Ich bin auch neu hier

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17.09.2016 14:27
avatar  Aladdina ( gelöscht )
#1
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Aladdina ( gelöscht )

Ein HALLO in die Runde,

ich bin seit ein paar Tagen hier angemeldet und schaffe es jetzt erst, etwas zu schreiben. Sicher kennt ihr das alle, nie ist wirklich Zeit...

Wir haben im Mai die Diagnose ADHS bekommen. Mein Sohn ist 9 und in der 3. Klasse.
Bis zur Einschulung gab es kaum Probleme. Ich hatte ein totales Luxuskind. Alles lief von allein, wo andere ständige Kämpfe hatten ( Durchschlafen, Schnuller, Windel).
Aber seit der Einschulung scheint es jeden Tag schlimmer zu werden.
Zuhause geht es gut, wir haben es hier gut im Griff, weshalb wir uns mit dem SPZ auf eine Verhaltenstherapie ohne Medikamente geeinigt haben. Gleichzeitig haben wir zu den Sommerferien einen Klassenwechsel bewirkt, da die alte Lehrerin überhaupt nicht mit ihm zurecht kam, ihn regelrecht fertig gemacht hat und nur gefordert hat. Selbst die Therapeutin hat schon bestätigt, dass er ein sehr geringes Selbstwertgefühl hat...
Jetzt, nach dem Wechsel wird es leider nicht besser. Ich habe gestern einen Brief bekommen, wo sie ihm Unerzogenheit unterstellt ( das nehme ich als persönliche Beleidigung und als Zeichen, dass sie sich mit der Problematik ADHS nicht wirklich befasst hat) und anzweifelt, dass wir uns an die Absprache halten, dass er eine Therapie besucht. Ich weiß nicht, was sie erwartet hat. Er war jetzt ca. 7 Mal zur Therapie... Zaubern kann die Therapeutin leider nicht. Da müssen Lehrer wohl leider doch mitarbeiten ....

Ich schwanke seit einer Woche zwischen Wutausbrüchen und Heulanfällen und weiß so langsam nicht mehr ein noch aus.

Sorry, dass ich hier nur jammere. Ich denke, ihr versteht mich.


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17.09.2016 14:29
avatar  Aladdina ( gelöscht )
#2
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Aladdina ( gelöscht )

Sorry, vergessen. Bin einfach durch im Moment

Viele Grüße
Aladdina


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17.09.2016 18:20
avatar  lupa
#3
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Hallo Aladdina,

herzlich willkommen hier bei uns im Forum!

Zitat von Aladdina im Beitrag #1
Sorry, dass ich hier nur jammere. Ich denke, ihr versteht mich.

Ja, das tun wir und dafür sind wir - auch - hier.
Zitat von Aladdina im Beitrag #1
Mein Sohn ist 9 und in der 3. Klasse.
Gleichzeitig haben wir zu den Sommerferien einen Klassenwechsel bewirkt, da die alte Lehrerin überhaupt nicht mit ihm zurecht kam

Vielleich eine blöde Frage: Wenn Dein Sohn jetzt in Klasse 3 ist, hätte er dann mit Beginn der 3. Klasse nicht sowieso eine neue Lehrerin bekommen? Vielleicht ist das von Bd.land zu Bd.land verschieden. Bei uns wechseln die Lehrer in der GS in der Regel im Zwei - Jahres - Rhythmus.
Zitat von Aladdina im Beitrag #1
und nur gefordert hat

Leider ist das so ... je höher die Klassenstufe, um so mehr ziehen die Forderungen an. Gerade der Wechsel von Klasse 2 nach 3 macht da oft einen deutlichen Unterschied ... und damit unseren Kindern das Leben besonders schwer. Aber Du sprichst ja hier noch von der alten Lehrerin, also von Klasse 2 ... verstehe ich das richtig? Und da gab es schon ein Problem mit den Forderungen der Lehrkraft? Worum ging es denn dabei? Kannst Du da ein Beispiel geben? Ging es eher ums Lern - und Arbeitsverhalten oder ums Sozialverhalten?
Zitat von Aladdina im Beitrag #1
Jetzt, nach dem Wechsel wird es leider nicht besser.

