Vorstellung/Meine Geschichte

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25.07.2022 10:53
#11
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Hallo Hektosaurus,

auch von mir als dem örtlichen "Quotenmann" noch ein herzliches Willkommen! Vieles von dem, was du schreibst, kommt mir aus eigener Erfahrung sehr bekannt vor. Der Aufwand, den ich getrieben habe, um meine Schwächen im beruflichen Umfeld zu kaschieren und zu überspielen... du gehörst genau wie ich zu den "high functioning" ADHSlern, die es irgendwie immer noch geschafft haben, ohne großen Crash durchs Leben zu kommen. Und sich dabei immer wundern, warum das alles so anstrengend ist, warum ihnen das alles so schwer fällt und den anderen offenbar nicht. Bzw. in den depressiven Phasen, warum die anderen immer so widerlich gut gelaunt scheinen... ich war 20 Jahr jünger als du, als ich endlich auf den Trichter gekommen bin, was dahinter steckt, aber das war auch schon spät genug.

Du scheinst extrem selbstreflektiert zu sein und kannst deine Situation analytisch und strukturiert beschreiben. Das sind sehr gute Voraussetzungen, um das Thema auch anzugehen. Dabei kann bereits die Auseinandersetzung mit der Funktionsweise deines Gehirns dir helfen, deine Strategien im Umgang mit dir selbst und deiner Umwelt zu verbessern (Stichtwort Psychoedukation). Sicherlich wirst du dabei feststellen, dass du viele der empfohlenen Techniken bereits für dich anwendest, aber das ein oder andere lässt sich eben doch noch lernen. Noch wichtiger ist aber, die nagenden Selbstzweifel (bin ich vielleicht doch einfach zu faul und gleichgültig) zu begraben und vielleicht auch von den dir nahestehenden Menschen eine größere Akzeptanz für gewisse Dinge zu bekommen. Wenn ich deine Formulierung richtig lese, hattest du mit deiner Frau eine Beziehungspause, aber ihr seid nicht dauerhaft getrennt?

Ich persönlich habe am meisten mitgenommen aus dem ganz hervorragenden Buch "Mit ADHS erfolgreich im Beruf" von Heiner Lachenmeier, und aus dem YouTube-Kanal "How to ADHD" von Jessica McCabe (letzterer ist auf Englisch, zum Einstieg ist auch der TED Talk mit Jessica sehr gut). Kann ich wärmstens empfehlen.

Deine Zielsetzungen finde ich sehr gut und auch realistisch. Es ist immer wichtig, darauf hinzuweisen, dass jede ADHS anders ist und die Erfahrungen anderer nur bedingt auf dich übertragbar sind, aber: Ich persönlich war vor ca. zwei Jahren an dem Punkt, wo du jetzt bist, und würde sagen, ich habe alle vier deiner Ziele für mich umsetzen können. Psychoedukation war dabei wie gesagt schon die halbe Miete, ich habe aber auch eine Diagnostik gemacht und bekomme inzwischen Medikamente sowohl für die Depressionen als auch für die ADHS, die mir sehr gut helfen. Leider ist es nicht trivial, einen guten und erfahrenen Arzt für ADHS zu finden, aber wenn du das angehen möchtest, können wir hier im Forum dir sicherlich den ein oder anderen Tipp geben. Viel Erfolg und alles Gute!


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25.07.2022 11:47
#12
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Zitat von Hektosaurus im Beitrag #8
Medikamente (Methylphenidat habe ich noch nicht probiert, wäre dazu aber bereit, wenn ich dadurch eine Chance auf Veränderung hätte.

Störungsbild-Teaching, Psychoedukation, Lesen (zB den Lachenmeier, den Frank empfohlen hat), an Fortbildungs-Veranstaltungen teilnehmen, eine Selbsthilfegruppe aufsuchen - das alles und noch viel mehr wird dir helfen, deine ADHS und damit dich selbst besser zu verstehen und angemessen damit umzugehen.

