Vater meines Kindes hat ADHS

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24.04.2021 09:43
avatar  Lina35 ( gelöscht )
#1
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Lina35 ( gelöscht )

Liebe alle,

Ich selber habe kein ADHS aber der Vater meines Kindes. Ich hoffe ich darf hierzu auch schreiben...

Es wurde bei ihm im Jugendalter Diagnostiziert. Im Moment ist er nicht in Therapie weill er das nicht mehr will....Wir sind beide 35 Jahre alt.

Wir landen die ganze Zeit in einer on off Beziehung...mal hat er Gefühle für mich und mal nicht und macht wieder Schluss.

Er ist Impulsiv, weiss oft nicht was er will im Leben (sprunghaft) und hat stimmungsschwankungen...oft ist er egoistisch und sieht nur seine Bedürfnisse. Ich weiss er macht das nicht extra und ich akzeptiere ihn so wie er ist....er kann aber auch liebevoll, Abenteuerlustig sein und ist sehr intelligent.

Das mit dem on off macht mir aber zu schaffen...kennt ihr das? Wie kommen wir da raus?

Wie ist es mit Beziehungen bei euch? Ich liebe ihn sehr.... aber langsam kann ich nicht mehr.

Eure Lina


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24.04.2021 14:49 (zuletzt bearbeitet: 24.04.2021 14:52)
avatar  Laura S
#2
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Hallo Lina,

erstmal herzlich Willkommenen im Forum! Ich will nun mal versuchen, Deine Fragen zu bearbeiten.

Zitat von Lina35 im Beitrag #1
Im Moment ist er nicht in Therapie weill er das nicht mehr will....Wir sind beide 35 Jahre alt.


Warum möchte er keine Therapie mehr und was versteht er genau unter" Therapie"? Was mir an Deinem Beitrag auffällt ist, dass du scheinbar für alles, was in Eurer Beziehung nicht gut läuft seine ADHS als Ursache siehst. Durchaus kann es sein, dass sein Verhalten zum Teil durch die unbehandelte ADHS mitbegründet ist, aber das ist so schwer zu sagen. Zum einen hast Du sehr wenig über die Probleme an sich geschrieben, zum anderen wissen wir alle ja noch nicht wirklich viel über Deinen Mann/ Freund.

Zitat von Lina35 im Beitrag #1
Wir landen die ganze Zeit in einer on off Beziehung...mal hat er Gefühle für mich und mal nicht und macht wieder Schluss.

Liebe geht nicht mal eben weg, weil jemand seine ADHS nicht behandelt. Aber man kann Gefühlsschwankungen haben, die in einer Beziehung zu Problemen führen kann.

Zitat von Lina35 im Beitrag #1
Das mit dem on off macht mir aber zu schaffen...kennt ihr das? Wie kommen wir da raus?


"Kennt Ihr das?" ist hier im Forum eine nicht sehr beliebt Frage, denn: ADHS zu haben heißt nicht, dass jede/r Betroffene/r die gleichen Probleme hat. Aber ja, natürlich kennen wir hier alle die üblichen Symptome einer ADHS, sie sich aber bei jeder Menschen anders zeigen. Ob seine ADHS nun an dieser Problematik in Eurer Beziehung der Grund st, können wir so nicht beurteilen.

Zitat von Lina35 im Beitrag #1
Er ist Impulsiv, weiss oft nicht was er will im Leben (sprunghaft) und hat stimmungsschwankungen...oft ist er egoistisch und sieht nur seine Bedürfnisse. Ich weiss er macht das nicht extra und ich akzeptiere ihn so wie er ist.

Sorry, bitte verstehe das nicht falsch, aber mich macht dieser Satz ein bisschen wütend. "Egoismus" ist kein Symptom einer ADHS, vielmehr ist dies eine Charaktereigenschaft, die eher losgelöst davon ist. Viele Menschen mi ADHS tun eher das Gegenteil, sie kümmern sich viel mehr um andere als um sich selbst. Was genau meinst du mit "egoistisch" bei ihm? Ist schon sch... wenn man sich nur um sich selbst kümmert, wenn man eine Familie hat, das wäre auf jeden Fall egoistisch.