Sorry, ich will Dich bestimmt nicht ärgern. Aber wenn es nach dem Wechsel nicht besser wurde, dann hatten die Probleme wohl doch nicht ausschließlich mit der Lehrkraft zu tun, oder?
Zitat von Aladdina im Beitrag #1
Ich habe gestern einen Brief bekommen, wo sie ihm Unerzogenheit unterstellt [...] und anzweifelt, dass wir uns an die Absprache halten, dass er eine Therapie besucht.

Das ist natürlich ärgerlich und verletzt einen als Mutter / Eltern. Ich würde es aber nur als Indiz dafür ansehen, wie sehr sich auch die Lehrkraft mit der Situation mit Sohn überfordert fühlt.
Zitat von Aladdina im Beitrag #1
Er war jetzt ca. 7 Mal zur Therapie...

Das ist gut, dass ihr eine Verhaltenstherapie in Angriff genommen habt!
Zitat von Aladdina im Beitrag #1
Ich weiß nicht, was sie erwartet hat.

Wissen kann ich das natürlich auch nicht. Aber nach den Erfahrungen als Mutter und hier im Forum würde ich mal vermuten: sie erwartet ein "funktionierendes" Kind, das sich angepasst - unauffällig verhält, gut mitmacht und den Unterricht nicht stört. Das, was Lehrer sich eben so wünschen.
Zitat von Aladdina im Beitrag #1
Da müssen Lehrer wohl leider doch mitarbeiten ....

Ja, das sollten sie zweifellos. Der ADHS kann man am wirkungsvollsten begegnen, wenn alle Beteiligten am gleichen Strang ziehen.

Ich stelle mir da aber noch eine ganz andere Frage:
Zitat von Aladdina im Beitrag #1
Zuhause geht es gut, wir haben es hier gut im Griff, weshalb wir uns mit dem SPZ auf eine Verhaltenstherapie ohne Medikamente geeinigt haben.

Dass es bei Euch zu Hause gut läuft ... Glückwunsch! Das ist super und das freut mich für euch! Dann gehe ich mal davon aus, dass ihr zu Hause Vieles mit Sohni schon richtig macht ... wir nennen das hier auch gerne "artgerechte Haltung".

Was ich aber nicht verstehe, ist der Zusammenhang, den Du im Anschluß herstellst: "weshalb wir uns ... auf eine Verhaltenstherapie ohne Medikamente geeinigt haben". - ??? - Was denkst Du, aus welchem Grund die Tatsache, dass es zu Hause gut läuft, auch bedeutet, dass eine Therapie "ohne Medikamente" ausreichend ist? Und was meint in diesem Zusammenhang die Formulierung "mit dem SPZ geeinigt"? Hat das SPZ auch diese Ansicht vertreten?

Mal ein bißchen Grundsätzliches zum besseren Verständnis:
Eine ADHS ist nicht nur impulsives, zappeliges Verhalten und / oder Unkonzentriertheit.
Eine ADHS ist eine Störung der Selbstregulation und der exekutiven Funktionen des Gehirns. Diese werden ursächlich ausgelöst durch eine Stoffwechselstörung im Dopaminhaushalt des Gehirns Deines Sohnes.
Solange diese Ursache nicht wirkungsvoll behandelt wird, ist es also mehr als fraglich, ob Dein Sohn zukünftig zu einer besseren Selbsregulation in der Lage sein wird ... auch MIT Verhaltenstherapie. In der Regel kann eine Verhaltenstherapie bei einer AHDS erst auf der Grundlage einer angemessenen Medikation richtig wirksam werden.

Zum Vergleich:
Angenommen, Dein Kind hat in der Schule Schwierigkeiten beim Lesen, weil es schlecht sieht. Sagst Du dann auch: "Zu Hause sieht Kind doch alles ... den Tisch, die Stühle, den Schrank, das Bett. Er läuft nicht gegen die Möbel und kann auch problemlos Fernsehen schauen. Also sieht er doch. Deshalb haben wir uns gegen eine Brille entschieden und fahren Sohn jetzt jede Woche zum Nachhilfeinstitut, damit er dort eine Leseförderung bekommt."
Glaubst Du, die Mühen von Lehrer und Sohn im Nachhilfeinstitut wären von Erfolg gekrönt .... solange Sohn keine Brille bekommt???

