Stimmungsschwankungen extrem und Medis nicht vertragen
Hallo liebe Leidensgenossen,
mein Name ist Phil (Chatname), bin 35 Jahre alt und bei mir wurde vor ca. 5 Jahren ADHS diagnostiziert.
Seitdem bekomme ich mein Leben durch die Medikation mit Methylphenidat doch recht ordentlich auf die Reihe - nachdem vorher alles drunter und drüber gegangen war.
Ich war auf der Überholspur und habe zu viel Alkohol getrunken und zu den heftigsten Zeiten sogar harte Drogen genommen.
Ich war immer auf der Suche nach dem nächsten Kick, high und betrunken fühlte ich mich einfach besser als nüchtern. Heute bin ich geläutert,
habe durch Therapie wieder zu mir selbst gefunden.
Angststörungen und Depressionen bestimmten zusätzlich mein Leben. Blöde Komorbiditäten.
Mein Vater hat mich immer abgelehnt - dadurch war mein Selbstwertgefühl natürlich auch unter aller Kanone - ich hatte nie eine Vaterfigur die mich
geleitet oder geführt hat.
Meine Mutter hat in der Schwangerschaft manchmal geraucht. Also ich gehe heute davon aus, dass mein ADHS bzw. die Schwere meines ADHS durch viele
Umweltfaktoren negativ beeinträchtigt wurde.
Komischerweise habe ich mit Organisation und Plänen in der Regel keine großartigen Probleme Nur die Konzentraton bei der täglichen Sachbearbeitung hochzuhalten fällt mir ohne Medis verdammt schwer und wie mein ADHS noch nicht diagnostiziert wurde, hatte ich auch arge Probleme in der Arbeit mit Flüchtigkeitsfehler.
Das hauptsächliche Problem sind bei mir die innere Unruhe, das Nichtabschalten können, die nicht vorhandene Konzentration aufs Film- und Fernsehen und insbesondere die krassen Stimmungsschwankungen.
Mit Medis ist es viel besser - aber leider habe ich die Erfahrung mit Medikinet gemacht retardiert, das diese echt schwer kalkulierbar sind - an einem Tag vertrage ich sie besser, an einem anderem Tag schlechter. Und ich habe schon viel ausprobiert - angefangen mit Ritalin 10mg 2015, dann Steigerung auf Ritalin 20mg, dann hatte ich mit Ritalin 20mg meinen schönen Urlaub, ich habe so abschalten können wie nie in meinem Leben - auf dem Nachhauseweg im Flugzeug habe ich. Tränen weinen müssen, weil es so schön war und ich so dankbar war für diese Wahnsinns Zeit! Weil vorher waren meine Urlaube immer zum Kotzen - ich habe nie verstanden wieso die Menschen in Urlaub fahren- ich war IMMER überfordert im Urlaub, weil neue Eindrücke, neue Reize -> konnte mein ADHS Gehirn überhaupt nicht verarbeiten - mir ging es immer ganz mies. Bis auf 2015 - das war der schönste Urlaub meines Lebens.
Leider zurück im Alltag kamen natürlich die Alltagsprobleme/Sorgen wieder - und die Nebenwirkungen waren letztendlich zu stark, nachdem ich nach einer morgendlichen Einnahme so extrem in eine Depression reingeschlittert bin, weil dieses Medikament bei mir (!) meine Stimmungen extrem verstärkte. War ich gut drauf -> war ich NOCH besser drauf - war ich schlecht drauf - ohweiha das war echt heavy - Depressionen extrem !
Meine Familie hat mich bequatscht bitte die Medis nicht mehr zu nehmen, nachdem ich dort einen Heulkrampff hatte. Naja, so hab ich die abgesetzt und war erstmal ohne Medis eine Zeit lang. Ich habe aber schnell gemerkt, dass mein Leben so schnell wieder aus den Fugen geraten ist, jeder Tag glich einer extremen Achterbahnfahrt - ich konnte so einfach nicht mehr weitermachen.
Dann habe ich Atometexin ausprobiert - war leider auch nix, Nebenwirkungen auch zu stark. Das war 2018. Dann war ich in einer Selbsthilfegruppe im März 2019. Habe dort vorgetragen, dass ich immer Probleme mit den Medis hatte.
Da gab man mir den Tipp -> Medikinet unretardiert auszuprobieren und WICHTIG: immer genügend essen - dann hab ich das mit dem Arzt besprochen und wir haben Medikinet 10mg unretardiert ausprobiert - ich hab mich langsam angetastet mit 1 ganzen Tablette (war zu stark), dann 3/4 (war auch nicht befriedigend); dann 1/2 (war auch nicht perfekt); dann habe ich letztendlich von der halben Tablette Medikinet 10mg unretardiert ein bisschen was abgebrochen - und was soll ich sagen - das war MEINE perfekte Dosierung - das hat insgesamt ca. 4 Jahre gedauert -ABER: dann hab ich leider eine Schilddrüsenunterfunktion bekommen, weil die Schilddrüse zu klein war. Leider hat sich dann das Schilddrüsenmedikament nicht mit Medikinet mehr vertragen (aaaarrrrggggg). Ich sag es euch -> der Horror !
Jetzt bin ich mittlerweile bei Medikinet 5mg retardiert angelegt - ich nehme eine Einzeldosis gegen mittags rum und ja es ist nicht perfekt - aber ohne Medis halte ich es nicht mehr aus. Wenn die Wirkung nachlässt wenn ich die Medis zu früh nehme, dann kannste mich gegen 20 Uhr wegschmeissen. Ich ziehe mich sozial zurück, bin depressiv, will meine ruhe, kann mich auf nichts konzentrieren und mir ist elend zumute und könnte heulen.
