Auch ne Neue und die auch verunsichert
Hallo zusammen,
ich hab länger hin und her überlegt, ob ich hier um Rat fragen soll. Denn eigentlich bin ich fast des Redens müde.
Aber es lässt mir einfach keine Ruhe.
Ich schreib mir jetzt einfach mal alles unkoordiniert von der Seele.
Es geht um meinen Sohn (wird im Frühjahr 5). Wir haben im Oktober die mündliche Diagnose ADHS bekommen, mündl deshalb weil er ja erst 4,5 Jahre alt war. Im Bericht steht Wahrnehmungsstörung mit Regulationsproblematik.
Das Problem für mich ist nun, daß die Kita das überhaupt nicht so sieht. Die sehen kein ADHS-typisches Kind. Sie sehen zwar die "leichten" Konzentrationsschwierigkeiten und seine Unruhe, die wären aber absolut im Bereich des "Normalen".
die Logopädin meint, er hätte keine Konzentrationsprobleme, sondern ein Vermeidungsverhalten.
Die Ergotherapeutin, meinte unser ausgefüllter Bogen liese eher auf Wahrnehmungsstörungen schließen, nicht auf ADHS.
Ich bin mir manchmal sicher, daß er "es" hat und manchmal glaub ich es nicht.
Ganz sicher ist er ein hochsensibles, Kind , das war schon relativ früh klar. Seine Reizoffenheit ist manchmal verblüffend, vorallem sein Geruchssinn. Ganz oft muß er würgen, oft von seinen eigenen Ausscheidungen.
Er ist in unbekannten Situationen fast schüchtern.
Wir hatten früher Situationen, die ihn so aus dem Konzept brachten, daß wir die Situation quasi zurückspulen mußten, um sie neu durchzuspielen.
Die Eingewöhnungsphase in der Kita dauerte ungewöhnlich lange. Selbst heute geht er eher nicht so gerne hin.
Vielleicht könnt ihr mir ein wenig beim sortieren der Gedanken helfen
Hallo lilly,
willkommen hier im Forum des ADHS Deutschland e.V.!
Schön, dass Du Dich doch entschlossen hast, zu schreiben und zu fragen!
Zitat
Wir haben im Oktober die mündliche Diagnose ADHS bekommen
Wer hat die Diagnose gestellt (Arzt, SPZ, Klinik) und wie verlief das Diagnoseverfahren?
Zitat
Die sehen kein ADHS-typisches Kind
Das können die in der Kita auch gar nicht sehen, weil es das so gar nicht gibt . So verschieden, wie die Menschen, die davon betroffen sind, ist auch ihre ADHS. Es gibt Leitsymptome, ja ... aber das individuelle Päckchen ist bei jedem ganz unterschiedlich geschnürt.
Du sprichst von Kita, Logo - und Ergotherapeuten ... wer hat denn mit 4,5 Jahren "Alarm" geschlagen, dass ihr euch überhaupt schon so früh zu einer Diagnostik entschlossen habt.
Jeder dieser Spezialisten betrachtet Deinen Sohn halt speziell aus dem Blickwinkel seiner Fachrichtung ... und da sieht halt vielleicht im Moment noch jeder etwas anderes.
"Mit den Händen zu greifen" sind die Probleme der Kinder oft erst, wenn sie in die Schule kommen. Da wachsen einfach die Ansprüche an Kinder und Elternhaus, z.B. hinsichtilich Konzentration, Selbstorganisation, Merkfähigkeit, Ausdauer etc.
Zitat
Sie sehen zwar die "leichten" Konzentrationsschwierigkeiten und seine Unruhe, die wären aber absolut im Bereich des "Normalen".
DAS hat man mir bei meinem Sohn auch so gesagt. Und zwar Kindergarten UND Kinderarzt (ich hatte da schon vorher meine Zweifel). Das erste Schuljahr war dann für alle Beteiligten der blanke Horror ... soviel zum "Bereich des Normalen" ...
Die anderen Dinge, die Du berschreibst (reizoffen, hochsensibel, Schwierigkeiten mit Unbekanntem, Situationen auf "Anfang" spulen, lange Eingewöhnungsphase), sind alles Beobachtungen, die durchaus FÜR eine ADHS sprechen könnten.
Zitat
Ich bin mir manchmal sicher, daß er "es" hat und manchmal glaub ich es nicht.
Ist es sehr wichtig für Dich, das zum jetzigen Zeitpunkt ganz genau wissen zu müssen? Was würde sich im Moment ändern, wenn Du es sichter wüßtest? Es kann Gründe geben, die es u.U. dringend machen. Aber kannst Du Euch nicht einfach noch ein bißchen Zeit geben? Du bist aufmerksam hinsichtlich seiner Schwierigkeiten, ihr geht zu Logo und Ergo und Du bist im Gespräch mit der Kita. Das ist doch schon sehr viel und eigentlich alles, was man in diesem Alter tun kann / sollte. Wenn er im (Kita -) Alltag einigermaßen zurecht kommt und nicht zu viel Leidensdruck hat, dann warte doch ruhig noch ein bißchen ab. Er hat doch noch Zeit. Soll er im nächsten Jahr eingeschult werden?