<<Ich weiß, er macht es nicht extra>> suggeriert, dass Du dieses Verhalten komplett seiner ADHS zuordnest. Ich kenne ehrlich gesagt wenig Menschen mit ADHS, die sich nur um ihre eigene Bedürfnisse kümmern... Aber es gibt viele Menschen mit ADHS, die durch diese Probleme im Alltag, Job und in Beziehungen haben/ hatten bzw. noch Komorbiditäten entwickeln wie zB Depressionen. Dann haben diese Menschen mit sich selbst natürlich viel zu tun, um auf ihren Weg zu kommen. Deswegen lässt man aber nicht als "Symptom" seine Frau/Freundin/Familie immer mal wieder sitzen mit der Begründung die Gefühle seien mal da, mal nicht.

Liebe Lina, hast du mal über diese Themen, die Du hier beschreibst, mit ihm gesprochen? Wie sieht er Eure Beziehung, Eure Familie? Erwartet er, dass Du das alles so akzeptierst, weil er eine ADHS hat? Oder geht dieses "Verständnis" eher von Dir aus? Ich musste eben an einen Mann denken, den ich vor Jahren mal in meiner Selbsthilfegruppe kennenlernte. Er sagte, er möchte, dass seine Frau auch mitkomme zur SHG und Bücher über ADHS lesen soll, damit sie ihn besser verstehen lerne und ihn besser akzeptieren könnte.... Was glaubst Du, hat der Leiter der SHG ihm dazu gesagt?

Hat er Dir mal erklärt, warum eine eine Therapie ablehnt und was er als solche definiert? Medikamentöse Therapie, Verhaltenstehrapie? Hat er vielleicht mit irgendetwas schlechte Erfahrungen gemacht?

LG Laura


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24.04.2021 21:44
#3
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Hi Lina, sei herzlich willkommen in unserem Forum!

Heute Mittag habe ich eine ausführliche Antwort an dich geschrieben, bis ich unterbrochen wurde. Zurück am Laptop habe ich Lauras Antwort gelesen und festgestellt, ich brauche meinen Beitrag nicht fertig zu schreiben. Laura hat bereits alles geschrieben, was es dazu zu sagen gibt, und ich unterstreiche jedes einzelne ihrer Worte.

Danke Laura

Lesen gefährdet die Dummheit


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25.04.2021 08:41
avatar  Lina35 ( gelöscht )
#4
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Lina35 ( gelöscht )

Liebe Laura,

Danke für deine Antwort.

Nein ich schiebe nicht alles auf ADHS...und ich will nicht sagen das ADHS etwas schlechtes ist....es ist halt eine andere Art zu sein.

Mein Ex Freund hat in seiner Jugen Ritalin erhalten und Therapie. Ja er hat oft schlechte erfahrungen gemacht...bis jetzt hatte er vor mir erst eine richtige Beziehung. Seine ex Freundin war sehr Tempramentvoll....mit seiner Impulsivität ist das irgendwann in Handgreiflichkeiten ausgeartet...die Beziehung dauerte nicht lange....

Als ich meinen Freund kennengelernt habe habe ich schnell bemerkt, dass er anders ist als andere. Ich fand das aber sehr spannend. Er hat mir schon beim ersten Date gesagt das er ADHS hat.

Die „Probleme“ haben Angefangen als ich schwanger wurde und wir zusammen gezogen sind.

Er ist ein sehr sehr guter Vater für unser Kind!

Aber Probleme waren folgende:

Wenn er eine Meinung hat ist diese die richtige. Alles andere nicht.

Er hat Mühe damit wenn jemand etwas anderst macht als er (z.b. Wäsche) wege Kleinigkeiten kann er sehr wütend werden und zweifelt sofort an der Beziehung.

er verlegt die ganze Zeit Schlüssel oder Geldbörse (fand ich nicht schlimm:)

wenn es nicht so läuft wie er will hat er den ganzen Tag schlechte Laune.

Er denkt nur für sich (er hat keine Empathie)

Er will immer etwas anderes (sprunghaft)

Ich habe mir Bücher über ADHS gekauft oder mich im internet Informiert. ich konnte mit seinem anderstsein umgehen...es kam von mir aus. Er will darüber nichts wissen.
Es funktionierte so sehr gut....wir hatte keine Probleme...