Ich fahre eh leicht aus der Haut und mach auch echt oft Drama in meinen sozialen Beziehungen und auch mit meinem Partner. Ich kann nicht anders - es ist echt erschreckend wie sehr die Krankheit einen im Griff hat. Jeder Tag ist eine neue Herausforderung - an schlechter tagen frage ich mich manchmal ob der Tod nicht schöner wäre als das Leben - weil alles so krass anstrengend ist - kennt ihr das auch?
Ich habe schon 100 Millionen Sachbücher gelesen, wie ich die Krankheit in den Griff bekommen kann, bzw. mein Leben zufriedener und glücklicher gestalten kann - immer in der Hoffnung irgendwas zu finden, was wirklich langfristig mich tatsächlich glücklicher bzw. zufriedener macht - bzw. entspannter usw. Immer auf der Suche ... jetzt habe ich ein 6 Minuten Tagebuch für mich entdeckt, Thema positive Psychologie - man soll 3 minuten in der früh 3 Sachen aufschreiben für die man dankbar ist, dann soll man angaben dazu machen, wie man seinen Tag heut schön gestaltet und einen positiven Glaubenssatz reinschreiben wie z. B." Ich bin zu jeder Zeit und zu jeder Sekunde sicher, bin bei mir, bin selbstbewusst, bin dankbar und fühle mich Superwohl in meiner Haut" naja nach 66 Tagen, wenn man jeden Tag diese Einträge macht (+ die angaben abends nicht zu vergessen), soll man dann glücklicher und zufriedener sein - ich frage mich nur immer bei solchen tollen Sachbüchern und Ratgebern ob das auch mit ADHS klappt.
Ach und was ich noch mitteilen wollte - ich bin absolut überfressen - ich brauch ständig irgendwas zum Essen, manchmal hab ich so unkontrollierte Ess-Anfälle - ich muss das meinem Körper einfach geben, weil es sich gut anfühlt und manchmal bin ich wie in einem Tunnel und vergesse alles rings um mich herum wenn ich Essen Schaufel - ich denke, dass sind diese Reiz-Bedürfnisse, die das Dopamin ansteigen lassen. Deshalb rauchen ja auch so viele mit ADHS, das habe ich komischerweise irgendwie in den Griff bekommen. Heute hab ich aber einen Termin mit der Ernährungsberaterin ausgemacht weil wir das in den Griff bekommen wollen - mein Partner verzweifelt auch an meinen essens-attacken.
ja liebe Mitglieder, jetzt habe ich euch viel erzählt von mir, eigentlich fast detailliert meine ganze Kranken-Anamnese.
Geht es euch auch so ?? Und wenn ja habt ihr ggf. vielleicht Tipps/Ideen für mich vor allem zu den Stimmungsschwankungen? was macht ihr da ? bei mir ist das wirklich so himmelhochjauchzend und dann zu Tode betrübt - und das geht ein paar mal am Tag so echt mega anstrengend.
Und zu den Medis - habt ihr ggf noch sinnvolle Vorschläge? bin mit der aktuellen Medikation nicht unzufrieden, aber perfekt isses auch nicht wirklich muss ich zugeben.
Ach eine Frage habe ich noch: habt ihr auch manchmal so tolle Geistesblitze, was man z.B. alles machen könnte? z. B. wollte ich schon Sänger werden, Komponist, Musiker, dann habe ich wieder andere krasse Ideen, dann will ich ein Buch schreiben - ich fange immer an und höre aber auch ganz schnell wieder auf an diesen Zielen zu arbeiten (alles zu anstrengend, zu öde irgendwann, langweilt mich).
Also wenn ich nicht das perfekte Beispiel für eine ADHS Erkrankung bin, wer dann??? lach :) Humor ist wichtig oder? wichtig, dass man über sich selbst lachen kann.
Ich sage allen, die bis hierhergekommen sind vielen lieben Dank fürs Lesen; vielleicht habe ich ja dem ein oder anderem aus der Seele gesprochen - ich würde mich auch wirklich sehr über (dauerhafte) Kontakte/Freundschaften hier echt freuen - weil ihr wisst wie das ist - Freundschaften zu finden bzw. soziale Kontakte zu halten mit ADHS - nicht unmöglich, aber echt schwierig, worunter ich auch sehr leider muss ich zugeben - alle sagen immer wenn sie mit mir in Kontakt sind - "ach du bist ja so lustig, es ist so schön mit dir" und wundern sich immer wenn ich erzähle das ich keine bis wenige freunde habe - Freundschaften reale sind mir echt auch mega zu anstrengend manchmal - wenn ich schon daran denke mich mit jemanden treffen zu müssen - ohgott, innere Unruhe hallo, vor allem im Café sitzen, gemütlich Kaffee trinken - mega schwer !
So sorry bin nochmal ins Plaudern gekommen.
Danke fürs Lesen, ich freu mich mega über Zuschriften und Ideen/Anregungen und danke das ich mal meinen ganzen Mist in meinem Kopf hier zu Papier bringen konnte - hat echt gut getan danke danke :)
Euer Phil1985
Hallo Phil, herzlich willkommen in unserem Forum!
Ich mach mich mal an deine Fragen und das, was nach Frage aussieht. Mal sehen, wie weit ich jetzt im ersten Anlauf komme.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
Meine Mutter hat in der Schwangerschaft manchmal geraucht. Also ich gehe heute davon aus, dass mein ADHS bzw. die Schwere meines ADHS durch viele Umweltfaktoren negativ beeinträchtigt wurde.
