wir sind neu hier

02.02.2015 20:01
avatar  Schacka
#1
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Hallo,
wir sind auch neu hier. Vorweg möchte ich aber sagen, dass ich schon ein wenig mitgelesen habe, besonders der Werkzeugkoffer ist einfach so klasse und tat auch so gut.

Zu uns: wir haben zwei auffällige Kinder unsere Ältere (12) wurde gerade diagnostiziert und Medikation empfohlen. Die ganze Sache ist recht verfahren, da sie inzwischen nur noch dicht macht. Schon die Diagnosetermine gingen nur mit viel Bestechung. Aus der Kindergartenzeit gibt es schon die Diagnosen sensomotorische Störung, milde Form der Dyspraxie, Wahrnehmungsfilterschwäche, dann noch Autoaggression, die in opositionelles Verhalten umschlug. Aber mir wurde immer wieder beteuert, dass eine ADS nicht vorläge und jetzt plötzliche doch. Nachdem jahrelang am Thema vorbeitherapiert wurde, und das Kind schließendlich die Therapie abbrach auch ein Abschlussgespräch verweigerte. Das traurige Ergebnis ist aber eben, dass sie Ärzten, Therapeuten und Psychologen absolut null traut und jede Zusammenarbeit kategorisch verweigert. Die Erfahrung hat sie gelehrt, dass ihr sowieso keiner hilft, so wurden heftige Bauchschmerzen 10 Jahre nicht als Zöliakie erkannt. Ihre schulischen Leistungen leiden inzwischen sehr und ihr Selbstbewusstsein ist im Keller.

Nummer zwei tut sich sehr schwer in der Schule, ist offensichtlich intelligent, bekommt aber einfach nichts im Unterricht mit. Sie leidet aber ganz offensichtlich auch sehr darunter und beschreibt sich selber schon als dumm. Sie ist sehr rappelig, ein Gummiball, quasselt, dass einem die Ohren qualmen, aber zuhause total fröhlich. Sie ist aber eben auch sehr impulsiv und handelt oft unüberlegt, wobei sie sich auch immer wieder in ernsthafte Gefahr bringt.

Tja, ist alles nicht einfach, aber ich muss sagen, ihr habt mir schon einfach so Mut gemacht. Nach allem, was Ihr von Euch selber so schreibt, erleben wir einfach nur den ganz normalen Wahnsinn einer Familie mit ADS-Kindern, und das ist ja schon Trost. Nach anfänglichem Zähneklappern und schlaflosen Nächten ist der Kampfesmut geweckt. Wir schaffen das. :-)


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02.02.2015 22:01 (zuletzt bearbeitet: 02.02.2015 22:01)
avatar  FaVe
#2
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Hallo Schacka!

Herzlich willkommen als Schreibende im Forum!!! Du hast ja lesend schon einiges mitgekriegt, wie es in unseren Familien so läuft und selber schon einiges erlebt.

Dein Abschlusssatz zeigt schon deine gute Einstellung!

Tja, dass sich ADHSler auf Grund ständiger Misserfolge als "dumm" erleben und ein geringes Selbstwertgefühl haben, das ist auch nicht ungewöhnlich.

Schwieriger da schon die Situation deiner großen Tochter: mit 12 ist da auch schon eine beginnende Pubertät und damit eine weitere "Baustelle".

Dass sie niemandem mehr traut, ist doppelt doof: eigentlich wollten ihr ja alle helfen, nur der Weg, wie man das tun wollte, war leider nicht richtig: an irgendeiner Kreuzugjn wurde falsch abgebogen. Welche Therapie hat sie denn abgebrochen?

Wem traut sie denn eigentlich noch? Euch Eltern, Oma / Opa einem Lehrer, irgendeinem Mediziner, einem Bekannten ....Bei unserem Sohni war auch mal der Gedanke, er brauche eigentlich keinen Therapie sondern einen Coach, mit dem er reden kann, der mti ihm was untermnimmt, .... Leider sind wer da auch zu keiner Lösung gekommen. Aber wenn er zu seltenen Gelegenheiten sienen Patenonkel sieht (wohnt leider weit weg), stärkt ihn das noch tagelang.

Bei beiden fällt mir gerade nur ein, dass sie bestimmt irgendwas außerhalb der Schule gut können und gerne machen: hier mal einen Fokus setzen, evtl hier Erfolgserlebnisse suchen und so am Selbstbewußtsein arbeiten.

Lass weiter von dir lesen !!!

Grüße FaVe

Wahnsinn ist erblich,
.... man kann ihn von seinen Kindern bekommen


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02.02.2015 22:09
avatar  lupa
#3
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Hallo Schacka,

herzlich willkommen in unserem Forum!

Zitat
Nachdem jahrelang am Thema vorbeitherapiert wurde, und das Kind schließendlich die Therapie abbrach auch ein Abschlussgespräch verweigerte. Das traurige Ergebnis ist aber eben, dass sie Ärzten, Therapeuten und Psychologen absolut null traut und jede Zusammenarbeit kategorisch verweigert.