Es ist eben ein Unterschied, ob Kinder zu Hause im gewohnten Umfeld und im Idealfall unter maßgeschneiderten Verhältnissen zurecht kommen oder ob sie in einer Gruppe von 25 Kindern einen ganzen Schulvormittag mit all seinen Anforderungen an Sozialverhalten, Konzentration und Leistung auf Abruf bestehen müssen.

Die Frage, ob und wann Medikamente zur Behandlung einer ADHS sinnvoll und notwendig sind, richtet sich im Wesentlichen nach der Frage des Leidensdrucks aller Beteiligen. Und jetzt schau dir daraufhin diese Zitate noch mal an:
Zitat von Aladdina im Beitrag #1
Aber seit der Einschulung scheint es jeden Tag schlimmer zu werden.

... da die alte Lehrerin überhaupt nicht mit ihm zurecht kam, ihn regelrecht fertig gemacht hat und nur gefordert hat.

Selbst die Therapeutin hat schon bestätigt, dass er ein sehr geringes Selbstwertgefühl hat...

Jetzt, nach dem Wechsel wird es leider nicht besser.

Ich habe gestern einen Brief bekommen, wo sie ihm Unerzogenheit unterstellt

Ich schwanke seit einer Woche zwischen Wutausbrüchen und Heulanfällen und weiß so langsam nicht mehr ein noch aus.

Ich lese aus diesen Zeilen heraus:
- Sohn leidet
- Eltern leiden
- Lehrer leiden
- der Druck steigt
- es wird immer schlimmer
- letztlich sind alle ratlos und suchen die "Schuld" der Einfachheit halber beim Anderen.

Und jetzt meine Frage:
Was denkst Du, wie groß der Leidensdruck auf allen Seiten noch werden muss, bevor der Einsatz von Medikamenten sinnvoll und notwendig wäre???

Die Therapie einer ADHS sollte auf drei Säulen ruhen:
- Elterntraining
- Verhaltentherapie
- medikamentöse Behandlung

Die Verhaltenstherapie habt ihr in Angriff genommen.
Um ein Elterntraining könnt / solltet ihr Euch kümmern .... bald.
Und ihr solltet wenigstens bereit sein, über die Sinnhaftigkeit einer medikamentösen Behandlung neutral und ergebnisoffen nachzudenken.

Liebe Grüße
lupa

Earth is flat, pigs can fly and ADHD doesn't exist..

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17.09.2016 19:36
avatar  3,1415
#4
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Hallo Aladdina und herzlich willkommen bei uns im Forum!

Ich kann Lupa nur zustimmen. Vielleicht eine kleine Ergänzung: Wir haben hier einen wunderbaren Jungen, mit dem wir daheim i.d.R. relativ problemlos klarkommen (wobei relativ problemlos gleichbedeutend ist mit "nicht mehr Probleme als Normalo-Eltern auch hätten"). Trotzdem nimmt er in der Schulzeit ein retardiertes Medikament. Es ist eben eine andere Situation bei uns daheim im Vergleich mit der Situation in der Schule. Mehr Kinder, andere Ansprüche, Lärm, Ablenkungspotential ohne Ende, Selektionsschwierigkeiten etc. Und eine Sache darf man dabei auch nicht vergessen: I.d.R. wollen unsere Kinder alles gut und richtig machen und setzen sich damit oft unter Druck. V.a. wenn sie merken, dass Lehrer (und vielleicht auch Eltern) genervt und gestresst sind. Dem Druck können sie auf Dauer jedoch nicht standhalten.

Deshalb verschließt Euch dem Gedanken an eine passende Medikation bitte nicht. Bei euch daheim liegt ganz offensichtlich nicht das Problem. Aber der Diabetiker haut sich das Insulin ja auch nicht dann rein, wenn der Blutzuckerspiegel in Ordnung ist

Ich bin Optimist - ich löse Sudokus mit Kugelschreiber!

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17.09.2016 19:47
avatar  Aladdina ( gelöscht )
#5
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Aladdina ( gelöscht )

Hallo lupa,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

Ich versuche mal, alles zu beantworten.

1. bei uns ist das von Schule zu Schule unterschiedlich. Leider hätte bei uns die Lehrerin nicht gewechselt. Er hätte sie noch bis Ende der 4. Klasse behalten.

