Machtkampf

26.07.2015 22:59
#1
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Hallo Ihr alle,

es ist ja üblich, dass unsere Kinder umso mehr aufdrehen, je größer ihr Publikum ist. Und wir wissen auch, dass man in solchen Fällen dem Kind "die Bühne nehmen" sollte - also: weg mit den Zuschauern. Mein Enkel (demnächst vier Jahre alt) ist in dieser Beziehung eher harmlos ... solange er keine besonderen Wünsche an Mama hat. Dann wird es ätzend, denn damit kommt noch ein weiterer Parameter dazu namens Macht. Beispiel? Ok.

Enkel müsste mal an die frische Luft. Also ziehen wir los: Oma, Großetochter und Enkel mit seinem Fahrrad. Das Fahrrad hat der Osterhase gebracht und Enkel muss erst mal Rad fahren lernen, deshalb heißt unser Ziel Feldweg. Den parkenden Autos unserer Nachbarn zuliebe schiebt Mama vorerst das Fahrrad, denn der Gehweg ist hier nicht sonderlich breit. Dann müssen wir über die Straße. Ich will Enkel an die Hand nehmen, doch der will das nicht. Mama sagt: Geh zu Oma an die Hand, ich habe doch dein Fahrrad. Ich strecke nochmal freundlich lächelnd meine Hand aus, er haut drauf und brüllt mich an: Ich geh nur an Mamas Hand, mit dir geh ich nicht über die Straße! Dritter Versuch: Die Mama hat keine Hand frei, schau, sie hat ihre Tasche und dein Fahrrad. Enkel brüllt: Mamaaaaaaa!

Mir ist weder nach Show noch nach Machtkampf. Also drehe ich mich wortlos um und gehe den Weg zurück. Meine Tochter kann sowas gar nicht brauchen, sie meint, ich wäre beleidigt oder so und fängt an, sich zu entschuldigen. Ich sage: Ich bin nicht eingeschnappt. Wenn Zwergi nicht an meiner Hand über die Straße gehen will, dann muss ich nicht mitgehen. Geht Ihr mal alleine. Ich werde nicht zuschauen, wie du mit Handtasche und Fahrrad in der einen und Zwergi an der anderen Hand über die Straße gehst. Und so, wie Zwergi grad drauf ist, gibt er erst Ruhe, wenn er keine Bühne mehr hat.


Derlei Beispiele gibt es mehrere. Irgendwann bin ich dahintergekommen, dass es gar nicht um Show geht, sondern um Macht, nur um Macht. Zwergi ist nun mal noch ein Zwergi und ohne Hilfe von den "Großen" geht eben vieles noch nicht: über die Straße gehen, Essen kleinschneiden, den Stuhl an den Tisch schieben, Popo saubermachen, Schuhe zubinden, Reißverschluss zumachen, im Autositz festschnallen ... um nur einiges zu nennen. Und jedes Mal, wenn ich irgendwie behilflich sein will - aber auch wirklich JEDES Mal - macht er einen Zwergenaufstand und brüllt: Die Mama soll das machen!

Für mich stellt sich das so dar, als ob Enkel seiner Mutter befehlen will, was sie zu tun hat oder wie sie ihm zu Diensten sein soll. Und da spiele ich nicht mit!

Wenn Mama nicht in Sichtweite ist, sieht es anders aus. Völlig klar, dass er an meiner Hand über die Straße geht oder dass ich sein Essen kleinschneide. Er sagt auch "Oma, machst du mir bitte die Schuhe zu?".

Also, ich hab jetzt kein Problem damit, mich aus derlei Machtkampf-Situationen rauszunehmen. Auf Dauer kann das aber nicht die Lösung sein. Hat jemand eine Idee?

Viele Grüße
Susanne

Verstehen ist Glückssache - Missverständnis ist das Normale.

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27.07.2015 09:21 (zuletzt bearbeitet: 27.07.2015 09:25)
avatar  Zottel
#2
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Zitat
Irgendwann bin ich dahintergekommen, dass es gar nicht um Show geht, sondern um Macht, nur um Macht.



Ja, so ist das

Als Sohni mit 3 Jahren in den Kindergarten kam hatte ich ein Schlüsselerlebnis.

Ich begleitete Sohni morgens in seine Gruppe, weil ich der Erzieherin kurz mitteilen wollte, dass Sohni mittags nicht von mir,
sondern von der Omi abgeholt werden sollte.

