Vorstellung

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04.03.2022 12:27
#1
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Hallo zusammen,
mein Name ist Stefan, ich bin 40 Jahre alt, verheiratet und Vater von 2 Kindern (3+1) und wohne im Ruhrpott. Ich arbeite im Controlling einer Krankenkasse. Ich bin mein halbes Leben lang in psychotherapeutischer Behandlung wegen Depressionen inkl. Psychopharmaka.
Leider ist es erst im letzten halben Jahr in meiner Psychotherapie offenbar geworden, dass ich wohl ADHS habe (eine Diagnose beim Psychiater steht noch aus, aber ich habe für April einen Termin). Ich habe massive Probleme in der Ehe, seit jeher Probleme mit sozialer Interaktion und mit meinem Selbstbewusstsein.
Seit ich aber akzeptiert habe, dass ich vermutlich unter ADHS leide, machen plötzlich viele meiner Verhaltensweisen und Probleme in meinem Leben Sinn, auch Ereignisse in meiner Vergangenheit stehen nun in einem ganz anderen Licht da. Ich habe schon so viele Dinge durch Impulsivität, unorganisiertheit und Chaos in meinem Kopf verbockt, dass ich wirklich hart an mir selbst gezweifelt habe. Meine Frau kritisiert sowas auch immer weil es einfach unseren Familienalltag crasht. Bevor wir Kinder hatten war das auch irgendwie OK, aber seitdem habe ich halt eine Verantwortung. Und ich strenge mich jeden Tag an, Sachen besser zu machen, scheitere aber oft an mir selbst. Meine Frau muss einfach viel mehr machen ,weil ich es nicht schaffe. Das schmerzt mich und ich Frage mich oft, was eigentlich mein Beitrag zur Beziehung ist. Ich kann natürlich auch den Schmerz meiner Frau nachvollziehen, die sich einfach nur einen "normal" funktionierenden Mann wünscht. Ich hoffe, dass ich mit medikamentöser Einstellung irgendwie konzentrierter werde. Habt ihr vielleicht sonst noch Tipps zur Selbstorganisation oder wie man seinen Alltag in den Griff bekommt?
Ich habe mich sonst immer in meinem Leben mit Menschen umgeben, die auch nicht so wirklich viel in ihrem Leben auf die Kette bekommen haben, da ist das alles nicht so wirklich aufgefallen. Das wird mit Kindern jetzt aber auch unmöglicher, weil ich denen ungern meine Punker-Alki-Freunde präsentieren will.
Es wäre auf jeden Fall schön, hier eine Art Support zu erhalten. Ich denke, ich werde mich zusätzlich nach einer Selbsthilfe Gruppe umschauen.
Liebe Grüße,
Stefan


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04.03.2022 13:54
avatar  AndreaA
#2
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Hallo Stefan,

herzlich Willkommen hier im Forum. Ich drücke dir für die Diagnostik die Daumen.

Weiß deine Frau von dem ADHS Verdacht? Vielleicht hilft es ihr, dich besser zu verstehen.
Hat deine Frau das geäußert, dass sie lieber einen "normalen" Ehemann hatte oder ist das dein Gefühl?

Viele Grüße
Andrea


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04.03.2022 15:11
#3
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Auch hier ein herzliches Willkommen, Stefan !

Zitat von Stefanowskij im Beitrag #1
Ich bin mein halbes Leben lang in psychotherapeutischer Behandlung wegen Depressionen inkl. Psychopharmaka.
Leider ist es erst im letzten halben Jahr in meiner Psychotherapie offenbar geworden, dass ich wohl ADHS habe

Erworbenen psychischen Erkrankungen liegt sehr oft eine ADHS zugrunde, auf der sich so manches draufgesattelt hat. Wenn erst mal die ADHS behandelt wird, kommt man auch bei den Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) weiter.

Zitat von Stefanowskij im Beitrag #1
Ich habe massive Probleme in der Ehe, ...

