Ein weiterer Neuling 2

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01.05.2015 13:36 (zuletzt bearbeitet: 01.05.2015 20:33)
avatar  Raffel
#1
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Hallo erstmal und hier ist nun noch ein Neuling- zumindest was es das Forum betrifft.
Mit dem Thema ADHS selbst haben wir schon seit 1 Jahr "zu tun". Natürlich auch davor unerkannt, aber das brauche ich ja hier nicht zu erklären.

Eine kurze Vorstellung: Ich 44- die Mama, mein Mann 63 (mit unseren 2 Kindern in der "2.Runde"- die Großen sind schon erwachsen), Sohnemann 7, kleine Schwester 3.
Unser Sohn hat ADHS. Noch immer versuche ich die Diagnose anzunehmen, aber es fällt mir sehr (!) schwer, da ich bis letztes Jahr der festen Meinung war, das es ADHS nicht gibt, alles Erfindung der Ärzte und Eltern etc. pp. Das übliche, aber hartnäckige Vorurteil.

Unser Sohn war als Babay nicht auffällig, eher im Gegenteil ein "Ess- und Schlafbaby". Nur nachts durchschlafen ging lange nicht, allerdings auch keine Schreiattacken o.ä.
Also unauffällig normal. Mit ca. 2 Jahren zeigte sich dann sein starker Wille- wie wir dachten in Form von viel Unruhe, viel Zerstören, nicht Hören-wollen, grenzenlose Wutanfälle (!!!), absolute Unfähigkeit mit anderen Kindern zu spielen (Sandkasten, Sportgruppe etc.), niemals warten können bzw. auch keine Chance es stückchenweise zu lernen. Er neigte zu- sagen wir mal- Tätlichkeiten!
Mit 3 in den Kindergarten, ein paar Wochen vorsichtig, dann begannen auch hier die "üblichen" Probleme. Die Erzieher unwissend bis überfordert, Gruppen zu groß...
Kurz vor dem 4.Geburtstag wurde die kleine Schwester geboren.
Mit 4 Jahren starb ganz plötzlich meine Mutter- die Oma. Sie hatte mit uns im selben Haus gelebt und war 24h ein wunderbarer Teil unserer Familie.
Sohnemann reagierte heftig und mit schlimmer Wut und Aggression über viele Monate.
Wir fanden einen sehr guten Kinder-Diplom-Psychologen in der evangelischen Kirche.

Das ADHS wurde aber erst 1 Jahr später diagnostiziert.
Wir hatten tatsächlich das Glück, Freunde aus Canada zu Besuch zu haben und der Mann ist Arzt und (!) Psychologe/Psychater.
Die Diagnose hat mich völlig umgeworfen. Aber alles ergibt jetzt einen Sinn.
Wir sind dann zu einem hiesigen Arzt gegangen und haben eine richtigen komplette Diagnose erstellen lassen.
(Übrigens: mein Mann ist auch ein heftiger ADHSler, wie wir jetzt wissen! Auch hochinteressant--> besonders im Beruf er-klärt sich Einiges endlich!!!)

Wir haben uns (irgendwie immer noch voller schlechten Gewissens) bewußt relativ schnell FÜR Medikamente entschieden.
Besonders auf der Basis von vielen leidvollen Kindheitsgeschichten meines Mannes!
Ich habe fast täglich das Gefühl, mich für unsere Entscheidung rechtfertigen zu müssen. Aber ich spreche darüber.
Mit Verwandten (!), Freunden und natürlich Lehrern.
Zum Glück ist gerade die Klassenlehrerin meines Sohnes sehr bemüht und interessiert. Wir haben z.B. (erst nach nunmehr fast 1 Jahr!) vor einigen Tagen entdeckt, daß die Kollegin im Nachbarzimmer schon aktiv viele ADHS-Hilfsmittel in ihrer Klasse benutzt, da sie 2 ADHS-Schüler und sogar eine Fachkraft in ihrer Klasse hat.

Alles tolle Dinge und Wege.
Trotzdem bin ich oft mit meiner Kraft am Ende, da ich besonders die Abende und auch tagsüber mit Sohnemann kaum geregelt kriege. Tägliche (verbale) Kämpfe, heftigste Wutausbrüche, Tätlichkeiten um nur einiges zu nennen kosten viel, viel Kraft.