Rauchen in der Schwangerschaft ist doof, das sollte man sein lassen. Allerdings bekommt man keine ADHS, weil Mama in der Schwangerschaft geraucht hat. Vielmehr stellt sich da die Frage, weshalb denn die Mama in der Schwangerschaft geraucht hat. Vielleicht hat sie ja eine ADHS ...
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
Das hauptsächliche Problem sind bei mir die innere Unruhe, das Nichtabschalten können, die nicht vorhandene Konzentration aufs Film- und Fernsehen und insbesondere die krassen Stimmungsschwankungen.
Willkommen im Club! Genau das ist ADHS.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
ich habe nie verstanden wieso die Menschen in Urlaub fahren- ich war IMMER überfordert im Urlaub, ...
Jepp, ich auch. Urlaub ist Alltag unter erschwerten Bedingungen.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
Leider zurück im Alltag kamen natürlich die Alltagsprobleme/Sorgen wieder - und die Nebenwirkungen waren letztendlich zu stark, nachdem ich nach einer morgendlichen Einnahme so extrem in eine Depression reingeschlittert bin, weil dieses Medikament bei mir (!) meine Stimmungen extrem verstärkte.
Welche Nebenwirkungen hattest du? Eine plötzlich auftretende Depression am Anfang der Medikation kann der Tatsache geschuldet sein, dass man mit den Medis plötzlich sieht, was bisher sch... gelaufen ist. Und das kann einen durchaus deprimieren.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
Meine Familie hat mich bequatscht bitte die Medis nicht mehr zu nehmen, nachdem ich dort einen Heulkrampff hatte.
Ich hasse es, wenn das soziale Umfeld aufgrund von Meinung ohne Ahnung darauf drängt, die Medikamente abzusetzen. Bevor man da handelt, sollte man seinen Arzt befragen.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
Da gab man mir den Tipp -> Medikinet unretardiert auszuprobieren und WICHTIG: immer genügend essen -
Öhm ... lass mich das bitte mal sortieren. Sofort freisetzendes Medikinet (oder ein anderes nicht retardiertes MPH-Präparat) auszuprobieren ist grundsätzlich ein guter Tipp. Die Sache mit dem genügenden Essen allerdings hat mit der Freisetzung des retardierten Anteils zu tun und betrifft Medikinet retard.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
Jetzt bin ich mittlerweile bei Medikinet 5mg retardiert angelegt -
Das war jetzt auch mein erster Gedanke, weil du von ner halben Medikinet IR noch was abbröselst.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
- an schlechter tagen frage ich mich manchmal ob der Tod nicht schöner wäre als das Leben - weil alles so krass anstrengend ist - kennt ihr das auch?
Japp, kenne ich.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
ich frage mich nur immer bei solchen tollen Sachbüchern und Ratgebern ob das auch mit ADHS klappt.
Theoretisch klappt sowas mit ADHS nicht. Bitte wähle deine Sachbücher mit Bedacht. Geh mal unser Bücherforum finden .
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
Ach und was ich noch mitteilen wollte - ich bin absolut überfressen - ich brauch ständig irgendwas zum Essen, manchmal hab ich so unkontrollierte Ess-Anfälle - ich muss das meinem Körper einfach geben, weil es sich gut anfühlt und manchmal bin ich wie in einem Tunnel und vergesse alles rings um mich herum wenn ich Essen Schaufel - ich denke, dass sind diese Reiz-Bedürfnisse, die das Dopamin ansteigen lassen.
@Martin Winkler
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
Geht es euch auch so ??
Ich mag diese Frage nicht. Das liegt nicht an dir - es ist normal, dass du so fragst. Es liegt an mir. Ob es mir auch "so" geht, ist meine Sache. Wenn ich das mitteilen will, mache ich das ohne direkte Aufforderung (siehe oben). Von einem globalgalaktischen "ja mir geht es auch so" hast du eh nix.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
habt ihr ggf. vielleicht Tipps/Ideen für mich vor allem zu den Stimmungsschwankungen? was macht ihr da ?
Stimmungsschwankungen gehören zur ADHS. Sie sind nicht plötzlich weg, weil man Medis nimmt. Du solltest aber abklären lassen, ob sich die Stimmungsschwanken im "normalen ADHS-Rahmen" bewegen oder ob eine Depression dahintersteckt.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
Und zu den Medis - habt ihr ggf noch sinnvolle Vorschläge?
Ja, bestimmt. Aber nicht nachts um zwei .
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
Humor ist wichtig oder?
Ja. Es geht nicht ohne Humor, der gehört einfach dazu.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
ich würde mich auch wirklich sehr über (dauerhafte) Kontakte/Freundschaften hier echt freuen -
Wir sind da.
Hi Susanne,
danke das du dir die Mühe gemacht hast, auf meinen Beitrag zu reagieren.
Neuste Forschungen gehen aber jedoch tatsächlich davon aus, dass Rauchen in der Schwangerschaft sehr wohl ADHS auslösen könnte; es wurden Tests mit Mäusen hierzu durchgeführt. Ich glaube mich zu erinnern, dass die Mäuse mit Nikotin besprüht wurden und die zeigten dann typische ADHS Symptome. Die Mäuse waren in einem Käfig eingesperrt und es gab ca. 5 Löcher. Nur bei einem 1 Loch ging es in Richtung Freiheit. Während die nicht eingesprühte Maus den Weg klar und sofort fand, war es bei der mit Nikotin besprühten Maus anders. Die Maus war, ADHS- typisch, total zappelig, unruhig, motorisch auffällig und hat erst nach längerer Zeit den Ausweg gefunden. War ein TV-Beitrag sehr interessant. Natürlich fehlen die evidenzbasierten Studien hierzu und es sind nur Theorien. Aber ich denke schon dass da etwas dran sein könnte.