Ja, das hast du bereits in dem anderen Thread erwähnt. Besorge dir das Buch "Lass mich, doch verlass mich nicht" von Cordula Neuhaus, lies es und lass es dann dort liegen, wo es deine Frau mit Sicherheit in die Hand bekommt. "... dachte, ich lass das mal hier liegen, falls du es auch lesen möchtest ..." oder so ähnlich sollte das Maximum an Hinweis sein, dass sie es lesen soll. Also erst mal nicht quengeln und nachfragen ...

Zitat von Stefanowskij im Beitrag #1
..., dass ich vermutlich unter ADHS leide, ...

Nicht meine Lieblingsformulierung . Du hast eine ADHS und leidest an dem Feedback deines sozialen Umfeldes - welches wiederum leidet, weil es deine Handlungen nicht verstehen kann.

Sprache kann viel bewirken. Mit "Krankheit" und "Leiden" ziehst du dich nur selbst runter. Gib auch anderen keine Gelegenheit, dich mit Worten wie diesen zu verletzen. So ein bisschen Selbstbewusstsein kann nicht schaden.

Zitat von Stefanowskij im Beitrag #1
Ich habe schon so viele Dinge durch Impulsivität, unorganisiertheit und Chaos in meinem Kopf verbockt, dass ich wirklich hart an mir selbst gezweifelt habe.

Jepp. Ich habe auch schon genug Schxxx verbockt, über den ich nicht nachdenken will. Das Gute an der Vergangenheit ist, dass sie vorbei ist. Denke nicht darüber nach. Schau nach vorne. Du kannst ja mal ein Liste machen mit all den Dingen, die mit der Medikation bitte besser laufen sollen.

Zitat von Stefanowskij im Beitrag #1
Meine Frau kritisiert sowas auch immer weil es einfach unseren Familienalltag crasht.

Klar kritisiert sie das. Es entspricht nicht ihrer Erwartung und sie ist enttäuscht. Hmmm ... wie sag ich das jetzt ganz vorsichtig ...? Vielleicht so ... Es ist höchstwahrscheinlich deine ADHS, die euch beiden immer wieder einen Strich durchs Familienleben macht. Die Erwartungshaltung deiner Frau setzt dich aber so unter Druck, dass ein Misserfolg programmiert ist.

Dieser Tage lief mir bei Facebook ein Witz über den Weg. Sie: Gute Nacht mein Schatz. Schlaf gut. Er: Diese Erwartungshaltung setzt mich immer dermaßen unter Druck . Eine Erwartungshaltung ist subjektiv und immer bester Absicht.

Und nein, du sagst jetzt nicht deiner Frau, ihre Erwartungshaltung sei zu groß! Das klingt nach Ausrede und "die anderen sind schuld". Überlege dir, was genau ihre Erwartung ist, und frage das im Zweifel auch explizit nach. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die sich einrichten lassen. Wenn nicht, kommt es auf die Liste der Dinge, die mit Medis besser laufen sollen.

Zitat von Stefanowskij im Beitrag #1
Meine Frau muss einfach viel mehr machen ,weil ich es nicht schaffe. Das schmerzt mich und ich Frage mich oft, was eigentlich mein Beitrag zur Beziehung ist.

Frage nicht dich, frage deine Frau. Was genau soll dein Beitrag zur Beziehung sein? Und wenn du da im Alltag nicht selbst drauf kommst, darf deine Frau dich gerne entsprechend "anstupsen".

Zitat von Stefanowskij im Beitrag #1
..., die sich einfach nur einen "normal" funktionierenden Mann wünscht.

Hat sie das so formuliert? Dann wird es schwierig bis unmöglich. Oder ist das dein Eindruck? Dann lass es uns umformulieren, ohne "normal". Und frage sie, was genau sie sich wünscht.

Zitat von Stefanowskij im Beitrag #1
Ich hoffe, dass ich mit medikamentöser Einstellung irgendwie konzentrierter werde.

