RE:Verschoben: von supagrobi2.0
Wow - ich bin auch nahe an der 50 und nehme derzeit im Abstand von 7 h zweimal eine 40er LA...
- weil ich sonst ungerecht werde
- weil ich sonst "das ist ja SO gemein" fühle und etwas völlig Anderes zu völlig Unbeteiligten im völlig falschen Ton sage.
- weil ich sonst planlos durch die Wohnung streife und überall mit etwas Anfange
- weil ich sonst ohne erkennbaren Grund todtraurig werde und da nicht mehr raus komme
- weil ich agressiv werde und wirke, ohne das selbst zu schnallen
- weil ich dann "Recht haben" will und mit dem diskutieren nicht mehr aufhöre
- weil ich Chaos bin und verbreite
und jetzt stellt Euch mal vor, dass da noch drei in der Familie sind, denen es ohne ihr Riti ganz ähnlich geht....
- weil der Typ in der U-Bahn neben meinem Sohn zu laut atmet
- weil mein Sohn ja nix dafür kann, dass der Andere "Looser" zu ihm denkt
- weil mein Sohn "hoch geht" aus Enttäuschung und nimmer runter kommt, weil seine Mom ihm das nicht durchgehen lässt
- weil mein Sohn so oft und übelst gemobbt wurde, dass er sich nur noch auf sich verlässt
- weil mein Sohn keinen Druck mehr aushält und blindwütig reagiert, wenn man ihn im falschen Ton (siehe oben) um etwas bittet
- weil ich gelernt habe, immer eine gute Begründung zu haben, wenn was schief lief
- und andere meine wirklichen Gründe deshalb immer als Ausreden sehen
Ich bin froh, dass ihr alle so deutlich Stellung bezogen habt! Medikamente sind dazu da, zu heilen oder etwas erträglich oder erkennbar zu machen, sollen therapiefähig machen und helfen, irgendwann ohne sie klar kommen zu können.
Mit fast 50 ist das alles so viel schwerer, ist schon so vieles IN einem passiert. DAS den Kindern ersparen zu können ist ein wundervolles Privileg aufgeklärter und verantwortungsvoller Eltern!
Darauf baue ich meine Zuversicht - mit drei betroffenen Jungs von 8, 15 und 17 Jahren!
#12
Bereits in der KiGa Zeit erhielt ich meine erste Brille, doch Lesen und Schreiben lernte ich in der Schule.
Ohne Brille wäre das nicht möglich gewesen, die Brille verschaffte mir lediglich den nötigen "Durchblick" und so ist Methylphenidat
auch nur ein Hilfsmittel.
Nicht mehr und auch nicht weniger.
@ DaddyOh - ich hab noch mehr
- weil ich sonst schneller bin als jede gläserne Automatiktür (autsch.....)
- weil ich sonst ab-und an rote Ampeln übersehe
- weil ich es sonst nicht ertrage dass mich andere so "seltsam" ansehen
- weil ich sonst immer wieder in die gleichen Fallen tappe und soviele Energien für Nichts verschwende
- weil ich mit MPH endlich durchblicke wie ich mich strukturieren kann
- weil ich mit MPH endlich verstehe wie das Leben funktioniert (naja, so ungefähr jedenfalls )
@ alle
... weil ich Dank MPH endlich die Ruhe, Gelassenheit und den Humor leben kann, den meine Familie (und ich) so DRINGEND brauchen....
- weil ich mich nicht sofort angegriffen fühle
- weil ich nicht den Blick deute, den mir jemand zuwirft
- weil ich nicht jede Gesichtsregung, Stimmungsschwankung oder Tonfalländerung meines Partners als Zeichen seines Unwillens ob meiner Fehler deute
- weil ich nicht den Platz in der U-Bahn wechsle, weil ich es nicht ertrage, dass die Damen mir gegenüber sich mit Händen und Füßen unterhalten (und unweigerlich ab und an auf mich - also in meine Richtung) zeigen
- weil ich nicht annehme, dass jemand die Bonbonverpackung liegen ließ, um MICH damit zur Weißglut zu bringen
Leute! Ich schreibe und im Schreiben fallen die Groschen reihenweise....
.... und ihr kennt das alles sicher aus eigener Anschauung oder eigenem Erleben...