Zu den Nebenwirkungen bei Ritalin 20mg: bei grundsätzlich schlechter Stimmungslage hatte sich das nochmals extrem verschlechtert und hat sich tatsächlich dann wie eine Depression angefühlt. Hatte das dann auch mit dem Arzt besprochen und er meinte auch, dass ich das lieber absetzen sollte - wobei echt komisch: in meinem Urlaub 2015 war das perfekt diese Medikation aber leider scheinbar nicht alltagstauglich. Jetzt mit dem Medikinet retardiert 5mg komme ich ja wie bereits gesagt grundsätzlich ganz gut zurecht, auch wenn es leider nicht perfekt ist. Jedes Mal ist die Wirkung anders, mal fühle ich mich so, als wäre stünde ich wirklich unter Drogen, oft schwitze ich; aber wenn ich es nicht nehme ist es halt noch 1.000x schlimmer, weil ich da einfach mit den Stimmungsschwankungen nicht klar komme - Medikinet retardiert hat ja als Anwendungsgebiet "Ausgeglichenheit" -> und die ist absolut nicht gegeben wenn ich es NICHT nehme - daher nehme ich die Nebenwirkungen gerne in Kauf - aber wenn ihr Tipps/Ideen habt, wie man die Nebenwirkungen verringern kann dann wäre ich dafür dankbar. Man hatte mir mal eben in einer Selbsthilfe Gruppe gesagt, ich solle viel essen und dann zum Essen oder danach die Tablette nehmen - und das stimmt schon ein bisschen. Wenn ich nicht so viel esse, dann sind die Nebenwirkungen stärker - aber ich hab halt auch nicht immer die Möglichkeit so extrem viel zu essen um die Mittagszeit rum (ich schaufel dann lieber abends immer - wie bereits erwähnt :) ).
und zur Frage "Gehts euch auch so?" -> danke für dein Feedback - für mich persönlich ist die Frage an die Community aber total wichtig; weil ich eben finde, wenn man rausfindet, dass Menschen ähnliche oder gleiche Probleme haben, fühlt man sich einfach besser. Wenn du dich bei einer Beantwortung nicht wohl fühlst, habe ich absolutes Verständnis dafür - aber ich werde Sie aus den genannten Gründen nicht aus meinen Beiträgen streichen :)
Ich bedanke mich nochmal an alle Leser/Leserinnen die sich Zeit für meinen Artikel genommen habe und freue mich weiterhin auf den regen Austausch
Euer Phil1985 :)
Zitat von Phil1985 im Beitrag #3
Neuste Forschungen gehen aber jedoch tatsächlich davon aus, dass Rauchen in der Schwangerschaft sehr wohl ADHS auslösen könnte;
Neueste? Diese Forschung mit Nikotin und Mäusen ist fast zwanzig Jahre alt.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #3
Natürlich fehlen die evidenzbasierten Studien hierzu und es sind nur Theorien.
Es wird dazu - Rauchen in der Schwangerschaft löst ADHS aus - auch keine Studien geben. ADHS ist eine Neurodiversität und entsteht bei der Zeugung.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #3
Aber ich denke schon dass da etwas dran sein könnte.
Das ist der Punkt. Niemand bezweifelt, das Mäuse, die man mit Nikotin gequält hat, länger nach dem Ausgang suchen als Mäuse ohne diese Vorbehandlung. Niemand bezweifelt, dass Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft geraucht haben, vermehrt unruhig sind und Probleme mit der Konzentration haben. Das ist aber keine ADHS - das sind einzelne ADHS-Symptome.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #3
Zu den Nebenwirkungen bei Ritalin 20mg:
Ritalin 20 mg - war das Ritalin adult bzw. LA (Kapseln) oder sofort freisetzendes Ritalin (kleine weiße Tabletten mit Bruchrille)? Im Kartoffelmüsli findest du Informationen zu den verschiedenen MPH-Präparaten und wodurch sie sich unterscheiden. Das Kartoffelmüsli ist zehn Jahre alt, es fehlen also die neueren Medikamente (MPH Neuraxpharm, Kinecteen).
Zitat von Phil1985 im Beitrag #3
Jetzt mit dem Medikinet retardiert 5mg komme ich ja wie bereits gesagt grundsätzlich ganz gut zurecht, auch wenn es leider nicht perfekt ist.
Um mich in die Medikation reinzuknien, brauch ich meine Ruhe und es sollte vor Mitternacht sein. Ich arbeite daran ...
