Schule, ADS und hohe sprachliche Intelligenz

07.05.2013 15:09
avatar  SusannA ( gelöscht )
#1
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SusannA ( gelöscht )

Hallo
Nachdem wir eine sonderpödagogische Abklärung von seitens der Schule machen mussten, haben wir nun am Freitag das Resultat aus dem Intelligenztest (HAWK) der in dieser Abklärung gemacht wurde, erfahren. Der Test ist zweigeteilt, einmal wird das Sprachliche angeschaut, dann aber auch die Umsetzung, das Motirische. Während der Sprachwert überdurchschnittlich ist, ist der andere Wert knapp unterm Durchschnitt. Der Wert aus den beiden Test ergab keinen sonderpädagogischen Bedarf. Dann haben wir natürlich noch die Konzentrationsprobleme. Nun sollen wir für die Schule eine Integrationshilfe beantragen, welche unserem Sohn im Schulalltag helfen soll. Wir sind total verunsichert, ob die Waldorfschule noch das richtige für ihn ist? Die haben keine Lehrbücher und müssen alles selber von der Tafel ins unlinierte Heft übertragen.
Was meint ihr?
Liebe Grüsse
SusannA


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08.05.2013 06:39
avatar  smilla
#2
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Hallo Susanna,

ganz ehrlich? Ich selber glaube dass dieses relativ freie Lernen nichts für ADHS-ler ist! Uns wurde damals die Montezurrischule empfohlen, da können sich die Kinder wohl selber aussuchen was sie machen möchten! Irgendwie hatte ich das Gefühl bei dem Gedanken, mein Sohn + diese Schulform= totales Chaos!
Is`aber natürlich subjektiv und von Kind zu Kind anders. Für mein Kind ist aber Frontalunterricht irgendwie das Beste was ihm passieren kann, denn es klappt so richtig gut!

Gruss, die smilla


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08.05.2013 16:55
avatar  FaVe
#3
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Hallo!

Was meinst Du mit "noch was für ihn ist"? Ist Eurer Kind schon auf der Waldorfschule? Da muss ja nciht nur das Kind mit der Art des Lernens sondern auch die Eltern mit der zu Grunde liegenden Philosophei klarkommen.

Was ich so lese, scheinen viele ADHSler Probleme mit der Lernform zu haben und kommen eher mti der Struktur von normalem Frantalunterricht klar.

Konkret zu Waldorfschule kann ich mangels Erfahrung nichts sagen: mein Sohni hatte aber z.b. schon ganz arge Probleme, einen normalen Wochenplan (jeder arbeitet bestimmte Aufgaben nach eigener Einteilung ab) fertig zu kriegen: és akm nicht oft vor, dass seine Klassse das gemacht hat, aber am Ende bekam er den Rest aLs Hausaufgabe. Ich habe das Gefühl, dass sich meiner leichter tut mit einer klaren Ansagen, welches Theam jetzt bearbeitet wird und welche Aufgaben er dazu erledigen muss. Manchmal hat er keine Lust, verweigert sich. KKönnte natürlich ein Argument für merh selbstbestimmtes Lernen sein. Aber im allgemeinen sind ganz klare Strukturen und vorgaben für mein Kind hilfreicher.
Grüße FaVe

Wahnsinn ist erblich,
.... man kann ihn von seinen Kindern bekommen


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11.05.2013 16:26
avatar  ferrano
#4
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Liebe SusanA,

Es gibt also verschiedene Baustellen- wie so oft bei der Fragestellung, welche Schule ist geeignet für ein Kind mit Lernproblemen und einem heterogenen Begabungsprofil.Du hast über die anderen Bereiche die abgeprüft werden nicht berichtet, da wären noch die Verarbeitungsgeschwindigkeit, das Arbeitsgedächtnis und die Räumlich- logischen Fähigkeiten wichtig. Auch das Gesamtergebnis ( Gesamt IQ- Wert)ist hilfreich.
Die hohe sprachliche Intelligenz ist hilfreich für das Verständnis von Aufgaben und Texten. Die Verarbeitungsgeschwindigkeit zeigt an in welchem Tempo Aufgaben bewältigt werden können (schnelle Auffassungsgabe oder langsamer), ebenso wichtig das Arbeitsgedächtnis, das die Merkfähigkeit abprüft.

