Motivationsloch

17.03.2015 21:08
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#1
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Claudia ( gelöscht )

Hallo ihr Lieben,

nachdem ich mich ein paar Tage hier um geguckt habe nun auch von mir eine Frage.
Meine Kinder (9 und 11) haben beide ADS und LRS und die Frage, bezieht sich nun auf meinen 9-jährigen Sohn.
Er ist eigentlich ein fröhlicher, musikalischer und sportlicher Junge auch ohne Medis. Leider kann ich ihn seit ca. 2 Jahren gar nicht mehr zu irgendeiner Sport/Musik-gruppe bewegen. Mannschaftssportart probiere ich schon gar nicht mehr, aber Individualsport geht auch nicht. Auch alleine draußen spielen geht nicht. Nur wenn ich ihn nach draußen "zwinge", dann ist er erst ca 30 min schlecht drauf und dann hat er doch wie früher viel Spaß beim Trampolin springen oder Fahrrad fahren. Mit Nachbarskindern Fußball spielen mag er gar nicht, hat er auch noch nie gemocht.
Leider wird sein Freundeskreis auch immer kleiner, weil er seine Freunde immer mehr in Frage stellt und meint, dass seien gar nicht mehr seine Freunde. Mit Musizieren klappt es auch nicht viel besser. Haben mal Gitarre probiert, aber da hat er aufgeben nach 4 Monaten. Da wusste ich aber noch nichts von ADS. Jetzt probieren wir es in der Nachbarschaft mit Schlagzeugunterricht, aber es ist jedes mal ein Kampf ihn zu motivieren hinzugehen. Wenn er dann wiederkommt ist er meist gut gelaunt.

Wer hat gute Tipps für mich mein Kind aus dem Motivationsloch zu holen? Mir geht hier die Kraft aus. Für die Hausaufgaben reicht die Kraft gerade noch, aber wenn er danach einen Depri bekommt, weil er kein Freund hat und nichts mit sich anzufangen weiss, gehen mir echt die Kraft aus.

Ich finde es einfach so schade, da er sich eigentlich gerne bewegt und zu Hause auch die ganze Zeit vor sich hersingt.

Unter Medis ist es meistens ok, aber spätestens um 15:00 ist hier die Wirkung vorbei und noch länger wirksame möchte ich ungern geben.

Vielen Dank an euch da draußen

Claudia


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17.03.2015 22:09
avatar  FaVe
#2
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Hallo!!

Herzlich Willkommen im Forum!

Ja, der Alltag mit ADHSlern kostet Kraft.

Es ist schwer, sie zu Hausaufgaben zu motivieren, weil diese ja auch meistens nicht gerade Spaß machen!!!

Ich kenne auch die Situation, dass ich Sohni zu Sport und Musikunterricht überreden muss... und am Ende hat es doch Spaß gemacht. die Eigenmotivation ist oft schwer, bei manchen Aktivitäten ist schon vor dem Beginn die Vorstellung im Kopf, das klappt eh nicht. ADHSlser haben oft eine lange Serie von Mißerfolgen hinter sich: das frustriert oft und macht mutlos: umso mehr sind Erfolgserlebnisse wichtig.
Aber wenn du schreibst, dass er auch seine wenigen Freunde in Frage stellt und richtig lang schlecht drauf ist: das lässt aufhorchen. Hat er außer den Medis noch eine sonstige Behandlung durch Therapeuten (Psychologe, Ergo, Heilpädagoge)???? Eine Depression kann eine Begleitstörung zu ADHS sein. dann solltest du diesem einen Hinweis geben.

Seit zwei Jahren: mit Beginn der Schule oder erst später? Ist Schule ein Stressfaktor? Wie kommt er dort klar?

Welche Medis nimmt er denn eigentlich?

In deinem Beitrag heißt es, "eigentlich ein fröhlicher Junge", aber später " wenn er danach eine Depri bekommt. Ist das immer nur auf den konkretne Anlass bezogen oder eine Grundstimmung?

Was würde er den gerne öfter machen? Trifft er vielleicht doch ein Kind gerne?