Also: wir Eltern MÜSSEN vorsichtig sein und uns ein eigenes Urteil bilden. Auf Basis von Fakten und Erfahrungen. Dieses Forum bietet alles das AUTHENTISCH und zeigt in allen Beiträgen überdeutlich: wir sind FÜR unsere Kids, die wir lieben. WEIL einige von uns ERLEBT HABEN und täglich ERLEBEN, was daraus erwächst, wenn nichts passiert.... oder die Tragweite unseres ADHS unterschätzt wird....
#14
Danke, danke, danke an die ADS’ler die hier geschildert haben was genau in ihnen ohne Medis vorgeht. Als Mama kann man sich manchmal nicht so ganz in die Kinder rein versetzen und es ist nicht einfach so eine Entscheidung (Medis ja/nein) für jemand anderen zu treffen. Ich hätte eure Schilderungen damals als Entscheidungshilfe gut gebrauchen können. Sicher kenne ich das eine oder andere auch von mir selbst, aber ich bin dem nicht ständig ohne ersichtlichen Grund so ausgeliefert. Das kann man sich nicht so richtig vorstellen. Mir hat vor allem die Bestätigung gefehlt von jemandem aus erster Hand zu hören – ja ich fühle mich mit den Medikamenten besser. Wenn man im Netz nach Infos sucht findet man ja erstmal viel mehr zu irgendwelchen Nebenwirkungen und das von Leuten die selbst weder ADS haben noch das Zeug selbst einnehmen. Ich habe bei meinem Kind jedenfalls keine Nebenwirkungen festgestellt die vorher nicht auch schon da waren (wenig Appetit und Einschlafprobleme). Ob das jetzt besser oder schlechter geworden ist? Schwer zu beurteilen! Was offensichtlich ist – die Konzentration ist besser – und das wirkt sich nicht nur auf die Schulnoten aus. Er tobt nicht mehr so unkontrolliert durch die Wohnung und schlägt sich ständig irgendwo an, er streitet viel weniger mit dem Bruder und er ist nicht mehr so empfindlich. Er reagiert auf Ansprache schon beim ersten und nicht erst beim zehnten Mal und unser Verhältnis ist auch wieder viel besser als noch vor einem Jahr.
Ich denke der Übergang wann ADS für einen Betroffenen zum Problem wird ist fließend. Erschreckend ist, das es ja immer mehr Menschen werden die damit Probleme haben. Viele der Erwachsenen konnten ja früher ganz gut damit leben – auch ohne Medikamente – und haben erst durch die pausenlose Reizüberflutung den ständigen Stress, dem man heutzutage ausgeliefert ist gemerkt dass sie überhaupt ADS haben. Habe neulich zwei Frauen kennengelernt – beide beruflich sehr erfolgreich – die beide kurz vor dem Burnout waren als sie sich auf ADS haben testen lassen. Nur weil ihre Kinder bereits eine Diagnose hatten sind sie überhaupt auf die Idee gekommen. Inzwischen nehmen beide Methylpenidat und es geht ihnen wieder gut. Bei ihren inzwischen erwachsenen Kindern läuft die Karriere aber trotz Medikamenten lange nicht so glatt.
Die Entscheidung ob Medikamente oder nicht liebe Supagrobi2.0 würde ich in erster Linie davon abhängig machen, ob du den Eindruck hast das dein Kind in der jetzigen Situation glücklich ist, oder nicht.
LG Zaubermaus
Zaubermaus hat Recht: ist Dein Kind glücklich - mindestens zufrieden? Erlebt es sich als (positiv!) wirksam? Fühlt es sich auch dann geliebt, wenn es ausrastet oder sich unglücklich in sich zurückzieht um nicht zur Last zu fallen? Könnt ihr zusammen über Dinge lachen, die vor kurzem noch zu bitteren Tränen führten?
Ihr trefft bestimmt dann eine gute Entscheidung, wenn ihr das Glück, die Liebe und die Familie in den Mittelpunkt stellt.
EUCH ALLEN ZUSAMMEN sollte es gut gehen DÜRFEN!
Liebe Foris,
das was ihr hier geschrieben habt, ist wirklich wertvoll.
Deine Beschreibung, DaddyOh, ist klasse und sehr aussagekräftig.
ich finde es toll wie viel Zeit und Mühe ihr hier "verschrieben" habt.
Aber supagrobi antwortet gar nicht mehr. So genau wollte man es dann doch nicht wissen ...?!
Die Thematik ADHS ist eben kompliziert, vielschichtig und umfasst alle Lebensbereiche.
