Methylphenidathydrochlorid Neuraxpharm
Geklaut bei Martin Winkler:
Neulich war ich ziemlich verwirrt, weil es ein Nachahmerprodukt der Firma Neuraxpharm mit der Bezeichnung Methylphenidat 18 (bzw. 36 / 54) gibt.
Mal davon abgesehen, dass die Patienteninfo allgemeinen Kram über Methylphenidat äußert, verwirrt dieses Produkt mehr als das es aufklärt.
Concerta ist ein lang wirkendes Methylphenidat, bei dem über ein osomotisches Prinzip (OROS-Technologie) eine Freisetzung des Wirkstoffs MPH über ca 10-12 h erfolgt. Ein kleinerer Teil wird sofort freigesetzt. Nun ist der Patentschutz offenbar ausgelaufen und sog. Generika bieten sich an.
Die Firma Neuraxpharm ahmt aber gar nicht direkt die Technologie nach, d.h. das Präparat wird über Pellets in der Kapsel eine verzögerte Freisetzung erreichen. Daher kann man die Kapseln angeblich auch teilen, was bei Concerta unmöglich wäre.
Die Firma (bzw. der sehr sehr spärlich einmal in der Woche am Dienstag nachmittag anwesende “Medizinische Dienst)” sagt jetzt, dass dieses Präparat bioäquivalent zu Concerta sei. Die Wirstoffkurven bzw. die Pharmakokinetik sei identisch mit Concerta.
Das mag sein.
Dennoch finde ich, dass es kein Generikum von Concerta ist. Und die Informationspolitik über das Präparat ist noch optimierungsfähig.
Gerade dann, wenn Kinder (oder Erwachsene als Selbstzahler) das Concerta vorher bekommen haben und jetzt eine Umstellung (aus Kostengründen) überlegt wird, sollte man zumindest darauf hinweisen, dass es eigentlich ein völlig neues MPH-Präparat ist. Das kann ja schon gut wirken. Und der Wirkstoff bleibt ja auch gleich. Wenn also die Freisetzung wirklich ganz identisch klappt (bzw. keine Wechselwirkungen mit Essen, anderen Tabletten etc. bestehen), dann könnte und sollte man das auch darstellen.
Aber hier wird mir (und Hausärzten und Kinderpsychiatern) vorgegaukelt, dass es identisch aufgebaut sei wie Concerta. Und das ist es eben nicht.
Mich persönlich irritiert aber eben eher die Info bzw. Nicht-Info zur Medikation, so dass ich doch eher die Finger von einer Verordnung lassen würde …
... lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker ...
Hab ich gemacht. Erst mal die Packungsbeilage:
Die sonstigen Bestandteile sind: Tablettenkern: Zucker-Stärke-Pellets (Sucrose, Maisstärke) ... sind rötliche bis rote, längliche, bikonvexe ... Tabletten mit einer Bruchkerbe auf beiden Seiten. Die Tablette kann in gleiche Dosen geteilt werden. ...
Zu der Aussage "Generikum von Concerta" passt das aber gar nicht. Pellets, Tablette, Bruchrille...
Dann frage ich eben mal meinen Arzt: Ich habe nicht nur einen gefragt, aber noch keine weiteren Informationen erhalten. Beim Apotheker war ich auch schon - leider ohne Erfolg. Ich bleib dran ...
Was mich dringend interessiert, ist das Verhältnis der sofortigen zur verzögerten Freisetzung. Eine teilbare Tablette mit Pellets legt den Gedanken nahe, die Freisetzung könnte 50 : 50 erfolgen. 50 % von 54 mg sind 27 mg. Das ist jede Menge Holz. Irgendwann wird ja wohl mal jemand an detailliertere Infos drankommen, damit die Spekuliererei aufhört.
Viele Grüße
Susanne
So, jetzt bin ich etwas schlauer. Neuraxpharm informiert:
Bei der sofort freisetzenden Komponente handelt es sich um 21 % Methylphenidatbeschichtung auf der Hülle. Die Retardkomponente enthält 79 % des Wirkstoffs in kleinen Retardpellets. Die Pellets sind zu einer Tablette verpresst (retardiertes Granulat). Die Retardierung wird erreicht durch einen Überzug der Pellets mit einem Polymer. Die Tablette zerfällt, die Retardpellets setzen den Wirkstoff später verzögert frei. Die Pellets sind vergleichbar mit den retardierten Wirkstoffpellets in Medikinet retard oder Ritalin LA, beide nutzen Hartkapselhüllen. Die länglichen Tabletten mit 36 oder 54 mg MPH haben eine Bruchrille und können geteilt werden.
Die Mittelwert-Kurven der Plasmaspiegel-Konzentration von MPH bei MPH Neuraxpharm und Concerta weisen keine nennenswerten Unterschiede auf. Die Bioverfügbarkeit - wie Martin Winkler bereits schrieb - ist nahezu gleich.
