Erziehung zu verweichlichten Kindern?

13.06.2015 22:48
#1
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Gefunden bei: Huffingtonpost.de

Normalerweise posten wir Links und Neuigkeiten an anderer Stelle. Doch dieser Artikel, der hat so einiges bei mir ausgelöst - Zustimmung und Widerspruch und das Bedürfnis, mal darüber zu sprechen, weshalb das so ist.

Zitat
... Die Pädagogik der 80er-Jahre klingt rückblickend sehr grausam. Aber ich habe keine bleibenden Schäden davongetragen. Vielleicht hat es mich sogar stärker gemacht. Heute fällt mir auf, dass Kinder immer empfindlicher werden. Und das ist eure Schuld, liebe Eltern. Ihr erzieht sie zu verweichlichten Menschen - weil ihr sie vor allem und jedem beschützen wollt.

Als meine Reitlehrerin mir vor kurzem erzählte, dass sie die Polizei holen muss, wenn ein Kind vom Pferd fällt und sich weh tut, war ich sprachlos. Und dann kämen die Fragen: Wie viele Reitstunden hatte das Kind? In wie vielen Reitstunden wurde das Pferd eingesetzt? Warum hat die Stunde auf dem Platz stattgefunden und nicht in der Halle, die sicherer ist? ...



http://www.huffingtonpost.de/sabrina-hof..._b_7528712.html

Verstehen ist Glückssache - Missverständnis ist das Normale.

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13.06.2015 23:54
#2
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Liebe Susanne,

Zitat von SusanneG im Beitrag #1
Gefunden bei: Huffingtonpost.de

Normalerweise posten wir Links und Neuigkeiten an anderer Stelle. Doch dieser Artikel, der hat so einiges bei mir ausgelöst - Zustimmung und Widerspruch und das Bedürfnis, mal darüber zu sprechen, weshalb das so ist.


Da machst du aber ein Fass auf.....

Zitat von SusanneG im Beitrag #1
[quote]... Die Pädagogik der 80er-Jahre klingt rückblickend sehr grausam. Aber ich habe keine bleibenden Schäden davongetragen. Vielleicht hat es mich sogar stärker gemacht. Heute fällt mir auf, dass Kinder immer empfindlicher werden. Und das ist eure Schuld, liebe Eltern. Ihr erzieht sie zu verweichlichten Menschen - weil ihr sie vor allem und jedem beschützen wollt.





"Es hat mir nicht geschadet" - diesen Satz, in verschiedenen Formulierungen, benutzen IMMER diejenigen, die Schläge oder andere harte Maßnahmen rückblickend rechtfertigen. Und oft genug denke ICH mir dann: "Doch, es hat dir geschadet, es hat dein Herz hart gemacht, aber du bemerkst es nicht".

Außerdem stellt sich mir oft die Frage, ob solche Maßnahmen langfristig etwas verbessert haben.

Ich selbst hatte eine harte Kindheit, ich musste vor allem funktionieren - mein Körper hat sich mit Krankheiten gewehrt, aber das hat mir auch nichts "gebracht", da durch war ich ja nur noch lästiger. Ich wurde dadurch sehr früh selbständig, sehr hart zu mir selbst, und ich bin auch heute noch ein funktionierender Idiot. Ich KANN gar nicht anders als immer nur hart zu mir selbst zu sein. Mit allen gesundheitlichen und seelischen Folgen, das ist nicht das, was ich meinen Kindern wünsche.

Daher wurden meine Kinder anders erzogen. Sie bekamen die nötigen Therapieangebote, sie wurden nicht geschlagen, es ging ihnen (zu) gut. Keins der Kinder "funktioniert", sie sind Weicheier im Sinne dieses Artikels. Ich ertappe mich manchmal bei dem Gedanken, dass ich es ZU gut gemeint habe mit ihnen.

Wer weiß schon rückblickend, was RICHTIG gewesen wäre ?

Für mich ist das wichtig, was ganz am Ende herauskommt: nämlich, dass unser Eltern-Kind-Verhältnis gut und liebevoll ist. Dass die Kinder ihren Lebensweg finden, auch ohne gnadenlose Härte.