Hallo SusanneG
ich möchte keine Unwahrheiten verbreiten - das mit den Mäusen und dem Nikotin habe ich wie gesagt in einem Fernseh-Beitrag gesehen und fand das echt spannend. Diese ganze ADHS Thematik, insbesondere weil sie mich selbst betrifft, ist unglaublich interessant und ich versuche nur mir immer wieder Wissen anzueignen, damit ich mich selbst irgendwann vielleicht noch besser verstehen kann :)
Ich muss auch ehrlich sagen, ich erschrecke manchmal über meinen Neurologen, der scheinbar überhaupt gar nicht auf dem neuesten Stand der Wissenschaft zu sein scheint - ich kann mich jetzt leider nicht mehr an das Beispiel erinnern, aber wie ich ihm mal etwas gesagt habe "man geht ja davon aus mittlerweile, dass ADHS....!" und er so:" das habe ich ja noch nie gehört!" Obwohl dass das 1. ist was man bei der Google-Suchmaschine erhält wenn man "ADHS Erwachsene News" eingibt. Und das war bereits öfters so - manchmal habe ich das Gefühl, dass er wenig Ahnung hat von ADHS. Ich schlage ihm eigentlich immer wieder die Therapien vor so z. B." wie wäre es wenn wir mal das und das ausprobieren!" dann nickt er immer und wir probieren das. Naja Hauptsache ich bekomme die notwendige Medikation aber ich finde das immer wieder ein bisschen erschreckend.
Danke das du dich da reinknien möchtest ist echt lieb.
und ja genau das war Ritalin adult 20mg Kapsel (das müsste dann retardiert sein oder? ich verwechsle das manchmal sorry) retardiert ist doch wenn die nochmal nach ca. 4 Stunden sich auflösen und nochmal wirken oder?
Und was ich noch spannend finde, ich schreibe das jetzt einfach mal - es gibt viele Kinder aus der Nachrkiegsgeneration, die auch auffällig unruhig/zappelig sind usw.. Man vermutet, dass es daran liegt, dass die Kriegsversehrten, die im 2. Weltkrieg gedient haben, also die Papas die zurück gekehrt sind und Traumata erlitten haben. Die Kinder von diesen Papas hatten dann keine Vaterfigur mehr, weil die Papas so traumatisiert waren und sich nicht entsprechend um ihre Kinder kümmern konnten. Ich finde das deshalb spannend, weil auch mein Papa mich von Anfang an abgelehnt hatte und ich da Parallelen erkenne. Das ist ja das schwierige an dieser ADHS denke ich: es hat viele Ursachen sowohl neurobiologische als auch psychosoziale Komponenten.
Und ja, ich denke meine Mutter hat auch ADHS - was hier auch auffällt - ihre Mutter hat auch gequalmt was das Zeug hält - Verbindung?! Schade das ich kein Mediziner bin sonst könnte ich das zu meinem Lebenswerk machen und mich da sowas von reinknien in diese ADHS Thematik :)
Ich freue mich über einen weiteren spannenden Austausch :)
Zitat von Phil1985 im Beitrag #5
..., aber wie ich ihm mal etwas gesagt habe "man geht ja davon aus mittlerweile, dass ADHS....!" und er so:" das habe ich ja noch nie gehört!" Obwohl dass das 1. ist was man bei der Google-Suchmaschine erhält wenn man "ADHS Erwachsene News" eingibt.
Es beruhigt mich, dass sich dein Neurologe offenbar nicht bei Google informiert. Im Internet steht mehr Schwachsinn zur ADHS als seriöse Informationen.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #5
manchmal habe ich das Gefühl, dass er wenig Ahnung hat von ADHS.
Du schreibst, er ist Neurologe. Sagen wir es mal so: Er muss gar keine Ahnung von ADHS haben, das ist nicht unbedingt sein Fachgebiet. Für ADHS ist der Facharzt für Psychiatrie "zuständig".
Zitat von Phil1985 im Beitrag #5
Naja Hauptsache ich bekomme die notwendige Medikation
Dann bleib bei ihm. Es gibt reichlich Ärzte (und ja, auch und vor allem Psychiater), die sich bei der Medikation von ADHS-Erwachsenen ziemlich suboptimal anstellen.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #5
retardiert ist doch wenn die nochmal nach ca. 4 Stunden sich auflösen und nochmal wirken oder?
Sagen wir es mal so: Alle MPH-Medis, bei denen es sich um runde, weiße, nicht überzogene Tabletten, meistens mit Bruchrille, handelt, sind sofort freisetzend / IR = immediate release / nicht retardiert.
Retardierte MPH-Medis sind Kapseln (Medikinet retard, Ritalin LA, Equasym retard), längliche, auch kapselförmige (Concerta, Kinecteen) oder runde (Ritalin SR) Pillen mit Überzug oder Oblongs (MPH Neuraxpharm).
Zitat von Phil1985 im Beitrag #5
Schade das ich kein Mediziner bin sonst könnte ich das zu meinem Lebenswerk machen und mich da sowas von reinknien in diese ADHS Thematik :)
Ich bin auch kein Mediziner, aber seit 25 Jahren im Thema ADHS, seit 20 Jahren in der ADHS Selbsthilfe mit mindestens einer Fortbildung im Jahr und damit bin ich hier im Forum nicht alleine. Seit 15 Jahren ist die Medikation bei ADHS sozusagen mein Hobby.
Seriöse Informationen über ADHS bekommst du aus guten Fachbüchern (guck mal ins Bücherforum) und auf den Webseiten der ADHS-Selbsthilfe-Verbände und -Gruppen, Informationen zu den Medikamenten auch von den Webseiten der Hersteller.
Detaillierte Infos zu den Medis ... ich arbeite daran ...
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
Mit Medis ist es viel besser - aber leider habe ich die Erfahrung mit Medikinet gemacht retardiert, das diese echt schwer kalkulierbar sind - an einem Tag vertrage ich sie besser, an einem anderem Tag schlechter.