Wir wissen also jetzt ein bisschen mehr darüber, womit wir es zu tun haben. Unser Kartoffelmüsli wird vermutlich eine weitere Birne bekommen. Doch davor brauche ich schon noch ein paar Infos, zum Beispiel die: WIE wird die zeitlich unterschiedliche Freisetzung bei den retardierten Pellets erreicht?
MPH Neuraxpharm scheint eine Alternative zu den anderen Äpfeln und Birnen zu sein. Aufgrund der längeren Wirkdauer (12 Stunden) ist zu wünschen, dass es so gut ist wie die anderen MPH-Retardpräparate. Die lange Wirkdauer ist das einzige, was gleich wie bei Concerta ist. Von einem Generikum würde ich also nicht sprechen.
Leider kann ich das Medi nicht ausprobieren. Ein mal dürft Ihr raten, weshalb.
Liebe Grüße
Susanne
Ich muss mich jetzt doch mal ziemlich aufregen: Junior (20) hat heute sein Concerta 54 mg in der Apotheke holen sollen. Im Papiermüll sah ich vorhin eine Schachtel, die ich nicht kannte: MPH Neuraxpharm?!?!? Was ist das denn?? "Die in der Apotheke hat gesagt, das sei das Gleiche. Wenn es Probleme gibt, dann soll ich das mit meinem Arzt besprechen" "?????" "Stimmt das nicht?" "NEIN!!" Ich fasse es nicht und wenn morgen um halb neun die Apotheke aufmacht, könnt Ihr Euch vorstellen, wer zur Tür rein kommt! He, auf dem Rezept stand Concerta..... Ich bin echt gespannt, wie die Dame sich erklären will - wir sind bekannt dort, Junior kriegt das Medi nicht erst seit gestern!
Ich halte Euch auf dem Laufenden!
Grüße von der kochenden Regina
#8
Hoffe, Ihr sei inzwischen wieder an Concerta gekommen, aber leider sagt der Apotheken-Computer, dass dieses Neuraxpharm zu Concerta gleich ist, laut Rabattverträgen stattdessen ausgegeben werden muss (kostet ja dann keine Zuzahlung...) und leider hatte die Dame nach ihren Regeln keine Wahl!!!" Seitdem krieg ich auch ein aut idem kreuz, ... weil man mir das auch schon andrehen wollte!!
Man muss ja auch an sonst nichts denken !!! Drücke die Daumen, oder müßt Ihr jetzt einen Selbstversuch machen????
Ich fürcht eher, du musst morgen bei der Ärztin, dem Arzt stehen...
Grüße und Gute Woche FaVe
Hallo Mädels,
zum Wochenstart mein Update :
Der Gang in die Apotheke mit Blick auf das dort vorliegende Rezept zeigte, dass alles korrekt abgelaufen war, die Aussage "Die in der Apotheke hat gesagt, das sei das Gleiche. Wenn es Probleme gibt, dann soll ich das mit meinem Arzt besprechen" zeigt, dass dort sogar aufgefallen war, dass er ja immer Concerta hatte und er hingewiesen wurde, dass er ein anderes Medi gekommt. Soweit, so schlecht. Junior schaut 1. beim Doc nicht aufs Rp und 2. in der Apo nicht aufs Medi, reisst es auf und wirft den Karton in den Müll, damit ich es dann dort finden darf.
Heute morgen natürlich mein Anruf beim Doc, Frau vom Doc am Telefon: "Stimmt, bisher immer Concerta, komisch, jetzt MPH Neurax.... ich frag mal meinen Mann, was das soll...... Er sagt, das ist das Gleiche....." " NEIN, ist es nicht" "Sagt er aber...." "Z.B. MARTIN WINKLER SAGT WAS ANDERES UND AUSSERDEM LIEGT DIE KOSTENÜBERNAHME DER KRANKENKASSE FÜR CONCERTA SCHRIFTLICH BEI IHNEN VOR" "Er solls nehmen, sagt mein Mann, wenn es nicht klappt, können wir wieder auf Concerta gehen". " - ich brauche dann noch einen Termin, bitte!"
AHA - na gut, heute mittag sehe ich Junior kurz, dann werde ich das mal mit ihm klären. Einen Termin hab ich ausgemacht, natürlich erst in der 2. Dezemberwoche ("wie lang reicht die Packung?"), ist unser üblicher Quartalstermin.
Ich werde also aus 2. Hand vom Selbstversuch berichten können. Die Packung kann eh nicht mehr zurückgenommen werden, weil aufgerissen und weggeworfen hätten wir sie eh nicht, ist ja bezahlt :-)
Junior ist am Freitag noch über die Unterschiede von Medis aufgeklärt worden ("sorry, aber das das sooooo kompliziert ist, hab ich nicht gewusst....") und hat das Kartoffelmüsli von mir zum Lesen bekommen. Ich glaub, der läuft nie wieder nur mit nem Danke auf den Lippen aus einer Praxis raus, vorher schaut er in Zukunft immer auf das Rezept in seiner Hand. *hoff*
So, jetzt werd ich mal an mein Tagesgeschäft gehen! Euch eine gute Woche!
LG Regina
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