"Erkläre ADHS ohne die Wörter Aufmerksamkeit, Konzentration, Impulsivität und Hyperaktivität - und bitte auch ohne die Wörter Krankheit und Leiden" ist unser Ziel. Wer diese Begriffe braucht, hat die ADHS noch nicht verstanden.

Zitat von Stefanowskij im Beitrag #1
Habt ihr vielleicht sonst noch Tipps zur Selbstorganisation oder wie man seinen Alltag in den Griff bekommt?

Geht's noch globalgalaktischer . Stelle konkrete Fragen, dann bekommst du konkrete Antworten.

Zitat von Stefanowskij im Beitrag #1
Es wäre auf jeden Fall schön, hier eine Art Support zu erhalten.

Den kannst du haben. Stelle Fragen - wir antworten, dafür sind wir da.

Zitat von Stefanowskij im Beitrag #1
Ich denke, ich werde mich zusätzlich nach einer Selbsthilfe Gruppe umschauen.

Die meisten Selbsthilfegruppen findest du hier: ADHS Deutschland e.V.

Wir lesen uns ...

Lesen gefährdet die Dummheit


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05.03.2022 11:50
#4
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Hi Susanne,
vielen Dank für die Antwort. Das war schon ziemlich das, was ich mir unter globalgalaktischer Unterstützung vorstellen ;) einfach das alles mal zu hören und auch Liste der Dinge. Einfach Danke (mir kommen gerade die Tränen).

Ich glaube es Dauer nocht etwas bis ich mich darauf einlassen kann, dass es keine "Krankheit" sondern eher eine Besonderheit ist (rational weiss ich das natürlich, ich habe länger mit menschen mit geistiger Beeinträchtigung gearbeitet und man ist nicht behindert, man wird behindert :)). Im Moment hilft mir diese Perspektive , weil es mir zeigt, dass nicht ich das Problem bin und das entlastet mich sehr. Ich habe mich mein ganzes Leben gefragt, was an mir "falsch" ist.

Über die Erwartungshaltung in unsere Beziehung werden wir reden müssen. Davor habe ich zwar jetzt schon Angst aber da muss ich wohl durch. Ich glaube die Formulierung "normal" hat sie nicht benutzt. Ich fühle mich halt schlecht, weil ich ihr weder im Haushalt noch bei den Kindern viel abnehmen kann weil es dann eben so läuft wie es läuft. Das wären wirklich Dinge, die auf die Liste kommen sollen, dieicj (hoffentlich) mit Medis besser kann. Wir haben zwei Dauer-Pflegekinder aufgenommen und da ist es immer "doppelt schlimm" wenn das Kind hin fällt weil es dann beim nächsten Mal beim Besuchskontakt mit dem blauen Fleck der Herkunftsmutter oder dem Jugendt präsentiert wird. Und es fällt meistens hin weil ich nicht aufmerksam genug oder umorganisiert war. Mein einziger Beitrag ist quasi Geld verdienen und es halt nicht mehr 1950. Siebhatin diesen Dingen nicht das Gefühl, dass sie sich auf mich verlassen kann. Und das kann ich auch irgendwie verstehen. (Es tut allein gut, dass mal alles formulieren zu können. Nochmal danke allen hier fürs Lesen /zuhören).


Zum Schluss noch wirklich eine konkrete Frage:
Kennst du oder jemand hier das Buch "Das große Handbuch für Erwachsene mit ADHS" von Russel A. Barkley?/ taugt das was?

Danke und bis bald,
Stefan


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05.03.2022 12:02
#5
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Achso und meine Frau weiß von dem ADHS-Verdacht.


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05.03.2022 12:28 (zuletzt bearbeitet: 05.03.2022 12:52)
#6
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Hallöchen Stefan
Ich begrüße uns mal gleich beide im Forum ...bin mit 54 Jahre quasi auch gerade erst aus dem ADHS-Ei geschlüpft.
Du schreibst das du die Termine beim Psychologen zur offiziellen Diagnose noch vor dir hast.

