Vorstellung

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07.07.2019 16:50 (zuletzt bearbeitet: 07.07.2019 23:18)
#1
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Hallo,
ich habe mich jetzt dazu entschlossen diesem Forum beizutreten und hoffe auf viel Unterstützung, die ich dann sicher irgendwann an andere weiter geben kann.
Zu meiner eigenen Situation: Ich selbst habe ADHS und wurde erst jetzt mit 47 Diagnostiziert. Ich habe den Test aufgrund meines 9 jährigen Sohnes gemacht.

Ich bin leider sehr viel allein, da mein Mann in Projekten unterwegs ist und kann daher und aufgrund meines kleinen vier jährigen Sohnes nicht an einer Selbsthilfegruppe teilnehmen. Die nächste ist ca. eine halbe bis dreiviertel Stunde Fahrtzeit entfernt.

Jetzt zu dem wesentlichen, meinem großen Sohn:
Schon mit 18 Monaten viel den Erziehern in der Krippe die große Zappeligkeit und das schlechte Konzentrationsvermögen auf, gleichzeitig aber der damals schon vorhandene enorme Wortschatz. Naja, da tut man ja noch nichts, ist ja ein Kleinkind. Mit 2 Jahren und 6 Monaten hat mir die Krippe erzählt, er sitzt alles aus und lässt sich überhaupt nicht darübe belehren, was er so alles falsch macht. Weiterhin wissen sie inzwischen auch nicht mehr, wie sie ihn beschäftigen sollen, da er alles dort überhaupt nicht mehr interessant findet und eigentlich aus der Krippe rausgewachsen ist. Aber es war gerade Schuljahreswechsel und im Kindergarten dort war noch kein Platz. Zudem hätten sie es versucht, aber er hätte nur geweint. Ohne Eingewöhnung und Bezugsperson? Kein Wunder!

Mit knapp drei Jahren ist er unterjährig zu einem Montessori Kindergarten gewechselt. Halbe Zeit Montessori, halbe Zeit Wald, perfektes Konzept aus meiner Sicht. Er fühlte sich sichtbar wohl, da alles gefördert wurde, was ihm guttat, der Motorik genauso wie der Kopf im Umfangreichen Maße. Aber auch dort dauerte es keine sechs Wochen wo mir von seiner Zappeligkeit, Unkooperativität und Unkonzentriertheit erzählt wurde. Dies zog sich sehr lange durch. Auch seine Motorik war wohl sehr schlecht und er war in allem seeeehr langsam.

Mit vier Jahren haben wir ihn im SPZ vorgestellt. Es gab Gespräche und einen Intelligenztest. Festgestellt wurde im Verbalteil eine Hochbegabung und im Verarbeitsungsteil und der Arbeitsgeschwindigkeit nahe an der Behindertengrenze. Es wurde eine Wahrnehmungsstörung diagnostiziert. Er hat eine Psychomotorische Therapie erhalten und einen extra Schwimmkurs im SPZ in der eigentlich nur behinderte Kinder waren.

Mit fünf Jahren hat er dann für 1,5 Jahre eine Ergotherapie erhalten. In dieser Montessori-Einrichtung kamen die 5 Jährigen als Vorschüler mit in die Schulklasse, das war üblich. Die Lehrerin sagte, wie müssen aufpassen, dass er kein Underachiever wird. Er hätte ein sehr hohes Potential, kann aber fast gar nichts davon nutzen.

Mit gerade 6 Jahren haben wir uns dann an die Diagnostigk gewagt und ihm wurde ADHS bescheinigt. Wir suchten eine Zweitmeinung, die diese Diagnose bestätigte. Die beiden Intelligenztests wurden als Gesamt IQ Zusammengefasst auf knapp 100. Eigentlich stört mich da nicht so sehr, aber wir wissen, dass er viel mehr kann als durchschnittlich. Naja, wir dachten es zumindest sehr überzeugt bis heute, zumal auch andere Eltern, die diesen Sohn kennen von Hochbegabung oder sehr hoher Intelligenz sprechen. Und er war auch für zwei Jahre in Kursen im Hochbegabtenzentrum und die scheinigten aus ihren Erfahrungen auch das hohe Potenzial. Leider, leider ist in der Schule nichts davon zu merken.

