Nerven wie Drahtseile

  • Seite 7 von 11
25.01.2017 15:09
avatar  Zottel
#61
avatar

Zitat
Habe dann hin- und her überlegt, wie ich dem Kind beibringen kann wer Kuchen und wer Krümel ist.



Das weiß er ja. Er akzeptiert es nur nicht

Ignoriere die Whatsapp. Mach kein Fass deshalb auf.
Keine Bühne ==> kein Auftritt .


 Antworten

 Beitrag melden
25.01.2017 15:13
#62
avatar

Uff! Wie alt ist der Zwerg? Elf? Boah ey!

Also, ich gehöre ja zu denen, die immer und immer wieder predigen, dass die Strafe zwingend mit dem Vergehen zu tun haben muss - wenn nicht, ist es Schikane, keine Strafe. Außerdem wiederhole ich gebetsmühlenartig, dass man ein Kind mit ADHS nicht durch Strafen erziehen kann - sondern nur durch Störungsbild-Kenntnisse und - damit eng verbunden - die Anwendung des Wissens über die neurobiologische Andersartigkeit der Informationsverarbeitung in einem ADHS-Gehirn und eine dem entsprechende EIGENE Verhaltensweise.

Zu erwarten, dass das Kind sein Verhalten ändert, ist ein aussichtsloses Unterfangen. Das Kind "re-agiert" nur ... unangemessen, gewiss, doch es hat nun mal andere Prioritäten als Mama. Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst, denn ich kenne die persönlichen und familiären Umstände nicht, die man hier unbedingt berücksichtigen muss. Was ich machen kann, ist, hier ein paar Grundsätze zu schildern, die in der Erziehung von Kindern mit ADHS hilfreich sein können. Was für dich passt, musst du selbst auswählen.

Nimm dem Kind die Bühne weg - Reagiere nicht per WhatsApp auf seine Angriffe, auch nicht persönlich (machst du ja), und vor allem nicht jetzt.

Trenne das akute Vergehen und die Diskussion darüber zeitlich und räumlich - Nach angemessener Zeit (musst du selbst beurteilen, wann das ist) kannst du das Thema von dir aus (mit ruhiger, gesenkter Stimme) ansprechen. Nicht diskutieren. Nicht nach dem Warum fragen. Nicht fragen, was er damit erreichen will. Nur sagen, was genau an seinem Verhalten nicht tolerierbar ist und warum, und auf gar keinen Fall ins Monologisieren kommen.

Biete eine für beide akzeptable Lösung an - Er sollte das Tablet zurückbekommen und bereit sein, das Tablet auszuschalten, wenn der vereinbarte Zeitpunkt da ist. Diesen Zeitpunkt soll er erst mal selbst vorschlagen. Seinen Vorschlag kannst du annehmen oder ändern.

Erkunde seinen (tatsächlichen!) Willen - Sofern noch kein Frieden eingekehrt ist, frage, ob genau das (Schilderung mit deinen Worten) sein eigener tatsächlicher Wille ist. Schritt zwei: Frage, ob er meint, dass das so richtig ist.


Biete Hilfe an - Wenn Sohni meint, sein Willen sei nun doch ein anderer, lasse dich darauf ein.

Lass ihn Eigenverantwortung ausprobieren - Jedes Verhalten hat Konsequenzen, in erster Linie natürliche Konsequenzen. Wenn "Service" nicht gewünscht wird, stelle ihn ein (Wäsche, Ordnung machen, Fahrdienste, WLAN ...). Allerdings ist hier eklatant wichtig, erstens anzukündigen, dass du einen bestimmten Service nicht mehr leistest, zweitens einzufordern, dass das vereinbarte Verhalten jetzt gefordert ist und drittens, bei Nichtbeachtung die (natürliche) Konsequenz eintreten zu lassen (und das NICHT diskutieren!).

Meine Meinung? Wenn das mit dem Elterntraining auf dem Feldberg nicht klappt, buche in Eigeninitiative das beste ADHS-Elterntraining, das du kriegen kannst.

Viel Erfolg wünscht
Susanne

Was wir brauchen sind ein paar Verrückte; denn seht nur, wohin uns die Normalen gebracht haben. (George Bernard Shaw)

 Antworten

 Beitrag melden
25.01.2017 15:14
#63
avatar

Zitat von Zottel im Beitrag #61
Ignoriere die Whatsapp. Mach kein Fass deshalb auf.
Keine Bühne ==> kein Auftritt

Zottel, wie machst du das nur, ein so komplexes Thema in dieser Kürze auf den Punkt zu bringen? Chapeau!

Was wir brauchen sind ein paar Verrückte; denn seht nur, wohin uns die Normalen gebracht haben. (George Bernard Shaw)

 Antworten

 Beitrag melden
25.01.2017 15:43
avatar  Zottel
#64
avatar

Zitat
Zottel, wie machst du das nur, ein so komplexes Thema in dieser Kürze auf den Punkt zu bringen? Chapeau!



Danke für die Blumen

Tja, aus Erfahrung gelernt

Nur hatte ich es da eindeutig leichter! Sohni hat erst Ende Klasse 8 ein Smartphone bekommen und selbst wenn er
schon früher eines gehabt hätte, hätte es nix genutzt. Sohnis Eltern haben sich nämlich auch erst Ende Klasse 8
ein Smartphone zugelegt. Kein Tag zu spät .