Ganz nachdenklich
FaVe



Aber

Wahnsinn ist erblich,
.... man kann ihn von seinen Kindern bekommen


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17.03.2015 22:55
avatar  lupa
#3
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Hallo Claudia,

Herzlich Willkommen hier im Forum!

Die Sache mit dem "Kameltreiber" kennen wohl leider fast alle ADHS - Eltern.
Schau mal hier ... Beiträge aus einem alten Thread zum Thema ...

Zitat von Simone in einem Beitrag aus 2010
Schlagzeug ist auf jeden Fall was für ADHSler. Dabei verknüpfen sich nämlich die linke und rechte Hirnhälften besser weil jeder Arm und jeder Fuss was anderes machen muss.


Zitat von Zottel in einem Beitrag aus 2010
weil wir praktisch keine Nachbarn haben - jedenfalls keine wirklich "direkten" - wäre Schlagzeug geradezu ideal. Aber Sohni hat da leider keinen Bock drauf. Vielleicht ändert sich das ja mal... Ich hätte da sogar einen Bekannten, der Schlagzeugunterricht gibt...
Apropos "Bock" [...] Es ist wie immer, ich muss wirklich stur alles einfordern. Freiwillig? Never ever. Wenns dann klappt, dann ist wieder alles "Pippi"...
Boah, ich komm´ mir langsam echt vor wie ein Kameltreiber. Intrinsische Motivation? Kennt mein Kind nicht...


Na, kommt Dir das irgendwie bekannt vor?

Bei uns ist es ganz ähnlich. Sohn spielt Gitarre (seit 3 Jahren) und geht zum Karate (seit 7 Jahren).
Wegen der Gitarre hat er mich damals wochenlang regelrecht angebettelt. Es war SEIN WUNSCH, das Instrument lernen zu wollen! Und heute? Von alleine die Gitarre in die Hand nehmen und üben? NIEMALS! Jedes üben muss ich einfordern und dann kann er nicht schnell genug wieder aufhören. Mit Freude zum nächten Unterricht? Langes Gesicht und Gemaule. Aber wenn ich sage: "Du musst nicht Gitarre spielen. Hör doch auf, wenn es Dir keinen Spaß mehr macht!" ... dann ist die Empörung groß! "Nein! Ich will doch Gitarre spielen!"
Das gleiche beim Sport. Jedes mal, wenn ich morgens ankündige: "Heute abend ist Karate ..." wird dies mit genervtem Gestöhne kommentiert. Und oft hat er die kreativsten Einfälle und führt laaaange Diskussionen, warum man gerade heute nicht zum Training gehen kann (Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Knieschmerzen, Erschöpfung ... ja bin ich denn in einem Lazareth!?). Aber NACH dem Training hole ich meine Kids mit strahlenden Gesichtern wieder ab. Ich weiß nicht, wie oft ich ihm schon angeboten habe, ihn vom Karate abzumelden. Wir haben auch schon andere Sportarten angeschaut ... aber er wollte am Ende immer beim Karate bleiben. Begeisterung für seinen Sport wird er aber wohl nie aufbringen.
Letztlich hilft also wohl wirklich nur der sture Kameltreiber ... was allerdings UNSERE ENERGIE kostet .
Ach und ... Fußball ... spielt meiner übrigens auch nicht ...

Zitat
Leider wird sein Freundeskreis auch immer kleiner, weil er seine Freunde immer mehr in Frage stellt und meint, dass seien gar nicht mehr seine Freunde.


Kann es sein, dass irgendetwas vorgefallen ist zwischen ihm und den anderen? Wie kommt er zu dieser Einschätzung? Hast Du ihn mal danach gefragt?
Während der Grundschulzeit hatte Sohn auch eher schwierige, instabile "Freundschaften", bei denen es immer wieder Einbrüche und auch Ablehnung gab. Das hat ihn dann oft völlig aus der Bahn geworfen, wenn sich seine "Freude" dann plötzlich gegen ihn stellten. Wirklich besser und stabiler wurde das bei uns erst mit der neuen Klassengemeinschaft in Klasse 5.

