich das aber genau auf das Gehirn und das zentrale Nervensystem auswirkt, daran wird noch heftig geforscht und man weiß leider noch nicht allzu viel. Meines Wissens sind Fatigue und Brainfog auch keine ADHS-typischen Primär- oder Sekundärsymptome. Insofern kann man hier leider wirklich keine Parallelen ziehen... :-(


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