So war es eindeutig einfacher Sohni die Bühne zu entziehen. Auf die Idee zu simsen ist er net gekommen. SMS waren
bei seinem Handy nicht kostenlos... da ist er eindeutig zu knausrig

Grinsegrüße


 Antworten

 Beitrag melden
25.01.2017 16:04 (zuletzt bearbeitet: 25.01.2017 16:12)
avatar  Zottel
#65
avatar

Zitat
Lass ihn Eigenverantwortung ausprobieren - Jedes Verhalten hat Konsequenzen, in erster Linie natürliche Konsequenzen. Wenn "Service" nicht gewünscht wird, stelle ihn ein (Wäsche, Ordnung machen, Fahrdienste, WLAN ...). Allerdings ist hier eklatant wichtig, erstens anzukündigen, dass du einen bestimmten Service nicht mehr leistest, zweitens einzufordern, dass das vereinbarte Verhalten jetzt gefordert ist und drittens, bei Nichtbeachtung die (natürliche) Konsequenz eintreten zu lassen (und das NICHT diskutieren!).



Ich habe das tatsächlich einmal durchgezogen. Ich meine ich habe tatsächlich einmal meine sämtlichen "Dienste" eingestellt.
Aber mein Sohni war damals bereits 13 Jahre alt UND es wurde zuvor mehrmals und auch sehr deutlich
angekündigt... genau so, wie Susanne es oben beschreibt.

Wenn Du nun Deine Dienste "einfach so" einstellst, wirst Du vermutlich nur eines erreichen: er wetzt die Messer.
Auf Einsicht kannst Du da lange warten... Du machst nur ein zusätzliches Fass auf.

Alles was Du ankündigst musst Du auch durchziehen (können). Ansonsten nimmt er Dich nimmer ernst.


 Antworten

 Beitrag melden
26.01.2017 10:06
avatar  Gemiko
#66
avatar

Danke Zottel, danke Susanne und Hallo @all

ich glaube, ihr habt mich miss(t)verstanden. Das Autoritätsproblem hat Sohni schon lange, gepaart mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn der sich in seinem Kopf natürlich dahin manifestiert, dass ihm nur Gerechtigkeit widerfährt wenn es nach seinem Gusto geht. Er hat also schon oft eingefordert in Ruhe gelassen zu werden, seine Ansprüche bedingungslos zu erfüllen und ihn nicht mit Pflichten zu belästigen . Meine Angebot, eben dann auch haushaltsnahe Dienstleistungen einzustellen, hat er mit "mach doch, brauch ich nicht" quittiert.

Insofern hab ich meine Ankündigung sofort (nach Susanne) Geschehnisnah umgesetzt.
Eine Plattform hat er auch nicht bekommen, seine whatsapp-Nachrichten habe ich komplett ignoriert und nach dem 3. seiner 15 penetranten Anrufversuche, das Handy abgeschaltet. Meine Ansage wurde dann unmittelbar nach dem Eintreffen zu Hause mündlich und in ruhigem Ton bekannt gegeben. Er hat es registriert und sich getrollt. Seitdem herrscht Funkstille. Er geht ohne Frühstück aus dem Haus, hat zwei Tage nicht geduscht und bedient sich am Kühlschrank. Ob er die "Messer wetzt" kann ich nicht genau sagen, heute Morgen kam jedenfalls auch per whatsapp ein kurzes "Moin". Ich werte das als vorsichtige Kontaktaufnahme. Mehr erstmal nicht. Und auch darauf hab ich nicht reagiert.

Ich muss das jetzt durchziehen, sonst mach ich mich, wie Zottel sagt, unglaubwürdig.
Und ja, ein Elterntraining brauch ich unbedingt. Vorerst muss es ein Pubertätselterntraining, das bei uns in der Stadt nächsten Monat an der Uni angeboten wird, auch tun. Die Anmeldung ist raus.

PS: Mein Mann, den ich ob seiner Spätschicht nur per Handy informiert hatte, schrieb einen interessanten Satz zurück "du fühlst dich als Siegerin, das ist A..... schon längst im Ziel"

Gruß Gemiko


 Antworten

 Beitrag melden
26.01.2017 10:33
avatar  smilla
#67
avatar

Ich habe die gleiche Frage wie Susanne, liebe Gemiko: Wie alt ist Dein Sohn?


LG, smilla


 Antworten

 Beitrag melden
26.01.2017 11:08
avatar  Gemiko
#68
avatar

Oooh Smilla, der ist 11, wird im Mai 12 - hatte ich schon mehrfach erwähnt und deshalb prompt überlesen.


 Antworten

 Beitrag melden
26.01.2017 14:44
avatar  smilla
#69
avatar

Ich habe es ja auch überlesen...


 Antworten

 Beitrag melden
26.01.2017 17:45
#70
avatar

Zitat von Gemiko im Beitrag #66
Vorerst muss es ein Pubertätselterntraining, das bei uns in der Stadt nächsten Monat an der Uni angeboten wird, auch tun.

Das wird dich vermutlich nicht arg viel weiterbringen, weil es die Neurodiversität bei ADHS nicht berücksichtigt. Hmmm, 2016 ist um. Ich werde wohl mal die neuen Termine fürs ETKJ in den Kalender eintragen müssen .

Was wir brauchen sind ein paar Verrückte; denn seht nur, wohin uns die Normalen gebracht haben. (George Bernard Shaw)

 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!