Während des Gesprächs hörte ich infernalisches Kindergeschrei. Durchs Fenster konnte ich eine Mutter sehen, die ihr Kind hinter sich herzog.
Das Kind schrie Nonstop - beim Anziehen der Hausschuhe schwoll das Geschrei noch an. Dann kam die Mutti mit Ihrem Philius in Zottelsohnis
Kindergartengruppe. Der Junge gebärdete sich wie wild. Stampfte, schrie, schlug nach der Mama.

Die Erzieherinnen blieben ganz ruhig. Begrüßten den Jungen als ob nix sei und schoben die Mutti sanft zur Türe raus.
Die alleinerziehende Mutti, die zur Arbeit musste, verließ traurig den Kindergarten. Ich stand betroffen da. Mein Gesicht sprach
wohl Bände. Die Erzieherin grinste mich an und meinte: "Die Mama hat jetzt bestimmt einen schlimmen Morgen, den muss sie aber echt
nicht haben. Solche Machtkämpfe sehen wir hier täglich!"

Und tatsächlich: sobald die Mami mit dem Auto weggefahren war, war ihr Sohn still. Als ob man auf einen Knopf gedrückt hätte drehte er
sich um und begann seelenruhig und zufrieden zu spielen. So, als ob nix gewesen sei... Ich konnte es echt kaum glauben...

Zitat
Wenn Mama nicht in Sichtweite ist, sieht es anders aus. Völlig klar, dass er an meiner Hand über die Straße geht oder dass ich sein Essen kleinschneide. Er sagt auch "Oma, machst du mir bitte die Schuhe zu?".



Genau wie bei dem Jungen im Kindergartenbeispiel...

Zitat
Also, ich hab jetzt kein Problem damit, mich aus derlei Machtkampf-Situationen rauszunehmen. Auf Dauer kann das aber nicht die Lösung sein.
Hat jemand eine Idee?



Auf Dauer bringt es nur was, wenn die Mama Sohnis Spielchen nicht mehr "mitspielt".

Fahrradbeispiel:

Mutter:"Ich habe keine Hand frei. Sohni, ich möchte, dass Du jetzt Omis Hand nimmst. Du kannst sonst nicht Radfahren gehen."

Enkel bockt weiter.

Mutter:"Geh an Omis Hand, sonst müssen wir umdrehen".

Enkel bockt weiter ==> Abmarsch nach Hause. Das klappt natürlich nur, wenn Enkelsohni auch wirklich Radfahren wollte...

Er wird es sich beim nächsten Mal nochmals gut überlegen, ob er Omis Hand nun ablehnt oder nicht. Das nächste Mal
könnte 2 Stunden später sein. Nachdem Du mit Tochter in Ruhe Kaffee getrunken hast.

Tochter:"Sohni, es ist so tolles Wetter. Wir könnten noch eine Runde Radfahren. Aber Du weißt ja, das geht nur,
wenn Du an Omis Hand gehst"...


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27.07.2015 11:01 (zuletzt bearbeitet: 27.07.2015 11:01)
avatar  Zottel
#3
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Zitat
Derlei Beispiele gibt es mehrere. Irgendwann bin ich dahintergekommen, dass es gar nicht um Show geht, sondern um Macht, nur um Macht. Zwergi ist nun mal noch ein Zwergi und ohne Hilfe von den "Großen" geht eben vieles noch nicht: über die Straße gehen, Essen kleinschneiden, den Stuhl an den Tisch schieben, Popo saubermachen, Schuhe zubinden, Reißverschluss zumachen, im Autositz festschnallen ... um nur einiges zu nennen. Und jedes Mal, wenn ich irgendwie behilflich sein will - aber auch wirklich JEDES Mal - macht er einen Zwergenaufstand und brüllt: Die Mama soll das machen!



Ihr könntet zusammen einen Schlachtplan ausarbeiten, wie die Mama in den o.g. Situationen reagiert.
Enkelsohnis Reaktionen lassen sich ja ganz gut "vorhersehen" ...


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27.07.2015 17:25
#4
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Ankündigen, einfordern, kontrollieren ... und beim Einfordern einmal freundlich, einmal deutlich, einmal harsch. DAS funktioniert. Auch bei Mama. Ausnahmen bestätigen die Regel: Wenn es um eine "Dienstleistung" geht, die ich ohne vorheriges Gedöns einfach erbringen will, wird es ätzend. Das kann daran liegen, dass Mama und ich das für selbstverständlich halten und deshalb im Vorfeld nichts angekündigt haben.