Lieber Schweiger,
bitte schreibe weiter, denn ich habe alles sehr genau gelesen und für mich viel Gutes herausnehmen können. DANKE!!!
Aktuell haben wir zum Beispiel größte Schwierigkeiten und Kämpfe mit dem abends Schlafen-gehen. Sohnemann ist NIE müde, dies war aber auch definitiv VOR den Medikamenten so!!!
(Beispiel: Silvester Sohn mit 4 Jahren auf dem Sofa in eine gemütliche Decke gekuschelt--> problemlos bis 0.30h wach, letzte Silvesterjahre noch später- natürlich ist das der einzige Tag, wo wir das mal "voll zugelassen" haben.)
Auch wenn wir ihn um 20h ins Bett gelegt haben- mit Ritual, Geschichte, Zeit zum Kuscheln etc.- konnte er nie vor ca.22.30h einnschlafen. Wir hörten dies immer durch die offene Tür am ewigen Räuspern...auch so ein Tic...alles medizinisch abgeklärt).
Wir erlaubten schließlich das Lesen, erst mit Taschenlampe, irgendwann mit kleinem Licht.
Dann der Tip: keine visuellen Reize- Versuch mit Hör-CDs. Absolut gegenteilige Wirkung, da (wie hier auch irgendwie geschrieben) FIT! Seitdem haben wir die Kämpfe alles dieses wieder abzuschaffen. Wutanfälle jeden Abend in der Angst vor stundenlanger drohender Langeweile des Nicht-Einschlafen-Könnens.-
Aber ich kann ihn doch nicht wissend erst um 22.30h ins Bett gehen lassen- mit 7 Jahren!
So sind wir noch auf der Suche nach hilfreichen Erfahrungen an dieser Stelle.
Und nach Ideen gegen das Stimmungskippen bzw. schnelles "Zurückholen". Gestern habe ich es mit der üblichen AUSZEIT im Elternschlafzimmer ---dort aber mit einem Ball-FANGESPIEL beim Reden geschafft!!! :-) Gibt es vielleicht noch mehr solcher Ideen von Euch für uns??? LG Raffel


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01.05.2015 20:52
avatar  FaVe
#2
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Hallo Raffael!

Zunächst Willkommen im Forum!

Dein Beitrag steht hier nochmal extra, so können anderen Forumsteilnehmer besser auf deine Situation reagieren und auf Deine Fragen eingehen.

Bei Euch ist ja einiges schon geregelt: Diagnose vorhanden, Medikamente eingestellt, Elternteil diagnostiziert, Psychologe gefunden .... Ihr seid auf einem guten Weg.

Lob für den Wandel in deiner Einstellung zu ADHS!

Vielen hier fällt es schwer, die Diagnose anzunehmen und medis zu geben: da ist niemand leichtfertig. Aber wie du schon schreibst: das erklärt einiges!!!
Habt Ihr wohl auch ein Elterntraining gehabt? Das gehört neben Medis und Therapie in die Behandlung der ADHS eigentlich immer dazu.

Schlafprobleme werden hier öfter angesprochen: gib mal in die Suche schlafen oder Schlafverhalten ein.

Gibt es vielleicht in deiner Nähe eine Gesprächs- oder Selbsthilfegruppe? Da ist im persönlichen Gespräch oft eine Lösung oder Anregung besser vermittelt als schriftlich hier ... und es hilft auch, die eigene Situation anders einzuschätzen: natürlich ist ein Alltag mit ADHS Kindern kein Spaziergang: aber manchmal hat man nach Gruppengesprächen einfach nochmal eine andere Sichtweise.

Grüße FaVe

Wahnsinn ist erblich,
.... man kann ihn von seinen Kindern bekommen

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01.05.2015 21:00
avatar  Elli ( gelöscht )
#3
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Elli ( gelöscht )

Hallo auch von mir!

das Schlafen : ein leidiges Thema.

du schriebst, Dein Sohn schläft erst so spät ein ... wahrscheinlich muss er gegen 7.00h (oder eher??) schon wieder wach werden.

Wie klappt das denn mit dem Aufstehen? Wie wird er wach?

und: am Wochenende, wenn er nicht zu bestimmten Zeiten aufstehen muss: Schläft er da länger?????

Meine Frage zielt also in die Richtung: braucht er weniger Schlaf?

Wenn er bis spät was hört oder liest: konnte er dann sofort einschlafen? Oder gab es dann auch Kämpfe? Wenn er was hört: schläft er dabei irgendwann ein?
Was hört er denn? eher spannendes? oder evtl. nur Musik oder ruhige Geschichten????

Ich denke auch, dass 22.00 spät ist, möchte auch meine Kinder eher im Bett: aber mit wieviel Stress, der dann auch wieder aufputscht statt beruhigt???