Meine beste Freundin fand unser Psychozeugs immer etwas schräg. So einen Aufwand wie wir, das hat man früher nicht betrieben, und dafür hat sie keine Zeit und keine Lust. Für ihr Kind gab es keine Diagnostik und keine Therapie, sondern ab und zu Schläge und den Anspruch, dass es zu parieren habe. Das ging leidlich gut, die äußeren Anforderungen wurden zunächst erfüllt, Abi und Studium. Wenn auch mit ungleublich viel Elternschieben, grauenhaft. Jetzt, kurz vor dem Ende des Studiums, bricht das Kind aus. Und zwar extrem. Studium abgebrochen, Wohnung vermüllt (das Kind ist früh ausgezogen - wen wundert's), ständig neue Partner - Chaos pur.

Und JETZT sagt meine Freundin, es wäre vielleicht doch besser gewesen, eine Diagnostik machen zu lassen - aber für die Eltern-Kind-Beziehung ist es zu spät, das Kind spricht schon seit Wochen nicht mehr mit den Eltern.

Ja, vielleicht verweichlichen wir heute unsere Kinder. Aber die Welt der Kinder ist dermaßen hart geworden, Kinder müssen schon so viel früher als wir selbständig werden, sie müssen sehr früh gruppentauglich funktionieren - da muss ich daheim nicht auch noch auf Härte setzen.

Das ist natürlich nur meine ganz private Meinung.

LG, Mandelkern


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14.06.2015 00:59
#3
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Zitat von Mandelkern im Beitrag #2
Aber die Welt der Kinder ist dermaßen hart geworden, Kinder müssen schon so viel früher als wir selbständig werden, sie müssen sehr früh gruppentauglich funktionieren -


Siehste, Mändelchen, DAS meine ich. Das, was ich zitiert habe, ist willkürlich mittendrin ausgewählt. Im Artikel stellt die Autorin darauf ab, dass Eltern ihre Kinder verweichlichen. Sie erwähnt auch, was ihr an den Aktionen und Reaktionen derer, die beruflich mit Kindern umgehen, nicht gefällt. Einen Schritt weiter noch, liebe Autorin - dann siehst Du, dass Eltern nur Schadensbegrenzung betreiben. Die Chance, ihre Kinder so zu erziehen, wie sie es möchten, haben sie nicht wirklich. Die Spielregeln machen andere ...

LG Susanne

Verstehen ist Glückssache - Missverständnis ist das Normale.

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14.06.2015 11:50 (zuletzt bearbeitet: 15.06.2015 10:26)
#4
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Herzlich willkommen in der Realität!
Frau Hoffmann, dürfen wir Sie ein wenig herumführen?

LG
Pippilotta

„Gäbe es die letzte Minute nicht, so würde niemals etwas fertig.“

Mark Twain


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14.06.2015 23:27
avatar  lupa
#5
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Hallo,

spätestens an dieser Stelle, wurde ich innerlich reichlich unentspannt:

Zitat
Damit sich eure Kinder nicht mit anderen messen müssen und in ihrer eigenen Geschwindigkeit lernen können.

Doch was werden sie tun, wenn sie in der Wirklichkeit angekommen sind? Das Leben ist manchmal hart und sie werden sich durchsetzen müssen. Die Welt hält nicht an, damit eure Kinder aufholen können.


Wer so etwas schreibt, der hat entweder keine eigenen Kinder oder er hatte das Glück, solche Superkinder zu haben, die niemals bei irgendetwas ungeschickter / schlechter / langsamer waren.
Wer einmal erlebt hat, wie das eigene Kind ALLES gibt und dieses ALLES trotzdem niemals reicht, der würde auch versuchen, die Welt anzuhalten, damit Kind in seiner eigenen Geschwindigkeit aufholen kann.
Hoffentlich kann die Dame in ihrem Leben selber immer Schritt halten und kommt nie ins Straucheln ... könnte sein, dass dann keiner mehr da ist, der auf sie wartet und ihr wieder aufhilft. Die Welt hält nicht an ...

LG
lupa

Ja, ich bin durchgeknallt und nein, ich kann mich nicht mal eben zusammenreißen.