Darum verstehe ich das Schluss machen auch nicht. Zuerst total verliebt...schon das zweite mal...und dann....

....ich denke das mit „ich habe keine Gefühle mehr“ ist eine ausrede...ich denke ich wurde normal/zu langweilig und dann macht man halt schluss. Bis er nach einigen Monaten wieder frische Liebesgefühle hat und alles wieder auf Anfang.

Wir haben ein Kind und sind mitte 30. Ich finde das Verhalten nicht normal.


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25.04.2021 12:55 (zuletzt bearbeitet: 25.04.2021 13:08)
avatar  Laura S
#5
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Hallo Lina,

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
Nein ich schiebe nicht alles auf ADHS...und ich will nicht sagen das ADHS etwas schlechtes ist....es ist halt eine andere Art zu sein.


Verstehe es bitte nicht falsch. Sich zu informieren ist immer gut! Darauf basiert sämtliche Selbsthilfe. Allerdings ist es nicht zielführend, wenn sich ausschließlich der Partner über ADHS informiert. Und bei Dir ist nun das passiert, was ich schon in meiner ersten Antwort angesprochen habe. Du versuchst, all sein Fehlverhalten mit seiner Diagnose zu entschuldigen und gehst somit dem Punkt aus dem Weg, es könnte auch andere Gründe haben.

Weißt Du, seinen Partner zu akzeptieren mit seinen Fehlern und Macken ist eine schöne Sache. Da zeigt sich ja auch, ob eine Beziehung auch nach der rosa-roten Brille der ersten Verliebtheit Bestand haben kann. Aber man darf auch dann nicht den Fehler machen, ohne Wenn und Aber alles hinzunehmen, nur weil der Partner in den Punkten Probleme hat. Auch mit einer Diagnose ist Arbeit an sich selbst ein Muss. Wenn man dem Partner zeigt, dass man seine Probleme wahrnimmt, darüber spricht und zeigt, dass man bereit ist, an sich selbst zu arbeiten, dann ist es der richtige Weg. Eine Beziehung ist - auch wenn das jetzt abgedroschen klingen mag- immer ein Geben und Nehmen.

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
Ich habe mir Bücher über ADHS gekauft oder mich im internet Informiert. ich konnte mit seinem anderstsein umgehen...es kam von mir aus. Er will darüber nichts wissen.
Es funktionierte so sehr gut....wir hatte keine Probleme...


Siehe oben. Es funktionierte sehr gut, solange Du Dich an sein Verhalten angepasst hast. Nach der Phase des Verliebtseins hast Du angefangen, Fehlverhalten mehr wahrzunehmen und es versucht, selber zu kompensieren, in dem Du Dich daran anpasst. Ich spreche da auch aus Erfahrung. In meiner vorherigen Beziehung ging es ähnlich, nur dass es da um das Thema Eifersucht ging. Gerade weil der Partner es vorher "schwer" hatte, "schlechte Erfahrungen" gemacht hat, willl man ihm nun zeigen, dass es diesmal anders sein wird. Dass er hier geliebt und nicht wieder abgelehnt wird. Dabei landet man aber schnell in einer Abwärtsspirale, dabei sich selber immer kleiner zu machen, um es dem Partner Recht zu machen und ihm ein gutes Gefühl zu geben. Dabei muss es gar nicht um ADHS gehen.

Dass Du ihn mit seiner Diagnose akzeptierst ist toll. Aber auch er muss etwas tun, um die Beziehung zu erhalten und Dir zeigen, dass er an diesen Problemen ebenso arbeitet.

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
Die „Probleme“ haben Angefangen als ich schwanger wurde und wir zusammen gezogen sind.


Klar, da wurde es schwerer. Wenn man zusammenzieht, zeigt sich spätestens, ob es gemeinsam klappt. Und das Geben und Nehmen zählt da für jedes Paar, ob ADHS oder nicht. Und bei ADHS Betroffenen kann es natürlich dann hart werden, wenn der Partner nun das ganze Ausmaß seines eigenen Chaos wahrnimmt. Aber Chaos ist eine Sache. Wie man mit anderen Menschen umgeht, eine andere...

