Eltern-Überlebenskoffer

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23.02.2015 07:31
#1
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Hallo zusammen,
Hier eröffne ich ein neues Thema, um gestressten Eltern zu helfen. Bitte tragt Eure Ideen zu folgenden Fragen ein:
Was tun, wenn man vor Sorge nicht mehr schlafen kann, wenn das Kind unter Ängsten leidet und man sich hilflos fühlt. Wie kann man selbst stark bleiben, wenn das Kind unter Ausgrenzung und Schulangst leidet. Was tun, wenn man als gesamte Familie ausgegrenzt wird? Wenn man keinen Zugang zu den Lehrern findet? Wie schaffe ich es keinen Burnout zu bekommen? Wie gehe ich mit Mobbing in der Schule gegen mein Kind vor?

Was meint Ihr?
LG
Speranza


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23.02.2015 20:19
avatar  AndreaA
#2
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Hallo Speranza,
die Idee finde ich total gut. Kann aber nicht soviel dazu beitragen (bin aber auch auf andere Ideen gespannt). Als unser Zwerg Nase ganz dolle Angst vor Feuer hatte (Kerzen durften nicht angezündet werden, ich sollte nicht kochen/backen und die Nachbarn auch nicht, Fernseher durfte nicht laufen, wenn er nicht da war....)habe ich ihm einen Kuschelschutzengel und ein Engelbild (der die Hand über ein Kind hält)geschenkt. Abends haben wir dann immer gebetet, dass der liebe Gott doch seine Engel schickt und das sie aufpassen das nichts brennt. Das hat ihm unheimlich Sicherheit gegeben und so nach und nach verging die Angst zum größtenteil. Er guckt zwar auch heute noch ob alles aus ist wenn er den Raum verläßt, aber etwas Respekt vorm Feuer ist ja nicht schlecht. Was mir in der letzten Zeit unheimlich geholfen hat mit meinen ganzen Gefühlen und Chaos im Kopf fertig zu werden, war Gespräche mit Unbeteiligten. Nicht mit anderen Eltern, sondern bei mir waren es meine Freundin (die ähnliche Probleme hat - wir versuchen uns gegenseitig zu stützen und Mut zu machen) und mit unserem Pastor und der Gemeindereferentin. Die hören sich das ganze kommentarlos an, stellen vllt. die eine oder andere Frage aber geben keine "tollen Ratschläge" wie viele andere Eltern (strenger erziehen etc. ihr kennt sie bestimmt alle). Was mir auch sehr geholfen hat, waren die Gespräche in der Tagesklinik. Entweder sie haben einen WERTFREI auf was aufmerksam gemacht, was man evtl. besser / anders machen könnte oder sie haben gelobt (ich bin noch nie soviel gelobt worden) - das tut richtig gut oder sie haben einfach nur zugehört.
Ich konnte jetzt nur ein bißchen schreiben. Zu allen anderen Fragen habe ich auch keine Tipps oder Erfahrungen. Würde mich aber auch über Erfahrungsberichte freuen.
Liebe Grüße
Andrea


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23.02.2015 21:39
avatar  FaVe
#3
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Hallo!

Kenne ich gut, wenn man glaubt, nichts geht mehr.

In Bezug auf Sohni:

Wenn wieder gar nichts geht, mache ich mir bewußt, was wir alle schon geschafft haben: es gab Erfolge, richtige Entscheidungen und viele glückliche Zeiten!

Er mußte eine Klasse wiederholen: aber hatte danach gute Noten. Er selber war stolz drauf!!!

Der Schulwechsel und das erste Jahr an der weiterführenden Schule waren Horror: am Ende stand aber ein Lob für ein gutes Zeugnis!

Im Elterntraining mussten wir gute und geliebte Eigenschaften unseres sohnis aufschreiben: manchmal hole ich sie raus und lese sie nochmal.

Ich arbeite wieder: da habe ich Erfolgserlebnisse, da schalte ich total um: die Gedanken an Familienprobleme lasse hinter mir, wenn ich zu Hause aus der Haustür gehe!

Ich denke weiter drüber nach!

Gute Anregung!
FaVe

Wahnsinn ist erblich,
.... man kann ihn von seinen Kindern bekommen


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24.02.2015 09:39
#4
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Hallo Speranza,

ich finde Dein Thema auch eine gute Idee !

Erstmal schliesse ich mich FaVe an:
Sich an das erinnern, was man schon geschafft hat. Und an Zeiten, in denen es sehr schwierig war, die man aber auch bewältigt hat.
Sich die guten Eigenschaften seines Kindes vor Augen halten.
(Wieder) arbeiten gehen ist für mich auch super wichtig, für mich sind das Auszeiten aus Familienstress und Kindersorgen, und hilft mir mit der notwendigen Selbstsicherheit in familien- und kinderbezogene Gespräche reinzugehen.