2. Das mit dem Fordern meinte ich eher uns als Eltern gegenüber. Auf einem Förderplan standen nur Punkte, was wir als Eltern alles zu tun hätten (u.a. dass wir ihn nicht loben sollen, wenn er etwas nur gut und nicht perfekt gemacht hat). Alle Vorschläge und Gespräche waren völlig umsonst. Selbst die Kinderärztin hat uns den Klassenwechsel nach einem Telefonat mit ihr empfohlen. Auch sie hat wohl wenig Einsicht sehen können. Die Lehrerin war einfach auch nicht bereit, sich mit der Problematik zu befassen und hat ihn aus der Klasse geschmissen, ihn mit Stellwänden isoliert und zu guter Letzt hat sie andere Kinder dazu aufgefordert, mir zu berichten, wie sehr mein Sohn doch die Klasse stört.
Ich hatte schon gehofft, dass die neue Lehrerin, die ja von Anfang an von seinen Problemen weiß, sich ein wenig damit befasst. Ich will das nicht ausschließen, aber gerade fühl ich mich eben sehr gekränkt von der augenscheinlichen Unwissenheit.

3. Da es zu Hause gut funktioniert, sind wir davon ausgegangen, dass "bei artgerechter Haltung" (netter Begriff) es auch in der Schule funktionieren kann und eigentlich sehe ich es auch nicht ein, dass ich mein Kind mit Medis vollpumpen soll, nur weil die Lehrer nicht fähig sind. Sorry, ist jetzt böse, aber ich bin einfach grad mega geladen.
Wir haben am Mittwoch einen Termin bei der Therapeutin und ich denke, dass sie uns auch Medis empfehlen wird. Und bevor mein Sohn noch mehr in ein Loch fällt, werden wir es wohl probieren. Eine passende Schule gibt es bei uns wohl leider nicht.
Leider hab ich im Bekanntenkreis nur schlechte Erfahrungen mit Ritalin und Co. gehört und kann nur hoffen, dass es bei uns besser funktioniert. Denn ein depressives stillgelegtes Kind könnte ich nicht ertragen. Ich liebe seine Fröhlichkeit und seine lustige, lebensfrohe Art.

Auch wenn mir - wie vermutlich den meisten hier - die Zeit fehlen wird, regelmäßig hier vorbei zu schauen, werde ich trotzdem weiter berichten, auf was wir uns geeinigt haben.

Viele Grüße
Aladdina


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17.09.2016 21:01
avatar  FaVe
#6
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LIebe Alladina!

Auch von mir nochmal ein herzliches Willkommen im Forum!

Meine Vorschreiberinnen haben ja schon viel geschrieben, im wesentlichen stimme ich zu. Aber auch bei meinem Kind gab es nach der Diagnose zuerst eine Phase, in der versucht wurde, nur mit Konzentrationstraining eine Besserung zu erzielen.

Schade, dass es in deiner Umgebung schlechte Erfahrungen mit der medikamentösen Behandlung von ADHS mit dem Wirkstoff Methylphenidat gegeben hat. Wir hier haben inzwschen vielfältige Erfahrungen damit gemacht und überwiegend ist wohl zu sagen, dass dieser Wirkstoff unseren Kindern geholfen hat, mit ihrer Impulskontrollstörung klarzukommen.

Von meinem Kind kann ich auch in keinster Weise behhaupten, dass es ruhiggestellt wäre: ganz im Gegenteil: oft ist es ohne Medikamente reizbar, von allen Eindrücken und Anforderungen der Umwelt ans Kind überfordert ... Ich bin mir sicher, dass mein Kind in Wirklichkeit so ist, wie mit Mediwirkung: umgänglich, tolerant, zugänglich, hilfsbereit, aber noch genauso kreativ und ideenreich wie ich es mir wünsche: meistens fällt es ihm sogar leichter, alle Ideen nachzuverfolgen und umzusetzen, da er sich viel leichter drauf konzentrieren kann. Ja, er ist weniger zappelig, hält mehr still, aber ist auch viel kommunikativer, kompromissbereiter ....