Der Junge ist auf einer Montessori-Schule. Am Ende der 1. Klasse erfahren wir, dass er trotz der Fähigkeiten, bis mindestens 20 eher bis 100 Rechnen, sehr gut lesen ( er konnte schon als 5 jähriger lesen und die ersten Sätze und leichte Bücher vom Sinn her erfassen) zu können und seiner schon damals umfangreichen Kenntnisse in Sachkunde, die erste Klasse nicht geschafft hat. Naja, wir fanden es sehr merkwürdig, aber so schlimm fanden wir es nicht.
Dann am Ende der 2. Klasse, er konnte bereits das 1*1 und die Division, Lesen wurde ja immer besser uns besser und auch sonst fast alles, hat er auch die 2. Klasse nicht geschafft. Er blieb ein Jahr länger in der sogenannten flexiblen Eingangsstufe.
Nach dem 2. mal nicht schaffen, haben wir uns endlich für die Medikation entschieden. Das Hauptargument ist immer noch die unendliche Laaaangsamkeit und seiner sehr großen Schreibschwierigkeiten. Letzten Jahr der drei Jahre Einführungsphase hat er sich intensiv mit Schreibschrift beschäftigt. Er kann inzwischen im normalen Tempo schreiben, wenn man ihn einfach läßt aber eben mit extrem vielen Fehlern. Aber er kann immer noch alle Aufgaben sehr laaaangsam und die Rechtschreibung ist für Ende 2. Klasse knapp durchschnittlich. Dafür kann er in Sachkunde extrem viel, und Rechnet gerade die große Division, schriftliche Addition, Subtraktion, Multiplikation beherrscht er weitgehend. Aus in der Geometrie kann er sehr viel, Winkel waren gerade Thema Primzahlen, Bruchrechnen hat er bereits geschafft usw. Und trotzdem ist er gerade mit ach und krach in die 3. Klasse gekommen.

Nun üben wir sehr viel Diktate und strukturiert an der Automatisierung der Rechtschreibregeln. Wenn ich ihn Übungen zu diesem Thema machen lasse, sind sie alle immer richtig, aber im eigenen Text und Diktat kann er diese noch nicht umsetzen. Also verstanden, aber lange nicht automatisiert. Ich gehe dafür extra einen Kurs für LRS mit ihm durch.

Achja, das Sozialverhalten ist übrigends extrem gut. Er ist träger der Klasse, ein Vorbild und sehr hilfsbereit, wird wohl in der Schule immer höflicher und hat viele Freunde. Daher, ein Verhaltensproblem haben wir nicht wirklich. Seit der Medikation gar keine mehr, vorher waren Regeln etwas schwer für ihn einzuhalten. Zu Hause ist er sehr anstrengend, aber am Ende gerade noch so erträglich.

Für mich persönlich wäre es schön, wenn er nicht mehr alles kaputt machen würde, wenn er sich morgens statt zwei Stunden mal in 10 Minuten anziehen würde. Abends habe ich wenige Probleme. Irgendwie habe ich es zumindest in den meisten Situationen geschafft sehr konsequent zu sein und vor allem Regelmäßige Strukturen zu schaffen. Aber eben nur mit sehr großer Anstrengung. Ich selbst vergesse vieles und kann daher nur in ganz wenigen aber doch den aller wichtigsten Situationen diese Struktur schaffen. Dies war aber schon von Baby auf notwendig, weil alles andere tödlich für das Kind geendet hätte. Es war halt mein Weg doch mit dem Baby und Kleinkind klar zu kommen und das hat sich echt gelohnt.

Hausaufgaben sind im Montessori-Konzept genauso wenig vorgesehen wie Klausuren, Tests usw. Eigentlich gut, aber mir fehlt daher die Möglichkeit, jederzeit den Stand meines Kindes zu sehen und ich bin sehr abhängig von der Lehrerin die mir nur halbjährlich den Stand sagen möchte und das auch nur sehr wenig. Auf die Frage hin wie er denn in Mathematik und Sachkunde steht, konnte sie nicht antworten, sie sei abhängig von den schriftlichen Arbeiten die er täglich liefert, und die gibt es in keiner nennenswerten Anzahl. Also blieb sie bei sehr laaaangsam und bei der schlechten Rechtschreibung und dass er die Dinge, die er im Kopf hat, in keinem Fach zu Papier bringen kann.