Für eine ADHS-Diagnostik gibt es in unserem Alter nur zwei Gründe: zum Einen ist das die Medikation (die gibt es nicht ohne solide Diagnose), zum Anderen kann eine ADHS-Diagnose, wenn noch andere Einschränkungen vorliegen, eine Möglichkeit für eine Schwerbehinderung aufzeigen; bei einem GdB von 50 kannst du zwei Jahre früher in Rente gehen.

Mach es nicht so wie ich. Ich hatte eine Diagnose, ich hatte eine Schwerbehinderung mit GdB 50 und kurz bevor ich 63 wurde und Rente hätte beantragen können, wurde meine Schwerbehinderung auf GdB 30 zurückgestuft .

Lesen gefährdet die Dummheit


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28.07.2022 09:58
#13
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Liebe Mitbetroffene,

zunächst noch einmal ganz herzlichen Dank für Euer ausführliches Feedback. Es tut gut, zu wissen, dass man vielleicht doch nicht so ein Exot ist, wie man zunächst dachte.
Ich werde das Problem jetzt angehen. Zunächst versuche ich - erst einmal für ein Beratungsgespräch - einen Termin bei einem Psychologen machen der auf AD(H)S spezialisiert ist.
Dies gestaltet sich aber bisher recht schwierig.
Dabei werde ich Euch auf dem Laufenden halten und (hoffentlich) über meine Fortschritte berichten.

Liebe Grüße
Hektosaurus


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28.07.2022 13:00 (zuletzt bearbeitet: 28.07.2022 13:01)
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#14
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Hallo Hektosaurus,

willkommen auch von mir.

Zitat von Hektosaurus im Beitrag #13
Zunächst versuche ich - erst einmal für ein Beratungsgespräch - einen Termin bei einem Psychologen machen der auf AD(H)S spezialisiert ist.
Dies gestaltet sich aber bisher recht schwierig.

Vielleicht versuchst du über den Kontakt zu einer örtlichen SHG Tipps zu Psychiatern und/oder Psychotherapeuten zu erhalten, die sich mit ADHS auskennen.
Da du in einem vorherigen Beitrag auch schreibst, ggf. auch eine ADHS Medikation in Erwägung zu ziehen, such dir am besten einen entsprechenden Psychiater für eine Diagnostik. Dieser kann als Arzt auch Medikamente verordnen. Die allermeisten Psychotherapeuten sind keine Ärzte (sondern Psychologen) und damit ist ihnen das nicht erlaubt.

SHG vor Ort findest du z.B. hier:
http://adhs-selbsthilfeaachen.de/Erwachsenengruppen.html

Umwege erhöhen die Ortskenntnis.


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28.07.2022 13:10 (zuletzt bearbeitet: 28.07.2022 17:15)
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#15
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Zitat von Hektosaurus im Beitrag #7
Ich möchte die ständige Spannung abbauen, unter der ich stehe (mein Zahnarzt wies mich darauf hin, dass ich eine zerbissene Unterlippe habe).


Das mache ich auch, schon solange ich denken kann. Es ist nicht nur die Unterlippe, auch die Wangeninnenseiten. Überall da, wo die Zähne eben hinkommen...

Zitat von Hektosaurus im Beitrag #1
Hinzu kommt, dass mich eine deprimierte bis depressive Stimmung immer wieder begleitet.

Das hört sich nach einer Dysthymie an (keine "echte" Depression, aber trotzdem richtig Schxxx und einschränkend), die kenne ich seit meiner Jugend. Hierbei konnte mir die Medikation mit MPH tatsächlich helfen. Zwischendurch auch mal ganz niedrig dosiert ein Antidepressivum, welches ich aber jetzt das dritte Mal wegen unerwünschter Nebenwirkungen wieder ausgeschlichen habe. Dafür soll Elvanse als Medikation tatsächlich die geeignetere Wahl sein, aber soweit ist es ja jetzt bei dir noch nicht.

Umwege erhöhen die Ortskenntnis.

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28.07.2022 17:19
#16
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Zum Thema Arztsuche: Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Praxen telefonisch überhaupt nicht mehr zu erreichen sind. Inzwischen bin ich dazu übergegangen, persönlich dort aufzuschlagen, wenn ich etwas möchte. Bei meiner Psychiaterin bin ich dafür 45 Minuten hin und 45 Minuten zurück gefahren, aber ich habe einen Termin bekommen. Allerdings war mir die Praxis vorher bereits aus berufenem Munde für das Thema ADHS empfohlen worden, ich wusste also, dass es sich lohnt.