Ich habe das schnell abgearbeitet indem ich schon im Vorfeld meine "Anamnese aus meinen Erinnerungen" angefertigt hatte. Die Fragebögen waren dann auch schnell abgearbeitet...

Bei der Anamnese ging es bei mir um meinen Werdegang, also häufiger Klassen/Schule wechsel usw. auch ob man schon in psychotherapeutischen Einrichtungen (Heimkind) war.
Ich habe aufschreiben müssen, wie bei vielen oder sogar jedem Menschen mit ADHS, das ich stets von Psychologen und meinem Umfeld abgelehnt wurde. Und das ganze am besten chronologisch aufschreiben damit könntest du dir mindestens einen Termin sparen und die Diagnose Termine abkürzen. Das hängt natürlich vom Diagnostiker*in ab...

Ohne diesen "Zettel" geht es ja für keinem von uns wirklich weiter. Damit meine ich das ich es jetzt schriftlich habe und wie du ja auch schon geschrieben hast endlich ein gewisser Nebel verschwunden ist und quasi mein ganzer Werdegang logisch daher kommt.

Meine Unruhe macht mir also jetzt kein Stress mehr

Ich hoffe es geht dir auch bald so und wünsche dir eine schnelle Diagnose.

Besonders weil Termine nicht so schnell an einem Stück zu bekommen sind. Besonders nach der Diagnose wenn du dich auch für eine Medikamentierung entscheiden solltest macht die Einmedikmentierung ja dann der Psychiater und die sind noch überlasteter...


Ich wünsche uns allen viel Spaß hier im Forum

P.S.
Wenn ich Termine zur Einmedikamentierung habe werde ich natürlich hier im Forum darüber Berichten

noch ein P.S
Für eine Buchempfehlung könnte ich dir die GFK gewaltlose Kommunikation von Rosenberg empfehlen.
Habe die CD gekauft weil das geschriebene Wort meinen Geist verwirrt und für mich ist Kapitel 9-12 sehr Hilfreich.


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05.03.2022 18:40
#7
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Zitat von Stefanowskij im Beitrag #4
..., dass es keine "Krankheit" sondern eher eine Besonderheit ist

Och, ich hab da kein Problem mit, wenn du es Behinderung nennst. So ne ADHS ist selten nur eine Persönlichkeitsvariante. Und in dem Moment, in dem du Hilfe - welche auch immer - brauchst, ist ja etwas da, das dich behindert.

Mit "Krankheit" habe ich ein Problem, weil man nicht einfach so an einer ADHS "erkranken" kann - man wird mit ADHS geboren.

Zitat von Stefanowskij im Beitrag #4
Über die Erwartungshaltung in unsere Beziehung werden wir reden müssen.

Sicher. Aber nimm dir das nicht gleich nächste Woche auf die Agenda. Lass uns noch ein bisschen darüber sprechen, damit du da auch "sattelfest" bist.

Zitat von Stefanowskij im Beitrag #4
Mein einziger Beitrag ist quasi Geld verdienen und es halt nicht mehr 1950. Siebhatin diesen Dingen nicht das Gefühl, dass sie sich auf mich verlassen kann.

Die Kids sind 1 und 3? Was hältst du davon, wenn du dich erst mal eine Weile immer nur um ein Kind kümmerst? Den kleinen Zwerg kannst du in den Kinderwagen packen und einen großen Spaziergang (am besten im Grünen) machen, mit dem großen Zwerg kannst du auf den Spielplatz gehen oder Duplo bauen oder vorlesen oder bei McD oder dem großen schwedischen Möbelhaus ins Bällebad.

Im Haushalt kannst du dich erst mal freiwillig um eine ganz bestimmte Aufgabe kümmern. Such dir was aus und mach es einfach, ohne Aufforderung, jeden Tag.

Auf dieser Basis hast du bei einem Grundsatzgespräch bessere Karten.

Zitat von Stefanowskij im Beitrag #4
Nochmal danke allen hier fürs Lesen /zuhören

Gerne! Dafür sind wir da.