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
Er hat Mühe damit wenn jemand etwas anderst macht als er (z.b. Wäsche) wege Kleinigkeiten kann er sehr wütend werden und zweifelt sofort an der Beziehung

Es ist einfacher, Fehler bei anderen zu suchen, als bei sich selbst, und man muss sich selber nicht eingestehen, dass andere vielleicht recht haben oder der Weg des anderen besser ist.
Zitat von Lina35 im Beitrag #4
wenn es nicht so läuft wie er will hat er den ganzen Tag schlechte Laune. Er denkt nur für sich (er hat keine Empathie) Er will immer etwas anderes (sprunghaft)


Und all diese Dinge kompensierst Du Tag für Tag, weil Du möchtest, dass es klappt. Ist es nicht so? Man möchte, dass es funktioniert, weil man es sich so wünscht. Für sich selber und für den anderen. Er soll sich geliebt fühlen und du wünscht Dir ein harmonisches Familienleben.

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
wege Kleinigkeiten kann er sehr wütend werden und zweifelt sofort an der Beziehung.

Ich mag mich täuschen - schließlich bin ich kein Psychologe oder Psychiater. Aber auch dies erinnert mich an jemanden. Und da ging es hauptsächlich um eigene Unsicherheit, mangelndes Selbstvertrauen und darum, bloß niemanden zu nah an das eigene Innere heranzulassen. Da ist es doch sehr viel angenehmer, die Beziehung in Frage zu stellen und zu sagen, dass man vielleicht doch nicht stark genug Gefühle füreinander hat. Er läuft vor den Problemen davon und beendet die Beziehung lieber, anstatt sich den Problemen zu stellen.

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
..ich denke das mit „ich habe keine Gefühle mehr“ ist eine ausrede...ich denke ich wurde normal/zu langweilig und dann macht man halt schluss. Bis er nach einigen Monaten wieder frische Liebesgefühle hat und alles wieder auf Anfang.

Und Du spielst es ja auch jedes Mal wieder mit.... Also macht es für ihn ja auch Sinn, es auf diese Weise weiter zu machen.

Sicher spielt die unbehadelnde ADHS auch eine Rolle, aber wir wissen darüber viel zu wenig. Warum möchte er das Ritalin nicht mehr nehmen? Was spricht für ihn gegen eine erneute Therapie? Ist ihm bewusst, wie sehr er Dich damit belastet?

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
Wir haben ein Kind und sind mitte 30. Ich finde das Verhalten nicht normal.

Nein das ist verantwortungslos.
Er hat ein Kind mit Dir. Und wenn es schon schlimm genug ist, in einer Beziehung mit jemandem so umzugehen, so ist es um so schlimmer, wenn auch Kinder dabei sind. Wie alt ist Eurer Kind?

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
Er ist ein sehr sehr guter Vater für unser Kind!

Lies Dir bitte nochmal alles andere durch. Alleine in diesem Post. Warum hältst Du ihn für einen guten Vater? Verstehe auch dies bitte nicht falsch. Ich will damit nicht sagen, dass er es nicht sein kann. Aber Du beschreibst ihn als sehr sprunghaft und launisch, ohne Empathie. Und er verlässt Dich immer mal wieder - wenn es schwierig wird.

Vater zu sein bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Und dazu gehört auch, eigene Probleme zu bearbeiten. Auch für das Kind. Manchmal ist es auch ein Ansporn - wenn man sich in eine Therapie begibt, um für sein Kind besser da sein zu können. Was ist es für ein Vater, der immer wieder abhaut?

Und auch Du hast - bei allen Gefühlen, die Du für Deinen Partner hast - eine Verantwortung für Dein Kind, die darüber hinausgeht, es physisch zu versorgen. Auch die Fürsorge gehört dazu, das Seelenwohl. Du sprichst immer davon, dass Dein Freund Dich verlässt und die Beziehung schwierig ist. Aber wie ist es für Euer Kind? Er verlässt nicht nur immer Dich - sondern auch sein Kind. Das ist schlimm.