Mir tut da echt meine Tochter leid, weil ich ihr so gar nichts abnehmen kann. Enkel braucht dies und jenes und ich sitze daneben und warte, bis die beiden fertig sind. Ich habe da einfach die romantische Vorstellung, dass auch Oma mal mit Enkel aufs Klo geht und Mama derweil ihren Teller leer isst.

Als Kleinetochter noch klein war, habe ich gebetsmühlenartig wiederholt: Wenn du willst, dass sie etwas tut oder unterlässt, dann mache du das selbst mit ihr aus. Ich setze das durch, was ich für notwendig halte. Großetochter ist 15 Jahre älter - sie hat die Kleinkindzeit ihrer Schwester bis ins Detail mitgekriegt und so manchen Strauß selbst mit ihr ausgefochten. Daran erinnere ich sie immer mal wieder. Enkels Maultaschen kleinschneiden zu dürfen ist eine Angelegenheit zwischen Enkel und mir und funktioniert am besten, wenn sich niemand einmischt. Tut auch niemand. Dann bleiben die Maultaschen eben am Stück - sein Problem, nicht meins. Allerdings bin ich der Ansicht, dass auch Vierjährige noch an der Hand gehen sollten, wenn man zehn Meter vor dem Ortsausgang eine Kreisstraße überqueren will.

Ja, ich gebe es zu: Wenn ich auch nur für zehn Pfennig Bock auf Feldweg und Radfahren üben gehabt hätte, dann hätte ich mit todesmutiger Entschlusskraft Enkel unter den Arm geklemmt und so mit ihm die Straße überquert, gerne auch mit Gebrüll. Aber den Nerv dazu hatte ich damals nicht. Ich habe lieber kehrt gemacht.

Schlachtplan ausarbeiten - ja, das sollten wir tun.

Weißt du, Zottel, das Ganze ist inzwischen so weit gediehen, dass ich bei der Begrüßung freudestrahlend "Hey, Enkel" sage und Enkel dann entweder böse guckt oder mich ignoriert. Meine Tochter umarmt mich zur Begrüßung. Das sieht ganz danach aus, als ob Enkel und ich ein Problem miteinander hätten.

Grüßle
Susanne

Verstehen ist Glückssache - Missverständnis ist das Normale.

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27.07.2015 18:33
#5
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Hallo Susanne-Oma ;-),

Zitat von SusanneG im Beitrag #1


Derlei Beispiele gibt es mehrere. Irgendwann bin ich dahintergekommen, dass es gar nicht um Show geht, sondern um Macht, nur um Macht. Zwergi ist nun mal noch ein Zwergi und ohne Hilfe von den "Großen" geht eben vieles noch nicht: über die Straße gehen, Essen kleinschneiden, den Stuhl an den Tisch schieben, Popo saubermachen, Schuhe zubinden, Reißverschluss zumachen, im Autositz festschnallen ... um nur einiges zu nennen. Und jedes Mal, wenn ich irgendwie behilflich sein will - aber auch wirklich JEDES Mal - macht er einen Zwergenaufstand und brüllt: Die Mama soll das machen!


Dein Enkele ist meinem Junior echt sehr ähnlich. Da steht deiner Tochter noch einiges bevor, und es ist toll, dass es eine erfahrene und coole Oma dazu gibt .

ADHS'ler sind Freidenker, oppositionelles Verhalten kommt ja sehr häufig vor, Regeln mag man gar nicht. Diese Kinder ringen ständig um Autonomie, können aber naturgemäß ganz vieles nicht. An der Hand gehen - also bitte, das ist eine Einschränkung der persönlichen Freiheit !

Ich denke, nur wenn Oma und Mama sich einig sind, klappt das. Solche Szenen, wie du beschrieben hast, werden noch oft vorkommen, und du hast echt klasse reagiert. Enkelsohn hat halt seine Chance gesehen, die beiden Frauen auszutricksen.

Zitat von SusanneG im Beitrag #1

Für mich stellt sich das so dar, als ob Enkel seiner Mutter befehlen will, was sie zu tun hat oder wie sie ihm zu Diensten sein soll. Und da spiele ich nicht mit!

Wenn Mama nicht in Sichtweite ist, sieht es anders aus. Völlig klar, dass er an meiner Hand über die Straße geht oder dass ich sein Essen kleinschneide. Er sagt auch "Oma, machst du mir bitte die Schuhe zu?".

Also, ich hab jetzt kein Problem damit, mich aus derlei Machtkampf-Situationen rauszunehmen. Auf Dauer kann das aber nicht die Lösung sein. Hat jemand eine Idee?