Oh je ... das hört sich echt nicht so gut an. Das tut mir sehr leid für Euch! Um so dramatischer, wenn ihr, wie Du schreibst, schon seit der Kindergartenzeit "am Ball" seid und niemand an eine ADHS glauben wollte. Vielleicht kann die Diagnose jetzt dann wenigstens so eine Art "Neustart" markieren. Das wünsche ich Euch jedenfalls von Herzen!
Wenn Deine Tochter z.Zt. alle Hilfsangebote ablehnt, wie ist dann jetzt der Stand der Dinge? Diagnose steht, Medikation wurde empfohlen ... wäre Tochter denn bereit Medis zu nehmen? Würde sie die notwendigen Kontrolltermine beim Arzt "mitmachen"? Gibt es Pläne, wie es nun weitergehen soll?

Zitat
Ihre schulischen Leistungen leiden inzwischen sehr und ihr Selbstbewusstsein ist im Keller.


Welche Schulart und Klasse besucht denn Deine Tochter? Hat sie die Schule bisher gut gemeistert?
Leider leiden Schulleistungen und Selbstbewußtsein bei ADHS - Kindern sehr häufig, wobei sich beides gegenseitig beeinflusst. Ich kann selber ein Lied davon singen (habe auch zwei betroffene Kinder, 12 und 9 Jahre alt)!!!
Eine gut eingestellte Medikation könnte hier sicherlich hilfreich sein. Natürlich verhelfen die Medikamtente dem Kind nicht per se zu besseren Noten. Aber sie können Dein Kind überhaupt erst einmal in die Lage versetzen, dem Unterricht in angemessener Weise folgen und die Inhalte entsprechend verarbeiten zu können.

Zitat
Nummer zwei tut sich sehr schwer in der Schule, ist offensichtlich intelligent, bekommt aber einfach nichts im Unterricht mit. Sie leidet aber ganz offensichtlich auch sehr darunter und beschreibt sich selber schon als dumm. Sie ist sehr rappelig, ein Gummiball, quasselt, dass einem die Ohren qualmen, aber zuhause total fröhlich. Sie ist aber eben auch sehr impulsiv und handelt oft unüberlegt, wobei sie sich auch immer wieder in ernsthafte Gefahr bringt.


Und wie alt ist "Nummer zwei"? Gibt es für sie auch eine Diagnose? Gibt es Rückmeldungen seitens der Schule? Gab es schon begleitende Hilfen / Therapien?

Zitat
Nach allem, was Ihr von Euch selber so schreibt, erleben wir einfach nur den ganz normalen Wahnsinn einer Familie mit ADS-Kindern, und das ist ja schon Trost.


Ja, das was Du schreibst, hört sich jedenfalls ganz danach an. Ihr seid nicht allein! Wir sind viele! Und was wäre die Welt ohne ein bißchen Wahnsinn!? Normal kann doch jeder!

Zitat
Nach anfänglichem Zähneklappern und schlaflosen Nächten ist der Kampfesmut geweckt. Wir schaffen das. :-)


Dann hat sich doch das Lesen im Forum schon gelohnt! Und mit dieser Einstellung schafft ihr das ganz bestimmt! Wenn wir Euch dabei noch weiter hilfreich sein können ... fragt gerne weiter nach! Dafür sind wir hier.

Viele Grüße

lupa

Ja, ich bin durchgeknallt und nein, ich kann mich nicht mal eben zusammenreißen.

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03.02.2015 10:06
avatar  Schacka
#4
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@FaVe

He, toll wie ich hier gleich warm empfangen wurde. :-)

Tja, eine Herausforderung ist die ganze Sache bei uns schon.

Unsere Große hat in der dritten und vierten Klasse Psychotherapie bekommen, einerseits, weil sie extremen Ehrgeiz in der Schule zeigte, so dass sie Misserfolge absolut nicht verdauen konnte. So ist sie vor der Lehrerin weinend zu Boden gesunken, als mal eine Note nicht hingehauen hat. Selbst eine zwei war oft nicht gut genug. Ende der vierten Klasse hat sie die Therapie abgebrochen. Ergotherapie im Kindergartenalter und in der ersten und dann wieder in der zweiten Klasse wegen der sensomotorischen Störung ging nur mit Mühe und Not. Ich kann eigentlich keinen bennen, dem sie noch traut. Das mit dem Patenonkel finde ich aber eine gute Idee. Vielleicht kann ich ja die Patentante mit ins Boot holen.

Die Große kann einfach super gut mit Tieren umgehen. Sie läßt sich durch rumzickereien von Pferd, Katze oder Hund nicht aus der Ruhe bringen und alle werden zahm und ruhig. Die Kleine ist kreativ, liebt es mit den Händen zu arbeiten.