Glaub mir, ich kann mir das ganz gut vorstellen. Du möchtest ihm zeigen, dass Du immer für ihn da bist, ihn nicht ablehnst.

Aber ich denke Du musst jetzt klarer sein ihm gegenüber. Fordere Gespräche ein und versuche seine Ablehnung einer Therapie gegenüber herausfinden. Es ist oft schwer -das gilt für jedes Lebensalter- die Grenzen zwischen ADHS und anderweitigen Problemen und Eigenschaften zu ziehen. Aber versuche Dir selber auch klar zu machen, dass es auch nicht immer notwendig ist. Nehmen wir mal ein theoretisch an, sein Verhalten, seine Probleme - rühren einzig und allein von der ADHS her (was ich nicht glaube), selbst dann müsstest Du für Dich einfach klare Grenzen ziehen. Jemand der sich in keiner Weise einen Problemen stellen kann, wird immer wieder große Schwierigkeiten haben in Beziehungen zu anderen und es baut immer für ihn darauf auf, dass andere ihn so akzeptieren. Und das geht auf Kosten anderer. Also auch wenn es nur um ADHS ginge - auch dann steht es Dir zu Forderungen zu stellen. Eine Diagnose ist keine Einbahnstraße.

Du schreibst, Du kannst bald nicht mehr. Und das ist auch richtig so. Du suchst jetzt nach Wegen, wie Ihr daraus kommt. Mach ihm klar, dass der Weg für Dich endet, wenn sich nichts ändert. Drehe den Spieß mal um. Möchtest Du jemanden an Deiner Seite haben, der Fehler immer bei Dir sucht? Der bei Problemen immer weggeht? Was ist denn, wenn es um das Kind geht? Auch da braucht man Rückendeckung, oder man geht den Weg lieber alleine, als ohne Verlass.

Dem Kind zu liebe zusammenbleiben zu jedem Preis kann allen Beteiligten mehr schaden als eine Trennung. Was nicht heißen soll, dass Du Dich jetzt trennen sollst. Aber er muss mitbekommen, dass Du leidest. Und dass Du nicht mehr kannst.

LG Laura


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25.04.2021 16:35 (zuletzt bearbeitet: 25.04.2021 17:02)
#6
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Zitat von Lina35 im Beitrag #4
Mein Ex Freund hat in seiner Jugen Ritalin erhalten und Therapie.

Das ist zwanzig Jahre her. Inzwischen hat sich viel geändert. Es gibt mehr Medikamente - sowohl Methylphenidat (MPH, Wirkstoff in Ritalin) in unterschiedlichen Zubereitungen als auch andere Wirkstoffe. Von den damals in der (vermutlich Verhaltens-) Therapie erlernten Skills sind offenbar nicht mehr viele übrig geblieben.

Die (auch medikamentöse) Therapie jetzt als Erwachsener wieder aufzunehmen wäre bestimmt nicht verkehrt. Das ist jetzt aber die Meinung des Forums-Teams und keine Aufforderung, ihm jetzt mit diesem Vorschlag ständig in den Ohren zu liegen - damit würdest du nur das Gegenteil erreichen.

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
Die „Probleme“ haben Angefangen als ich schwanger wurde und wir zusammen gezogen sind.

Das ist so "üblich" und ist grundsätzlich zu erwarten. Ein Baby mischt das Leben als Paar ziemlich auf, da braucht nicht mal eine ADHS im Spiel zu sein. Dass dann die Mutter diesen neuen Anforderungen eher gewachsen ist, bringt den Vater oft in die Rolle eines "großen Bruders": Er wurde entthront.

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
Wenn er eine Meinung hat ist diese die richtige. Alles andere nicht.

Es hat bei mir über sechzig Jahre gedauert, bis ich meinen Gesprächspartner, vor allem meinem Mann, seine Meinung lassen und meine Meinung behalten konnte. Nur wenn die Meinung des anderen mein Leben in einer unguten Weise beeinflussen würde, beharre ich immer noch auf meiner Meinung ... auch wenn das Ergebnis dann nicht wirklich besser ist.