In der 1:1-Situation erkennt der Junge halt sehr gut, dass er keine Chance hat mit Theater. Da ist eine Person nur für ihn da, nicht abgelenkt, relativ entspannt und "straight" - nein, da bockt auch ein ADHS'ler nicht oder verhaltener ;-).

Ich fürchte, die Machtkämpfe werden bleiben. Bei meinen Töchtern war es nicht so schlimm, Junior dagegen ist selbst heute, mit 15, immer wieder mit uns im Ringkampf *seufz*. Mein Ansatz war, die Themen, um die es einen Machtkampf geben könnte, absolut auf ein Minimum zu reduzieren. Das geht naturgemäß bei einem Minimann im Kindergartenalter nur schwer, aber mit zunehmendem Alter ergeben sich schon Freiheiten, die man dem Kleinen lassen kann.

Unsere Psycho sagt mir immer wieder, dass man den Kindern das Gefühl geben sollte, dass sie selbst mitbestimmen können. Zum Fahrradfahren fällt mir spontan wenig ein, aber insgesamt ist das ein recht guter Weg. Es reichen schon ganz kleine Korridore, da werden solche Machtkämpfer zugänglicher, so meine Erfahrung.

Furchtbar schwer und ein Dauerthema sind bei uns die vielen Situationen, in denen man sich zerreißen muss zwischen Zwängen. Wenn man eben nicht gelassen wieder heimgehen kann mit dem Tobezwerg, weil ein dringender und wichtiger Termin sein MUSS, und so weiter. Da habe ich den Wutzwerg so lange wie möglich unter den Arm geklemmt und basta.

Ich wünsche euch gute Nerven !

LG, Mandelkern


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27.07.2015 23:49
#6
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Zitat von Mandelkern im Beitrag #5
..., die Machtkämpfe werden bleiben. Bei meinen Töchtern war es nicht so schlimm, Junior dagegen ...

Japp! Bei den Mädels geht es vermutlich mehr um Show. Um Macht auch, ja. Aber irgendwie anders. Hmmm ... Vielleicht kann man es so sagen:

Die Mädchen testen aus, wie viel Macht sie haben.

Die Jungs demonstrieren, dass sie viel Macht sie haben.

Nochmal zurück auf Null ... "Nein" ist normal, "bocken" ist normal, "ich geh nicht an Omas Hand" ist normal, sogar "Machtkampf" ist normal - jedenfalls bei unsereinem. DAMIT lässt sich umgehen, schließlich gibt es ja Elterntraining.

Was mich an solchen Situationen wie der eingangs geschilderten relativ hilflos macht, ist, dass hier ein "zukünftiger Mann" seine Macht demonstriert, die aus seiner Mutter seine Bedienstete macht. Was ziehen wir da groß ?

Mag sein, ich sehe es aus einer falschen Perspektive und/oder interpretiere etwas hinein, was so nicht stimmt. Ich fürchte eben, es gab da Szenen, die Enkel als Beispiel dienen. Mit ist aber jetzt klar geworden, dass es ziemlich unwichtig ist, wie ich reagiere. Wesentlich ist nur, wie meine Tochter reagiert. Sehe ich das jetzt richtig?

LG Susanne

Verstehen ist Glückssache - Missverständnis ist das Normale.

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28.07.2015 00:57
avatar  lupa
#7
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Machtkampf: Oma - Mama - Enkel

Zitat
Mit ist aber jetzt klar geworden, dass es ziemlich unwichtig ist, wie ich reagiere. Wesentlich ist nur, wie meine Tochter reagiert. Sehe ich das jetzt richtig?


Jo, ich würde sagen, das siehst Du absolut richtig. Enkel will ja eben etwas von IHR, will IHR Verhalten beeinflussen.

Zitat
dass hier ein "zukünftiger Mann" seine Macht demonstriert, die aus seiner Mutter seine Bedienstete macht


Es liegt bei Deiner Tochter, ob sie sich dazu machen lässt oder nicht. Sie sollte das nicht zulassen.
Es geht nicht darum wie sehr Enkel sich aufführt, welche Register er zieht, um seinen Willen durchzusetzen oder euch zu beeindrucken. Die entscheidende Frage ist vielmehr: Was passiert danach!? Erfüllt Mama seinen "Wunsch" (um nicht zu sagen: sein Kommando)? Das wäre fatal und wird zukünftige Machtdemonstrationen nach sich ziehen. Oder hält sie dagegen? Das wäre wunderbar!

Zitat
Ich werde nicht zuschauen, wie du mit Handtasche und Fahrrad in der einen und Zwergi an der anderen Hand über die Straße gehst.