Zu manchen anderen Fragen: die Werkzeugkoffer am Beginn des Bereiches!!

Alles Gute
Elli


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02.05.2015 18:32 (zuletzt bearbeitet: 02.05.2015 18:35)
avatar  Zottel
#4
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Hallo Raffel,

gib mal in der Suchfunktion "Schlafverhalten" ein. In dem Thread habe ich einiges geschrieben, was meinem Sohn beim Einschlafen geholfen hat (Beitrag Nr. 12).

Zitat
Dann der Tip: keine visuellen Reize- Versuch mit Hör-CDs. Absolut gegenteilige Wirkung, da (wie hier auch irgendwie geschrieben) FIT!



War bei meinem Sohn auch so. Da sprang sein Kopfkino an. An Schlaf war nimmer zu denken. Hör-CDs waren bei meinem Sohn ein absolutes "no go".

Zitat
Seitdem haben wir die Kämpfe alles dieses wieder abzuschaffen.



Kann ich mir nur allzu gut vorstellen...

Mein Sohn ist bereits 14 Jahre alt - ich kann mich aber noch sehr gut an diesen "Schlafzirkus" erinnern. Ich habe damals festgestellt, dass es bei ihm ein "Einschlaf-Zeitfenster" gab. War er nur 10 Minuten "drüber", war dieses Zeitfenster zu und es konnte Stunden daueren, bis das nächste "Einschlaf-Zeitfenster" sich öffnete .

Es war bei uns hilfreich das Wort Schlafzimmer wortwörtlich zu nehmen. Zumindest abends. D.h. diese liebevollen Kappeleien/Blödeleien mit Sohni wurden aufs Sofa im Wohnzimmer verlegt. Kein "Hochdrehen" mehr im Bett.

Liebe Grüße

Zottel


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03.05.2015 07:57 (zuletzt bearbeitet: 03.05.2015 08:03)
avatar  Zottel
#5
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Damit mein Sohn schlafen kann, muss er sich "auspowern".


Auspower-Tipp I: ein möglichst großes Gartentrampolin (mit Sicherheitsnetz). Selbst wenn es mal regnet ist es ruckzuck wieder trocken.

So ein Trampolin ist wirklich Gold wert. Man kann sich darin stundenlang auspowern, Ball spielen, fangen spielen, Radschlagen usw.


Auspower-Tipp II: In den meisten Haushalten modert irgendwo ein Stepper vor sich hin... Bei schlechtem Wetter kommt es vor, dass Sohni auf höchster Stufe vor sich "hinsteppert". Gerne auch mal zwischen den Hausaufgaben...

Auspower-Tipp III: Abends lange Inline-Touren - (statt Fahrradfahren). Möglichst unebenes Gelände.

Liebe Grüße

Zottel


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05.05.2015 10:28
avatar  Raffel
#6
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Hallo und erst einmal danke für Eure Antworten.

Mit dem auspowern haben wir auch schon Versuche hinter uns. Ein Gartentrampolin haben wir seit ca. 1 Jahr und am liebsten würde ich es ins Wohnzimmer stellen- so gut tut es Sohnimann und auch der kleinen Schwester. (Leider zu groß...ein kleines Trampolin fürs Zimmer ist zwar da, wird aber nicht angenommen.)

Zottel: was meinst Du denn mit Inline-Touren abends? Draußen? Im Haus?

Wir haben zu Weihnachten nun eine XBox gekauft, das ist quasi eine Wii ohne Controller- also perfekt um Sport auf einer großen Matte mit viel Spaß zu machen wir haben hauptsächlich Sportprogramme wie Fußball,Tennis,Leichtathletik usw. und 1 Abenteuer). Er liebt es, aber das richtige vor dem schlafen gehen ist es doch nicht durch seinen Ehrgeiz etc. --- eher was für verregnete Tage. Da ist es super.

Wir haben jetzt einen Rhythmus für abends gefunden,aber so richtig glücklich bin ich noch nicht.
Die Idee, nicht im Bett zu toben find ich gut,wir kuscheln und erzählen da jetzt inzwischen nur noch.

Im Moment ist folgende Situation:
Sohn muss jetzt um 20.30h in sein Zimmer. Eltern haben (theoretisch- wenn sie nicht arbeiten) Elternzeit! Da darf er dann noch lesen.
Dann kommt aber das Problem: um 21.30h ist Schlafenszeit, was er auch inzwischen recht gut akzeptiert. Aber da kommt dann die Geschichte mit dem Heißhunger--- also essen. Das unterbricht dann die ganze gute Situation! Wir haben es schon mit Picknick mitgeben versucht,aber das klappt nicht...er "vergisst" es zu essen, erst dann zur "echten" Schlafenszeit...etc.