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15.06.2015 03:06
avatar  Marge_S
#6
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Mich haben eher diese beiden Sätze angesprochen:

"Vielleicht würde es Kindern helfen, wenn wir sie wieder mehr wie normale Menschen behandeln."

"Habt Vertrauen, dass es alles schaffen kann."

Liebe Grüße,
Marge

Wer keinen Rat annimmt, muss seine Erfahrungen selbst machen.

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15.06.2015 09:58 (zuletzt bearbeitet: 15.06.2015 10:01)
avatar  Zottel
#7
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Zitat
Doch dieser Artikel, der hat so einiges bei mir ausgelöst - Zustimmung und Widerspruch



So geht es mir auch...

Als Sohni noch Kleinkind war fand ich so manche Dinge, über die sich andere Mütter "einen Kopf"
gemacht haben, oft reichlich schräg/ übertrieben.

In meinem Bekanntenkreis (übrigens ausnahmslos Stino-Mütter) fing spätestens beim Zahnen der Kinder
der "Globuli-Wahnisnn" an. Ich bewunderte oft ganze "Batterien" von Globuli-Fläschchen auf den
Küchenschränken. Nicht nur dort. War man mit den Kindern auf dem Spielplatz, hatten diese Muttis stets
einen Teil ihres Globuli-Sortiments in der Wickeltasche.

Sobald sich das Kind auch nur mal den Kopf anstieß wurde wild in der Tasche gewühlt und ein entsprechendes
Kügelchen ins Kind gestopft DAS fand ich dann schon reichlich skurril. Was bringt man da dem
Kind eigentlich bei? Es muss generell was geschluckt werden, damit es wieder "gut" wird?

Oft hätte sicher ein Trostkuscheln, "Heile-Segen-Liedchen" oder ein Küsschen aufs Aua wohl genau so gut
geholfen. Ich habe offiziell oft gar nicht "gemerkt", wenn Sohni von der Schaukel fiel oder sich den Kopf
anstieß - ich habe ihn einfach aus den Augenwinkeln beobachtet und gewartet was passiert. Sehr oft
fand Sohni es dann selbst gar nicht so schlimm und spielte munter weiter... Aber wehe, man schaute mit
erschrecktem Gesicht Richtung Philius...

Im Krabbelalter wurde Sohni von einer Wespe in den Finger gestochen. Es waren Freundinnen dabei,
die Kinder in Sohnis Alter hatten. Ich war die einzigste, die ruhig blieb... gleich 3 Mütter auf einmal
wollten Sohni mit Globulis "versorgen".... und konnten es nicht fassen, dass ich das nicht wollte.

Ich konnte diesen Hype überhaupt nicht nachvollziehen. Ich befeuchtete ein Tempotaschentuch mit
Mineralwasser wickelte es um Sohnis Finger und tröstete ihn. Der Spuk war nach kurzer Zeit vorbei.
Ich kam mir schon fast wie eine Rabenmutter vor... Natürlich habe ich Sohni genau beobachtet
(und dass Sohnis Großvater eine Wespenallergie hat, habe ich vorsorglich mal für mich
behalten).

... geht gleich weiter...


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15.06.2015 10:05 (zuletzt bearbeitet: 15.06.2015 10:07)
avatar  Marge_S
#8
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Bei uns war das Heilmittel erster Wahl immer Spucke und dann pusten. Und Trost: "ja, das tut jetzt weh, ich weiß das. Und ich finde, du bist ganz tapfer und machst das gut."

Aber tatsächlich habe ich auch beobachtet, dass einige Mütter viel weniger "robust" waren als ich und ihren Kindern dementsprechend wenig zugetraut haben.

Ich habe immer nach dem Motto gehandelt, "wir können unsere Kinder nicht vor dem Leben bewahren, wir müssen sie darauf vorbereiten".

Liebe Grüße,
Marge

Wer keinen Rat annimmt, muss seine Erfahrungen selbst machen.


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15.06.2015 12:33
#9
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Zitat von Marge_S im Beitrag #6
"Vielleicht würde es Kindern helfen, wenn wir sie wieder mehr wie normale Menschen behandeln."


... und ihnen nicht mit aller Gewalt ihre Reflexe abtrainieren würden ...

... meint Susanne

Verstehen ist Glückssache - Missverständnis ist das Normale.

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