Das solltest Du auch nicht. Aber dafür muss Mama sorgen. "Zwergi, ich habe schon Handtasche und Fahrrad in der Hand. Ich kann Dir jetzt nicht die Hand geben. Oma ist nicht mehr da. Alleine lasse ich Dich noch nicht über die große Straße gehen. Also müssen wir wieder umkehren." Solche Reaktionen sind wirkungsvoll. In Freizeitsituationen kosten sie nur Kraft und Nerven, sind aber durchführbar. Wirklich schwierig wird es in Alltags - Termindrucksituationen ... da kommen wir wohl alle an unsere Grenzen.
Aber jedes "Nein" und jedes "Mama soll aber" ist eine neue Chance ...

LG
lupa

Ja, ich bin durchgeknallt und nein, ich kann mich nicht mal eben zusammenreißen.

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28.07.2015 01:27
#8
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Zitat von lupa im Beitrag #7
"Zwergi, ich habe schon Handtasche und Fahrrad in der Hand. Ich kann Dir jetzt nicht die Hand geben. Oma ist nicht mehr da. Alleine lasse ich Dich noch nicht über die große Straße gehen. Also müssen wir wieder umkehren."

Genau das ist auch passiert. Ich war noch nicht richtig daheim, da kamen die beiden durch den Garten anmarschiert.

Verstehen ist Glückssache - Missverständnis ist das Normale.

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28.07.2015 09:37
avatar  Marge_S
#9
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"DU KANNST MICH ZU NICHTS ZWINGEN, MAMA!"

Hey Susanne,

unter diesem Motto ist unsere Tochter groß geworden. Ich erinnere mich noch an viele Mittage, an denen meine Madam nicht mitgehen wollte, weil sie noch im KiGa bleiben wollte. Eine gewisse Zeit habe ich ja auch gewartet, ob sie es sich überlegt, aber nach einer Viertelstunde war meine Geduld zu Ende und ich habe mein Kind kurzerhand unter den Arm geklemmt und bin gegangen. Die Phonzahl wurde nie gemessen, aber ich war nach 15 Minuten Fußweg ziemlich genervt.
Und was ein gutes ADHS ist, das gibt nicht so schnell auf. Wir haben das Spiel monatelang gespielt, nicht täglich, aber es gab immer wieder Phasen, wo sie es ausgetestet hat.

Das war nur eines von vielen Beispielen. Ich habe gelernt, dass ich mein Kind tatsächlich zu nichts zwingen kann. Vor allem habe ich aber gelernt, dass meine Kinder mich auch zu nichts zwingen können.

Es gab ständig Schlägereien auf der Rückbank im Auto. Eines Tages, auf dem Weg zum Schwimmbad, gab es dann Mamas letzte Warnung: "Wenn jetzt noch einer haut oder schreit, drehe ich um und wir fahren nach Hause." Fünf Minuten ging es gut, dann knallte es mit anschließendem Gebrüll. Ich habe nichts mehr gesagt, den Blinker gesetzt und bin abgebogen, Richtung Heimat. Das Schwimmbad war schon in Sichtweite. "Mama, wo fährst du hin, wir müssen geradeaus!" - "Ich fahre nach Hause." - "Wieso das denn?" - "Das hatte ich so gesagt."
Es folgte anhaltender, wortreicher und lautstarker Protest, auf den ich gar nicht mehr reagiert habe. Insgeheim habe ich mich geärgert, dass wir nicht schwimmen waren, denn ich hatte mich selbst darauf gefreut, aber es hat geholfen. Die nächsten 6 Wochen waren meine Kurzen superlieb im Auto.

"DU KANNST MICH AUCH ZU NICHTS ZWINGEN, KIND!"

Liebe Grüße,
Marge

Wer keinen Rat annimmt, muss seine Erfahrungen selbst machen.

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28.07.2015 11:30
avatar  lupa
#10
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Zitat
Genau das ist auch passiert. Ich war noch nicht richtig daheim, da kamen die beiden durch den Garten anmarschiert.


Besser geht´s doch nicht! Daumen hoch für Mamas konsquentes Durchhaltevermögen! Und Glückwunsch an Zwergi: dass er offensichtlich eine Mama hat, die es ihm ermöglicht, die Erfahrung machen zu dürfen, dass er nicht der "Machthaber" und Mama nicht seine "Bedienstete" ist.

LG
lupa

Ja, ich bin durchgeknallt und nein, ich kann mich nicht mal eben zusammenreißen.

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