Nun haben wir uns für einen Schulwechsel entschieden. Nur wohin? Laut der Lehrerin schafft er auf keinen Fall die Regelschule weil er dort nicht die Zeit bekommt, die er benötigt. Aber bei ihr ja auch nicht, da er ja offenbar viel zu wenig tut. Er wird dort nicht täglich angehalten bestimmte Aufgaben zu erledigen. Die Lehrerin macht Diktate, aber ob er sie hinter her korrigiert oder nicht, wen kümmerts. Ob er die Rechtschreibbox einmal macht oder sehr oft um dies auch automatisieren zu können, wen kümmerts? Usw. Ab in die Sonderschule, so denken wir schon inzwischen. Leider.


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07.07.2019 17:48
#2
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Hi Wirrkopf,

sei erst mal herzlich willkommen in unserem Forum!

Erst mal nur im Telegrammstil - bei mir geht gerade nicht mehr. Das, was du schilderst, ist keine typische ADHS und eine ADHS alleine kann es nicht sein. Da ist noch mehr. Was genau, kann ich dir nicht sagen; ich muss dein Thema erst noch ein paarmal lesen.

Montessori - ich weiß nicht genug darüber, um hier irgendetwas beurteilen zu können. Es liest sich oberflächlich aber so, als ob es möglicherweise deinem Sohn gut tut, von einer Annäherung an die Regelschule ist er aber weit entfernt. Das erste, was mir dazu einfällt, ist Schulbegleiter. Aber dazu reicht eine ADHS-Diagnose nicht aus. Doch siehe oben: Da ist noch mehr.

Bis dann, man liest sich ...

Lesen gefährdet die Dummheit


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07.07.2019 19:02 (zuletzt bearbeitet: 07.07.2019 19:04)
avatar  FaVe
#3
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Hallo !

Herzlich Willkommen!

Das Thema , welche Schule für mein ADHS Kind ist sehr komplex, man merkt es schon an Deiner Vorstellung: einiges passt auf eurer Schule, einiges nicht.

Ich versuche mal ein paar andere Aspekte aufzugreifen, die uns auch interessieren, um aus unserer Erfahrung schreiben zu können:

1) Medikamente

Zitat
haben wir uns endlich für die Medikation entschieden.

Was bekommt er, welche Dosierung und wann ? Denn

Zitat

Zitat
wenn er sich morgens statt zwei Stunden mal in 10 Minuten anziehen würde



Und auch das immer noch sehr langsame Arbeitstempo lassen mich stutzen. Aus unseren Kindern werden keine Schnellarbeiter, aber meiner Erfahrung nach ist zumindest eine Besserung zu erwarten.

2) Nicht bestehen der 1. und 2. Klasse: Wenn er doch den Stoff beherrscht, wie du schreibst, woran machen sie es fest oder was beherrscht er nicht? Wenn ich dich richtig verstehen, soll es keine benoteten Tests geben, aber in der Montessourischule soll täglich etwas schriftlich erarbeitet werden, das bewertet wird?

3) Schade, dass die Lehrerin nur so selten bereit ist, dir Rückmeldungen zu geben. Weiß sie von dem LRS Kurs?

4) Ganz toll ist übrigens, dass er im Sozailverhalten so vorbildlich ist: da kenne wir leider ganz andere Erzählungen. Zu Hause anstrengen: einerseits benehmen sich Kinder zu Hause im geschützen privaten Umfeld immer anders als draußen, leben das aus, was sie in der Schule im Bemühen um gutes Benehmen vielleicht unterdrückt haben. Außerdem ist hier auch nochmal die Frage zu stellen, ob vielleicht auch die Wirkung der Medikamente aufhört? Wie lange geht denn die Schule?

5)

Zitat
wenn er nicht mehr alles kaputt machen würde

Was geht wobei kaputt? Bewußt mit Vorsatz oder versehentlich oder aus Wut oder Frust?

Schade, dass es Dir im Moment familiär nicht so einfach möglich ist, eine Selbsthilfegruppe zu besuchen: im direkten Kontakt klärt sich vieles einfacher als hier mit Post und Rückpost. Die Teilnehmer und Leiter kennen sich auch meistens gut aus, was regionale Schulen, Ärzte, Hilfen, Therapuuten etc. betrifft. Vielleicht mal mit Babysitter?

Schön, dass du zu uns gefunden hast, Mit Diagnose, Medikamenten, Testung, LRS Kurs und einer Diagnose für Dich seit ihr schon auf einem guten Weg!! Da habt ihr schon vieles geleistet.