Wenn es ganz dicke kommt und es mich erstmal "erschlägt" war es manchmal gut, uns eine Auszeit zu verschaffen: einen schönen Ausflug machen, wegfahren, einfach was Nettes unternehmen und versuchen, sich trotzdem eine möglichst gute Zeit zu verschaffen.
Man kann nicht wirklich aus dem voll aufgedrehten Feuerwehrschlauch trinken, der hin und wieder auf einen gehalten wird. Ich finde es legitim, sich dann erstmal wegzudrehen und danach zu versuchen, die Flut aus dem Feuerwehrschlauch auf ein bewältigbares Rinnsal zu reduzieren.

Sich mit Leuten austauschen, die Dich verstehen, in ähnlichen Situationen waren und die besonnen-empathisch mit Dir umgehen können..
Nicht mit Leuten austauschen, die Dir von oben runter gute Rat-Schläge erteilen !

Offenheit gegenüber sich selbst, den Umgang mit den eigenen Kindern reflektieren, und offen sein für das, was die eigenen Kinder so "aussenden".

Abwärtsspiralen aus gesundheitsschädigendem Verhalten vermeiden.
Es passiert schnell, dass man in stressvollen Zeiten mit Schlafmangel dann auch noch aufhört, vernünftig und regelmässig zu essen, sich tagsüber mit literweise Kaffee und Zigaretten über Wasser hält und dann immer rappeliger und kraftloser wird. Dann stellt sich erst recht das Gefühl ein, nicht mehr über die notwendige Energie zu verfügen, das alles noch irgendwie bewältigen zu können.

Ich selber brauche tatsächlich ein gewisses Maß an körperlicher Fitness um mit dem Psycho-Stress, dem Zeit- und Termindruck fertig zu werden.

Ich habe auch aufgehört, mich schlecht zu fühlen dafür, dass ich durch meine Hunde ein recht zeitintensives Hobby habe.
Mir wurde öfter durch die Blume gesagt, dass man sich in meinem Fall doch besser von den Hunden trennen sollte. Heute weiss ich aber, dass das genau das Falsche gewesen wäre.
Ich brauche das für mein psychisches Wohlbefinden und Gleichgewicht mit den Jungs über den Acker zu rennen ! Ich brauche überhaupt sehr viel Bewegung an der frischen Luft um mich auf der Reihe zu haben - gerade in Zeiten in denen es sehr dicke kommt. Die Zeit dazu nehme ich mir mittlerweile auch ohne schlechtes Gewissen ! Sehr befreiend !

Liebe Grüße,
Steffie


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24.02.2015 09:59
#5
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Hallo Speranza,

gute Idee !

Meine Kinder sind schon relativ groß (aber noch lange nicht "über den Berg", und ich fürchte, das wird noch lange so sein), aber viele schlimme Zeiten haben wir auch schon geschafft.

Ich finde es SEHR wichtig, dass wir Eltern unbedingt darauf achten, uns selbst nicht zu vergessen ! Ich hasse ja solches Psychogerede, und gerade in der schlimmsten Zeit mit drei mittelkleinen ADHS'lern hätte ich jedem ins Gesicht springen können, der mir solches gesagt hat, aber es ist etwas dran. Nur: es geht oft nicht so einfach wie für Eltern mit Stino-Kindern, weil unsere Überraschungseier dann doch gerne mal spontan unsere Pläne durchkreuzen mit ihren Krisen. Daher setze ich "sich Gutes tun" schon recht niederschwellig an: eine halbe Stunde konzentriert lesen (wenn man das in Sorgenzeiten kann), spazierengehen, baden, bewusst eine TV-Sendung anschauen, Kino, sich mit Freunden treffen, Fotos sortieren, Kopfhörer auf und Musik an, und so weiter, das ist ja auch eine Typfrage. Wenn man das Gefühl hat, dass ALLES über einem zusammenbricht, dann findet man trotzdem wenigstens mal 15 Minuten Zeit dafür, ganz sicher.


Niemals Vergleiche anstellen zu "Normalfamilien" ! Ich versichere gerade euch jüngeren Eltern, dass auch anderswo ganz oft NICHT alles so perfekt ist, wie es dargestellt wird. Erschreckend viele Eltern lügen sich gegenseitig an, dass sich die Balken biegen.

Sorgen sortieren: Was steht ganz dringend an, was kann warten ? Als Beispiel: Mobbing ist ganz akut (finde ich), da muss sofort etwas passieren. Schulangst braucht einfach etwas mehr Zeit, da kann man keine Ergebnisse innerhalb weniger Tage realistisch erhoffen. Lehreraussagen darf man durchaus sich anhören und anderer Meinung sein. Juniors Lehrerin hat mich die ganze Grundschulzeit mit Pseudosorgen wegen der Zukunft genervt (Marke: "oh, wie soll das nur in der 3. Klasse werden.... NEIN, es geht um JETZT, und bis dahin gibt es hoffentlich Entwicklungsschritte, und wir sehen weiter).