Und egal, wie sehr sich Lehrer bemühen, in einer Klasse von 25 bis 30 Schülern kann man es oft nicht jedem einzelnen in jeder Situation recht machen. Eure Erfahrungen scheinen ziemlich estrem zu sein ( Stellwände usw.) Aber das ist auch eine Erfahrung, die hier viele machen, zu Hause und in der Situation 1 zu 1 reagieren unsere Kinder immmer anders als in der Gruppe!!!

Und da sind in der schule nciht nur die Lehrer: auch andere Kinder können anstrengend sein!!

Grüße FaVe

Wenn Plan A nicht funktioniert ... kein Problem, das Alphabet hat noch 25 andere Buchstaben!


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17.09.2016 21:11
avatar  lupa
#7
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Das, was Du unter Punkt 2 über Schule und Lehrerin schreibst, hört sich echt gruselig an. Da kann ich den Klassenwechsel vollkommen nachvollziehen. Sowas muss man unseren Kindern nicht zumuten.

Zitat
... und eigentlich sehe ich es auch nicht ein, dass ich mein Kind mit Medis vollpumpen soll, nur weil die Lehrer nicht fähig sind


Da sind wir uns vollkommen einig: DESHALB würde ich meinem Kind auch keine Medikamente geben. Der Denkansatz stimmt aber nicht: es geht nicht um die Lehrer. Es geht um den Leidensdruck, den DEIN KIND hat. Und dafür lohnt sich das Medi auf jeden Fall.

Und bitte: nimm es mir nicht übel ... aber auf die Formulierung "mit Medis vollpumpen" reagieren wir hier im Forum sehr empfindlich. Keiner hier möchte sein Kind mit irgendetwas vollpumpen. Wir behandeln unsere Kinder nach einer ausführlichen Diagnostik nach Anweisung eines Facharztes mit einem hochwirksamen Medikament. That's it.

Zitat
Leider hab ich im Bekanntenkreis nur schlechte Erfahrungen mit Ritalin und Co. gehört und kann nur hoffen, dass es bei uns besser funktioniert. Denn ein depressives stillgelegtes Kind könnte ich nicht ertragen. Ich liebe seine Fröhlichkeit und seine lustige, lebensfrohe Art.


Statt Ritalin & Co sprechen wir hier von Medikamenten mit dem Wirkstoff Methylphenidat oder auch MPH.
Was waren das denn genau für schlechte Erfahrungen?
Depressiv - stillgelegte Kinder kenne ich weder bei mir zu Hause, noch könnte ich mich hier im Forum an entsprechende Kinder erinnern. Wir alle hier lieben unsere fröhlich - kreativ - lebensfrohen Kinder. Würden sie diese Eigenschaften einbüßen, wären wohl keine Eltern bereit, ihren Kindern ein solches Medikament zu geben.
Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich Dir nur sagen: meine beiden Kinder bekommen seit 5 und 7 Jahren verschiedene MPH - Präparate. Depressiv - stillgelegt waren sie davon noch nicht eine Minute.
Die gravierendste Nebenwirkung von MPH - Medikamenten ist die Appettitlosigkeit während der Wirkdauer. Das war's dann aber auch schon so ziemlich. Im Vergleich zu der Hilfe, die unsere Kinder durch sie erfahren, empfinde ich MPH - Medikamente deshalb als großen Segen.

LG
lupa

Earth is flat, pigs can fly and ADHD doesn't exist..

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18.09.2016 09:49
avatar  Aladdina ( gelöscht )
#8
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Aladdina ( gelöscht )

Vielen Dank für die vielen Antworten.

Sorry, wenn ich mich an manchen Stellen falsch ausdrücke, für mich ist das noch ziemliches Neuland.
Ich arbeite im Vorschulbereich und hatte vorher nur die Meinung, dass ADHS mit richtiger "Führung" gut zu händeln ist. Bisher hat das bei uns in der Einrichtung auch so geklappt. Umso mehr frustriert es mich eben, dass es in der Schule dann NICHT klappt.

Wie auch immer, wir werden uns schon darauf einlassen, wenn wir die Empfehlung für Medikamente bekommen. Vermutlich haben meine Bekannten zu früh aufgegeben. Eine, die mir aus erstewr Hand (und nicht über mehrere Ecken) berichtet hat, hat die Behandlung abgebrochen, weil ihr Kind am Nachmittag alles rausgelassen hat, was es am Morgen in der Schule aufgestaut hat. Es war unerträglich. Allerdings war da evtl. auch nicht die richtige Dosierung oder kein retard oder was auch immer eingestellt. Ich hoffe einfach mal, dass es bei uns besser läuft.