Grüße FaVe

Wenn Plan A nicht funktioniert ... kein Problem, das Alphabet hat noch 25 andere Buchstaben!


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07.07.2019 21:11 (zuletzt bearbeitet: 08.07.2019 06:26)
#4
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Hallo FaVe,
mein Sohn bekommt 20mg Methyl... retard, eine Tablette.
Da die Schule 8 Stunden geht, von 08:00 bis 16:00 bekommt er diese kurz vor 8, bevor er losgeht. Er wiegt niedliche 26 kg. Weder vor der Schule noch nach der Schule bekommt er das Medikament, noch in den Ferien oder am Wochenende.

Da er sich bei anderen immer super benehmen kann, haben wir nur zu Hause etwas Probleme. Unser kleiner ist auch ein richtiger Wirbelwind, so dass wir unsere gemeinsame Zeit sehr häufig im Wald, im Schwimmbad oder in irgendwelchen Museen oder anderen Sehenswürdigkeiten verbringen. Ein Faultag, eher selten, aber schon auch. Meine beiden sind nun mal draußen aktiv oder drinnen intensiv geistig gebunden am erträglichsten. der Große bockt viel rum und macht oft sehr ungern bis gar nicht was er tun soll. Aber er hat auch super helle und gute Tage, da läuft alles wie am Schnürchen. So hätte ich es gern immer. Ich habe zwei sehr akive, kreative und immer fröhliche Kinder, die sehr viel Spaß machen, aber eben auch immer einen sehr starken eigenen Kopf haben und extrem selbständig sind. So sehe ich das bisher immer.

Naja, das morgendliche Anziehen, nervt schon sehr, da beide auch im Haushalt mithelfen müssen weil ich nicht alles allein hinbekomme und weil ich persönlich es wichtig finde, dass jeder zum Haushalt in seinem Können beiträgt. Und das ewige hinterher räumen bin ich auch leid. Da ich aber selbst nicht sehr ordentlich bin und es mir selbst extrem schwer fällt mich an irgendwelche festen Pläne zu halten, schere ich mich da eher wenig drum. Wenn dann aber sehr konsequent und auch mit täglicher Erinnerung und Konzquenzen androhen. Mein kleiner hat schon mit zwei verstanden, wenn ich fege, dann sollte nichts auf dem Boden liegen, sonst ist es Müll. Der räumt fleißig weg. Der Große dagegen wartet bis ich es weggeworfen habe (nach vielen Ankündigungen und schon oft ausgeführt) um mich dann auszuschimpfen, dass ich sogar sein Lieblingsspielzeug weggeworfen habe. Es ist schon extrem, aber davor sind schon extrem viele Aufforderungen erfolgt. Und ich kann nicht die ganze Zeit neben meinem Großen stehen, ich habe noch einen kleinen.

Nicht zu vergessen, die täglichen Streits über viele Dinge, meist Ordnung, nicht den Bruder zu sehr traktieren und auch ich möchte nicht gern zum Krüppel werden. Er zappelt sehr viel und das mit Vorliebe auf anderen Leuten (natürlich Mama, Papa und Bruder) drauf. Da passieren viele Unfälle. Es werden oft Türen oder andere Dinge beschädigt, aus Wut aber auch sehr häufig aus Tolpatschigkeit. Nur leider leider bin ich ja nicht wirklich viel besser. Meinen Mann regt dieser Part und der Part mit der Ordnung sehr auf.