Zitat von Stefanowskij im Beitrag #4
Kennst du oder jemand hier das Buch "Das große Handbuch für Erwachsene mit ADHS" von Russel A. Barkley?/ taugt das was?

Ich kenne es zwar nicht aber ja, es taugt was. Russel Barkley ist sowas wie der ADHS-Papst in den USA. Dieses Buch hat aber ein anderes Thema als das oben empfohlene Buch von Cordula Neuhaus. Es geht ja, wenn ich dich richtig verstanden habe, erst mal um deine Beziehung - ADHS hin oder her.

Lesen gefährdet die Dummheit


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05.03.2022 21:09 (zuletzt bearbeitet: 05.03.2022 21:12)
#8
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Willkommen in unserem Forum, Jens!

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #6
Du schreibst das du die Termine beim Psychologen zur offiziellen Diagnose noch vor dir hast.

Nein, er schreibt, dass er im April einen Termin beim Psychiater hat:
Zitat von Stefanowskij im Beitrag #1
Leider ist es erst im letzten halben Jahr in meiner Psychotherapie offenbar geworden, dass ich wohl ADHS habe (eine Diagnose beim Psychiater steht noch aus, aber ich habe für April einen Termin).


Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #6
indem ich schon im Vorfeld meine "Anamnese aus meinen Erinnerungen" angefertigt hatte.

Ja, es macht durchaus Sinn, vor Diagnose- und anderen wichtigen Terminen erst mal alles aufzuschreiben, gerne chronologisch. Aber als Anamnese würde ich meinen Aufschrieb nicht abgeben. Vielleicht werden ja ganz andere Fragen gestellt.

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #6
damit könntest du dir mindestens einen Termin sparen und die Diagnose Termine abkürzen. Das hängt natürlich vom Diagnostiker*in ab...

Schnellschnell und alles abkürzen geht definitiv auf Kosten der Qualität. Und ja, das siehst du richtig: Es hängt alles vom Diagnostiker ab.

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #6
Besonders weil Termine nicht so schnell an einem Stück zu bekommen sind.

Das ist von Dorf zu Dorf verschieden und kommt auch darauf an, ob du in einer Ambulanz bist oder bei einem niedergelassenen Psychologen/Psychiater.

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #6
macht die Einmedikmentierung ja dann der Psychiater und die sind noch überlasteter...

Wieso das? Bei uns hier bekommst du schneller einen Termin beim Psychiater als beim Psychologen. Und auch die Kiste mit der Titration läuft in jeder Praxis anders ab. Man kann einfach nicht davon ausgehen, dass es überall gleich abläuft. Es ist ja auch keine ADHS gleich wie eine andere.

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #6
Ich wünsche uns allen viel Spaß hier im Forum

Den haben wir, sei versichert - einige hier schon seit mehr als 15 Jahren .

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #6
Für eine Buchempfehlung könnte ich dir die GFK gewaltlose Kommunikation von Rosenberg empfehlen.

"Gewaltfreie Kommunikation" ist eine generelle Anleitung für positive Kommunikation. Für ein gutes Partnergespräch über ADHS ist erst mal wichtiger, dem Gegenüber Kenntnisse über ADHS zu vermitteln. Die sollte man sich aber zuerst selbst aneignen. Mit zu oberflächlichem Wissen begibt man sich da mitunter auf sehr dünnes Eis.

Ich hoffe, wir haben Stefan jetzt nicht allzu sehr verwirrt. Es ist für uns alle einfacher, wenn jeder Teilnehmer ein eigenes Thema eröffnet.