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03.02.2015 10:40
avatar  Schacka
#5
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@lupa

Zur Zeit machen wir ganz kleine Schritte, einen nach dem anderen. Ich weiß noch nicht, wie wir das mit der Medikation regeln werden. Ich habe vorab in der Jugendpsychatrie angerufen, die Situation geschildert und wir haben ein Elterngespräch geplant um zu überlegen, wie wir weiter kommen. Meine Hoffnung ist, dass die ein wenig Erfahrung haben und vielleicht auch Ideen. Sie traut noch einem einzigen Arzt, bei häherem Nachdenken, aber der glaubt absolut nicht an die Existenz von ADS / ADHS, hat sogar schon stolz verkündet, dass er zwei Jungs in den Sommerferien von "Ritalin runtergeholt" hat. Allgemeinarzt, man staune.

Sie geht in die Sechste Gymnasium, auf eigenen Wunsch. Um ganz ehrlich zu sein, wäre für mich die Welt in Ordnung, wenn es ihr einfach gut gehen würde und sie die Dinge selbstbewußt meistern könnten, egal welche Schule. Ein Schulartwechsel kommt für sie aber nicht in Frage, sie ist (noch) nicht versetzungsgefährdet und die Gefahr wäre groß, dass sie einfach alles hinschmeißt, wenn wir als Eltern einen Schulartwechsel durchführen würden. Sie hat aber großes Glück, dass sie eine ruhige, umsichtige Klassenlehrerin hat, die sich wirklich für die Kinder interessiert und sich stets professionell verhält.

Unsere Kleine ist jetzt 7, Diagnose läuft, aber man kann kaum wegschauen. Beratungslehrerin und Klassenlehrerin sind sich sicher, dass eine Aufmerksamkeitsstörung vorliegt (ich weiß, dürfen die gar nicht so sagen). Wenn es dann auch noch Eltern anderer Kinder gibt, die sich nicht wirklich freuen, wenn unsere Minniemaus zum spielen kommt (O-Ton: "...wenn sie da war, bin ich fix und fertig."), ich gefragt werde, ob sie eigentlich immer so aktiv ist oder ob das Kind auch mal aufhört zu reden, macht man sich so seine Gedanken. Sie ist auch echt anstrengend und in der Schule geht es so nicht weiter, aber ich mag auch ihre mitreißende, fröhliche Art. Ich habe da jetzt ja auch selber ein gewisses Mißtrauen und werde mir sehr genau anschauen, wer mit unseren Kindern arbeiten darf, man kann da auch echt viel Schaden anrichten. Ganz offensichtlich ist formelle Qualifikation nicht mit persönlicher Eignung zum Beruf gleich zu setzen.


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03.02.2015 21:57
avatar  lupa
#6
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Hallo Schacka,

Zitat
Zur Zeit machen wir ganz kleine Schritte, einen nach dem anderen. Ich weiß noch nicht, wie wir das mit der Medikation regeln werden. Ich habe vorab in der Jugendpsychatrie angerufen, die Situation geschildert und wir haben ein Elterngespräch geplant um zu überlegen, wie wir weiter kommen. Meine Hoffnung ist, dass die ein wenig Erfahrung haben und vielleicht auch Ideen.


Kleine Schritte ... ja, wenn sich die Situation so festgefahren hat, ist das wahrscheinlich der beste und einzige Weg. Wünsche Dir für Deinen Termin in der Kipsy gute Gespräche, kompetente Fachleute an Deiner Seite und fruchtbare Ideen, die Euch wieder einen Schritt weiter bringen! Hoffentlich merkt Eure Tochter, dass ihr eigentlich auf IHRER Seite steht und fasst wieder ein bißchen Vertrauen!

Zitat
Ich habe da jetzt ja auch selber ein gewisses Mißtrauen und werde mir sehr genau anschauen, wer mit unseren Kindern arbeiten darf, man kann da auch echt viel Schaden anrichten. Ganz offensichtlich ist formelle Qualifikation nicht mit persönlicher Eignung zum Beruf gleich zu setzen.


Ja, genau so ist es wohl! Leider! Das hast Du sehr schön formuliert!
Hast Du schon mal geschaut, ob eine Selbsthilfegruppe des ADHS Dtl. in Deiner Nähe ist? Schau mal hier:
http://www.adhs-deutschland.de/Home/Unse...lfegruppen.aspx
Dort bekommst Du sicher gute Informationen und Erfahrungswerte über Ärzte und Therapeuten vor Ort.

Zitat
(O-Ton: "...wenn sie da war, bin ich fix und fertig."), ich gefragt werde, ob sie eigentlich immer so aktiv ist oder ob das Kind auch mal aufhört zu reden


Na super, Du Arme! Was haben wir doch alle für liebenswürdige Mitmenschen! Wer solche "Freunde" hat, braucht doch echt keine Feinde! Ob solchen Menschen eigentlich bewußt ist, wie sehr ihre Bemerkungen uns Mütter verletzen?

Zitat
Unsere Kleine ist jetzt 7, Diagnose läuft, aber man kann kaum wegschauen.


Da seid ihr ja im Moment ganz schön beschäftigt! Wünsche Euch weiterhin ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen für die noch vor Euch liegenden Aufgaben!

Liebe Grüße

lupa

Ja, ich bin durchgeknallt und nein, ich kann mich nicht mal eben zusammenreißen.

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