Viele Grüße
Aladdina


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18.09.2016 11:13 (zuletzt bearbeitet: 18.09.2016 11:14)
avatar  smilla
#9
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Hallo Alladina,

auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum!!

Es ist klar, dass wenn man mit einer ADHS im eigenen Umfeld konfrontiert wird, plötzlich vieles überdenken muss. Selbstverständlich kann man, wie beim Schlagzeug lernen auch, nicht alles auf einmal wissen!!

Meine lieben Kolleginnen hier haben Dich schon super informiert und Dir Tipps gegeben. Leider ist jede ADHS anders, also geht man den Weg letztendlich leider auch sehr alleine (außer hier im Forum)!!

Vollpumpen, das sagte lupa schon, ist ein sehr blöder Begriff!! Unsere Kinder kriegen die Tabletten ja schließlich nicht weil nichts anderes zum Frühstück da ist. Und glaube mir eines: auch mit Medis bleibt unterm Strich noch mehr ADHS übrig, als Du Dir vorstellen kannst Und es ist alles ander als ein Ruhig stellen. MIT, haben sie wenigstens eine Chance, dabei zu sein und auch zu zeigen was für wunderbare Menschen sie sind. Aber MIT bleibt trotzdem auch noch genug Potenzial über, was immer wieder zu Ärger und Konfrontationen führen kann, leider

Unser Schulsystem funktioniert leider nicht wie im ZDF- Montagskino: Keine Lehrkraft kommt um die Ecke und sagt

"Frau Alladina, bitte keine Tabletten, wir schaffen dass auch, denn ich bin dermaßen hochmotiviert dass ich gar nicht weiss was im ADHS-Bereich ich für ihr Kind zuerst tun soll!!!!"

Geht auch gar nicht. Aber letztendlich gibst Du nichts für die Lehrerin sondern einzig und allein um Deinem Kind zu helfen, basta!!

Zitat
weil ihr Kind am Nachmittag alles rausgelassen hat, was es am Morgen in der Schule aufgestaut hat.



Man kann sich ja vorstellen unter welch einem Druck ein Kind steht wenn es alles richtig machen soll! Und auch trotz Medis muss es den größten Teil eines Schultages alleine stemmen. DAS IST MEGASCHWER!! Wo, wenn nicht zu Hause muss das Kind diesen Druck auch mal loswerden dürfen? In der Schule und Draußen ist es ja nicht gewollt!!

LG, smilla


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18.09.2016 22:33
avatar  lupa
#10
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Zitat
Sorry, wenn ich mich an manchen Stellen falsch ausdrücke


Du sollst und musst Dich wirklich nicht entschuldigen ... es geht mir auch nicht ums besser wissen oder klugsch***
Das eigentlich Wichtige daran ist, dass uns allen bewußt wird, wie sehr es - gerade bei der Diskussion um die ADHS - auf die richtige Wortwahl ankommt.

Sagt man die Wörter "ADHS" und "Ritalin" (am besten noch in Kombination mit "ruhigstellen", "vollpumpen" oder "Drogen" ), hat JEDER SOFORT eine ganz eindeutige Meinung dazu. Alle kennen sich aus, alle sind Experten, jeder kennt zumindest einen, der einen kennt, bei dem das Kind das hat.
"DAS ADHS" ist dann eine Modekrankheit, die Eltern sind alle erziehungsunfähig und faul und stellen ihre Kinder mit bösen Drogen ruhig. Den Kindern gehört zuerst das Handy abgenommen und dann müssen alle nur mehr auf den Fußballplatz oder am besten auf die Alm ... dann wird das schon wieder. Am besten kennen sich interessanterweise übrigens die damit aus, die damit am wenigsten zu tun haben.

Spricht man dagegen von "Reizfilterschwäche", "Impulskontrollstörung", "emotionale Dysregulation" und "Methylphenidat" ... dann werden die Augen plötzlich ganz groß und der Mund bleibt zu ... weil davon versteht keiner was ... DAS steht nämlich nicht in der Yellowpress und das wissen nur Leute, die sich damit beschäftigt haben ... meistens eben Betroffene.