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
er verlegt die ganze Zeit Schlüssel oder Geldbörse (fand ich nicht schlimm:)

DAS ist ADHS! Eine große Hilfe wäre, wenn Schlüssel und Geldbörse immer einen festen Platz haben und diesen einnehmen, sobald er heimkommt (z.B. Schlüssel an einen Haken neben der Tür und Geldbörse auf eine Konsole, ein Regalbrett, den Schuhschrank), beides so, dass er es sieht, wenn er rausgeht. Wenn es in deine Gewohnheiten passt, hänge deinen Schlüssel und lege deine Geldbörse an denselben Platz.

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
Er will immer etwas anderes (sprunghaft)

DAS ist ADHS! Medikamente würden das etwas abmildern, weg wäre das Sprunghafte aber mit Medikamenten auch nicht.

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
Er will darüber nichts wissen.

Er hat dir beim ersten Treffen von seiner ADHS erzählt. Weshalb? Wollte er damit schon mal "vorfühlen", dass er etwas "schwierig" ist und das auch bleiben möchte? Weshalb auch immer - er hat dir damit etwas erzählt, das dich beschäftigen darf. Hierzu ein Gespräch mit ihm zu beginnen könnte schwierig werden. Warte damit, bis du mehr über ADHS weißt.

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
Darum verstehe ich das Schluss machen auch nicht. Zuerst total verliebt...schon das zweite mal...und dann....


Das Schluss machen ist ein Zeichen von akuter Hilflosigkeit und hat mit Verliebtsein rein gar nichts zu tun. Hilflosigkeit in Beziehungen wiederum ist bei ADHS nicht selten.

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
...ich denke das mit „ich habe keine Gefühle mehr“ ist eine ausrede.

Nicht Ausrede - siehe oben: Hilflosigkeit.

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
Bis er nach einigen Monaten wieder frische Liebesgefühle hat und alles wieder auf Anfang.

Laura schrieb oben schon, dass er das wohl macht, weil er es kann (also weil du damit mehr oder weniger einverstanden bist). Stimmt. Ich rate aber ausdrücklich davon ab, ihn mit einer Trennung zu konfrontieren. Es geht hier um dein Kind! Laura schrieb eben schon, dass es schlimm für dein Kind ist, wenn der Vater mal da ist, mal nicht. Hinzu kommt, dass unsere Familiengerichte mitunter recht unberechenbar sind und ebenso unberechenbare Väter ziemlich viel zum Schaden des Kindes durchsetzen können. Oh nein, bitte nicht durchhalten bis zum bitteren Ende! Aber bitte das Verhältnis Nutzen/Schaden in die Entscheidung mit einbeziehen.

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
Ich finde das Verhalten nicht normal.

Um mellissandra zu zitieren: "Normal ist eine Einstellung am Wäschetrockner". Was man für "normal" hält, ist subjektiv und denkbar ungeeignet für Vergleiche mit Menschen mit ADHS.

Zitat von Laura S im Beitrag #5
Fordere Gespräche ein

Japp. Aber bitte NIE dann, wenn gerade etwas vorgefallen ist.

Zitat von Laura S im Beitrag #5
sein Verhalten, seine Probleme - rühren einzig und allein von der ADHS her (was ich nicht glaube),

Das sehe ich wie Laura.

Zitat von Lina35 im Beitrag #1
Er ist Impulsiv, weiss oft nicht was er will im Leben (sprunghaft) und hat stimmungsschwankungen...

Nicht wissen, was man will, Impulsivität, Sprunghaftigkeit, Stimmungsschwankungen ... das gehört mehr oder weniger zur ADHS dazu, genau wie liebevoll und abenteuerlustig zu sein. Kommt hohe Intelligenz dazu, toppt das alles nochmal.

Zitat von Lina35 im Beitrag #1
... oft ist er egoistisch und sieht nur seine Bedürfnisse.

DAS gehört definitiv NICHT zur ADHS, das möchte ich jetzt mal ausklammern.

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
Er hat Mühe damit wenn jemand etwas anderst macht als er (z.b. Wäsche) wege Kleinigkeiten kann er sehr wütend werden und zweifelt sofort an der Beziehung.