Medikinet retard ... definiere ich "vertrage" sie besser oder schlechter.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
Und ich habe schon viel ausprobiert - angefangen mit Ritalin 10mg 2015, dann Steigerung auf Ritalin 20mg, dann hatte ich mit Ritalin 20mg meinen schönen Urlaub, ich habe so abschalten können wie nie in meinem Leben -
Ritalin 10 mg, Ritalin 20 mg ... adult?
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
Dann habe ich Atometexin ausprobiert - war leider auch nix, Nebenwirkungen auch zu stark.
Atomoxetin (Strattera) - Gut, dass wir das abhaken können.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
Da gab man mir den Tipp -> Medikinet unretardiert auszuprobieren und WICHTIG: immer genügend essen - dann hab ich das mit dem Arzt besprochen und wir haben Medikinet 10mg unretardiert ausprobiert - ich hab mich langsam angetastet mit 1 ganzen Tablette (war zu stark), dann 3/4 (war auch nicht befriedigend); dann 1/2 (war auch nicht perfekt); dann habe ich letztendlich von der halben Tablette Medikinet 10mg unretardiert ein bisschen was abgebrochen - und was soll ich sagen - das war MEINE perfekte Dosierung - das hat insgesamt ca. 4 Jahre gedauert
Medikinet, sofort freisetzend, 10 mg, 7,5 mg, 5 mg, <5 mg.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
ABER: dann hab ich leider eine Schilddrüsenunterfunktion bekommen, weil die Schilddrüse zu klein war. Leider hat sich dann das Schilddrüsenmedikament nicht mit Medikinet mehr vertragen (aaaarrrrggggg). Ich sag es euch -> der Horror !
Schilddrüsen-Medis und MPH - hier muss ich passen. @Martin Winkler Kannst du dazu etwas sagen?
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
Jetzt bin ich mittlerweile bei Medikinet 5mg retardiert angelegt - ich nehme eine Einzeldosis gegen mittags rum und ja es ist nicht perfekt - aber ohne Medis halte ich es nicht mehr aus. Wenn die Wirkung nachlässt wenn ich die Medis zu früh nehme, dann kannste mich gegen 20 Uhr wegschmeissen.
Weshalb mittags? In welchem Zeitraum brauchst du die Wirkung der Medis?
Zitat von Phil1985 im Beitrag #1
Und zu den Medis - habt ihr ggf noch sinnvolle Vorschläge? bin mit der aktuellen Medikation nicht unzufrieden, aber perfekt isses auch nicht wirklich muss ich zugeben.
Wir sollten erst mal deinen Bedarf ermitteln, dann plant es sich leichter. Wir haben jetzt alles von unretardiert und retardiert von 2,5 mg bis 20 mg Einzeldosis und ich blick es keinen Meter mehr. In einem anderen Thread habe ich beschrieben, wie Methylphenidat titriert werden sollte. Lies dir das bitte mal durch, dann ist dir klar, weshalb ich so hartnäckig nach sofort freisetzend oder retardiert frage.
Zitat von SusanneG im Beitrag Zweifel an Diagnose / Diagnostik, was denkt ihr?
Bei Erwachsenen wird die MPH-Medikation meistens mit Medikinet adult begonnen. Beginnend mit 5(mg)-0-0 wird jede Woche um 5 mg erhöht, also 5-5-0 / 10-5-0 / 10-10-0 / 15-10-0 / 15-15-0 / 20-15-0 / 20-20-0 / 25-20-0 / 30-20-0 / 35-20-0 / 40-20-0 ... und spätestens wenn das nicht funktioniert, ist es das falsche Medikament.
Ritalin adult wird zunächst nur einmal täglich eingenommen und in Zehnerschritten aufdosiert: 10-0-0 / 20-0-0 / 30-0-0 / 40-0-0. Wenn die Morgen-Dosis funktioniert und etwa acht Stunden lang wirkt, diese Wirkdauer aber zu kurz für einen Arbeitstag ist, kann man nach sieben Stunden eine zweite Kapsel einnehmen oder mit einer unretardierten MPH-Tablette nachdosieren. Läuft das mit Ritalin adult aber auch nicht so, wie es soll, wird oft auf Strattera adult umgestellt (anderer Wirkstoff, Atomoxetin, Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer).
Für Kinder sind weitaus mehr MPH-Medikamente zugelassen. In medizinisch notwendigen Fällen können diese Medikamente auch für Erwachsene verordnet werden.
Medikinet adult und Ritalin adult sind ähnlich; es sind Zwei-Phasen-Präparate mit nahezu gleichen Inhaltsstoffen. Wenn beide nicht funktionieren, sollte man bei den nicht für Erwachsene zugelassenen MPH-Medikamenten etwas grundsätzlich anderes ausprobieren. Concerta und Kinecteen wirken zwölf Stunden lang, der Wirkstoff wird sukzessive freigesetzt und die Inhaltsstoffe unterscheiden sich deutlich von denen der Zwei-Phasen-Präparate.
Wenn es dumm läuft, klappt es damit auch nicht. Das kann generell an der Retardierung an sich liegen. Dann greift man zu sofort freisetzenden (nicht retardierten) MPH-Tabletten, vernünftigerweise zu Ritalin oder Equasym, die haben andere Bindemittel.
Bei Laktose-Intoleranz lohnt noch ein Versuch mit MethylpheniTAD.
Schreib doch bitte mal chronologisch auf, welche Medis du in welcher Dosierung genommen hast.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #3
Wenn ich nicht so viel esse, dann sind die Nebenwirkungen stärker -
Um welche Nebenwirkungen genau geht es hier?