Lesen gefährdet die Dummheit


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06.03.2022 20:15
#9
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Ach, alles gut. Ich lasse das mit der Diagnose auf mich zukommen. Und solche Sachen aufschreiben, kann ja echt nicht schaden. Eine Freundin von uns ist GFK-Trainerin, da bin ich daher halbwegs im Thema, meine lieben Giraffen ;)


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07.03.2022 16:50
#10
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Hallo Stefan, ich will mich hier gar nicht mit Ratschlägen einmischen, da sind unsere Mods / Selbsthilfegruppenleiterinnen schon die richtigen Ansprechpartner. ;) Ich möchte dir aber Mut machen. Meine Situation vor ein paar Jahren war genau die gleiche, wie du sie jetzt beschreibst. Durch die Kinder kam so viel Druck auf den Kessel, dass die Sollbruchstellen irgendwann anfingen zu reißen. Meine Frau war enttäuscht und unzufrieden. Warum? Nicht weil objektiv betrachtet unser Alltag so furchtbar gewesen wäre. Klar, man kriegt nicht alles so, wie man es sich wünscht, aber wenn man sich mal ganz neutral fragt, "wie schlimm ist es wirklich auf einer Skala von nerviges Ärgernis bis exestentielle Notlage?" sind die meisten Sachen näher am nervigen Ärgernis. Die Enttäuschung kommt daher, weil unsere Partnerin es als Achtlosigkeit empfindet. Sie denkt sich, so schwer ist es doch nicht, bin ich es ihm denn nicht wert? Und wir spüren das natürlich auch, und wollen es dann unbedingt besser machen, und strengen uns an wie sonstwas, aber am Ende klappt es doch wieder nicht, wir wissen selbst nicht wieso. Und dann haben wir das Gefühl, das ist alles, was sie sieht, und die ganze Anstrengung zählt einfach gar nichts, man fällt am Ende wieder auf Null Punkte.

Wenn dann auch noch Depression dazu kommt, dann sehen wir das natürlich zusätzlich noch dramatischer, als es ist. Wir sind uns sicher, sie liebt uns nicht mehr, wir können uns irgendwann gar nicht mehr vorstellen, dass sie uns überhaupt noch sehen mag. Die Depression erstickt unsere Lebensfreude und damit auch das, was uns ursprünglich mal in der Beziehung liebenswert gemacht hat. Und das Perfide ist ja, dass man nicht immer weiß, ob es jetzt gerade die Depression ist, die da spricht. Es fühlt sich ja einfach alles so plausibel an.

Die gute Nachricht ist, wenn sie weiß, was los ist, und sich informiert, und ihr offen darüber reden könnt, dann könnt ihr eure Leitplanken neu verhandeln. Dann kannst du ihr ein Stück entgegen kommen, und sie kann deine Anstrengung würdigen. Sie kann sehen, dass sie dir nicht egal ist, und du kannst sehen, dass du keine Enttäuschung für sie bist.

Bei mir ist der Verdacht auf ADHS vor eineinhalb Jahren und der Verdacht auf Depression vor einem Jahr aufgekommen. Ich bin nun in Behandlung für beides, meine Frau und ich haben eine Paarberatung gemacht, und ich kann ganz ehrlich sagen, ich hätte nicht geglaubt, dass mein Leben und meine Beziehung noch mal so schön werden. Ich bin dafür jeden Tag dankbar.

Was den Haushalt angeht, fand ich es unheimlich hilfreich, ganz konkrete Dinge zu vereinbaren. Früher war es halt so, ich sollte irgendwie mehr mithelfen und ich habe es dann mal mehr und mal minder gut hinbekommen und wusste nie, ob ihr das nun reicht. Jetzt haben wir ganz konkret vereinbart, dass ich unter der Woche, wenn ich im Home Office arbeite, immer in der Mittagspause die Spülmaschine ein- und ausräume. Wenn ich mehr schaffe, ist das Bonus, aber mehr muss ich nicht machen. Und hey, allein die Tatsache, dass ich weiß, damit habe ich meinen Teil der Verabredung eingehalten, motiviert ungemein. (Ich mache dann noch den Wochenendeinkauf und am Wochenende machen wir gemeinsam ein bisschen Heim und Garten und die Kinder müssen dann auch ihre Zimmer aufräumen. Das Haus sieht immer noch nicht so aus, wie meine Frau es gerne hätte, aber sie kann das so jetzt akzeptieren.)


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