Siehe oben mit der Meinung: Lass es ihn so machen, wie er es für richtig hält (es sei denn, es ist total daneben) und versuche, wenn es dir nicht allzu sehr gegen den Strich geht, die eine oder andere Sache so zu machen wie er.

Zitat von Lina35 im Beitrag #4
Er denkt nur für sich (er hat keine Empathie

Oha! Das gehört nicht zur ADHS! Keine Empathie zu HABEN zeigt in Richtung Persönlichkeitsstörung, das möchte ich jetzt mal ausklammern. Kann es denn sein, dass er Empathie nicht ZEIGEN kann? Falls ja, leidet er darunter mehr als du, die unter der angeblich fehlenden Empathie leidet.

Mindestens zu den letzten beiden Punkten möchte ich gerne @AndreaA @Jens und @mellissandra mit ins Boot holen.

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25.04.2021 19:31
avatar  AndreaA
#7
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Bei den letzten 3 Punkten bin ich auch hängengeblieben Susanne.


Hallo Lina,
erstmal auch von mir herzlich Willkommen hier im Forum.

Ich finde es gut, dass du dich informierst, finde es aber auch sehr wichtig, dass dein Freund sich damit wieder beschäftigen will und sich Hilfe holen will. Ich bin kein Arzt, aber ich vermute noch eine andere Diagnose. Unser KJP sagte immer, dass man auch Flöhe und Läuse haben kann (rw).
Aber dafür muss dein Freund bereit sein, an sich zu arbeiten und auch Hilfe von Ärzten, durch Therapien (medikamentös und manuell) anzunehmen.

Viele Grüße
Andrea


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25.04.2021 20:04 (zuletzt bearbeitet: 25.04.2021 20:35)
avatar  Jens
#8
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Hallo Lina, dröseln wir das mal einzeln als Hinweise auf typische Probleme auf.

Er hat also in seiner Jugend eine Pharmakotherapie gemacht. Hat er die beendet, weil er keinen Bock mehr hatte oder weil es hieß, er müsste jetzt ohne klar kommen?

Seine Meinung ist deswegen immer und auf jeden Fall die Richtige weil er die so lange eingebleut bekommen hat, daß nur die richtig sein kann sonst wankt sein Selbstbild...ADHS typisch..

Wenn jemand etwas anders macht als er, wird derjenige es vermutlich falsch machen (SEINE Betrachtungsweise - er hat ja alle falschen Methoden durch und sich die eine richtige merken können...)

Es ist egal, wie DU es findest, wenn ER Schlüssel verlegt - es ist ja auch egal, ob ich das witzig finde, wenn ein anderer Mann einen Tieftritt bekommt - es tut schließlich dem anderen weh....

Die "schlechte Laune" ist schlicht sein nicht vorhandenes Dopamin, das ihm kleinere Erfolge schlicht nicht mitteilt.
Siehe Frage 1: Warum hat er aufgehört, MPH zu nehmen?

Könnte das mit: "Er denkt nicht in einem umfassenderen Rahmen als jetzt" und "was will ich?" korrekter beschrieben sein? Dann wäre es typisch adhs und ein Hauch Nrazissmus schimmert durch - aber im Grunde liegt das eher an der Fähigkeit, die Konsequenzen seiner Handlungen und Interessen nur knapp mehr als 2 minuten zu prognoistizieren - wenn in Minute 3 die Polizei kommt und den Waldbrand auf Seine Kosten bucht und löschen lässt, war der trotzdem ne geile idee-....
Das wäre mentale Reife - die nicht stattgefunden hat. Passiert gern, wenn man mit 16 die Pillen abstößt, weil das uncool ist und damit aufhört, adäquat zu erlernen,was wie und wo für Konsequenzen ablaufen..
Wir erinnern uns, geistige Reife bis zu 2/3 hinterherhinkend -> mit 19 ist der in der Birne dann 6 und ein wenig...

Sprunghaftigkeit ist logisch - der Fokus ist halt so schnell von guckmal, die hat aber ein heisses Teil an. Ach ich fahre auf der linken Spur? Nicht GB?