Auf unserer Website gibt es einen guten Artikel über ADHS in den verschiedenen Altersstufen. Dort könntest Du auch noch mal über ADHS im Kleinkind - bzw. Schulalter nachlesen. Schau mal hier:
http://www.adhs-deutschland.de/Home/ADHS...-Syndrom-2.aspx
Viele Grüße
lupa
Hallo lilly,
auch von mir ein herzliches Willkommen!
Zitat von lilly im Beitrag #1
Im Bericht steht Wahrnehmungsstörung mit Regulationsproblematik.
Das trifft es doch sehr gut! Eine ADHS-Diagnose kann erst im Alter von mindestens sechs Jahren gestellt werden. Das heißt nicht, dass jüngere Kinder keine ADHS haben - im Gegenteil. Die haben sie sehr wohl und ein fachkundiger Arzt sieht das auch. Doch weil das Kind noch nicht sechs Jahre alt ist, sind eben nicht alle Diagnosekriterien erfüllt.
Keine Regel ohne Ausnahme . Wenn das Kind und der Rest der Familie so sehr unter der ADHS leidet, dass man sofort handeln muss - und zwar mit Therapien, die zwingend eine ausführliche schriftliche Diagnose voraussetzen - kann eine ADHS-Diagnose unter Umständen in Einzelfällen auch schon früher gestellt werden.
Vermutlich tust du weder deinem Kind noch dir selbst einen Gefallen damit, dass du diese (aus gutem Grund nur mündlich gestellte) Diagnose mit allen, die mit deinem Kind zu tun haben, ausdiskutieren willst. Den Satz "Ihr Kind hat keine ADHS" haben die meisten von uns schon so oft gehört, dass wir sinnlose Diskussionen dieser Art inzwischen gerne vermeiden. Bitte darum, dich umfassend zu informieren; beobachte dein Kind, notiere Besonderheiten mit Datum, besprich dies mit dem Kinderarzt (oder demjenigen, der eine ADHS mündlich bestätigt hat) und stelle deine Fragen hierzu am besten bei uns im Forum - denn hier bekommst du Antworten, egal wie alt dein Kind ist.
Viele Grüße
Susanne
@ lupa:
Danke für Deine Antwort.
Die Diagnose hat ein SPZ gestellt. Es wurde ein IQ-Test gemacht und noch 2 andere. Da weiß ich aber grad nicht welche.
Das war schon die 2. Diagnostik dort. Er hatte eine Entwicklungsverzögerung, die er aber aufgeholt hat. Nur sprachlich ist er noch etwas zurück.
Die aktuelle Diagnostik war allerdings schon Zweitmeinung, da im besser angesehenen SPZ nur ein Amnamesegespräch stattgefunden hatte. Die Kreisverwaltung als Kostenträger eine "komplette" Diagnose wollte.
Die I-Hilfe wurde aufgrund seiner guten Entwicklung abgesetzt. Der Kiga kommt gut klar, der kurze ist beliebt und gut integriert. Er zeigt sich dort fast ängstlich.
Na ja, nach fast 4 Jahren Gehirn zermatern, wäre ich über eine abschließende Diagnose schon froh. Autismusspektrumstörung stand ja auch mal im Raum. Vielleicht auch Wunschdenken. Ändern würde sich nur für mich, für mein Seelenleben, was.
In dem von Dir verlinkten Artikel kann ich ihn eher weniger erkennen...
Zitat
Wahrnehmungsstörung mit Regulationsproblematik
Das trifft es in der Tat sehr gut!
Unser Kinderarzt ist sich ebenso wie die Psychologin im SPZ sicher, daß er ein "typisches" ADHS-Kind ist. Beide möchten mit den Medikamenten vor der Einschulung anfangen um ihm unnötiges Leid zu ersparen.
Den Großteil seiner Auffälligkeit zeigt er allerdings daheim. Oder beim Kinderarzt. Dort benimmt er sich ziemlich daneben. Er lässt kein vernünftiges Gespräch meinerseits mit dem Arzt zu. Kaspert herum. Wendet der Arzt sich allerdings ihm zu geht es wieder.
Oder letzte Woche beim HNO. Dort sollte er einen Hörtest machen. Die Helferin meinte er solle sich endlich konzentrieren und nicht so kaspern, sonst käme das Christkind nicht! Er sagte er kann nix hören und sie glaubte ihm nicht. Er hat dann irgendwann einfach "geklickt", obwohl er es anscheinend nicht hörte. Sehr unschöne Situation, ständig dieses "Du Kasper" zu hören...
Arztgepräche von Eltern mit Ärzten über anwesende Kinder: ganz schlecht: gerade ADHSler können sich nicht zurückhalten, und welches Kind will schon zuhören, wenn , womöglich schlecht, über es selber gesprochen wird: bitte den Arzt auf alle Fäle darum, Besprechungen mit Dir allein zu machen: ganz ohne Kind hingehen, es im Wartezimmerspielen lassen ...
Drohungen nützen meisten auch nichts, vielleicht noch eher Aussicht auf Belohnung: außerdem nicht viel herumreden, keine Überzeugungsversuche: klare Anweisungen, jetzt hinzuhören, 3 ( oder 6 , 7 ) Töne zu hören .... Lange Diskussionen verschärften oft die Situation, weil "Nebenkriegsschauplätze " aufgemacht werden. Und warum droht die Fremde daiti, ob zu hause das Christkind kommt???? Da haben meine auch nicht reagiert!
Grüße FaVe
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