Im HIER UND JETZT leben - kümmert euch um die akuten Problemfelder, aber zerbrecht euch nicht zu sehr den Kopf über die künftige Schullaufbahn, die kommende Pubertät oder was auch immer. Sorgen machen kann und sollte man sich DANN, wenn sie anklopfen. Gerade wir mit unseren Kindern wissen ja eh nicht, wie es kommen wird - und es kommt sowieso immer alles anders.

Den Umgang mit Lehrern üben: Gesprächstechniken erlernen/üben. Textbausteine auswendig lernen (das meine ich ernst !). Bestimmte Fachbegriffe anwenden, gegen die Lehrer eh nicht ankommen (mein Lieblingsbegriff ist ja "syndromtypisch", da kommt dann höchst selten noch ein Contra ).

Eigene Freundschaften pflegen (bei mir eine sehr große Baustelle, der Tag ist seit Jahren zu kurz, und ich zu kaputt.... Freundschaften funktionieren bei mir nur bei Menschen, die akzeptieren können, dass ich mich zu selten melde und zu wenig Zeit habe ).

Wenn alles zusammenzubrechen scheint: sich immer und immer und immer wieder sagen, dass das Kind das NICHT mit Absicht macht ! Es "passiert" mit ihm ! Wenn man das Kind an die Wand klatschen könnte, das Verhältnis schlimm angespannt ist: an die Babyzeit denken, an schöne Momente: die ersten Stunden, der Anblick des schlafenden Babys (ja, auch Schreibabys haben garantiert irgendwann mal eine halbe Stunde geschlafen), nachts ans Bett des schlafenden Kindes gehen und wieder die Liebe zu ihm spüren (wäh, klingt das kitschig !).

Und wenn es irgendwie geht, sich Aufgaben ganz außerhalb der Familie suchen: Job oder Ehrenamt, egal, Hauptsache, es hat NICHTS mit der eigenen Familie zu tun.

Niemals vergessen:

Morgen ist ein neuer Tag !

LG, Mandelkern


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24.02.2015 15:57
#6
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hallo Andrea,
Vielen Dank für Deinen Beitrag. Wir fragen uns ja schon immer woher unsere Tochter ADHS hat. Als Du das mit Eurer Feuerproblematik geschrieben hast, viel mir auf, dass mein Mann genau das gleiche Thema noch heute hat. Er macht mich mit seinem Kontrollwahn, wenn wir in den Urlaub fahren wahnsinnig. Nunja, vielleicht hat ja jeder ein bisschen ADHS.
Vertrauenswürdige Gespräche sind etwas ganz tolles. Aber was tun, wenn es so jemanden nicht gibt? Dein Vorschlag mit dem Pastor finde ich super.
LG Speranza


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24.02.2015 16:24
avatar  Zottel
#7
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@ Mandel,

danke für Deine hilfreichen Tipps!


Liebe Speranza,

spontan fällt mir da noch ein pflegeleichtes, kuschelbedürftiges Haustier (z.B. Katze/ Kater) und die tägliche Verwendung einer Tageslichtlampe (10.000 Lux) ein.

Grüße

Zottel


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24.02.2015 16:53
#8
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Hallo FaVe,
Sich auf das Positive konzentrieren ist eine tolle Sache. Ich habe hierzu selbst ein tolles Training gehabt. Daran habe ich mich bei Deinen Zeilen erinnert.
Vielen Dank
Speranza


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24.02.2015 16:55
#9
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Liebe Steffie,
Das mit den Hunden finde ich auch wichtig. Gibt es eigentlich Therapiehunde für ADHS Kinder?
LG
Speranza


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24.02.2015 17:11
#10
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Lieber Mandelkern,
Vielen Dank für Deine zahlreichen Tipps!
Das mit den Freundschaften pflegen ist auch mein wunder Punkt. Neben ADHS Kind, Mann, Haushalt und Steuererklärung ist gerade noch Zeit für Sport und das auch nur unregelmäßig. Sportfreunde sind somit auch nicht wirklich machbar, da ich dann keine Zeit mehr für das Bier danach habe. Hauptgrund: meine Tochter hat am Abend solche Ängste, dass sie nich allein einschlafen kann. Wenn ich dann tatsächlich mal für ein paar Tage weg bin , ist sie wie gerädert und muss sich erstmal an mir ausquetschen. Puhu.
Bei uns sind leider nur wenige Fernfreundschaften aus alten Zeiten übrig geblieben. Neben dem Zeitmangel kommt auch das Unverständnis für unser Kind dazu. Zum Glück bin ich wie ein zähes Stück Fleisch und freue mich dann auch über meine netten Kontakte im Job. Sind ja auch Sozialkontakte. Also die Arbeit oder eine andere Aufgabe ist wirklich wichtig!
LG
Speranza


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