Kinder mit ADHS haben Probleme das was sie verstehen aufs Papier zu bringen. Also auch zwei dinge gleichzeitig zu tun (z. B. einen Text abschreiben und auf Schrift und Rechtschreibung zu achten. Sobald das Schreiben dazu kommt wird es schwierig, das muss erstmal gelernt und automatisiert werden, bevor man sich z. B. mit Rechtschreibung beschäftigen kann. ADHS Kinder brauchen meist deutlich länger, um die Basis- Fähigkeit "Schreiben" zu erlernen, sobald noch was dazu kommt schnellt die Fehler Rate extrem nach oben ... das motiviert natürlich nicht gerade, vor allem, weil bei vielen das "aushalten von Fehlern/"Niederlagen" sehr schlecht ausgeprägt ist und auch gelernt werden muss.

In der Waldorfschule sind die Klassen meist sehr groß, die Kinder sollten selbstmotiviert arbeiten können. Viele ADHS Kinder benötigen aber sehr viel Zuspruch und Anstupser um an den Aufgaben zu bleiben, das könnte dort untergehen.
Viele ADHS ler haben Probleme sich auf einem leeren Blatt zu strukturieren, alles was dort geordnet drauf soll ist bei Ihnen oft ungeordnet und chaotisch. Sie brauchen Hilfen, um zu Lernen wie man in eine Zeile schreibt und Abstände einhält etc.

Ich hatte das so verstanden, dass die Waldorfschule so eine Förderklasse anbietet, dann haben sie sich auf den höheren Förderbedarf eingestellt. Welches Konzept verfolgen sie dort?
Ich habe auch schon einmal einen Waldorfschüler getroffen, der mit 9 Jahren immer noch nicht lesen konnte ..., die genauen Umstände kenne ich nicht, aber das passiert an der Regelschule oder Förderklassen eher nicht.

Jedenfalls ist die gute sprachliche Begabung eine Resource, aus der dein Kind schöpfen kann. Vermutlich werden aber (leider) auch die Defizite in den anderen Bereichen deutliche Probleme machen und eine umfangreiche Förderung notwendig machen. Wenn es für den sonderpädagogischen Förderbedarf nicht ausreicht, werdet ihr sicher privat was tun müssen, damit das Erlernen der Grundfähigkeiten (lesen , schreiben , rechnen bis Kl.4) funktioniert.

Welche Alternativen hast du denn?
Welche Werte hat dein Kind in den anderen Bereichen?
Kannst auch per pm schreiben, wenn du das hier nicht ausbreiten willst.

Grüßle Uli


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11.05.2013 16:34
avatar  ferrano
#5
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P.S.

Das Übertragen von der Tafel ins Heft kann evtl. gar nicht klappen - kommt auf dein Kind an. In der Waldorfschule wird wenig vorgegeben, gerade ADHS Kinder profitieren aber oft von schon vorstrukturierten Lernheften, wie sie in der Grundschule verwendet werden. Die Waldorfschule verfolgt da ein ganz anderes Lernkonzept (das mir persönlich gut gefällt), aber für die meisten Kinder mit deutlichen Konzentrationsstörungen ungeeignet ist. Sie sind schnell am Ende ihrer Fähigkeiten und benötigen viel Zeit und Energie um wieder einzusteigen bzw. weiter zu machen.
In der konventionellen Schule könnte das leichter sein. Da der Unterrricht und das Lehrmaterial mehr Strukturen bietet. Selbst diese sind für ADHS Kinder oft zu wenig und man muss sich immer was einfallen lassen, um Schwierigkeiten zu bewältigen.


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11.05.2013 18:13
#6
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Hallo SusannA!