Wenn wir uns und unseren Kindern also einen Gefallen tun wollen, dann sollten wir sehr gut darauf achten, durch unsere Wortwahl die allgemeinen Vorurteile nicht noch weiter zu befeuern.

Zitat
Ich arbeite im Vorschulbereich und hatte vorher nur die Meinung, dass ADHS mit richtiger "Führung" gut zu händeln ist. Bisher hat das bei uns in der Einrichtung auch so geklappt. Umso mehr frustriert es mich eben, dass es in der Schule dann NICHT klappt.


Bevor unsere eigenen Kinder die Diagnose bekamen, dachten wir wahrscheinlich alle, dass ADHS sowieso immer nur "die anderen" haben, und dass das schon in den Griff zu kriegen ist, wenn man sich nur genug und in der richtigen Art und Weise um die Kinder bemüht.

Und ja, in vielen Fällen mag es tatsächlich zutreffen, dass unsere Kinder im Vorschulbereich unter klaren, verläßlichen Bedingungen noch gut mitlaufen können und nicht (oder nur wenig) auffallen. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass eine ADHS - Diagnostik im Allgemeinen erst ab 6 Jahren durchgeführt wird.
In der Schule steigen aber die Anforderungen an Selbständigkeit, "Wohlverhalten" und Konzentration deutlich an. Unsere Kinder fallen dementsprechend schneller und öfter auf, bekommen entsprechend mehr Kritik, können nicht lange Schritt halten. Mit den HA wachsen auch am Nachmittag zu Hause die Anforderungen und das Konfliktpotenzial.
Es ist sicher kein Zufall, dass die Probleme oft erst mit dem Schuleintritt deutlich zu Tage treten.

Zitat
Vermutlich haben meine Bekannten zu früh aufgegeben.
Allerdings war da evtl. auch nicht die richtige Dosierung oder kein retard oder was auch immer eingestellt.


Siehst Du ... und genau diese Halbwahrheiten sind es dann, die die gängigen Vorurteile immer wieder neu anfeuern und am Leben halten.
"Pille rein, Kind funktioniert" ... ganz so einfach, wie es die Presse immer gerne darstellt, ist es dann im echten Leben eben doch nicht. Sonst wären MPH - Medikamente frei verkäuflich und es bräuchte keine Fachärzte, die die medikamentöse Behandlung dauerhaft begleiten.

Ja, vermutlich ist bei deinen Bekannten "was auch immer" noch nicht optimal und richtig gelaufen. Dann sollten sie aber auch so ehrlich sein, das auch so zu benennen ... oder vielleicht besser nichts dazu sagen. Dann aber eine abgebrochene Behandlung und eine nicht optimal eingestellte Medikation als Maßstab für andere hinzustellen und beides negativ abzuwerten, malt ein ganz falsches Bild, schürt Vorurteile und verunsichert andere Betroffene. Das ist nicht fair.
Deshalb bei solchen Negativberichten bitte immer ganz genau aufpassen, hinhören und ruhig auch mal kritisch nachfragen. Dann relativiert sich vieles ganz schnell.

Wenn Du Dich hier durch´s Forum liest, wirst Du viele Beiträge finden, in denen die Eltern einer medikamentösen Behandlung erst mit viel Skepsis und oft diffusen Ängsten gegenüber standen ... aber nur sehr wenige (spontan wüsste ich keinen einzigen), bei dem die eingeleitete Medikation im Nachhinein nicht als hilfreich und positiv bewertet wird. Manchmal erfordert die Einstellung ein wenig Geduld ... am Ende profitieren aber in der Regel alle Beteiligten. Dem Kind geht es besser und die Mütter sind froh, endlich eine wirkungsvolle Hilfe für ihr Kind gefunden zu haben.

Zitat
wir werden uns schon darauf einlassen, wenn wir die Empfehlung für Medikamente bekommen.
Ich hoffe einfach mal, dass es bei uns besser läuft.


Dann bin ich gespannt, wie es weitergeht und drücke euch die Daumen! Wir würden uns freuen, wenn Du uns von Euren weiteren Erfahrungen berichtest.

Lg
lupa

Earth is flat, pigs can fly and ADHD doesn't exist..

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