Die Aussage: wenn das Umfeld toleranter wäre, müsste kein Kind Medis nehmen, zeigt den Stand an, auf dem der Gesprächspartner ist.
Letztlich ist auch die Aussage: Wenn ich nicht so viel Streß hätte, hätte ich keine Kopfschmerzen - ebnso hilflos und letztlich belanglos.
Bringt halt nix ne?
Ich muss nun mal arbeiten und eine Familie versorgen, unsere Kinder müssen nun mal in die Schule und irgeneinen Abschluß machen. Oder man steigt aus und findet die Arbeit als Kuhhirte auf der Alb perfekt. Mag für den einen eine Option sein, für den anderen nicht.
Wir müssen uns nun mal der Welt stellen und müssen selber lernen was wir ändern können und müssen. Das das Umfeld auch dazu beiträgt ist klar, das liegt aber nicht allein in unserer Hand.
Wir können sagen, unser Kind nimmt Medis damit es sich etwas besser konzentrieren kann und am Schulunterricht/Ausbildung/Ferienbetreuung etc. teilnehmen kann. Wir gehen zur Ergotherapie/Nachhilfe/Logopödie/Psychologische Therapien um an unseren Problemen zu arbeiten und zu lernen wie man das Chaos beherrscht, darüber lacht und was man vergessen kann. Wir haben Erfolge, wir haben Niederlagen. So wie alle Menschen eben.
Viel extremer als andere oft, ja -schon. Wir sind anders! Und wir sind auch extrem verschieden! Obwohl wir ADHS haben, haben wir völlig unterschiedlich ausgepägte ADHS.
ADHS kann dazu führen, dass man keine Schule besuchen kann, keine Gruppen aushält- auch nicht die eigene Familie, keine Ausbildung hin kriegt, nicht mehr arbeiten kann, Depressionen hat, Suchtmittel nimmt und sich einfach nur furchbar fühlt.
ADHS kann dazu führen, dass man sehr viel Sport treibt und da total gut ist. ADHS kann dazu führen, dass man im Hyperfokus hervorragende wissenschaftliche arbeiten schreibt, oder sehr erfolgreich Hunde ausbildet und Zwergkaninchen züchtet. Andere leben am liebsten virtuell, da fallen viele ADHS spezifische Probleme mit der Außenwelt weg, ich bin überzeugt, dass Autisten und ADHS ler dank dem Netz und auch für das Netz sehr viel tun.
Aber Supergrobi, mag halt das die Welt Schuld ist.
Mich persönlich nervt die Welt auch oft unheimlich. Das ist der Welt halt wurscht.
Entweder ich sehe meinen Problemen ins Auge, oder ich verbringe viel Zeit und Mühe damit um sie herum zu kutschieren. Und natürlich zu begründen, warum was nicht funktioniert hat (zu spät kommen, Termine vergessen, ausflippen bei Ungerechtigkeiten, rumdiskutieren bei der Frage wer woran Schuld hat und damit 25 Leute aufhalten die gerade zu einem Ausflug gehen wollen usw.) ADHS lass grüßen.
Ich kann einfach nicht erwarten, dass alle Menschen stets auf zu spät kommen, was vergessen, schnell mal wütend werden etc.,mit Verständnis und Freundlichkeit reagieren. Sonst fährt irgendwann kein Bus mehr pünktlich und die Schule beginnt vielleicht Montags oder besser Mittwoch. Mein Arzt hat vergessen seine Rechnungen zu bezahlen, also wird jetzt nicht geröngt und Befunde werden nicht notiert, weil kein Strom da ist.
Ich gebe es zu- es würde mir auch mal gefallen, das totale Chaos!
Klar muss man sich auch einfach mal aussprechen, auch auskotzen, aber ändern tut das halt nichts. Wir müssen es halt anpacken Schritt für Schritt, dann ändert sich was und es wird auch besser, weil man eben aus der Klage- Ecke raus kommt. Dem kind ist nicht damit geholfen, dass der Erwachsene jammert. Natürlich hat man genug Gründe dafür, aber lernen tun unsere Kinder dabei auch nichts neues. Darum geht es doch: wir machen es vor, wie es gehen kann- trotz Vergesslichkeit und Unpünktlichkeit und Diskutiererei ...nein es ist nicht schön den Spiegel vorgehalten zu kriegen ... mit Humor gehts besser. Das können unsere Kinder alles von uns lernen, genug Gründe also es zu versuchen und es ihnen zu zeigen.
Lieben Gruß
Uli
#17
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