Das nicht bestehen der 1. und 2. Klasse lesen sie aus der Anzahl der Arbeiten, die täglich zu Papier gebracht werden, so dass die Lehrer die Ergebnisse überprüfen können. Er kann z.B. an einem Blatt mit 10 Plus Aufgaben einen Vormittag sitzen ohne was anderes zu tun. Nun muss man dazu sagen, dass in dieser Schule viel mit Materialien gearbeitet wird. D.h. Perlen und andere Dinge holen, diese zählen sortieren usw. Aufgabe und Ergebnis aufschreiben, Perlen wieder zurücksortieren und die neue Aufgabe legen. Dies dauerte bei ihm schon immer sehr viel länger als bei normalen Kindern. Und das im konzentrierten Zustand, da er leicht den Überblick verliert sobald mehr als drei Teile vorhanden sind.
Dann noch die enormen Schwierigkeiten, die er hatte, überhaupt das Schreiben zu lernen. Allerdings hat er auch nicht freiwillig viel geübt. Während alle anderen fleißig täglich lange ihre Schreibübungen machten, konnte man froh sein, wenn er mal 10 Minuten am Tag etwas geschrieben hatte. Die Lehrerin war da nicht stark genug hinterher. Das wäre vom Montessori-Konzept abgewichen. Im 5. Halbjahr hat er sich dann ja intensiv mit dem Schreibenlernen beschäftigt. Aber nicht intensiv genug mit der Rechtschreibung. Er macht wenig freiwillig intensiv, wenn er es nicht sofort kann und die Lehrer sagen, er braucht halt mehr Zeit. Was er im Kopf hat ist in dieser Schule wenig wichtig, nur was geschrieben dasteht. Auf der anderen Seite, in der höheren Schule ist es ja gar nicht anders. Und wenn er nichts schafft selbst aufzuschreiben, dann kann er offiziell auch nichts.

Nein, die Lehrerin weiß nichts von dem LRS Kurs. Ich habe mich gerade erste letzten Montag dazu entschieden und die Materialien dazu gekauft. Da er ja super lesen kann denke ich auch nicht an eine Lerntherapie, zumal ich sie selbst zahlen muss und mein Mann nicht dazu bereit ist. Aber ich habe das Konzept des Kurses verstanden und kann es so mit ihm durcharbeiten. Ich hoffe es bringt Verbesserung. Wenn auch nur durch das gezwungene tägliche Schreiben, so dass das Schreiben an sich keine Mühe mehr macht. Ich gehe nicht davon aus, dass er nach den Ferien schon alles kann, sondern dass es noch ein Schuljahr intensives Training braucht. Aber mit den Arbeiten an sich wird er ja nicht wirklich schneller fertig. Und was am meisten interessiert, wie kann er lernen einen Brief zu schreiben, eine Aufsatz, eine Geschichte oder auch nur die Karten für ein Referat oder auch nur die Textaufgaben in Mathematik, die er wohl sehr gut versteht und auch sofort richtige Lösungen findet. Steht im Zeugnis.

Ich selbst muss leider auch noch viel leisten. Ich war Softwareentwicklerin und Technische Leiterin mit viel Spaß und Freude. Nun musste ich wegen meines ersten sehr schwierigen Kindes drei Jahre Elternzeit nehmen und verlor ein Jahr nach Wiedereinstieg meinen Job, weil kein Kunde mich ohne vorherige Projekte wollte. Dann wurde ich mit dem zweiten Schwanger, das wieder sehr schwierig war im Schlaf, ich habe praktisch fast vier Jahre nicht geschlafen. Ich war also 8 Jahre raus.
Letztes Jahr haben wir eine GmbH gegründet. Den geschäftlichen Teil meiner Aufgaben meister ich sehr gut, aber den Teil mit der Softwareentwicklung schaffe ich nicht so, wie die Ansprüche meines Mannes sind. Ich kann zwar immer noch alles, was ich vor 8 Jahren konnte, und habe auch schon viel neues gelernt, aber mein Mann möchte, dass ich mich in 100 schweren Themen einarbeite und professionelle Industriestandards einhalte, die ich auch vorher nicht gelernt hatte.

So versuche ich mich durch alles durch zu beißen und wundere mich, dass ich kaum ein Thema schaffe. Aber das Verständnis ist definitiv nicht das Problem. Und gleichzeitig das Arbeiten mit meinem Großen, und der kleine wird gerade auch nicht einfacher, sondern eher schwieriger. Es macht mir sehr viel Spaß und ich möchte e genauso,aber auch ich benötige sehrviel Zeit nees zu lernen, wenn ich es autodidaktisch komplettohne Austuasch mit anderen tun muss. Zudem man für die Erarbeitung von Konzepten, Anforderungen, Architekturen und das Grungerüst des Programmes sehr strukturiert arbeiten muss. Das kann ich kaum.



Viele Grüße
Wirrkopf


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07.07.2019 21:50 (zuletzt bearbeitet: 08.07.2019 23:05)
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#5
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Hallo Wirrkopf,

auch von mir ein herzliches Willkommen in unserem Forum!


Zitat von SusanneG im Beitrag #2
Montessori - ich weiß nicht genug darüber, um hier irgendetwas beurteilen zu können.