Zitat von Phil1985 im Beitrag #5
und ja genau das war Ritalin adult 20mg Kapsel (das müsste dann retardiert sein oder? ich verwechsle das manchmal sorry) retardiert ist doch wenn die nochmal nach ca. 4 Stunden sich auflösen und nochmal wirken oder?
Ritalin adult 20 mg ...
Zitat von Phil1985 im Beitrag #5
- es gibt viele Kinder aus der Nachrkiegsgeneration, die auch auffällig unruhig/zappelig sind usw.. Man vermutet, dass es daran liegt, dass die Kriegsversehrten, die im 2. Weltkrieg gedient haben, also die Papas die zurück gekehrt sind und Traumata erlitten haben. Die Kinder von diesen Papas hatten dann keine Vaterfigur mehr, weil die Papas so traumatisiert waren und sich nicht entsprechend um ihre Kinder kümmern konnten.
So ein Schmarrn! Ich bin ein Kind der Nachkriegszeit, neun Jahre nach Kriegsende geboren, fünf Jahre, nachdem mein Vater aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist. Ja, die Kriegsheimkehrer waren traumatisiert und nein, psychologische Betreuung hatte keiner von ihnen. Bitte urteile nicht darüber, ob und falls ja wie sich in den Fünfzigern die Väter um ihre Kinder gekümmert haben! Damals haben die Väter keinen solchen Hype um die Kindererziehung gemacht. Sie gingen arbeiten, um die Kinder kümmerten sich in der Regel die Mütter.
Wir waren in der Grundschule um die 38 Kinder in der Klasse, in der Realschule etwa 45. Und in jeder Klasse waren zwei bis vier Kinder mit ADHS. "auffällig unruhig/zappelig" - jo, mag sein. Es war die Aufgabe der Lehrkräfte, mehr als 40 Kinder unter einen Hut zu bringen, und das haben damals die meisten Lehrkräfte souverän gelöst, ganz ohne Hinzuziehung der Eltern.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #5
Ich finde das deshalb spannend, weil auch mein Papa mich von Anfang an abgelehnt hatte und ich da Parallelen erkenne.
Du hast keine ADHS bekommen, weil dein Vater dich abgelehnt hat - ganz sicher nicht. Möglicherweise hat dein Vater dich abgelehnt, weil du eine ADHS hast - oder weil er selbst eine ADHS hatte und deshalb mit einem Kind überfordert war. Oder beides.
Zitat von Phil1985 im Beitrag #5
Das ist ja das schwierige an dieser ADHS denke ich: es hat viele Ursachen sowohl neurobiologische als auch psychosoziale Komponenten.
Eine ADHS hat NUR neurobiologische Ursachen. Psychosoziale Komponenten spielen eine Rolle bei der Ausprägung.
#8
Hallo Phil,
auch von mir herzlich willkommen hier im Forum.
Deine Vorstellung zeigt sehr anschaulich, dass ADHS eben sehr viel mehr ist als nur das, was Schule und Medien gerne betonen: es geht NICHT um hyperaktive Jungs, die über Tische und Bänke toben, das ist nur eine (mögliche, nicht zwingend ausgeprägte) Folge der ADHS. Eine ADHS beeinträchtigt so viele Dinge des Lebens, man trägt sie in sich und wird davon mehr oder weniger beeinflusst, auch dann, wenn die anderen es gar nicht sehen. Daher ist es sehr wichtig, dass ADHS bei Erwachsenen weiter erforscht wird und die psychiatrische Versorgung gravierend verbessert wird. Aber das wird sicher noch dauern, leider.
Ich habe drei inzwischen auf dem Papier erwachsene Kinder mit ADHS und selbst eine Diagnose. Stimmungsschwankungen sind hier im Haus also ein Dauerthema, irgend einer rutscht garantiert auf seinen Gefühlen aus (Formulierung geklaut bei Cordula Neuhaus), und dann geht es erst einmal hoch her. Wichtig ist aber, dass wir aufgrund jahrelanger Therapie und Übung inzwischen meistens auch relativ schnell wieder herunterfahren können, und derjenige, der den Brand entfacht hat, offen sagen kann, sorry, heute ist nicht mein Tag. Man muss sich bei uns dafür nicht entschuldigen, es reicht eine kurze Erklärung, da wird nicht nachgekartelt.
Ich denke inzwischen, das sollte eines der Ziele sein: eine gute Störungsbildkenntnis, die du dir ja gerade aneignest, und womit man schlicht nie ganz fertig sein wird, und daraus resultierend auch eine gewisse "Gnade" sich selbst gegenüber. Je mehr man über sich und die ADHS weiß, desto mehr kann man sein eigenes Leben im Rahmen der Bedingungen so artgerecht wie möglich gestalten.
Wenn ich weiß, dass zu viele Menschen um mich herum mich aufgrund meiner Reizfilterschwäche überfordern, ich aber trotzdem unbedingt zum runden Geburtstag meiner besten Freundin gehen möchte, dann weiß ich einfach, dass ich am Tag danach fix und fertig bin, und plane mir für diesen Tag genau nichts mehr ein. Bevor ich solche Dinge wusste, haderte ich damit, dass ich so komisch bin, machte am Tag danach trotzdem noch irgendwelche bereits versprochenen Dinge und landete immer wieder im völligen Gefühlschaos. So etwas meine ich beispielsweise.