Total verliebt sein und in Liebe aufgehen sind zweierlei- Verliebt sein kjann ein Mensch mit ADHS in einer Minute ca 90 mal (schneller schafft auch unser Hirn meist nicht).
Liebe und Beziehungen sind aber ein ganz andere Paar Schlappen.
Verlieben kann ich mich in jeden Supersportwagen - traumhafte Beschleunigung, wahnsinns Topspeed, brachiale Kurvenlage...
Wer mich kennt, lacht jetzt.
Warum? Ich würde es HASSEN einen besitzen zu müssen. Ewig Pflegen, tanken, teure Wartung, Verschleißteile, die irrwitzig früh den Geist aufgeben und wenn ich auch nur daran denke, meinen Hobbykram für EIN Hobby einzustecken, kommt das Kackfass mit Achsbruch wegen Überlast - abgesehen davon, daß ich in die Dinger nciht mal mit Schuhlöffel und Gleitrmittel rein komme..

"Ich habe keine Gefühle mehr" wird eher "Ich fühle mich nciht mehr wie am Anfang" - was eigentlich total normal ist. Er kennt das aber nicht, an einer Beziehung zu arbeiten - nach "Verliebt" ist bei denm "nächste" das Programm der Wahl.
Weiter gereift ist er scheinbar nicht.
Anfdererseiots - was erwartest Du? Im Kindergarten ist das emotional kompetent zu sagen "das Gefühl hab ich so nicht mehr!" - und dann wird gegangen. Da er schon über 30 ist, wird er diese Reife nur mit Mühe überhaupt noch erreichen, denn mit 35 ist dieses Thema in der Entwicklung der Sozialkompetenzen gegessen.
Wenn er in seiner Jugend nie erlebt hat, was Beziehungsarbeit ist, wird das Thema also mit "wir sind aber alt und haben Kinder" auch nicht anders.

Sorry, daß ich Dir da jetzt arg viele Träume zum platzen bringe.
Lächle, fordere Unterhalt, suche einen weiteren Papa und mach Dich mal über ADHS bei Mädchen und Frauen schlau.

Jens.


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25.04.2021 21:02
#9
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Zitat von AndreaA im Beitrag #7
Ich finde es gut, dass du dich informierst, ...

Ja. Wichtig ist aber, WO du dich informierst. Ich kann dir da das Buch "Lass mich, doch verlass mich nicht" von Cordula Neuhaus ans Herz legen.

Zitat von AndreaA im Beitrag #7
und auch Hilfe von Ärzten, durch Therapien (medikamentös und manuell) anzunehmen.

Was wiederum voraussetzt, dass er sein Verhalten als Problem sieht.

Zitat von Jens im Beitrag #8
Frage 1: Warum hat er aufgehört, MPH zu nehmen?

Das würde mich auch interessieren.

Zitat von Jens im Beitrag #8
Verlieben kann ich mich in jeden Supersportwagen - traumhafte Beschleunigung, wahnsinns Topspeed, brachiale Kurvenlage...
Wer mich kennt, lacht jetzt.

Lass uns bei unseren Dieseln bleiben, da stimmt das auch mit der Achslast .

Zitat von Jens im Beitrag #8
Lächle, fordere Unterhalt, ...

Die Idee an sich ist gut, aber ich sehe eben auch die Gefahren, die hier die gemeinsame elterliche Sorge mit sich bringt.

Lesen gefährdet die Dummheit


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25.04.2021 22:23
avatar  Jens
#10
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ja, unsere Diesel sind definitiv vernünftiger, Situativ besser ausgestattet und sooo langsam sind sie auch nciht (die meisten Supersportler fahren langsamer - sind zu laut und fressen bei dem Tempo, wo meiner 10 Liter will glatt 25 - 30 Literchen auf hundert..=

Das mit der gemeinsamen Sorge ist konzeptionell schwierig - er wird auch beim Kind recht schnell das Interesse vewrlieren, wenn denn der Nachwuchs nicht mehr alle Nase lang neues entdeckt und zeigt.....

Es ist nciht leicht, einfach oder gar schön. Aber wer sagt, daß es deswegen so herum nicht "die leichteste und angenehmste anstrebbare Lösung" ist?


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