Ich versuch´s mal. Kernpunkte der Montessorischule sind:

- Keine Noten: Es gibt keine Zensuren. Stattdessen regelmäßige Gespräche mit dem Lehrer und zweimal im Jahr einen schriftlichen Bericht zum Leistungsstand.

- Es gibt jahrgangsgemsichte Klassen

- Freiarbeit: das ist DAS charakteristische Element des Montessori - Unterrichts. Die Schüler beschäftigen sich eigenverantwortlich mit selbst gewählten Themen und Lernmaterialien. Dahinter steht die Idee der "sensiblen Phasen", während denen es einem Kind besonders leicht falle, sich mit einem bestimmten Thema zu beschäftigen.

- Kein Frontalunterricht: jedes Kind arbeitet in seinem Tempo und nach seinem Wissensstand ... es findet also praktisch kein einheitlicher Unterricht für die ganze Klasse statt.

Ich habe zwei Kinder mit ADHS - beide mittlerweile schon im Teenageralter. Beide kämpfen, trotz intensiver Unterstützung und Förderung, seit Jahren mit der Schule. Auch das Problem mit der unendlichen Laaaaangsamkeit ist mir bestens bekannt und macht beiden bis heute das Leben schwer.

Es tut mir leid ... aber aus meiner eigenen Erfahrung und vielen Erfahrungen hier aus dem Forum wage ich zu sagen:

Fast alle der oben genannten Charakteristika des Unterrichts an Montessori - Schulen sind Gift für ADHS - Kinder!

Unsere Kinder haben Probleme mit der Selbstorganisation, mit der Handlungsplanung und - ausführung, mit Konzentration und Aufmerksamkeit, sie können verschiedene eintreffende Reize schlecht filtern und priorisieren und verlieren schnell ihr eigentliches Ziel aus den Augen.
Deshalb brauchen sie eine möglichst enge (und gleichzeitig liebevolle) Führung von außen, die ihnen Struktur und Klarheit schafft und ihnen so hilft, "am Ball zu bleiben". Quasi wie Zug und Schiene ... ohne eine saubere Schienenführung gerät der schnellste ICE aus der Spur.

Jahrgangsgemischte Klassen, Freiarbeit bei der jedes Kind zur gleichen Zeit etwas anderes arbeitet und der Verzicht auf Frontalunterricht sind das Gegenteil von Struktur und Klarheit. Schon allein mit der Aufgabe, sich Thema und Lernmaterial selbst auszusuchen, dürften die meisten ADHS - Kinder überfordert sein (oder sie arbeiten gedankenversunken im Hyperfokus am immer gleichen Thema). Die große Auswahl an Möglichkeiten sowie die Gleichzeitigkeit der verschiedenen Dinge, die im Klassenzimmer passieren, überfordern sie. Reizoffen prasselt alles ungefiltert auf sie ein ... alles ist gleich wichtig ... so können sie sich nicht mehr für das Eine entscheiden, zügig und konzentriert voran arbeiten und dabei auch noch das Ziel im Auge behalten.

Unsere Kinder profitieren eindeutig von "weniger ist mehr": sie brauchen kleine Klassen, reizarme Klassenzimmer, einfache, klare Strukturen, deutliche Ansagen, externe Kontrolle und eindeutige Rückmeldung.

Von daher bin ich mir relativ sicher, dass Euer Sohn von dem geplanten Schulwechsel profitieren wird.

Zitat von SusanneG im Beitrag #2
von einer Annäherung an die Regelschule ist er aber weit entfernt.

Das sehe ich genauso.

Zitat von Wirrkopf im Beitrag #1
Ab in die Sonderschule, so denken wir schon inzwischen. Leider.

Warum so negativ? Wäre das denn wirklich so schlimm?
Ich möchte Dich ermutigen, diese Möglichkeit einmal als Chance wahrzunehmen. Die Sonderschulen heißen heute Förderschulen ... nicht ohne Grund. Hier wird Dein Kind von speziell ausgebildeten Fachkräften mit all seinen Stärken und Schwächen wahrgenommen und intensiv und individuell gefördert ... unter Berücksichtigung der Besonderheiten, die er eben mitbringt und in deutlich kleineren Klassen als an der Regelschule.
Sind das nicht genau die Bedingungen, die Du dir von der Einschulung an der Montessori - Schule eigentlich erhofft hattest?
Vielleicht erlaubst Du dir noch einmal in diese Richtung weiterzudenken ... und vereinbarst einfach mal einen Infotermin bei Eurer örtlichen Förderschule. Im persönlichen Gespräch lassen sich sicher viele Fragen, Unsicherheiten und Befürchtungen klären.