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28.07.2022 18:34
avatar  Laura S
#17
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Zitat von Frank-guck-in-die-Luft im Beitrag #16
Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Praxen telefonisch überhaupt nicht mehr zu erreichen sind. Inzwischen bin ich dazu übergegangen, persönlich dort aufzuschlagen, wenn ich etwas möchte. Bei meiner Psychiaterin bin ich dafür 45 Minuten hin und 45 Minuten zurück gefahren, aber ich habe einen Termin bekommen. Allerdings war mir die Praxis vorher bereits aus berufenem Munde für das Thema ADHS empfohlen worden, ich wusste also, dass es sich lohnt.


Du hast Recht. In letzter Zeit sind alle Praxen überfordert. Da ich es aus eigener Erfahrung kenne (mein Arbeitsplatz ist ein MVZ für Radiologie und Chirurgie),weiß ich auch, wie es sich anfühlt, wenn das Telefon nonstop klingelt, man aber eine lange Schlange Patienten vor sich am Tresen stehen hat und sich nicht teilen kann. Es führt in jedem Fall zu viel Unzufriedenheit bei allen Beteiligten. Hinzu kommen eine Menge E-Mail- und persönlicher Anfragen und Beschwerden, die nicht immer freundlich sind, dass man als Praxis nicht erreichbar ist. Das Gleiche stelle ich bei meinen Ärzten auch fest. Es ist ein Zusammenspiel aus Personalmangel und großem Patientenaufkommen. Im Gesundheitswesen sowieso häufig Thema, fehlen Kräfte seit Corona nun erst Recht an jeder Ecke, vor allem MFA's und Pflegekräfte, besonders Fachkräfte. Meine Hausärztin hat mir erzählt, sie findet entweder keine Kräfte, oder sie halten nicht lange durch. Deswegen grundsätzlich ein guter Tipp, direkt hinzugehen. In Zeiten von Corona zwar ungern gesehen, aber was bleibt anders übrig. Ich verstehe auch den Frust jede Patienten, man erlebt es ja selbst. Sorry das war jetzt bisschen mehr als das Thema, aber hat mich gerade so angesprochen

Zitat von Frank-guck-in-die-Luft im Beitrag #16
Allerdings war mir die Praxis vorher bereits aus berufenem Munde für das Thema ADHS empfohlen worden, ich wusste also, dass es sich lohnt.

Das ist immer gut, wenn man schon weiß, dass man dort auch richtig ist. 45 Min hin und und zurück für nix wäre sehr bescheiden. Daher auch der Tipp Selbsthilfegruppe. Dort bekommt man ggf. solche Tipps und findet schneller einen Ansprechpartner.

LG Laura


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28.07.2022 18:38 (zuletzt bearbeitet: 28.07.2022 18:38)
avatar  Laura S
#18
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Zitat von JaNi im Beitrag #15
Zitat von Hektosaurus im Beitrag #7Ich möchte die ständige Spannung abbauen, unter der ich stehe (mein Zahnarzt wies mich darauf hin, dass ich eine zerbissene Unterlippe habe).Das mache ich auch, schon solange ich denken kann. Es ist nicht nur die Unterlippe, auch die Wangeninnenseiten. Überall da, wo die Zähne eben hinkommen...


Das kommt mir auch sehr bekannt vor... Ich habe häufig Anspannungen im Gesicht und habe - mal mehr mal weniger tiefe - aber deutliche Zahnabdrücke auf der Zunge...


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28.07.2022 19:31
avatar  JaNi
#19
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Habe jetzt mal gesucht, für das Knabbern an der Mundschleimhaut gibt es sogar einen Begriff „Cavitadaxia“ und wird als Impulskontrollstörung eingeordnet. Ach was… ich und meine Impulse nicht unter Kontrolle

Umwege erhöhen die Ortskenntnis.

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28.07.2022 19:52
avatar  Laura S
#20
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