Ich bin Lehrerin und habe selber ein Kind mit ADS und habe/hatte auch schon welche in meiner Klasse.
Ich kann mich ferranos Meinung voll und ganz anschließen. Für unsere Kinder ist diese Modell (Waldorfschule) leider nichts.
Möglichst viel frontal und vorgegeben, möglichst wenig Freiarbeit. ADS-Kinder brauchen ganz viel Struktur.

Ich wünsche euch eine gute Entscheidung!
Liebe Grüße von
rapunzel


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13.05.2013 08:36
avatar  SusannA ( gelöscht )
#7
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SusannA ( gelöscht )

Lieber Uli

Vielen Dank für Deine Ausführungen.
Der Gesamtwert lag bei 115 Punkten. Die Punkte die Du noch angesprochen hast, wurden glaube ich nicht geprüft. Ich habe leider den schriftlichen Bericht noch nicht erhalten. Und bei so einem Gespräch merkt man sich halt vorallem die positiven Punkte.

Da der Gesamt IQ zu hoch ist, kann er nicht auf die Schule mit der Förderklasse. Möchten wir auch nicht, da er dann einen Schulweg von über einer Stunde hätte, die aktuelle Waldorfschule baut gerade ein neues Schulhaus in direkter Umgebung zu unserem Wohnort, die normale Grundschule liegt daneben, so dass er einen Schulweg von ca. 5 Minuten hätte. Im Moment beträgt der Schulweg 10 Min., wenn er in der Betreuung ist, 5 Min.

Deine Anmerkungen zum strukturieren habe ich auch schon gemerkt, gerade aus diesem Grund kamen bei mir die ersten Zweifel ob er in der Schule gut aufgehoben ist. Ich seh schon, wir werden da noch einen steinigen Weg vor uns haben. Aber wir werden es schon schaffen...

Liebe Grüsse

SusannA


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13.05.2013 10:14 (zuletzt bearbeitet: 13.05.2013 10:16)
avatar  Zottel
#8
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Hallo SusannA,

auch ich schließe mich der Meinung an, dass Waldorfpädagogik nicht gerade "das gelbe vom Ei" für ADHS-ler ist.

Das ist ja gerade der Knackpunkt: von den staatl. Schulen wurde inzwischen so einiges von dieser Unterrichtsform übernommen. Leider . Genau DAS ist es ja, womit selbst ADHS-ler mit guten/sehr guten intellektuellen Grundresourcen irgendwann mal in Schwierigkeiten kommen:

Wochenarbeitsplan, Gruppenarbeiten - in allen Fächern (!), Präsentationen ( - in allen Fächern, bis zum abwinken), Gruppenpuzzles, schreiben wie man ein Wort hört (größter Schwachsinn...), etc.pp.

Hinzu kommen die "so gar nicht" zeitintensiven Hausarbeiten wie: Herbarium (über ein ganzes Schuljahr), Protokolle, Vorträge und und und....

Der gestrige Muttertag ging übrigens für so eine Hausarbeit drauf - da ist nämlich leider nicht nur der betroffene ADHS-ler damit beschäftigt. Ähm, ich habe ziemlich viel Kontakte zu anderen Müttern mit Sprösslingen unterschiedlichen Alters (auf unterschiedlichen Schulformen) OHNE jegliche ADHS-Anzeichen. Und alle, wirklich alle sind inzwischen von dieser Art zu unterrichten turbogenervt. Selbst "Normalo-Kinder" brauchen da über viele Schuljahre hindurch Anleitung/ Unterstützung seitens der Eltern. Pupertierende häufig einen elterlichen Tritt in den Hintern.

Wenn mein Sohn (12 Jahre, Realschule) das Wort Präsentation/ Gruppenarbeit hört, kommt ihm schon das Würgen. Die Kinder müssen meistens in Gruppen zu 4 oder 5 Personen arbeiten - was aber bei einer Klassengröße von über 30 Kindern echt zum Scheitern verurteilt ist. Die Arbeit bleibt übrigens so gut wie immer an meinem ADHS-Sohn "kleben", weil seine anderen Kumpels - OHNE ADHS, aber inzwischen in der Pupertät - so gar keine Lust auf diesen ganzen Mist haben. Die verlassen sich da mal schön auf ihn...