Und bei gutem Erfolg steht Euch der Weg zurück an die Regelschule jederzeit offen.

Alles Gute und liebe Grüße

lupa

Earth is flat, pigs can fly and ADHD doesn't exist..


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07.07.2019 22:46 (zuletzt bearbeitet: 08.07.2019 06:19)
#6
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Auf den Homepages der Foerderschulen steht, dass sie die Kinder für das taegliche Leben vorbereiten. Dass gefoerderter Unterricht auf dem Niveau normaler Grundschulen dort stattfindet, halte ich vom Lesen der Homepages her für ausgeschlossen. Auch dass man nach Ende der Grundschule evtl. In die Realschule oder gar auf das Gymnasium gehen kann ist dort nicht im entferntesten Ersichtlich.

Und ich selbst habe vor ueber 30 Jahren die Erfahrung gemacht, wie es ist gerade noch so eine Hauptschulempfehlung zu bekommen, am eigentlichen Problem nichts getan wird, sich aber in der niedrigen Schulform nur extrem zu langweilen.

Und das weiß ich ganz sicher, er braucht trotz seiner enormen Probleme mächtig viel Gehirnfutter. Nicht umsonst liest er sehr viel und auch sehr anspruchsvolle Bücher und sehr viele Sachbuecher. Zu Hause kann ich gerade noch so seinen Wissensdurst stillen, aber nur weil die Montessorischule ihn in seinen Interessensgebieten auf seinem Niveau arbeiten lässt. Eine normale Regelschule deckt dies jetzt schon nicht mehr ab, eine Foerderschule gar nicht. (In erster Linie Geschichte, Erdkunde und Biologie)

Es ist ja nicht so, als ob wir uns nicht damit beschaeftigen.

Mit Medikation ist die Auswahl der Arbeiten kein Problem mehr, er ist im Grunde ein recht selbstaendiges Kind, und er kann wohl inzwischen an seiner Arbeit bleiben, sich besser konzentrieren. Aber es fehlen tatsächlich die Kontrollen und das regelmäßige rueckfuehren zur Arbeit. Er bräuchte jemanden die ganze Zeit neben sich, der sagt, das machst du jetzt, egal ob es spaß macht oder nicht und nicht locker lässt.
Ich weiß dass dies auf unserer Regelschule genauso wenig stattfindet. Dort wird für jeden ein Wochenplan erstellt. Alles was er in der Schule nicht schafft muss am Wochenende nachgeholt werden, plus die täglichen nicht unerheblichen Hausaufgaben und das Lernen fuer Tests. Und es gibt mehr Gruppenarbeiten und nur noch wenig wirklich Frontalunterricht. Davon mal abgesehen, dass bestimmte Geschwindigkeiten erwartet werden, die er nicht erreichen kann und die folgenden Noten sehr deprimieren.

Das sind so ein paar Gedanken die mein Mann und ich uns machen.
Nächstes Schuljahr werden vermutlich auf seiner jetzigen Schule nur 8 bis 10 Kinder sein bei 2,5 Lehrern. Das ist mir aber auch erst heute Abend eingefallen. Allerdings kommen noch 5 Vorschulkinder dazu. Vielleicht gibt es ja einen Weg, auch in dieser Schule einen Wochenplan zu machen, den ich aber mit nach Hause bekomme und selbst kontrollieren kann. Die Lehrerin jedenfalls macht einen, denn die Kinder werden schon in den Arbeiten geführt.


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07.07.2019 22:56
#7
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Ich vergaß zu erwaehnen, dass er ein Talent für Sprachen hat, derzeit leider nur muendlich, auch das Sprachgefuehl in Deutsch ist sehr gut, das Englisch würde ihm in der Foerderschule genauso fehlen wie in der regelgrundschule. In der jetzigen Schule ist Englisch wenig schriftlich, dafür wird oft der Unterricht selbst in Englisch gehalten, es werden sehr einfache Bücher gelesen und eben gesprochen.


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07.07.2019 23:23 (zuletzt bearbeitet: 08.07.2019 06:20)
avatar  lupa
#8
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Hallo Wirrkopf,

aus Gründen der besseren Lesbarkeit habe ich mir erlaubt, in Deine Vorstellungstexte einige zusätzliche Absätze einzufügen. Der Inhalt ist völlig unverändert.