Es ist völlig normal, dass du suchst und liest, und dass sich so manche scheinbaren Erklärungen im Internet und in den Medien erst einmal völlig plausibel anhören. Trotzdem: eine ADHS ist nicht erworben, sondern angeboren. Sie beeinflusst aber Beziehungen über Generationen. Was man als Ablehnung durch die Eltern empfindet, ist bei näherem Hinsehen einfach "nur" komplette Überforderung, mit dem "schwierigen" Kind, aber auch mit der eigenen Lebenssituation als Mensch mit unerkannter ADHS und Familie und Existenzsorgen an der Backe. Wenn du mit diesem Gedanken die Beziehungen innerhalb deiner Familie anschaust, fallen dir langfristig vermutlich viele Parallelen zu dir auf, und die kannst Zurückweisungen und Lieblosigkeit anders einordnen. Das wünsche ich dir sehr.
LG
Mandelkern
Also - ich möchte erstmal ein ganz dickes Dankeschön loswerden - ich habe nicht erwartet, dass man sich hier so reinkniet und tatsächlich super verstanden und betreut wird. Finde das ganz tolle Klasse, ein toller Service ! SusanneG man merkt, dass du wirklich Spaß an der Sache hast und den Menschen helfen möchtest. Das finde ich echt toll!
So, ja ich weiß, die Medikation-Sache in meinem 1. Bericht war ein bisschen verwirrend. Gern gebe ich hier nochmal eine Zusammenfassung:
1. Ritalin adult 10mg retardiert
2. Ritalin adult 20mg retardiert
Dann Medikamente abgesetzt für ca. 1 Jahr weil nicht vertragen.
Dann ausprobiert:
3. Atomoxetin -> abgesetzt da nicht vertragen
Dann wieder ca. 1 Jahr Pause
4. Medikinet 10mg unretardiert, davon zum Schluss ca. 1/2 Tablette genommen.
5. da Schilddrüsenprobleme und Schilddrüsenmedikament sich nicht mit Medikinet 10mg unretardiert vertragen -> Umstellung auf Medikinet 5mg retardiert.
Und dieses Medikinet 5mg nehme ich jetzt aktuell gegen ca. 12.00/13.00 Uhr ein. Ich merke aber wenn ich abends oft länger wach bin, dass ich eigentlich noch eine Dosis benötige, da die Wirkung von Medikinet 5mg nur ca. 6 - 8 Stunden hält. Ich nehme nur 1 Tablette gegen mittags ein, weil sich anfangs das MPH grottenschlecht mit den Schilddrüsenmedis vertragen hatte. Und daher habe ich früh jetzt zum Schluss keine Tablette mehr genommen - damit komm ich ganz ok zurecht, auch wenn nicht perfekt.
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du hast mich gebeten, die Nebenwirkungen genauer zu definieren:
Ich fühle mich dann irgendwie vergiftet, als hätte man Drogen genommen. Hände schwitzen, manchmal schwindelig, ängstlicher, unsicherer, als wenn manchmal so Blitze durch den Körper gehen. So würde ich das beschreiben. Aber das ist mal stärker, mal schwächer, mal gar nicht. Wie gesagt, jede Einnahme ist irgendwie anders. Ich habe aber tatsächlich die Erfahrung gemacht - viel Essen, dann sind die Nebenwirkungen in der Regel schwächer. Ich vermute aber auch zusätzlich, dass die Schilddrüsen Medikamente sich nicht vertragen haben mit meinem MPH. Aber habe jetzt ein Schilddrüsenmedikament gefunden das sich (glaube + hoffe ich) sich besser mit MPH verträgt.
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zu deinen Anmerkungen hinsichtlich der im Internet kursierenden Theorien: Ich möchte nur klarstellen, dass ich das nicht erfinde. Wie gesagt informiere ich mich regelmäßig über NEWS zu ADHS Erwachsene und dann lese ich da viel darüber. Aber ich betone, dass dies keine zuverlässigen Quellen sind. Ich finde manches nur total spannend und wenn man eine Erklärung findet/liest zu seinem Verhalten, macht das einen irgendwie zufrieden (weil man dann "weiß" das es eine Ursache hat sein Verhalten).
Ich sag nochmal 1.000 Dank :) :)
Ich hoffe ihr habt Alle einen schönen Samstag :)
Liebe Grüße von Phil1985
Hallo Mandelkern,
freut mich dich kennenzulernen, danke für deine liebe Begrüßung.
Oh, das stelle ich mir echt anstrengend vor, wenn fast die ganze Familie davon betroffen ist. Aber ist ja super, dass ihr eure Diagnosen gestellt bekommen habt und Bescheid wisst und gelernt habt, einen guten Weg zu finden innerhalb der Familie damit zu Recht zu kommen.
Danke, dass du mir Verständnis gibst. Verständnis ist ein ganz wichtiges Wort hier innerhalb der Community denke ich. Weil Verständnis außerhalb der Community zu bekommen, da hat denke ich jeder die ein oder andere schlechte Erfahrung gemacht. Ich merke, dass man hier wirklich auf Gleichgesinnte trifft und ähnliche Probleme bestehen. Das hilft einem ungemein.
Und es ist interessant zu lesen, was Du für Schwierigkeiten hast und wie du gelernt hast damit umzugehen. Es hilft tatsächlich auch schon einfach zu wissen, dass man ADHS hat. Aber es ist glaube ich dennoch ein langjähriger Denk- und Lernprozess. Die damit verbundenen Schwierigkeiten werden niemals komplett weg sein - aber man lernt und lernt und lernt jeden Tag aufs Neue, besser damit umzugehen - auch wenn man immer wieder Rückschläge verkraften muss.
Ich wünsche dir und deiner Familie alles Liebe
Dein Phil1985 :)
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