Zitat
Für die Hausaufgaben reicht die Kraft gerade noch, aber wenn er danach einen Depri bekommt, weil er kein Freund hat und nichts mit sich anzufangen weiss


Dieses Thema kenne ich auch nur zu gut. Genau so war es bei uns auch sehr oft! Wenn dann am Nachmittag Frust, Einsamkeit und Langeweile kamen, wurde es sehr schwierig. Und dreimal darfst Du raten, wer dann als Blitzableiter herhalten musste. Einen wirklichen Tip habe ich leider nicht für Dich ... außer halt sich als Mutter ein dickes Fell als Blitzableiter zuzulegen und immer wieder kreative Ideen aus dem Hut zu zaubern, mit denen man Sohn dann beschäftigen kann. Ich weiß, wie schwer das ist!

Wünsche Dir viel Energie zum weiter - durchhalten und immer - wieder - antreiben!

Viele Grüße
lupa

Ja, ich bin durchgeknallt und nein, ich kann mich nicht mal eben zusammenreißen.

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18.03.2015 11:42
avatar  Claudia ( gelöscht )
#4
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Claudia ( gelöscht )

Hallo Ihr Lieben,

danke für die Willkommensgrüße, ich habe mir schon gedacht, dass meine Geschichten nicht neu für euch sind, aber trotzdem ist es schön zu hören, wenn es Gleichgesinnte gibt.

Zitat
Aber wenn du schreibst, dass er auch seine wenigen Freunde in Frage stellt und richtig lang schlecht drauf ist: das lässt aufhorchen. Hat er außer den Medis noch eine sonstige Behandlung durch Therapeuten (Psychologe, Ergo, Heilpädagoge)???? Eine Depression kann eine Begleitstörung zu ADHS sein. dann solltest du diesem einen Hinweis geben.



Sohnemann wurde im Rahmen seiner IQ Testung psychologisch untersucht und da gab es tatsächlich den Kommentar im Gutachten "Hinweise auf beginnende Selbstwertproblematik"
Ergo machen wir nicht, aber seit 1,5 Jahren Lerntherapie wegen seiner LRS. Die Frau macht viel Motivationstraining und bei meiner Tochter hat das auch geholfen, nur mein Sohn spricht nicht so richtig darauf an.

Mit den Medis sind wir noch ein bisschen am Probieren. Zurzeit sind wir bei Equasym 30-40mg. Davor hatten wir Medikinet retard 30 mg, aber das hat genau auf dem Nachhaueweg aufgehört zu wirken und dann ist er vor den hausaufgaben in ein Loch gefallen, weitere Tablette hat er verweigert und Hausaufgaben waren eine Qual. Mit Equasym kommt der Abbruch gegen 15:00. Das klappt besser, aber wir sind noch in der ersten Woche.

Zitat

Seit zwei Jahren: mit Beginn der Schule oder erst später? Ist Schule ein Stressfaktor? Wie kommt er dort klar?


Laut der Lehrerin klappt es seit er die Medis nimmt gut. Die Noten liegen im mittleren Bereich, also er sollte nicht zu gestresst sein.

Zitat
Was würde er den gerne öfter machen? Trifft er vielleicht doch ein Kind gerne?


Auf dem Ipad spielen oder Fernsehen gucken ganz klar, wenn ich ihn lassen würde. Er würde sich liebend gerne mit zwei Freunden treffen, aber Freund 1 geht bis 16:00 zur Schule und hat noch viele andere Freunde und Hobbys und Freund 2 geht nie ans Telefon, warum weiss ich auch nicht. Verabredungen mit Freund 2 klappen nur alle 2 Monate. Das frustriert meinen Sohn sehr. An andere Jungs traut er sich nicht ran, obwohl ich von den Mamas weiß, dass deren Söhne nett über meinen zu Hause erzählen.
Ich baue auch auf die neue Schule im Sommer, vielleicht ist das ein Neuanfang.

Liebe Grüße

Claudia


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