Ganz toll finde ich dann immer die letzten Stunden vor den Mathearbeiten. Da sollen sich die Kinder nämlich immer selbst einschätzen und sich die entsprechenden Übungsblätter selbst aussuchen/bearbeiten. Es sind dann Kontrollzettel zur Selbstkontrolle ausgelegt. Es herrscht in diesen Stunden solch ein infernalischer Lärm, dass selbst Kinder (z.B. Mädchen ), die gerne arbeiten möchten, dazu nicht mehr in der Lage sind.

Sohnis Kumpels - wie gesagt Normalo-Kinder - machen in diesen Stunden meistens: NIX. Ich kann schon froh sein, wenn Sohni die Arbeitsblätter wenigstens nach Hause bringt.

Ich bin froh über jeden Schultag, an dem der Lehrer einfach was zum abpinnen an die Tafel klatscht. Frontalunterricht - *schwärm*...

Ums also auf den Punkt zu bringen: ADHS + Waldorfpädagogik = Chaos. Meine Meinung. Und: möglichen "Defizite" bleiben häufig lange Zeit unbemerkt. Das Kind kann sich ja irgendwie durchwurschteln - es werden ja keine Klassenarbeiten geschrieben... Dyskalkulie etc. lässt grüßen....

In Sachen Schule würde ich mit Sohni gerne ein ganzes Stück in die Vergangenheit reisen - so manches wäre da entspannter und vor allem hätte mein Kind dann massig Freizeit....

Liebe Grüße

Zottel


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13.05.2013 12:54
avatar  Zottel
#9
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...noch hinzufügen muss:

Die Waldorfschüler, die ich kenne, haben ein und denselben Klassenlehrer über viele Jahre hinweg. Schön, wenn das Kind gut mit dem Lehrer klarkommt. Wenn nicht, dann ist das sicher nicht einfach...

Das Schulzeug bleibt bei den Kindern (die ich kenne) in der Schule - die Eltern wissen oft nicht wirklich, wo ihre Kinder momentan Stoffmäßig so stehen...

So etwas wäre bei uns in der Grundschule (und auch heute noch) der absolute Supergau gewesen. Sohni erzählt oft erst Wochen später was er in der Schule erlebt hat.... Gerade in der Grundschulzeit ist es so für die Eltern sicherlich sehr schwierig, Stofflücken beim eigenen Kind zu bemerken...

Grüßle

Zottel


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13.05.2013 15:12
avatar  ferrano
#10
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Hallo nochmal,

mit dem Begabungsprofil ist dein Kind garantiert kein Förderschüler im klassischen Sinn.
die Grundschule müsste er hinkriegen, eine Integrationshilfe zu bekommen ist schwierig, da diese meist nur bei
tiefgreifenden Entwicklungsstörungen (z. B. Asperger Autismus) genehmigt werden.
Dagegen ist ein ADHS- Kind quasi normal.

Hilfreich kann sein:
- Grundschulförderklasse
- daheim "vorarbeiten" mit Würfelspielen zum Festigen des Zahlbegriffs, Anwendung von Abzählvorgängen bei Mensch ärger dich nicht oder ähnlichen Spielen, "Uno" um sortieren zu lernen, Vorschulspiele am PC, Puzzle für Konzentration und visuelle Wahrnehmung
- Kontakt mit dem Schulamt und ADHS Beratungslehrer
- Abklärung einer Medikation mit dem Kinderarzt bzw. behandeldem Arzt
- evtl. Ergotherapie mit dem Schwerpunkt Konzentrationstraining, visuelle Wahrnehmung, auditive Wahrnehmung, Selbstorganisation, Verstärkerpläne etc.
- Medienzeit begrenzen, viel Bewegung und Auslauf einplanen
- mit Problemen rechnen
- Fachbücher zum Thema lesen
- hier nachfragen

- gute Nerven!
- sich nicht verrückt machen lassen, das Kind ist clever!

Lieben Gruß

Uli


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