Du hilfst uns, wenn Du zukünftig daran denkst, beim Schreiben mehr Absätze zu machen. Danke!


lupa

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08.07.2019 17:49
avatar  Marge_S
#9
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Hallo Wirrkopf,

ich mache mir gerade mehr Sorgen um dich, als um deine Kinder. Als ob es nicht schon schwierig genug wäre, zwei anstrengende Kinder wie deine beiden zu haben, bist du daneben auch noch berufstätig und dein Ehemann ist dein Chef, ein anspruchsvoller noch dazu. Ich befürchte, das kann sich zu einem unlösbaren Konflikt auswachsen, wenn du alles gleichzeitig nicht mehr auf die Reihe bekommst.

Was die unorthodoxe Entwicklung deines Großen betrifft, so tröstet dich vielleicht der folgende Link:
http://www2.mpq.mpg.de/bec-anschaulich/h...und_jugend.html

Auch meine Kinder haben die Entwicklungsbücher nicht gelesen und waren in ihrer Entwicklung teils weit voraus, teils weit hinterher. Ob Kinder später einmal ein zufriedenes, selbstbestimmtes Leben führen, hängt nicht von ihrem Wohlverhalten oder Schulnoten ab. Im Gegenteil, der Schulstress schafft eher zusätzliche Probleme. Ich will dir jetzt nicht den Rat geben, dich nicht mehr um Schulnoten usw. zu kümmern. Aber meiner Ansicht nach nimmt der Leistungswahn einen viel zu hohen Stellenwert in vielen Köpfen ein. Wo sind die Mütter, die heute sagen: "Kind, es reicht, du hast 2 Stunden über deinen Hausaufgaben gesessen. Klapp die Bücher zu und geh jetzt spielen."

Ich glaube, dein Junge gibt sein Bestes, und er lernt gerade, dass das nicht gut genug ist, weil die Mama unentwegt mit ihm übt. Wie schnell kommt dann der Trugschluss, er sei nicht gut genug genug, minderwertig ...

Ich würde über eine Förderschule ernsthaft nachdenken, Kontakt aufnehmen und mir die Lehrer und die Schule angucken. Wenn dein Sohn tatsächlich eine Inselbegabung hat, wie du schilderst, ist er dort gut aufgehoben, denn die Klassen sind so klein, dass jeder individuell gefördert werden kann. Ich habe ein Kind in der Förderschule gehabt, und dort herrschte ein gutes Arbeitsklima und viel Herzlichkeit.

Liebe Grüße,
Marge


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08.07.2019 20:32
#10
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Hallo Marge,
Mein Mann ist nicht mein Chef. Wir führen unser Unternehmen zu gleichen Teilen mit gleichen Rechten und Pflichten. Ich entscheide also selbst, was ich machen möchte und was nicht. Mein Mann ist halt ein Genie in diesem Fach und hat Visionen, die er gern professionell umgesetzt sehen möchte. Da ich nicht der Visionäre Mensch bin und auch wenig Erfahrung habe möchte ich selbst all diese Dinge lernen und erarbeiten. Es ist mein persönlicher Wunsch, ohne diese Arbeit würde ich wirklich kaputt gehen. Mein Mann fordert so viel, weil er fest von meinen Fähigkeiten überzeugt ist, sieht aber sehr wohl, wie anstrengend es ist.
Bei uns in der Beziehung gibt es tatsächlich derzeit aus meiner Sicht keinen wirklich ungelösten Konflikt. Und wenn doch, dann ist der eher zu Hause zu suchen.

Mit der Foerderschule sieht's nicht so einfach aus. ADHS reicht nicht, und LRS kann durch eine selbst zu zahlende Lerntherapie behandelt werden. Nur wenn die Lehrerin das Hessische Bildungsfoerderzentrum aufruft, und sie eine Foerdernotwendigkeit feststellen, ist ein Wechsel wirklich möglich. Vorher müssen alle Foerdermoeglichkeiten ausgeschoepft sein. Es wurde ja noch nicht mal ein auf meinen Sohn zugeschnittenes intensives Rechtschreibtraining gemacht. Aber das BFZ erstellt Foerderplaene und stellt Hilfen zur Verfügung. Wie genau dies aussieht, keine Ahnung.


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