Sorry- ich werde die anderen Beiträge noch suchen und lesen,hab es noch nicht geschafft.

Ideen für das Heißhungerproblem?

LG und ich freue mich auf Antworten


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05.05.2015 10:29
avatar  Raffel
#7
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Zottel: Danke auch für das "Zeitfenster"- ich werde es suchen!


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05.05.2015 10:32
avatar  Raffel
#8
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Elli: Sohn muss um 6.45h aufstehen. Das klappt eigentlich gut bis sehr gut.
Am Wochenenden schläft er gern länger- meist bis gegen 9h.
Und zum Einschlafen ist er NIE müde, er liegt (wie ich übrigens auch schon immer- auch als Kind) ewig wach.

Muss jetzt leider dringend los...bis später!

LG


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05.05.2015 14:57 (zuletzt bearbeitet: 05.05.2015 14:57)
avatar  AndreaA
#9
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Hallo Raffel,

erstmal auch von mir ein herzliches Willkommen hier in diesem tollen Forum.

Zum Thema Heißhunger bei uns eigentlich nur essen um nicht schlafen zu müssen.

Wir haben unsere Abendbrotzeit von 18:00 Uhr auf 18:30 Uhr nach hinten gelegt und im Vorfeld klar gesagt, dass die Kinder vernünftig - sprich sich satt essen sollen, da es nach dem Abendbrot / Zähne putzen nichts mehr zu essen gibt. Dann wird nur noch Wasser getrunken. Sie haben es natürlich erst probiert ob ich es durchziehe. Am Anfang haben sie nicht viel gegessen (spielen war interessanter), aber als es zur Schlafenszeit nichts mehr gab (auch nicht nach laaannngggeeennn Theater) klappt es jetzt meistens sehr gut. Geholfen hat auch, dass sie sitzen bleiben müssen bis ALLE fertig und satt sind. Wenn man sowieso am Tisch sitzen muss und nicht spielen darf, kann man ja auch noch etwas essen.

L. G. Andrea


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05.05.2015 16:35
avatar  Raffel
#10
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Liebe Andrea.

Danke für Deine Antwort und Ideen.

Ich dachte anfangs auch, dass das was mit Aufmerksamkeits-suchen zu tun hat. Unser Abendbrot ist daher auch erst gegen 18.30-19h. Mit Sitzenbleiben-müssen. Mit Zeit zum essen und reden und alle sind gemütlich zusammen. Dabei ißt Sohn manchmal gut, oft aber sagt er, dass er nicht essen kann. Auch bei wirklich leckeren Dingen wie aufgewärmte (und beliebte!) Pfannkuchen oder Nudelsuppe etc. konnte er nicht essen. Er saß die ganze Zeit dabei und war selbst traurig darüber, aber er sagt: ihm sei der Magen wie zugeschnürt. Auch kein Joghurt oder Apfel oder so etwas leichtes.
Zum späten Essen war ich anfangs sehr ungehalten und sagte, es gibt nichts mehr. Er weinte dann auch- diskutierte aber nicht. Schließlich habe ich dann gesagt, er dürfe ein trockenes Stück Brot in der Küche essen. (Das war quasi der Test.) Keine Aufmerksamkeit der Eltern,kein extra gemachtes Essen. Aber er hat 2 Scheiben trockenes Brot gegessen- 1 Woche lang. Seitdem glaube ich ihm,dass er wirklich Hunger hat und fand es ja auch hier im Forum wieder.

Nun kommt sein "Extra-hunger" aber IMMER ab 21h! Damit fliegt mein ganzer Abendrhythmus auseinander....
Vielleicht muss ich mal sowas wie einen Grießbrei fertig hinstellen oder so...damit die ganze Krümelei mit dem Brot im Zimmer aufhört? Ich will aber auch nicht durch extra leckeres Essen die Sache noch verschönern und begehrenswerter machen?
Wir haben nur eine kleine Küche, in der kein Tisch oder Stuhl zum Essen ist. Wo also soll ich ihn essen lassen-wieder im Esstisch im Wohnzimmer?
Also im Kinderzimmer hat es sich nicht bewährt... :-(

Oder hat jemand anderes mit dem ganz weglassen auch Erfahrung??

LG Raffel


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